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Mai 2010

Kino-Kritik: Prince of Persia

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

USA 2010. Regie: Mike Newell. Darsteller: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Alfred Molina, Ben Kingsley, Richard Coyle

Tamina Ich kann es diesmal kurz machen und zufrieden vermelden: Ich hatte mit meiner Vorhersage auf breiter Front Recht. So muss das sein und so mag ich das auch.

“Prince of Persia” ist NATÜRLICH total überblasenes Sommer-Entertainment, aber im Gegensatz zu “Clash of the Titans” (mit dem er Look. Attitüde, Ambition und Gemma Arterton teilt) hat diese Videospiel-Adaption ausreichend Seele. Und genug Ironie um zu erkennen, wie albern das ganze Geschehen ist. Das macht ihn noch lange nicht zum “Lawrence of Arabia” des großen Fantasy-Kinos (da ist wohl auch eher der erste “The Mummy” vor), aber man geht wenigstens nicht mit dem Gefühl aus dem Kino, alle Beteiligten erwürgen zu wollen.

Dabei macht es “Prince of Persia” dem geneigten Zuschauer in der ersten halben Stunde nicht leicht, denn er zeigt alle Ansätze eines kruden Machwerks: Die Charaktere werden praktisch nicht eingeführt, die gesamte Szenerie besteht aus steriler CGI, und die große Intro-Actionsequenz ist so ein Hackbrei, dass man gleich wieder aus dem Kino fliehen will.

Aber danach kommt “Prince of Persia” etwas zur Ruhe, und die Figuren haben Zeit, sich zu entspannen. Die Landschaft wird naturalistischer, und tatsächlich erhebt so etwas wie ein Plot schüchtern das magere Köpfchen. Kein großes Storytelling, aber immerhin.

“Prince of Persia” erlaubt sich den Luxus, seinen Figuren Interaktion zu gönnen, ein tatsächliches Zusammenspiel statt nervtötender Stichwortgeberei. Gegen Ende freut man sich mit den Helden, und geht begeistert mit, wenn die Bösewichte was auf die Omme kriegen.

Ist “Prince of Persia” ein guter Film? Nein. Nicht nach den Maßstäben, die ich anlege. Natürlich wirkt in diesem Film alles Fake, von den Bauten bis zu den Stunts. Die CGI macht Überstunden, und die Dialoge sind mitunter schmerzhaft pseudohip. Besonders Jake Gyllenhaal geht gar nicht – Dackelblick und Fettfrisur ergeben noch keine Performance. Dem Mann fehlt es an Charisma und Charme für die große “leading role” – ich kann nur fantasieren, was jemand wie Jude Law oder Ewan McGregor damit gemacht hätte.

Wenn man aber fairerweise in Betracht zieht, zu welchem Zweck und für welches Publikum er produziert wurde, dann muss man zumindest anerkennen, dass er über das erforderliche Mindestmaß hinaus geht, und breit-buntes Entertainment bietet. Und das ist schon genug in einem Kino-Sommer, der nach reihenweise Totalausfällen stinkt.



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Shah
Shah
24. Mai, 2010 00:05

“Dem Mann fehlt es an Charisma und Charme für die große “leading role” – ich kann nur fantasieren, was jemand wie Jude Law oder Ewan McGregor damit gemacht hätte.”

Nich dass ich was gegen die beiden hätte, aber die hätten rein aussehenstechnisch noch viel weniger in die Rolle gepasst. Maske hin oder her.

Aber gut, dass auch meine Erwartungen sich erfüllen. Danke soweit!

Peroy
Peroy
24. Mai, 2010 00:08

“Ist “Prince of Persia” ein guter Film? Nein. Nicht nach den Maßstäben, die ich anlege.”

Na ja, was heißt das schon… ? 8)

Marcus
Marcus
24. Mai, 2010 01:02

Naja, der Jake Gyllenhaal ist aber doch schon ein feiner Schauspieler (“Donnie Darko”, “Zodiac”, “Machtlos”).

Aber als Actionstar kann ich mir den auch nicht vorstellen. Und im PoP-Trailer sieht er in der Tat ziemlich belämmert aus.

Ansonsten entnehme ich deinen weisen Worten, dass ich mit meiner ersten Einschätzung auf Basis der Trailersichtung Recht behalten werde: überspoilertes, durchkalkuliertes, seelenloses Eventfilm-Produkt, garniert mit extra CGI-Käse. Einer von der Sorte, bei der ich Jahre nach einem Kinobesuch, wenn er im Fernsehen Premiere hat, minutenlang nachgrübeln muss: “Hab ich den eigentlich damals gesehen?” Ich bleibe bei meinem gemutmaßten Fazit: wer unbedingt zwei Stunden im Kino totschlagen muss, bitte – ich für meinen Teil werde mir den sparen.

Aber, credit where it’s due: immerhin nicht nachträglich auf 3D gepimpt.

Marcus
Marcus
24. Mai, 2010 01:05

Ach ja, und außerdem bestätigt der Film ja wieder einmal mein gut gehegtes Vorurteil: Videospielverfilmung = Epic Fail by default.

lostNerd
lostNerd
24. Mai, 2010 01:48

@Marcus: Und was ist mit “Silent Hill”? -duckundweg-

Peroy
Peroy
24. Mai, 2010 03:58

“Silent Hill” ist ja wohl der epischste FAIL von allen gewesen…

Nein, halt, der drittepischste… “Street Fighter” und “Double Dragon” waren mir kurzzeitig entfallen…

Roman
Roman
24. Mai, 2010 09:05

PoP ist prima Popcorn-Kino! Ein sympathischer, wenn auch nicht oscarreifer Protagonist, eine verdammt scharfe (!) Prinzessin (Gemma Arterton, diesmal nicht so grandios fehlbesetzt wie in Bond) , ein Plot ohne allzu große Logiklücken und das Ganze mit viel Tempo und netten Actionsequenzen inszeniert. Allein das Ende ist mir ein wenig zu herbeigezogen.
Hat mir gestern überraschenderweise wirklich Spaß gemacht.

Wortvogel
Wortvogel
24. Mai, 2010 09:53

@ Marcus: Mit deiner Einschätzung wirst du dem Film nicht gerecht – wie ich oben schreibe, ist er durchaus unterhaltsam, und hat tatsächlich Figuren, deren Schicksal dich nach einer Weile schert.

@ Roman: Ja, die Arterton war lecker, hätte man ruhig gerne mehr von sehen dürfen.

@ Wenn Videospiel-Fails, dann wohl eher “Super Mario Bros.” und “Chun Li – The Legend of Streetfighter”. Sowohl “Street Fighter” als auch “Double Dragon” sind nach dem Durchschnitt des Genres fast schon wieder obere Mittelklasse.

Muriel
24. Mai, 2010 10:27

Arterton hätte den Film möglicherweise auch für mich gerettet. Schade, dass das Drehbuch so ungnädig mit ihr war.
Ich könnte mir vorstellen, dass mir die englische Fassung deutlich besser gefallen hätte, aber in der deutschen habe ich jedenfalls permanent von der Stummfilmzeit geträumt.

Peroy
Peroy
24. Mai, 2010 14:18

“@ Wenn Videospiel-Fails, dann wohl eher “Super Mario Bros.” und “Chun Li – The Legend of Streetfighter”. Sowohl “Street Fighter” als auch “Double Dragon” sind nach dem Durchschnitt des Genres fast schon wieder obere Mittelklasse.”

Nicht nach den Maßstäben, die ich anlege…

Marcus
Marcus
24. Mai, 2010 20:19

@lostNerd: Silent Hill? Ach, ich weiß auch nicht recht. Die Spielefans scheinen den ja inbrünstigst zu hassen. Kann ich nicht mitreden, da er wohl auf Silent Hill 2 ff. basiert, und ich kenne nur Teil 1.

Als Film an und für sich: schauspielerisch mittel, Atmo in Ordnung, zuviel mittelprächtige CGI (wann lernen die Leute das endlich: ausufernde CGI in Horrorfilmen ist seeeehr heikel), Drehbuch großer Stuss (einer dieser Filme, der so konfus war, dass ich am Ende nicht mal sagen konnte, ob ich die Handlung eigentlich verstanden habe oder nicht). Alles in allem mehr pfui als hui.

@Wortvogel: mag sein. Wie schon gesagt, ich habe ihn nicht gesehen. Deshalb ist meine Einschätzung von oben auch nicht als Bewertung gemeint, sondern eher als Zusammenfassung meines Vorabeindrucks zwecks Begründung, warum mich der so kalt lässt und ich ihn daher im Kino auslasse.
Vielleicht, wenn er mir mal in der richtigen Laune auf DVD übern Weg läuft, kann er ein bisschen mehr Gnade erwarten.
Und wie schon gesagt: wer einfach nur zwei Stunden ohne Anspruch im Kino totschlagen will (muss ja auch mal sein) und auf CGI-Overkill steht (siehe Trailer: akrobatisches Über-zusammenbrechende-Ruinen-hüpfen, oder was immer das darstellen sollte. Das ist für mich – wie der Panzer am Fallschirm im A-Team-Trailer – ein Appell des Films: “Bitte nehmt mich nicht ernst. Ich will nicht mit einer guten Story unterhalten, sondern nur mit schneller Abfolge von bunten Bildchen.”), ja, der wird hier vermutlich recht gut bedient, das glaube ich dir schon.

Und “Double Dragon” ist sogar Oberklasse…..

Ääh, wir reden hier doch vom Nostalgia Critic-Review zu dieser Gurke, oder? 😉

hmmmmjoane
hmmmmjoane
24. Mai, 2010 20:44

bin etwas überrascht,das der film nicht von uwe boll ist^^hat er es endlich aufgegeben, videospiele zu verfilmen?^^

Marcus
Marcus
24. Mai, 2010 20:53

Uwe Boll und Videospielverfilmungen verdienen einander.
Ich hoffe schwer, das Uwe Boll es nie aufgeben wird, Videospiele zu verfilmen, schon aus Angst, dass er dann anfangen könnte, was zu verfilmen, was mich interessiert. Comicverfilmungen z.B.

Oh Gott, jetzt ist’s passiert. Ich kam gerade auf die vermutlich größte philosophische Frage aller Zeiten, die mich vermutlich bis in meine schlimmsten Alpträume verfolgen wird: Wäre “The Spirit” besser oder schlechter geworden, wenn statt Frank Miller uns Uwe Regie geführt hätte?

Mcfly
Mcfly
25. Mai, 2010 14:28

Paramount bestätigt: Uwe Boll wird Produzent und Regisseur der neuen Star Trek Serie…

Marcus
Marcus
25. Mai, 2010 19:33

Mcfly, sowas sagt man nicht mal im Scherz!!!!!!!!!!!

Peroy
Peroy
25. Mai, 2010 21:37

Schlechter als “Voyager” wär’ das auch nicht…

Marcus
Marcus
25. Mai, 2010 22:31

Eher sogar besser. Motto: wenigstens hat man nicht so lange leiden müssen.

consti
consti
31. Mai, 2010 01:36

hey ich fand den film durchaus sehenswert !
Jake Gyllenhaal spielt meiner meinung nach eine sehr sympathische rolle und er bringt den charachter echt gut rüber . Perfekte Mischung aus Fluch der Karibik Jack Sparrow-humor und dem aus dem Videospiel kommenden Prinzen von sands of time , warrior within und the two thrones ….
ich fand er war sehenswert ! und würde mal sagen bruckheimer gut gemacht !
meine meinung
lg consti

bloopers
bloopers
3. Juni, 2010 04:53

Seit Wochen und Monaten stiller Mitleser, möchte ich mich nun doch mal zu Wort melden, weil ich auf´s mächtigste anuriniert bin.
Warum mich dieser golden shower kniehoch traf?
Eine fast schon wohlwollende Kritik des wortführenden Vogels, ließ mich auf einen hirnzellenentspannenden Kinoabend hoffen…

Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man.
Anscheinend hat “man” keine Ahnung, denn die zarte Pflanze der Hoffnung erlag schon sehr früh ihren unzähligen Verletzungen, hervorgerufen durch unterirdischste Dialoge; bum-spring-schranz-looping-boing-gedöns mit semi-akrobatischer pseudo-parkour-attitüde (Ja, ich kenne das Spiel und finde trotzdem, dass man das Ganze etwas weniger peinlich hätte gestalten können und müssen); komplett fehlende Eleganz; Hauptdarsteller, derer 3 mit dieser “Leistung” direkt zu “Mitten im Leben” geschickt gehörten, wo sie allerdings nur den Köter vom Fred sein Kumpel hätten synchronisieren dürfen; eine nicht enden wollende kafkaeske Irrfahrt, sowohl des Kamera- als auch des Schneideschnösels; Storytelling, das eher Plattwurstschwafelhaftigkeit heissen sollte; ….

Was soll ich sagen?

“…aber man geht wenigstens nicht mit dem Gefühl aus dem Kino, alle Beteiligten erwürgen zu wollen.”

Doch, das wollte ich. Und nicht nur die Film-/Rotzschaffenden, sondern auch den Projektorenbedienungshans. Und den Softdrinkthekenverkaufsotto. Und die Kassenschlampe, welche mir ein, im Nachhinein, höhnisches “viel Spaß” entgegengrunzte; Und den verpickelten Endzwanziger, der meinte den Film, 2 Reihen hinter mir sitzend, mit mehr oder weniger passenden gutturalen Geräuschen unterlegen zu müssen.
Kurzum: Ich wollte auf dem Heimweg so ziemlich alles und jeden Töten. Mehr solcher Filme würden den Amokläufern in unserem Lande wieder mehr…äh… Zulauf bescheren, will ich meinen.
Was dann wieder gut für die Bild und RTL wäre. Aber das ist ein anderes Thema…

Freundlichst
bloopers

Post Schmonz@Wortvogel: Bisher hast du mit deinen Kritiken meinen Nerv eigentlich sehr gut getroffen, und auch sonst finde ich deinen Blog weitstrecklichst angenehmst. -Schleimen zum Schluß, richtig?^^

TTF
TTF
4. Juni, 2010 00:04

“Ich wollte auf dem Heimweg so ziemlich alles und jeden Töten.”

Oh Mann, ich auch. Außer Gemma Arterton natürlich.

Wortvogel
Wortvogel
4. Juni, 2010 09:54

Ich verweise noch einmal auf den vorletzten Absatz meiner Kritik – sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!