08
Mrz 2010

Ultimate Bizarro Movie Experience: Artwork that will blow your brain! (1)

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Früher habe ich mir von den Filmmessen, die ich nicht selber besuchen konnte, alles mitbringen lassen, was irgendwie nach Genre-Material aussah: Horror, Science Fiction, Fantasy. Es liegt in der Natur der Sache, dass es sich dabei hauptsächlich um Flyer für Filme handelte, die oftmals noch nicht produziert waren – und oft genug auch nie produziert werden würden.

Nun sollte man meinen, dass Menschen, die etwas zu verkaufen haben, sich wenigstens ein Mindestmaß an Mühe geben, Begeisterung oder Optimismus zu verbreiten. Mitnichten. Auf den Filmmärkten wie dem AFM (American Film Market) trifft sich der Bodensatz, und Projekte werden nicht verkauft, sondern verhökert. Mancher Teilnehmer gebiert sich als eine Mischung aus Gebrauchtwagenhändler und Zuhälter. Der Wahrheitsgehalt bleibt gerne und oft auf der Strecke.

Ein paar ganz bezaubernde Beispiele habe ich euch hier mal rausgesucht. Alle Bilder sind klickbar.

LycantropusDas fängt ja gleich gut an – schon der Titel dieses Prachtstücks ist anscheinend falsch geschrieben, jede Form von Design glänzt durch Abwesenheit, dafür gibt es Sex & Monsters, und meinen Recherchen zufolge blieb es bei diesem Flugblättchen.

Über den Regisseur “Robert Fani” konnte ich ebenso wenig herausfinden wie über die herzig benamste Darstellerin “Edel Weiss” (!!). Vielleicht weiß einer von euch ja mehr. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, dass uns hier ein Meisterwerk entgangen ist. Besser als “The Wolfman” wäre er aber sicher gewesen…

creeper

Wenn es eine Sache gibt, die ich den asiatischen, afrikanischen, und russischen Distributoren ans Herz legen möchte, dann diese: Gebt einfach die 50 Dollar für einen anständigen Übersetzer eurer Promo-Materialien aus! Das ist gut angelegtes Geld. Nun mag man denken: “Okay, der Text auf dem Cover ist krude, aber man versteht doch halbwegs, worum es geht”.

Sicher.

Aber lest mal die Inhaltsangabe auf der Rückseite:

creeper2

Wenigstens GIBT es dieses Prachtstück – als Import sogar in Deutschland (mit einer noch etwas stümperhafteren Artwork).

aftershockMachen wir den Sprung von “schräg” zu schlicht “inkompetent”. Hallmark ist nicht gerade eine kleine Firma, und gönnt sich immer wieder Produktionen, die bei Budget nicht kleckern, sondern klotzen. Ich erinnere mich gerne an Miniserien wie “Die Odyssey” mit Armand Assante (angeblich zusammen mit “Der Glöckner von Notre Dame” die erste kommerzielle DVD in Deutschland).

Aus diesem Grund muss ich unterstellen, dass man furchtbar in Eile war, und in der Hotellobby nur eine Papierschere und einen Farbkopierer zur Verfügung hatte, um die Artwork für “Aftershock” zu erstellen. Anders ist das, was bei der MIPCOM als Flyer verteilt wurde, echt nicht zu rechtfertigen.

Ein wirkliches Highlight ist hingegen “The Wild Cat”:

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Falls es jemand nicht gleich erkennt: Von der üppigen Inderin links im Bild abgesehen ist das natürlich die “entliehene” Artwork von Charles Bands “Ghost Town“. Die Dame scheint dem Blick nach selber nicht begeistert. Wildkatze ist anders…

Das ist aber noch nicht alles – die Rückseite hält noch ein paar Überraschungen bereit, und es lohnt sich, die Inhaltsangabe zu lesen:

wc2

Die abschließend gestellten Fragen bringen mich um den Schlaf. Und jawoll, das ist Gabrielle Anwar in Abel Ferraras Remake von “Invasion der Körperfresser” (die Katze gehört nicht hierher).

Tatsächlich wurde “Billi (The Wild Cat)” gedreht, allerdings erst 2006, und der Name des Regisseurs (Autors, Cutters, Produzenten) wandelte sich von “Leo” in “Tilak”. Hhhhmmm….

aod1Zurück in deutsche Gefilde. Horrorporno-Filmer Andreas Bethmann war noch nie dafür bekannt, sich um die Qualität seiner Filme zu scheren. Oder um Artwork. Oder Rechtschreibung. Oder “truth in advertising”. Case in point: “Angel of Death”.

Bethmann ist genau die Sorte Schundkurbler, die erheblich zuviele graue Zellen dem Trashfilm-Konsum geopfert hat, ohne auch nur im geringsten verstanden zu haben, was einen guten Trashfilm ausmacht. Irgendwie Sex und Gewalt in einen Topf, rühren, auskochen, bis auch eine eventuell vorhandene Restkompetenz sich verflüchtigt hat – fertig ist die Schlachtplatte für den Gore-Bauern.

Ich kann euch nur inständig bitten, die nachfolgende Inhaltsangabe in ihrer ganzen epischen Breite (Aufbau, Stringenz, Sprachgefühl, Rechtschreibung) zu genießen.

aod2

“Nie gezeigte Szenen und ein Feuerwerk aus Titten und Blut” – ich denke, da wird sich die Zielgruppe freuen. Da muss man dann auch den Namen der Hauptfigur nicht richtig schreiben können, und Charaktere können gerne mal in Anführungsstriche gesetzt werden…

Zum versöhnlichen Abschluss ein Klassiker von der Zielgerade der Trash-Legende Ed Wood. Mitte der 60er war er bereits schon so ziemlich am Boden angekommen, und schrub Sexromane, die dann in Burlesk-Filmchen wie “Orgy of the Dead” mündeten:

orgy

Die Frage “Are you heterosexual?” klingt in diesem Kontext wie eine Drohung, und ich bezweifle, dass die Macher eine Ahnung hatten, was “sexagesimal” tatsächlich bedeutet

Und wo wir gerade so nett beieinander hocken: Bei Madmags drüben kann man jetzt die ersten Ausgaben des legendären “Evil Ed”-Fanzines aus den 80er Jahren downloaden. Nicht nur aus nostalgischen Gründen empfehlenswert. Ich hatte ja schon drüber berichtet



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9. März, 2010 00:28

Bei Bethmann finde ich den Hinweis auf die juristische Prüfung ja noch am lustigsten, aber zumindest den Text kann er eigentlich auch nicht ernst gemeint haben.

Peter
Peter
9. März, 2010 00:31

Geil. Mehr!

Shah
Shah
9. März, 2010 00:42

Die Inhaltsangabe im Stile einer 5. Klasse Aufgabe bei Wild Cat (billi) ist der Oberhammer 😀

Vor allem der böse “villen” “Inder” find ich persönlich einen Highlight……….

Peroy
Peroy
9. März, 2010 01:07

“Bei Bethmann finde ich den Hinweis auf die juristische Prüfung ja noch am lustigsten, aber zumindest den Text kann er eigentlich auch nicht ernst gemeint haben.”

Da kennst du Bethmann aber schlecht. “Ein Feuerwerk an Titten und Blut”… geile Fickscheisse. 8)

Lari
Lari
9. März, 2010 08:39

Auf Ed lass ich nix kommen – “Orgy of the Dead” hab ich noch nicht gesehen, aber der Film kann nicht ansatzweise so inkompetent sein wie das Videogehudel eines Andreas Bethmann. Besagten “Angel of Death” haben wir uns als Teenager aus der Videothek geholt, des kruden Covers wegen. Den Namen Bethmann hab ich seitdem gemieden wie die Pest.

pa
pa
9. März, 2010 14:15

“Orgy of the Dead” ist also für Über-60-Jährige?

Nächstes Mal frage ich den Kinobetreiber, ob seine Sääle auch für “Astravision” und “Sexycolor” ausgerüstet sind.

Ich versteh auch wirklich nicht, warum es so schwierig für asiatische Filmehersteller ist, sich eine einigermassen richtige Übersetzung zu verschaffen. Man erwartet ja keinen Goethe, aber etwas Sinngemässes sollte schon drin sein.

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 14:43

@ pa: Sexicolor, bitteschön – Sexycolor ist das asiatische Konkurrenzsystem, und die beiden sind nicht kompatibel. Da siehst du nur Geflacker.

Reinifilm
Reinifilm
9. März, 2010 15:47

Madame Edel Weiss gibt es wirklich http://www.imdb.de/name/nm1521131/ 🙂

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 16:04

@ Reinifilm: Ist “Edelweiss” tatsächlich “Edel Weiss”? Der “Be Weiss” steht wohl noch aus, har har…

Mail mir mal, du wolltest doch einen Film von mir haben, wenn ich nicht irre…

Peroy
Peroy
9. März, 2010 17:12

Bestimmt den mit der nackten Frau im Pferd… *freak*

Reinifilm
Reinifilm
9. März, 2010 18:06

Ähm… mein Gedächnis ist hinüber… ich weiß a) nicht mehr welchen Film ich wollte (ich tippe mal darauf dass es ein Giallo war…) und b) fällt mir auch nicht mehr ein, wie der Film mit der nackten Frau im Pferd hieß 🙁

Wortvogel
Wortvogel
9. März, 2010 18:21

@ Peroy: Das Bild mit der nackten Frau im Pferd habe ich kurioserweise gestern noch gesehen!

@ Reinifilm: “Murder in a Blue World”, der krude Giallo/Clockwork Orange-Mix. Und MST3K.

Heino
Heino
9. März, 2010 19:02

Das ist echt der Brüller. Und über die kruden Übersetzungen bei asiatischen Filmen habe ich mich schon oft gewundert. Gerade die Inder und HK-Chinesen sollten das als ehemalige engliche Kolonien doch besser können.
Davon abgesehen haben mich diese Texte doch sehr an so einige recht eigenwillig übersetzte Gebrauchsanleitungen erinnert, die mir im Laufe meiner Arbeitsjahre so untergekommen sind. Schein ein weltweites Problem zu sein…….

Reinifilm
Reinifilm
10. März, 2010 13:47

…habe dir mal via BM ‘ne PN geschickt (Abk. sind doch was schönes… ;-).

Reinifilm
Reinifilm
10. März, 2010 15:23

…ich habe ihn “wiedergefunden”: Der Film mit der Frau im Pferd heißt “Coming of Sin” – http://www.ofdb.de/film/58841,The-Coming-of-Sin
Kennt den jemand hier?

Lari
Lari
10. März, 2010 23:20

@Heino: Folgendes hätte ich als Hintergrund anzubieten – erhebt aber keinen Anspruch auf Richtigkeit (zu lange her, dass ich mich mal damit beschäftigt habe): Die englische Untertitelung von HK-Filmen hatte jahrzehntelang nichts damit zu tun, dass man die westlichen Märkte bedienen wollte. Die spielten lange eine sehr untergeordnete Rolle, die dicke Kohle machte die HK-Filmindustrie in Asien und in den Chinatowns in aller Welt. Die chinesische Untertitelung war deswegen immens wichtig, weil man so die Unterschiede zwischen den verschiedenen Dialekten umgehen konnte. Die britischen Untertitel aber waren seitens der Briten vorgeschrieben, weil man verhindern wollte, dass anti-britische Gruppierungen mit politischen Filmen agitierten. Das musste also nie feinstes Oxford-Englisch sein, es reichte, wenn man so ungefähr kapierte, was da grade abging. Das Untertitelschreiben war deswegen ein typischer Praktikantenjob.
(Das würde allerdings nicht das Kauderwelsch auf dem “The Perfect Creeper”-Flyer erklären, denn der richtet sich ja explizit an uns Westler. Aber vielleicht sind die Macher des Films ja auch einfach Idioten.)

heino
heino
24. März, 2010 19:34

@Lari:Klingt logisch:-)