02
Jul 2010

Flugzeug-Katastrophe: Anschnallen bitte!

Themen: Neues |

plane Dies ist eine wahre Geschichte. Ich wünschte, es wäre nicht so…

Am 12.2.2010 buchte ich über die Abteilung für Pressebuchungen einer bekannten Airline einen Flug für zwei Personen von München nach Hamburg und zurück. Die Bestätigung kam prompt per Email. Einen Namen für die zweite Person konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht angeben, da nicht sicher war, welcher Fotograf mich begleiten würde. Die Bestätigung weist für diesen Fall auf eine Gebühr von 30 Euro hin, wenn die zweite Person nicht binnen zwei Tagen nachgetragen wird. Das Risiko war ich bereit einzugehen.

Am 2.3. kam ich mit dem Fotografen (Nick) um 5.45 Uhr zum Check In der Airline in München. Dort wurde mir mitgeteilt, dass ich wir nochmal zum Ticketschalter müssten, um Nick als zweiten Reisegast eintragen zu lassen. Am Ticketschalter wurde uns dann mitgeteilt, dass wir statt der Gebühr von 30 Euro satte 225 Euro bezahlen müssten.

Begründung: Das Ticket müsse neu ausgestellt werden, und man stelle uns die Differenz zum Tagespreis in Rechnung. Auf meine Aussage, dass das doch wohl kaum sein könne, und auch meine Flugbestätigung nichts dergleichen sage, wurde ich unfreundlich beschieden: „Wollen Sie mit mir diskutieren – oder Ihren Flieger verpassen?“. Mangels Alternativen bezahlte ich den verlangten Preis unter Protest. Die Dame druckte Unterlagen aus, und schickte uns explizit zur Sicherheitsschleuse.

Dort angekommen teilte man uns aber mit, dass es sich noch gar nicht um eingecheckte Tickets handele, und wir NOCHMAL zum Check In müssten. Weil es zeitlich sehr eng wurde, ging ich zum Gate, während Nick wieder zum Check In lief. Dort wurde ihm mitgeteilt, der Ticket Counter habe seine Daten nicht übertragen, also müsse er dorthin. Vom Ticket Counter wurde Nick nach erneuter Bearbeitung wieder zum Check In geschickt, wo man sich nun endlich in der Lage sah, ihn einzuchecken – aufgrund von „Problemen mit dem System“ allerdings nur für den Hinflug. Nick erreichte den Flieger nur noch rennend und unter größten Anstrengungen. Mit 195 Euro Aufpreis zum eigentlichen Ticketpreis.

Und dann war die Maschine kaputt, wir standen zwei Stunden auf dem Rollfeld, und kamen mit einer Ersatzmaschine und drei Stunden Verspätung in Hamburg an, was alle unsere Termine über den Haufen warf.

Den Rest des Tages waren wir zwischen Kiel und Hamburg beschäftigt, alle Meetings im Eiltempo zu absolvieren, um die von der Airline verschuldete Verspätung wieder reinzuholen. Tatsächlich gelang es uns, um 16.00 Uhr in Hamburg wieder am Check In zu sein – 20 Minuten vor Abflug nach München. Die Dame dort warf einen Blick auf unsere Unterlagen, und beschied uns knapp: „Sie (ich) können fliegen – Sie (der Fotograf) müssen sich am Ticket Counter ein neues Ticket für den nächsten Flug holen, weil die Maschine schon zu ist“.

Auf meine Bemerkung, dass es wohl kaum sein könne, dass ich an Bord gehen dürfe, mein zeitgleich anwesender Fotograf aber zu spät sei, meinte sie, sie würde nun niemanden mehr einchecken. Und Nick sei nicht eingecheckt. Wie gesagt: 20 Minuten vor Abflug.

Ich erklärte ihr, dass

  1. wir so spät dran seien, weil die Airline uns am Morgen drei Stunden gekostet hatte, und
  2. dass sich die Airline in München unfähig gezeigt hatte, den Fotografen dort schon einzuchecken.

Ich bekam zu hören, dass ihr das alles egal sei, und ich ja rennen könne, wenn ich (allein) die Maschine erreichen wolle. Ich bat um ihren Namen, weil die Unhöflichkeit und totale Unwilligkeit, auch nur den Versuch von Hilfestellung zu geben, mich völlig verdatterte. Sie weigerte sich, mir ihren Namen zu nennen: „Das muss ich nicht“. Mein Fotograf meinte daraufhin, er könne sie gerne fotografieren, damit wir später belegen könnten, mit wem wir gesprochen haben. Die Dame am Schalter rief daraufhin empört, sie würde dann sofort die Polizei rufen!

Stattdessen rief sie ihre Managerin, die knapp zehn Minuten vor Abflug auftauchte.

Ich erklärte erneut und sehr knapp die Sachlage, die Managerin schrieb augenblicklich einen Passierschein aus, und reichte ihn mir mit den Worten: „Damit kommt ihr Fotograf zum Flieger durch – beeilen Sie sich.“ Als ich meinte, dass ihre Kollegin uns doch seit zehn Minuten vorbete, der Flieger sei geschlossen, behauptete eben jene Kollegin nun: „Das habe ich nie gesagt!“

Uns blieb leider nicht die Zeit, das auszudiskutieren – wir rannten durch den Flughafen zum Gate. Dort angekommen, war die Maschine zwar noch nicht gestartet – aber reingelassen wurden wir nicht mehr. Der Pilot habe mittlerweile die Maschine geschlossen, hieß es – und der Check In habe es leider versäumt, unsere späte Ankunft telefonisch und namentlich anzukündigen. Das sei wohl vergessen worden. Kurz gesagt: Man hatte uns am Check In so lange mit der Behauptung hingehalten, wir seien zu spät dran, bis wir es tatsächlich waren.

Nach all dem Ärger, und der Tatsache, dass wir trotz der von der Airline gemachten Schwierigkeiten rechtzeitig am Gate waren, hob die Maschine ohne uns ab. Wir mussten uns zwei WEITERE Tickets kaufen, und über zwei Stunden am Hamburger Flughafen herum sitzen.

Es war ein Horrortrip, geprägt von unfreundlichen und erstaunlich service-feindlichen Handlungen seitens der Airline, der uns eine Menge Geld, Zeit und Nerven gekostet hat.

Nochmal kurz zusammengefasst:

  • Erneuter Ticketzwang zum deutlich erhöhten Preis wegen fehlender Namensnennung des zweiten Passagiers
  • Totales Chaos beim Ausstellen des neuen Tickets, inklusive der Unfähigkeit, auch für den Rückflug den Check In vorzunehmen
  • Maschinenschaden und dreistündige Verspätung bis Hamburg
  • Verweigerung eines Check Ins in Hamburg, obwohl noch 20 Minuten Zeit bis zum Abflug war
  • Genehmigung des Check Ins erst nach großer Diskussion und Herbeiholung einer Vorgesetzten, keine 10 Minuten vor Abflug
  • Flug verpasst dank Versäumnis (?) der Check In-Angestellten, unsere Namen dem Gate durchzugeben

Dies ist (zu 99%) das Protokoll dieses Tages, das ich für die offizielle Beschwerde aufgeschrieben habe. Wenigstens hat die Redaktion die Kosten für den Ärger übernommen.

Und da wundern die sich, dass Leute Amok laufen…



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Lars
Lars
2. Juli, 2010 19:44

Hast du keine Beschwerde an das Unternehmen geschickt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da noch die Auflösung fehlt…

Mario
2. Juli, 2010 19:45

Na, los, nenn Ross und Reiter, sonst hat das Posting doch gar keinen Sinn! (Ja, mir ist klar, um welche Airline es geht, aber wahrscheinlich dem Rest der Leserschaft nicht.)

Wortvogel
Wortvogel
2. Juli, 2010 19:47

@ Lars: Das habe nicht ich gemacht, sondern die Redaktion.
@ Mario: Ich wünsche, dass der Name hier nicht zählt.

Dr. Acula
2. Juli, 2010 19:56

@Vogel
Naja, negative Publicity bewirkt oft genug wahre Wunder… ich hätte den Namen ausgeschrieben.

Sache an sich – un-glaub-lich. Ich bin eigentlich ein eher ruhiger Zeitgenosse, aber ich glaube, mich hätte man da nur mit Waffengewalt von einem Mord abhalten können.

nomo
2. Juli, 2010 20:02

Ich rate mal, dass es die Gesellschaft ist, bei der Pinkeln im Flugzeug extra kostet und die demnächst Stehflüge anbieten will…

Wortvogel
Wortvogel
2. Juli, 2010 20:04

@ nomo: Bitte die Mutmaßungen unterlassen.

Julian
2. Juli, 2010 20:20

Geil. Könnte so aus “Planes, Trains and Automobiles” übernommen sein. Bis auf die Verspätung wg. tech. Defekts ein absolutes Armutszeugnis für diese Fluglinie…

Daniel
Daniel
2. Juli, 2010 20:47

Kann mir mal jemand das mit dem Presserecht erklären? Darf man Namen von Unternehmen, die Mist bauen, nicht nennen? Kann man so schnell verklagt werden, wenn man eine Begebenheit erzählt? Ich will die Sendung “Wie bitte!?” zurück!

Wortvogel
Wortvogel
2. Juli, 2010 20:51

@ Daniel: Darum geht es nicht. Ich wollte eine Anekdote erzählen – nicht eine Firma runtermachen, mit der ich normalerweise sehr zufrieden bin.

nomo
2. Juli, 2010 20:53

@Wortvogel Jawoll!

@Daniel Wir brauchen das Wirtschaftswachstum halt so dringend, dass nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Kunden über den Tisch gezogen werden dürfen.

Mercury
Mercury
2. Juli, 2010 22:43

Erinnert mich an die letzte Woche. Da geriet ich dreimal in eine Situation, in der ich mich totaler sozialer oder fachlicher Inkompetenz ausgesetzt sah, gepaart mit der Missachtung der rudimentärsten Regeln zwischenmenschlicher und öffentlicher Interaktion, und die Reaktion der darauf angesprochenen Personen war ein: “Na und? Was willst du/wollen Sie dagegen machen?” Und man kocht innerlich vor Wut, weil man weiß, dass die Antwort “Nichts!” lautet, und hofft dass besagte Personen irgendwann mit ihrem Verhalten an jemanden geraten, der an Toleranz und Impulskontrolle weniger Kapazitäten aufweist.

Und zum Thema Personal im öffentlichen Personenverkehr: Ich wurde heute in der Bahn vom gleichen Zugbegleiter zweimal innerhalb einer Minute kontrolliert, weil er nach wenigen Sekunden vergessen hatte, dass ich schon dran war. Auf meine Hinweise, dass, wann und wo ich gerade kontrolliert wurde, reagierte er mit einem selbstsicheren “Das würde ich ja wohl wissen!” Den Zangenabdruck auf meinem Bahnticket ignorierte er konsequent und setzte noch einmal, den identischen Abdruck daneben. Das Beste aber: Mein Sitznachbar, der sich in die Diskussion einschaltete und mich darüber aufklärte, dass ich mich irrte. Anscheinend wurde ich also zuerst von einem Geisterwesen mit funktionierender Ticketzange kontrolliert.

Daniel
Daniel
2. Juli, 2010 23:54

Ziehen wir mal deinen Fall ab – kann man von einer generellen Angst in der deutschen Publikzistik sprechen bei negativen Einzelfällen die Namen von Unternehmen zu nennen, oder täusche ich mich?

Julian
3. Juli, 2010 00:33

@Daniel Ich denke, dass nicht wenige redaktionelle Entscheider (vom freien Journalisten bis zum Chefredakteur) durchaus potentielle Folgen ihrer Publikationsentscheidungen im Auge haben und sich “günstigere” Publikationsmethoden suchen, die noch nach Journalismus aussehen – mit dem Strom schwimmen war eben schon immer einfacher.

Nun ist die Grenze hierbei fließend. In vielen englischprachigen Medien zum Beispiel wird gerne der volle Name eines Täters, Opfers oder auch nur Verdächtigen genannt. Dieser Mensch kann sein Leben nach der Veröffentlichung meist vergessen (zumindest im Verbreitungsgebiet der jewiligen Zeitung), auch wenn er sich als unschuldig herausstellen sollte.

Torsten hat sich entschieden, eine Anekdote zu erzählen und nicht Bashing einer Fluglinie zu betreiben, obwohl er es nach diesen Erlebnissen wohl könnte. Möglicherweise hat er sich entschieden, dem Laden noch eine Chance zu geben und ihn freundlich, aber bestimmt auf diesen Post hingewiesen, ich kann das nicht beurteilen.

Was ich aber sagen will: Das Gegenteil der Freiheit, manche Details außen vor zu lassen, ist nicht zwingend das Gegenteil einer (nichtexistenten) Pflicht, alle noch so kleinen und unwichtigen Details ans Licht zu zerren. Das wäre dann das Niveau der “Sun” oder “Bild”.

Was Deine Frage dann beantworten dürfte: Ja, es gibt sicherlich Entscheidungen bezüglich der Frage, welche Details man außen vor lässt, doch nicht all diese Entscheidungen sind zwingend Duckmäusertum.

Julian
3. Juli, 2010 00:38

Ich muss meinen Kommentar nochmal posten, da ich ein paar Kleinigkeiten geändert habe.
@Wortvogel: Bitte meinen vorigen Kommentar löschen und von diesem diese Einleitung abschneiden – wenn Du möchtest.

@Daniel Ich denke, dass nicht wenige redaktionelle Entscheider (vom freien Journalisten bis zum Chefredakteur) durchaus potentielle Folgen ihrer Publikationsentscheidungen im Auge haben und sich “günstigere” Publikationsmethoden suchen, die noch nach Journalismus aussehen – mit dem Strom schwimmen war eben schon immer einfacher.

Nun ist die Grenze hierbei fließend. In vielen englischprachigen Medien zum Beispiel wird gerne der volle Name eines Täters, Opfers oder auch nur Verdächtigen genannt. Dieser Mensch kann sein Leben nach der Veröffentlichung meist vergessen (zumindest im Verbreitungsgebiet der jewiligen Zeitung), auch wenn er sich als unschuldig herausstellen sollte.

Torsten hat sich entschieden, eine Anekdote zu erzählen und nicht Bashing einer Fluglinie zu betreiben, obwohl er es nach diesen Erlebnissen wohl könnte. Möglicherweise hat er sich entschieden, dem Laden noch eine Chance zu geben und ihn freundlich, aber bestimmt auf diesen Post hingewiesen, ich kann das nicht beurteilen. Doch illegitim ist diese Enscheidung nicht automatisch.

Was ich damit sagen will: Das Gegenteil der Freiheit, manche Details außen vor zu lassen, ist nicht zwingend die Pflicht, alle noch so kleinen und unwichtigen Details ans Licht zu zerren. Das wäre dann das Niveau der “Sun” oder “Bild”.

So eine Pflicht gibt es nicht, außer vielleicht vor Gericht. Es gibt Moralvorstellungen, Leitlinien und Ethische Grundsätze, doch wenn ein Journalist z.B. nur seine Quellen schützt, hat er ja eigenltich bekannte Details unterschlagen.

Was Deine Frage dann beantworten dürfte: Ja, es gibt sicherlich Entscheidungen bezüglich der Frage, welche Details man außen vor lässt, doch nicht all diese Entscheidungen sind zwingend Duckmäusertum.

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 01:31

Woa!

Andererseits: die zwei Stunden am Flughafen hätte man doch gut nutzen können, um der Managertante einen Verbaleinlauf zu verpassen, nach dem sie nicht mehr weiß, ob sie Männlein oder Weiblein ist. Zurückfliegen kann man ja auch mit einer anderen Airline, oder?

Und lass doch bei Gelegenheit mal hören, was aus der Beschwerde geworden ist.

xanos
xanos
3. Juli, 2010 02:10

Es ist immer eine super Idee möglichst viele Journalisten und Meinungsträger zu verärgern.

Ich tröste mich häufig mit dem Gedanken, dass es oftmals ja Gründe hat, warum jemand diesen Job macht und keinen für den man mehr Hirn benötigt. Leider sieht es bei den Jobs für die man viel Hirn benötigt auch sehr traurig aus.

Lobo
Lobo
3. Juli, 2010 09:23

Ich persönlich würde mit Zug fahren 🙂
Andererseits, 8h Fahrt …

Burner
Burner
3. Juli, 2010 10:32

Da bleibt im Sinne der Reisenden als auch der Fluggesellschaften nur zu hoffen, dass so etwas ein Einzelfall ist. Deine Selbstbeherrschung nötigt mir übrigens einigen Respekt ab. Ich an Deiner Stelle hätte, ungeachtet meiner Professionalität oder meines Vorhabens, schlichtweg durchgedreht. Mir ist klar, dass das alles noch schlimmer gemacht hätte, aber das hier wäre mir zuviel gewesen. Irgendwo ist nämlich Schluss…

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 10:41

@xanos: wohl wahr. Insbesondere für den Beruf des Busfahrers oder Zugschaffners ist meiner Erfahrung nach eine gewisse natürliche Arschlöchrigkeit geradezu Einstellungsvoraussetzung.
Im schlimmsten Falle sitzt da so ein Totalversager, der mir vor der Nase wegfährt oder mir sonstwie meine weiteren Pläne für den Tag duchkreuzt, nur weil er es kann und weil er das Bedürfnis hat, diese eine Situation in seinem Leben, in der zur Abwechslung einmal er Macht hat, voll auszukosten. Genau DAS ist dann auch die Sorte Mensch, die kleine Kinder bei Nacht und Nebel an gottverlassenen Bahnhöfen aus dem Zug wirft, weil sie nicht genau die richtige Fahrkarte haben.

Wortvogel
Wortvogel
3. Juli, 2010 10:50

@ Burner: Das hier ist ja nur das “offizielle” Protokoll. Ich habe natürlich rumgebrüllt, und als wir die Maschine in Hamburg verpassten, musste der Fotograf die Tickets für den nächsten Flieger holen gehen, weil ich so geladen war, dass ich für nichts garantieren konnte. Meine Lunte ist nicht besonders lang…

@ Marcus: Das erinnert mich an einen Busfahrer, der zur Endstation in Ismaning kam. Dort hatte der Bus 15 Minuten Aufenthalt, und danach sollte es nach München zurück gehen. Es war 12 Grad unter Null, ca. 1 Dutzend Leute froren sich die Füße ab – aber der Pisser wollte keine Passagiere einsteigen lassen, bevor die “offizielle Fahrt” in die Stadt zurück anstehe. Stattdessen wollte er selber erstmal gemütlich vor dem Bus eine rauchen. Ich sage das selten, weil es selten passt, aber: Dem habe ich einen sauberen Einlauf verpasst.

Und letzte Woche der Blockwart im Hinterhof… ach, das führt zu weit.

Zud0
Zud0
3. Juli, 2010 10:54

@Marcus: Du musst aber auch die andere Seite sehen. Unfreundliche Fahrgäste, Leute die keine Fahrkarte haben und dann dumm kommen, Betrunkene die ihren Müll einfach im Zug liegen lassen. Und der Bus kann nicht auf jeden warten, die anderen wollen ja auch pünktlich ankommen, oder er hat dich halt vllt mal ausversehen nicht bemerkt.

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 10:56

Am Busbahnhof in Nürtingen bei Stuttgart, wo ich studiert habe (also in Nürtingen, nicht am Busbahnhof 😉 ), ist das von dir beschriebene Verhalten der absolute Normalfall.

Und immer wenn ich “Einlauf” höre, muss ich an Mel Brooks’ “Dracula – Tot aber glücklich” denken.

Burner
Burner
3. Juli, 2010 11:01

@Wortvogel: DAS wollte ich hören! Denn so kenne ich Dich aus Deinem Blog. 😉

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 11:03

@Zud0: point taken. Rüpel in ihre Schranken verweisen ist ja auch völlig okay. Busfahrer müssen sich nicht als Fußabtreter behandeln lassen, sondern verdienen den gleichen Respekt wie ein Bankdirektor oder Professor. Und den bekommen sie von mir auch.
Aber die Sorte Busfahrer, die ich meine, lässt ihre Komplexe an dem erstbesten aus, dessen Gesicht ihnen nicht passt. Vollkommen unabhängig vom Verhalten des konkreten Opfers. Und wenn sie merken, dass einer vielleicht studiert (hat), oder besser angezogen ist als sie, dann hat er erst recht eine Zielscheibe auf der Brust – weil der Fahrer dann die Gelegenheit wittert, es “denen da oben” mal zu zeigen. Wer nach “Arbeiterklasse” oder gar Hartz IV aussieht, wird von denen selten bis nie rausgepickt.
Ist mir selber schon passiert: mit Kommilitonen übers Studium reden oder wg. Vorstellungsgespräch Anzug tragen reicht aus.

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 11:11

@Zud0

Und wenn der Fahrer guckt, Augenkontakt über den Spiegel herstellt, und dann zumacht und losfährt – doch, der hat mich gesehen, sag ich mal. Und dreißig Sekunden warten hält sein Fahrplan schon aus. Wenn ich Minuten nach der Abfahrtszeit eintreffe und den Bus aus 50 Metern Entfernung wegfahren sehe, dann gebe ich dem Fahrer ja keine Schuld.

Aber worauf ich eigentlich hinauswollte: egal was einem vorher passiert ist, es gibt keine Entschuldigung dafür, seinen Frust und Ärger an anderen auszulassen, die nichts dafür können. Das hat nichts mit dem Berufsstand zu tun, das ist eine Grundregel menschlichen Zusammenlebens.

…Sie hörten das Wort zum, äh, Samstag…. 🙂

heino
heino
3. Juli, 2010 12:00

Eine ähnliche Auseinandersetzung hatte ich vor einiger Zeit mit einer extrem unhöflichen Kassiererin in einem hiesigen Elektronik-Fachgeschäft. Und mit dem kundenfeindlichen Verhalten (speziell gegenüber Pendlern) der Bahn fang ich besser erst gar nicht an, das ist ein Fass ohne Boden……..

Wortvogel
Wortvogel
3. Juli, 2010 12:43

In der Tat habe ich das Mantra: Es gibt für meine kurze Lunte genug Arschlöcher. Sich an Schwächeren oder Unbeteiligten abzureagieren ist komplett unnötig.

Ich habe mal einem Studienrat, der mich auf meinem Roller fast umgefahren hat (er hat die Vorfahrt missachtet), und dann auch noch meinte, ich hätte wohl keine Augen im Kopf, vor seinem ca. 10jährigen Sohn die Meinung gegeigt. Er hat die Polizei gerufen. Die kam dann auch, aber selbst nach SEINER Aussage waren die Polizisten auf meiner Seite.

Andererseits: Ich habe mich mal eine Busfahrt lang mit eine Fahrkarten-Kontrolleuse unterhalten. Was die den ganzen Tag an Lügen, Drohungen und Tätlichkeiten aushalten muss, ist echt nicht schön.

Das ist auch so eine Sache, die ich für extrem unsouverän halte: Wenn ich mich falsch verhalte, muss ich wenigstens hinnehmen, dass ich dafür dran komme. Werde ich beim Schwarzfahren erwischt, bleibe ich höflich. Kriege ich ein Knöllchen fürs Falschparken, darf ich mich über niemanden ärgern als über mich selbst. Und wenn ich einem die Vorfahrt nehme und er hupt – dann zeige ich ihm doch keinen Vogel! Wo ist denn da die Verantwortung fürs eigene (Fehl)Verhalten?

xanos
xanos
3. Juli, 2010 12:56

Sehr gute Einstellung,
zusätzlich möchte ich anmerken, dass ich auch versuche jedem Menschen erst einmal mit Respekt und Freundlichkeit zu begegnen. Ganz einfach, weil ich es mir leisten kann freundlich zu sein.
Viele nehmen das dankbar auf, denn die Regel ist das üblicherweise nicht. Es gibt dann natürlich trotzdem noch genug Möglichkeiten, wo man gegen Blödheit läuft und sich aufregen kann, aber das Leben ist zu kurz, um so etwas auch noch zu provozieren.

Weil hier auch auf die Bahn geschimpft wurde: natürlich habe ich auch eine Topliste an Verspätungen und dauernden Fehlern bei denen, aber das Personal war immer sehr freundlich zu mir. Vor einigen Jahren gab es hier in Niedersachsen da einen deutlichen Umschwung und ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal ein Bahnmitarbeiter den Konventionen des höflichen Umgangs nicht genügt hat.

Freundliche respektvolle Grundhaltung und zu eigenem Verhalten stehen und das Leben wird einfacher.

Who knows?
Who knows?
3. Juli, 2010 14:37

Noch ein Bus-Erlebnis, das andere vermutlich auch schon gemacht haben:

Ich komme knapp zu spät zum Busbahnhof, und der Bus ist bereits offiziell abgefahren. Er hat bereits ca. 3 Meter zurückgelegt, kann aber nicht weiterfahren, weil er von einem anderen Fahrzeug blockiert wird.

Ich klopfe freundlich an die Tür, ob ich wohl noch einsteigen dürfe, aber er schüttelt nur kurz mit dem Kopf und schaut dann stur nach vorne.

Na schön, denke ich, was soll’s, der nächste Bus kommt in ‘ner Viertelstunde, und auch der wird mich noch rechtzeitig genug zum Fernbahnhof bringen.

Keine halbe Minute später, der Bus ist immer noch blockiert, sehe ich wie eine recht hübsche junge Frau an dieselbe Tür klopft.

Ihr könnt’s Euch denken: Die druckluftbetriebene Bustür schwenkte auf, und die Dame durfte einsteigen, ist ja klar.

Nun ist das bereits viele Jahre her. Ich war noch relativ jung – so Mitte 20 ungefähr – und verfügte noch nicht über die Gelassenheit und Souveränität, die mich heute auszeichnet (*prahl*).

Also ging ich wieder zu dem Bus, der sich immer noch nicht weiterbewegt hatte, kloppte vehement an die Tür, zeigte dem Fahrer den Stinkefinger und ging zurück zum Bussteig (war ja nicht weit).

Nicht sehr souverän, wie gesagt, ich weiß, aber besser fühlte ich mich durchaus 😉

Marcus
Marcus
3. Juli, 2010 14:44

@Who knows?: Und was hat dich daran gehindert, der hübschen jungen Frau wie von der Tarantel gestochen hinterherzuspringen, bevor der Kerl die Tür wieder zumacht?

Und dann dem Fahrer zuzwinkern und mit extratuntiger Stimme “Danke, mein Hübscher” sagen und das Lachen unterdrücken, wenn er fast platzt (denn was will er machen?).

Das wäre doch mal ein innerer Reichsparteitag gewesen, oder?

Who knows?
Who knows?
3. Juli, 2010 15:59

Ja, das wäre natürlich klasse gewesen 🙂

Da war ich wohl einfach nicht schnell genug. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn nur ein Bus pro Stunde oder so gefahren wäre, dann hätte ich auf diese Situation wahrscheinlich sogar gelauert…

heino
heino
3. Juli, 2010 19:45

@Xanos:mag in deiner Umgebung die Regel sein, in Köln und Düsseldorf ist es das nicht. Hier lebt die Bahn immer noch nach der gleichen Maxime wie vor 25 Jahren, mit Ausnahme der Schalterangestellten, wo mir tatsächlich schon einige wirklich nette und fähige Leute sehr weiter geholfen haben.

“Freundliche respektvolle Grundhaltung und zu eigenem Verhalten stehen und das Leben wird einfacher”

Keine Ahnung, ob du mir damit unhöfliches Verhalten unterstellen willst. Ich denke mal, da wir uns nicht kennen wird das eher nicht der Fall sein.

Dietmar
4. Juli, 2010 09:59

Das liest sich fast wie eine Kishon-Satire. Da hat man aber die tröstliche Gewissheit, dass Kishon saftig übertrieb.

Aber vielleicht wäre das eine schöne Drehbuchvorlage für ,,Pastewka” oder ähnliches?

(Und die Kommentare sind mal wieder spitzenmäßig!)

Achim
Achim
28. Oktober, 2017 15:44

Aha, heute nun kannst du sagen, dass das die Air Berlin war?