04
Feb 2010

“Avatar” DVD-Raubkopie: Alles nur eine Frage der Moral?

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

movie-piracy Es ging vergleichsweise schnell, trotzdem ist es gerade in der Oscar-Saison nicht überraschend: Seit gestern geistert eine DVD-Raubkopie von “Avatar” durch die Weiten des Internets, vermutlich basierend auf einem Screener für die Academy. Damit gibt es für Leute, die den Film nicht nur wegen der 3D-Effekte sehen wollen, erstmals eine ernsthafte Alternative zum Kinobesuch.

Es gab die Diskussion ja schon angesichts des “Wolverine”-Workprints, aber es scheint mir angebracht, sie hier noch einmal anzustoßen.

Der Download der Raubkopie ist nicht legal. Es ist auch nicht legal, sie zu verbreiten. Aber kann bei einem Film, der 2 Milliarden Dollar eingespielt hat, noch von einem volkswirtschaftlichen Schaden durch die Raubkopie gesprochen werden? Welches Argument könnte 20th Century Fox bringen, um User vom Download abzuhalten? Dass James Cameron Australien kaufen will?

“Avatar” wird sicher dieser Tage einer der beliebtesten Downloads im Netz werden – die Torrents werden glühen, das weltweite Übertragungsvolumen wird ansteigen. Ist das nicht auch wieder der Beweis, dass Leute eben nicht STATT des Kinosbesuchs raubkopieren, sondern ergänzend dazu? Wer scharf drauf ist, “Avatar” aus dem Netz zu ziehen, ist doch scharf genug gewesen, den Film schon im Kino zu sehen, oder? Die Boxoffice-Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache.

Im Jahr der Rezession 2009 schnellten die Besucherzahlen in den Kinos weltweit hoch. 3D-Filme haben um 60 Prozent zugelegt, und sich vom Nischen-Image befreit. Trotz der Abwesenheit von “Spider-Man”, “Batman”, “Herr der Ringe”, James Bond oder “Star Wars” war es für die Branche ein exzellentes Jahr.

So wie die “Wolverine”-Raubkopie dem Film nicht geschadet hat (der eher schwache Streifen spielte allein an den Kinokassen fast 400 Millionen Dollar ein), wird auch die “Avatar”-Kopie keinen nennenswerten Schaden anrichten. Und sie wird auch die Absatzzahlen der DVD nicht mindern, oder die Chancen auf eine Fortsetzung.

Den Beweis für die immensen Verluste, die Raubkopien angeblich verursachen, ist die Branche auch 2009 schuldig geblieben.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

104 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Christian H.
Christian H.
4. Februar, 2010 10:26

Wie in vielen Fällen ist es auch hier so: Kann man nicht beantworten. Wer den Film sehen will, hat ihn wahrscheinlich schon gesehen. Wer ihn sich jetzt zieht, hätte ihn wahrscheinlich ohnehin nicht im Kino gesehen (oder hat ihn bereits gesehen). Vielleicht fühlt sich jemand inspiriert ihn danach im Kino zu schauen. Oder empfiehlt ihn nach dem sehen des DVD-Rips Freunden, die ihn dann im Kino sehen?
Auf jeden Fall dürfte der Leak zu diesem Zeitpunkt so oder so nicht weh tun. Der Film hat den Hype ausgenutzt und eingespielt was er einspielen kann. Anders hätte die Diskussion vielleicht ausgesehen, wenn der Workprint 1-2 Wochen vor US-Kinostart erschienen wäre. Vielleicht 😉

Shah
Shah
4. Februar, 2010 11:02

Mir hat der 2. Parlamentarische Geschäftsführer der FDP versichert, dass Downloaden legal ist, nur dre Upload nicht. Was denn nu? :/

Lari
Lari
4. Februar, 2010 11:24

Selbst wenn der Screener perfekte DVD-Qualität hat (wovon ich jetzt mal ausgehe): Avatar würde ich mir nie anders ansehen wollen als in 3D und im Kino. Ich versteh die Leute nicht.

Muriel
4. Februar, 2010 11:56

Grundsätzlich stimmt das wohl, und ich halte es auch für dumm, dass viele Unternehmen das Urheberrecht so drakonisch vollstrecken.
Aber ob es dumm ist oder nicht, es ist ihr Recht, und daran ändern auch die Einspiekergebnisse nichts.
Bloß weil Cameron schon viel mit Avatar verdient hat, ist Die Raubkopie nicht in Ordnung. Auch reiche Leute dürfen noch auf der Beachtung ihrer Rechte bestehen.

Dietmar
Dietmar
4. Februar, 2010 12:00

@Lari: Macht auch anders als in 3D gar keinen Sinn (ohne die leidige Script-Diskussion wieder aufwärmen zu wollen).

xanos
xanos
4. Februar, 2010 12:02

Raubkopieren ist Teil dieser Welt und als Reibungsverlust mit einzukalkulieren. Wer das nicht tut, ist ein realitätsfremder Spinner – oder möge an seiner Gier ersticken.

Lari
Lari
4. Februar, 2010 12:20

@Dietmar: Zu sagen, Avatar sei nur sehenswert wegen der 3D-Effekte und deren (jetzt schon) filmhistorischer Bedeutung, ist so, als würde man Star Wars auf den damals bahnbrechenden Sound reduzieren. Die 3D-Optik ist integraler Bestandteil des Films. Umgekehrt würde ja auch niemand auf die Idee kommen, z.B. Pulp Fiction damit abzutun, dass sich die Zuschauer vom guten Drehbuch haben blenden lassen.

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 12:31

Und jetzt stelle man sich noch vor, die 3D-Technik wäre den Aufriss wert, der um sie gemacht wird…

voerdus
voerdus
4. Februar, 2010 12:32

“@Lari: Macht auch anders als in 3D gar keinen Sinn (ohne die leidige Script-Diskussion wieder aufwärmen zu wollen).”

Und genau hierdurch könnte es doch zu einem negativen Effekt des Leaks auf den DVD-Verkauf kommen.
Da ich den Film weder im Kino noch auf DVD kenn kann ich das momentan nicht beurteilen, aber wenn der Film ohne 3D-Effekt eben nicht mehr so mitreißend ist könnte der Leak nachdem sich der Kino-Hype gelegt hat den ein oder anderen evtl. doch dazu veranlassen auf einen DVD-Kauf zu verzichten weil er vor Augen geführt bekommt wie viel der Film durch das andere Medium verliert.

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 12:41

“Da ich den Film weder im Kino noch auf DVD kenn kann ich das momentan nicht beurteilen, aber wenn der Film ohne 3D-Effekt eben nicht mehr so mitreißend ist könnte der Leak nachdem sich der Kino-Hype gelegt hat den ein oder anderen evtl. doch dazu veranlassen auf einen DVD-Kauf zu verzichten weil er vor Augen geführt bekommt wie viel der Film durch das andere Medium verliert.”

Meine Meinung dazu: Ein Film, der in einem neuen Medium an Qualität “verliert”, hat sie auch vorher schon nicht gehabt…

Baumi
Baumi
4. Februar, 2010 15:14

@Peroy: Jeder Film, der viel mit Panoramen und detailfreudiger Ausstattung arbeitet, verliert etwas, wenn man die Leinwand gegen den Durchschnitts-Fernseher tauscht. Und auch Full-HD auf Beamer sieht zwar geil aus, ist aber nicht dasselbe wie eine Riesen-Leinwand in einem modernen Kinosaal.

Gute Filme sind trotzdem noch sehenswert, schlechte nur noch öde. (Hab Avatar noch nicht gesehen, kann also nicht beurteilen, in welche Kategorie der fällt.)

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 15:39

“Jeder Film, der viel mit Panoramen und detailfreudiger Ausstattung arbeitet, verliert etwas, wenn man die Leinwand gegen den Durchschnitts-Fernseher tauscht. Und auch Full-HD auf Beamer sieht zwar geil aus, ist aber nicht dasselbe wie eine Riesen-Leinwand in einem modernen Kinosaal.”

Ich kann das nicht bestätigen…

Marko
4. Februar, 2010 15:44

“Meine Meinung dazu: Ein Film, der in einem neuen Medium an Qualität “verliert”, hat sie auch vorher schon nicht gehabt…”

Klar. Du schaust Filme heute auch nur deshalb in Farbe, weil es keine Schwarzweißfernseher mehr gibt. 😉

Gruß,
Marko

xanos
xanos
4. Februar, 2010 15:45

Für dich nicht.
Ich bin froh Avatar in 3D gesehen zu haben, ich bin sehr traurig kein Kino in akzeptabler Umgebung gefunden zu haben, in dem “The Good, The Bad and The Weird” lief. Denn auf normalgroßem Bildschirm lässt sich erahnen, wie imposant schon der Anfang auf richtig großer Leinwand aussehen muss. Nunja, wird nachgeholt wenn ich in die USA fliege, die haben da nen Privatkino im Wohnblock, das man mit DVD/Blueray füttern kann. F$%” U Cinemaxx!

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 16:02

““Meine Meinung dazu: Ein Film, der in einem neuen Medium an Qualität “verliert”, hat sie auch vorher schon nicht gehabt…”

Klar. Du schaust Filme heute auch nur deshalb in Farbe, weil es keine Schwarzweißfernseher mehr gibt. 😉 ”

Und du bist einer, der am liebsten auch noch Stummfilme nachvertonen lassen würde, ne… ?

Marko
4. Februar, 2010 16:04

Touché …

Gruß,
Marko

OnkelFilmi
OnkelFilmi
4. Februar, 2010 16:47

@Xanos:

“… ich bin sehr traurig kein Kino in akzeptabler Umgebung gefunden zu haben, in dem “The Good, The Bad and The Weird” lief”

Ich hab ihn auf den FFFN letztes Jahr gesehen :p

Stephan
Stephan
4. Februar, 2010 17:53

@Muriel
Volle Zustimmung!

@Shah
Der zweite parlamentarische Geschäftsführer der FDP – na der muß ja wissen…
Nein, auch der bloße Download ist nicht legal. Ich weiß nicht wo diese Mär herkommt, durch ständige Wiederholung wird sie auch nicht wahrer.

Berundi
Berundi
4. Februar, 2010 18:31

Wow erst nach einer solch lange Zeit ist der erst im Netz aufgetaucht? Bin überrascht.

Ich habe den im Kino gesehen und fand ihn aufgrund der Technik super (großer Saal recht weit vorne). Story, naja kann man stehen lassen, aber ich denke darum gehts in dem Film auch nicht. Dieser Film wurde nur wegen der 3D-Technik gemacht und genau dies ist der Grund, dass ich ihn nicht auf DVD kaufen würde und werde. Von Schaden kann man hier denke ich auch nicht mehr sprechen, wobei die sicherlich bereits vorschießen um den vielleicht schlechten (oder schlechter als erwarteten) DVD-Verkauf zu erklären.

Wer sich den Film runterlädt oder die DVD kauft wird diesen Film nie gesehen haben.

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 18:33

Also irgendwas läuft hier mächtig falsch…

Marko
4. Februar, 2010 18:41

Peroy, Du hast halt Deine Prioritäten, andere konsumieren anders und haben andere. Man muss nicht jeden Film in den Boden stampfen, nur weil sein Drehbuch schlecht ist.

Gruß,
Marko

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 19:01

Nee, ich verstehe nur nicht, dass hier jeder so auf die 3D-Technik abspritzt, ich fand das völlig unimpressive…

“Wer sich den Film runterlädt oder die DVD kauft wird diesen Film nie gesehen haben.”

Nicht wirklich…

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 19:02

P.S.: “Man muss nicht jeden Film in den Boden stampfen, nur weil sein Drehbuch schlecht ist.”

Äh, doch.

Muriel
4. Februar, 2010 19:11

Weil es wahrscheinlich sonst keiner tut, möchte ich Peroy hier mal nachdrücklich beipflichten.
Natürlich ist das nur mein Geschmack, aber ich sehe Filme aus dem gleichen Grund, aus dem ich Bücher lese: Ich lasse mich gerne von Geschichten unterhalten. Wenn ein Film seine Geschichte schlecht erzählt, macht ihn das für mich zu einem schlechten Film, egal wie bunt er ist oder in wie vielen Dimensionen ich ihn mir ansehen kann.
Über einen Film zu sagen: “Das Drehbuch war mies, aber ist trotzdem ein toller Film wegen der Effekte”, finde ich so ähnlich wie “Homöopathie bewirkt nichts, aber die Globuli haben lustige Namen, deswegen ist es trotzdem tolle Medizin.”

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 19:14

Auch ich stimme Peroy zu – Film ist das DA, eine Geschichte zu erzählen. Effekte, Schnitt, etc. sind immer nur Mittel zum Zweck, und nie Kern der Qualität eines Films. Ein gutes Drehbuch kann zu einem guten Film führen, auch wenn die Ausführung hapert. Aber ein schlechtes Drehbuch kann nicht magisch zu einem guten Film werden, egal wie aufwändig die Umsetzung. “Avatar” ist ein toll gemachter, aber eben kein toller Film.

Dr. Acula
4. Februar, 2010 19:21

Auch von mir sekundiert – entscheidend ist für mich die Geschichte, die mir ein Film erzählen will – sonst könnte ich mir auch zwei Stunden lang Grafikdemos ansehen (dass Peroy ansonsten hauptsächlich Blödsinn verzapft, bleibt hiervon natürlich unberührt).

Dr. Acula
4. Februar, 2010 19:23

Ansonsten ist natürlich auch xanos beizupflichten – Raubkopien gab’s immer und wird’s immer geben, egal, was sich die Industrie einfallen lässt, und wer ernstlich glaubt, dass die Industrie *realistische* “Verluste” nicht schon längst einpreist, dem hätte ich einige wunderbare Gebrauchtwagen anzubieten.

Muriel
4. Februar, 2010 19:29

@Dr. Acula, Xanos: Das stimmt sicherlich, aber welchen Schluss sollen wir denn daraus ziehen? Sollen wir auch alle die Aschenbecher und Handtücher im Hotelzimmer klauen, weil die da ja auch einen gewissen Verlust mit in den Zimmerpreis einkalkulieren?
Dadurch wird’s doch nicht richtig, oder?

OnkelFilmi
OnkelFilmi
4. Februar, 2010 19:35

Was soll ich mit Aschenbechern? Ich rauche nicht!

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 19:35

@ Muriel: Nein, dann könnte man mit demselben Argument auch Ladendiebstahl begehen. Eine Raubkopie lässt aber das Original unbeschädigt, es wird niemandem etwas weggenommen, wie schon der Begriff “Kopie” impliziert. Gerade bei Screenern und Cam-Videos ziehe ich gerne folgenden Vergleich heran: Wenn ein Künstler in einer Galerie ein Gemälde anbietet, das mir gefällt, und ich mache ein Foto mit meinem Handy davon – habe ich das Bild dann gestohlen? Geraubt gar? Habe ich ein Copyright verletzt?

Meine generelle Meinung: Raubkopien sind nicht legal, und ich rate ab. Wären Raubkopien legal, wäre der Markt in Nullkommanix kaputt. Die derzeitigen Regularien halten den Schwarzmarkt auf dem Level in Schach, dass das Problem nicht eskaliert. Aber so wie man Raubkopien nicht zum Normalfall erklären darf, so darf die Industrie Raubkopien auch nicht zum Heroin des 21. Jahrhunderts erklären, und mit aller Macht (und staatlicher Unterstützung) gegen User vorgehen, die sich mal einen Torrent ziehen. Es geht um Verhältnismäßigkeit. Und außerhalb der Musikbranche ist diese Verhältnismäßigkeit seit 25 Jahren eigentlich auch gegeben.

Vincent
Vincent
4. Februar, 2010 19:36

Ich pflichte Peroy und Muriel bei. 3D hat für mich für derzeit keinen erzählerischen Effekt.

Muriel
4. Februar, 2010 19:41

@OnkelFilmi: Stimmt, ich glaube, es gibt auch gar keine Aschenbecher mehr in Hotelzimmern, oder? Aber jetzt sag bitte nicht, dass du dich nicht abtrocknest, das wäre nämlich total gefährlich!
@Wortvogel: Okay, da hast du mich erwischt. Mir geht der Vergleich zwischen Raubkopien und echtem Raub oder Diebstahl auch ziemlich auf den Zeiger. Ich könnte mir auch sehr gut ein völlig anderes Urheberrecht vorstellen, als wir zurzeit haben.
Ich bin aber schon der Meinung, dass es ziemlich abwegig ist, Verstöße gegen geltendes Recht damit rechtfertigen zu wollen, dass das ja schon im Preis einkalkuliert sei (Das Argument unterstellt übrigens schon einen finanziellen Schaden, den wir ja eigentlich für zweifelhaft halten.) oder dass der Rechteinhaber schon genug Geld verdient hätte.
Ich finde zum Beispiel viele Steuergesetze hier in Deutschland total ungerecht und doof, aber ich darf sicher kein MItgefühl erwarten, wenn ich damit hinterher meine Steuerhinterziehung zu rechtfertigen versuche.

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 19:58

@ Muriel: Wir sind uns da ja einig. Raubkopien sind nicht okay, und jedes Fäusteschütteln gegen die Industrie ändert daran nichts. Man darf ja auch keine Waren klauen, nur weil sie einem zu teuer ist.

Marko
4. Februar, 2010 20:00

“Äh, doch.”

Nein. Mir ist schon klar, daß es bei einem Film in der Regel hauptsächlich um die Geschichte geht (und daß auf dem Blog eines Autoren, in dem sich Drehbuchschreiber und andere Schriftsteller tummeln, eben das als das wichtigste angesehen wird), aber ich kann mich eben auch an Effekten erfreuen, die für mich nicht unwichtiger sind als die Geschichte. Kino hat mal als Jahrmarktsattraktion angefangen, und Cameron hat einen Film in eben dieser Tradition geschaffen. Das kann man verurteilen, wenn man es nicht mag, aber meiner Meinung nach sollte man nicht gleich alles niedermachen, das den eigenen Fokus nicht befriedigt, weil es sich auf andere Stärken stützt, die vielleicht andere Menschen befriedigen. Und ich für meinen Teil, der ich tolle Geschichten wirklich liebe, kann mich auch einfach mal von einem schlecht geschriebenen Film gut unterhalten lassen, wenn er mich auf andere Weise anspricht. Deswegen ist der Film nicht gut, aber er ist auch nicht so schlecht, wie er aufgrund seiner ausschließlichen Drehbuchbeurteilung gerne mal gewertet wird.

Ich bin wahrlich kein Fan von “Avatar”, aber er hat mir in einem Jahrzehnt voller toller Geschichtenfilme was anderes gegeben, an dem ich mich tatsächlich so erfreuen kann wie an einem gut geschriebenen Drehbuch.

Gruß,
Marko

Stephan
Stephan
4. Februar, 2010 20:05

@Torsten
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber bleiben wir bei Deinem Gemälde:
Wenn der Künstler nicht will, daß Du das Bild abphotographierst (beispielsweise weil er Poster davon verkaufen will), dann hast Du das zu lassen. Solltest Du dagegen verstoßen, muß es dem Ersteller möglich sein, dagegen vorzugehen.

Man kann darüber diskutieren, ob es tatsächlich strafrechtlicher Sanktionen in diesen Dingen bedarf oder ob zivilrechtliche Konsequenzen nicht ausreichend sind – aber das ist eher eine rechtsphilosphische Diskussion, die hier zu weit führt.

Und, Nein, ich glaube auch nicht, daß Computerspiele- und Filmindustrie durch Raubkopien nächste Woche pleite sind. Aber wie Muriel völlig richtig schreibt, kann das keine Rechtfertigung sein.

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 20:13

@ Stephan: Du hast meinen Kommentar nicht richtig gelesen. Die Frage, was der Künstler will, ist in diesem Szenario unwichtig. Es ging um die Frage, ob ich mit der Fotografie das Gemälde “stehle”. Ob dem Künstler damit faktisch etwas weggenommen wurde. Dass er die Fotografie ablehnen und verbieten kann, steht außer Frage.

@ Marko: Es geht nicht um Form ODER Inhalt. Natürlich kann man einen Film u.a. wegen der Effekte genießen, aber eben nicht nur. 2 Stunden 40 Minuten sinnlose Effekte ohne Story hätten auch dich ermüdet. Weil Cameron sie aber in eine (schwache) Story einbettet, bleiben wir dran.

Ich sage es gerne nochmal: “Avatar” ist ein toll gemachter, aber eben kein toller Film.”

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 20:42

Und ich sage auch nochmal: Gerade bei einem Filmemacher vom Kaliber James Camerons ist es nicht zuviel verlangt, wenn man eine Story erwartet, an der wenigstens ein bisschen Fleisch dran ist. Und ich wiederhole auch noch mal: Im eigentlichen Sinne ist “Avatar” kein schlechter Film. Und das Drehbuch ist auch nicht total grottig. Das kann es auch nicht sein, so wie das nach Formeln und Schemata geschrieben wurde, die sich schon zigfach erprobt haben. Es “funktioniert”. Aber es ist komplett unoriginell. Ich habe mich zwischendurch trotz tonnenweise Eye-Candy extrem gelangweilt. Da hilft auch die (imo zwiespältig umgesetzte) 3D-Technik nicht weiter. Man stelle sich mal vor “Terminator” oder “Aliens” wären so gewesen. Undenkbar. Cameron hat die Meßlatte für sich selbst verdammt hoch gelegt und muss sich wie jeder andere auch am erreichten messen lassen. Das ist komplett legitim.

Ich sag’s einfach mal heraus: Gebt Uwe Boll 300 Millionen Dollar und den Zugriff zu derselben Technik, dann macht der einen Film, der nicht viel anders sein wird als “Avatar”. Davon bin ich überzeugt. Und ich würde dann sagen: “Nicht übel Uwe, geht doch”. Aber das kann doch nicht der Standard sein, den ich an Cameron habe. Lest euch doch mal den Vergleich zwischen dem früheren Script und dem fertigen Film durch, da war ursprünglich mal MEHR drin.

Also “Avatar” ein schlechter Film ? Nein. Ist er ein enttäuschender Film ? Auf jeden Fall.

5/10 (bei Uwe Boll wären’s 7/10).

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 20:45

@ Peroy: Ich stimme weitgehend zu – nur nicht, was Boll angeht. Wenn der Stümper eins bewiesen hat, dann doch wohl das: Sein erzählerisches Talent geht gegen Null, und er vergeigt selbst die simpelsten Plotten. Und er wird keinen Deut besser, wenn er mehr Geld hat.

Hätte ein anderer Regisseur “Avatar” gedreht, wäre die Story vielleicht genau so gut erzählt worden (oder besser?), aber die Technik wäre sicher nicht so allumfassend gewesen, und die Inszenierung der Action sicher nicht so perfekt. Das kanner, der gute James.

Marko
4. Februar, 2010 20:54

Ja, Ihr habt natürlich Recht, mein Beitrag klang da vielleicht auch etwas zu sehr effektverliebt — so war es gar nicht gemeint. Und Peroys letztes Statement klingt vernünftig, im Gegensatz zu seinen “Kackfilm!”-Grunzern, die normalerweise kommen (und wegen derer ich mich halt ins andere Extrem bewegen lasse, zugegebenermaßen).

Boll halte ich persönlich für zu plump, um eine gute Geschichte schön in Szene setzen zu können, sorry. “Schwerter des Königs” war imo schlecht, weil Boll kein Händchen hat für Kameraeinstellungen. Ich persönlich kann mich z. B. an Filmen wie “Die Stadt der verlorenen Kinder” erfreuen, der drehbuchtechnisch sicherlich auch keine Meisterleistung ist, der aber viel für’s Auge bietet, gerade in Bezug auf die Kameraarbeit. Tim Burton ist auch so ein Fall. Cameron ist da natürlich mainstreamiger, aber zu glauben, jemand wie Boll könne mit ihm mithalten, halte auch ich für gewagt …

Gruß,
Marko

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 20:55

“Sein erzählerisches Talent geht gegen Null, und er vergeigt selbst die simpelsten Plotten. Und er wird keinen Deut besser, wenn er mehr Geld hat.”

“Schwerter des Königs” ist ein absolut tauglicher Fantasy-Streifen, der 15% von Jacksons “Herr der Ringe”-Feeling channelt. Das reicht aus, um okay zu sein. Und “Postal” fand ich einmalig, auf den lass’ ich nichts kommen… wobei der Film natürlich nicht von der Geschichte, sondern seinem grotesken Humor lebt.

Und ich bin ja Fan von Uwe Boll, also sage ich auch nicht, dass er ein Stümper ist… trotz Schlonz wie “BloodRayne 2″… 8)

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 20:59

“Cameron ist da natürlich mainstreamiger, aber zu glauben, jemand wie Boll könne mit ihm mithalten, halte auch ich für gewagt …”

Nein, das tue ich ja auch nicht. Ich behaupte, Cameron hat hier einfach mal den Boll raushängen lassen…

Wortvogel
Wortvogel
4. Februar, 2010 20:59

“Und ich bin ja Fan von Uwe Boll” – du bist schon froh, dass du nicht mehr in die Schule gehst, oder? Da bist du für solche Sätze sicher oft verhauen worden…

Peroy
Peroy
4. Februar, 2010 21:04

Die Filme kann haben wer will (außer “Postal”, der hat ziemlich gerockt), aber Boll als Typ ist klasse. Ich find den super. Ich möchte nicht in einer Bollfreien Welt leben… 8)

Ich möchte lieber in einer Welt ohne Shyamalan und David Lynch leben.

Stephan
Stephan
5. Februar, 2010 00:09

@Torsten
Ich verstehe nicht so ganz, was Du damit sagen willst? Es behauptet ja niemand, daß bei Raubkopien Sachen entwendet würden. Das Urheberrecht hat ja auch einen völlig anderen Schutzbereich als beispielsweise die Eigentumsdelikte im StGB.

Wortvogel
Wortvogel
5. Februar, 2010 00:17

@ Stephan:

“Es behauptet ja niemand, daß bei Raubkopien Sachen entwendet würden. ”

Ähhh…. RAUBkopie?

Wikipedia: “Unter Raub wird allgemein die gewaltsame Wegnahme fremder Sachen verstanden. Raub ist also nicht – wie laienhaft oft vermutet – eine besonders dreiste Form des Diebstahls.”

Und den Slogan “Raubkopierer sind Verbrecher” hast du auch schon gehört, oder?

Howie Munson
Howie Munson
5. Februar, 2010 00:51

und das beste an der Sache ist, dass sowohl auf Geräte als auch auf Datenträger ein pauschale Vergütung für Urheberrechte draufgeschlagen wird…. gibt es eigentlich auch eine pauschale “Gefährdunggebühr” die auf Küchenmesser draufgeschlagen wird? Jemand könnte damit ja ein Verbrechen begehen… Oder mit Schraubenzieher, Eispickel, Schweißbrenner…

Stephan
Stephan
5. Februar, 2010 02:06

@Torsten
Ja, danke, ich hab das studiert 😉

Wenn es Dir tatsächlich nur um die Begrifflichkeit geht, kann ich Dir zustimmen, daß sowohl der Begriff Raubkopie als auch der von Dir genannte Slogan (es müsste Vergeher statt Verbrecher heißen) falsch verwendet werden. An der Sache ändert es in meinen Augen halt nix.

Thomas Thiemeyer
5. Februar, 2010 08:17

@Peroy
“5/10 (bei Uwe Boll wären’s 7/10).”

Das finde ich jetzt hochspannend, denn es tangiert einen Punkt, der mir schon bei der vorherigen Avatar- Diskussion aufgefallen ist. Du machst die Bewertung eines Filmes also tatsächlich daran fest, welche Erwartungshaltung du an den Regisseur hast?
Das habe ich mir spätestens nach Mel Gibsons “Passion” abgewöhnt. Danach wollte ich nie wieder einen Film von ihm sehen. Und dann kam “Apocalypto”.
Ich glaube einfach, das hier das Hauptproblem liegt, das viele mit dem Film haben. Ich hatte meine Erwartungen bei Avatar ziemlich runtergeschraubt und wurde deswegen nicht enttäuscht.

Gruß,
Thomas

Marko
5. Februar, 2010 09:57

@ Thomas: Die Logik finde ich nicht so verkehrt — erinnert mich an meinen alten Sportlehrer, der seine Noten auch individuell vergeben hat. Absolut unsportliche Schüler, die sich eifrig beteiligten, es aber nicht besser konnten, bekamen bessere Noten als die Sportskanonen, die zwar alles konnten, aber nie richtig bei der Sache waren. Der Ansatz ist schon recht fair, imo.

Gruß,
Marko

Asmodeus
Asmodeus
5. Februar, 2010 10:08

Filme messen sich aber nicht am Autor, sondern an den anderen, jeweils zurzeit besten, Filmen.

Wortvogel
Wortvogel
5. Februar, 2010 10:10

@ Stephan: Gerade weil du es studiert hast, sollte dir aufstoßen, dass seit Jahren bewusst mit suggestiven und falschen Begriffen wie “Raub” und “Verbrechen” gearbeitet wird – und diese Message bei der Bevölkerung durchaus angekommen ist. Gibt es EIN anderes Vergehen, das so dämonisiert wird, ohne dass auch nur eine Partei, Vereinigung, Volksgruppe dagegen aufmuckt? Es handelt sich um bewusste Irreführung – noch dazu bei einem Delikt, das banaler kaum sein könnte. Und da sollten gerade Leute “vom Fach” auf die Feinheiten achten.

@ Thomas: Man kann einen Film nicht objektiv bewerten, weil man nicht zehn Minuten vor Filmstart geboren wurde. Natürlich hatte ich im Kopf, dass der Film von Cameron ist. Natürlich wusste ich, dass er 14 Jahre Zeit hatte, und das größte Budget aller Zeiten. Aber was ist falsch daran, eine Erwartung zu haben? Wenn du sagst, du hättest deine Erwartungen heruntergeschraubt, dann hattest du doch auch welche – wenn auch geringere. Und warum hast du sie eigentlich runtergeschraubt? Und ist das wirklich ein Vorteil – so wenig erwarten, damit man ja nicht enttäuscht wird? Habe ich als Filmfan nicht das RECHT, eine gute und gut erzählte Handlung zu erwarten?

Stephan
Stephan
5. Februar, 2010 10:51

@Torsten
Sorry, aber das ist doch einfach falsch. Nach meiner Erfahrung wird in der Bevölkerung die unerlaubte Verbreitung urheberrechtlich geschützter Werke (Raubkopie ist dann schon griffiger, oder 😉 ) doch noch nicht einmal als Kavaliersdelikt wahrgenommen.

Nebenbei: Was heißt “dämonisiert” ? Es ist halt eine Tat, die von unserer Rechtsordnung sowohl straf- als auch zivilrechtlich geahndet wird – was spricht dagegen, darauf aufmerksam zu machen?

Muriel
5. Februar, 2010 11:44

@Stephan: Naja, ganz Unrecht hat Torsten nun nicht. Es gibt da diese enorme Differenz zwischen der Einstellung eines Großteils der Bevölkerung (Coole CD, soll ich dir die mal brennen?) und der Kommunikation der betroffenen Unternehmen, die teilweise den Eindruck vermittelt, Raubkopierer, Kinderschänder und Serienmörder spielten moralisch ungefähr in derselben Liga.
Der Begriff Dämonisierung ist hier durchaus angebracht, und wenn ich an manchen Spot denke, den ich mir zwangsweise vor und nach meiner Lieblingsserie auf einer (natürlich legal gekauften) DVD ansehen muss, frage ich mich schon auch, ob die Verantwortlichen die Einschläge noch spüren.

Wortvogel
Wortvogel
5. Februar, 2010 12:01

@ Stephan: Wie wäre es mal mit folgender These – Videos/Musik/Software kopieren IST ein Kavaliersdelikt?! Es gibt keine direkten Opfer, und ein konkreter Schaden ist bisher weitgehend unbewiesen. Das weiß auch der Staat, und behandelt Kopierer entsprechend mit samtener Hand, auch wenn der Industrie das nicht passt.

Nochmal: Es spricht NIEMAND davon, nicht auf das Problem (welches eigentlich, so ganz genau?) aufmerksam zu machen – aber bitte mit angemessener und vor allem korrekter Rhetorik. Es sagt ja auch keiner “Falschparker sind Verbrecher”, und es gibt keine TV-Spots, in denen die sich im Knast auf analen Missbrauch einstellen dürfen.

Sollte es kein Gesetz dagegen geben, Vergehen vorsätzlich und in Täuschungsabsicht als Verbrechen zu bezeichnen?!

Einen interessanten Artikel habe ich dazu bei Heise gelesen: Es gibt Anwälte, die damit werben, dass Musikproduzenten mehr Geld verdienen können, indem sie ihre Werke in Tauschbörsen schleusen, und dann Downloader abmahnen, statt die Musik ehrlich zu verkaufen. Darüber kann ich mich viel mehr aufregen als über den Nachbarn, der seiner Mutter eine CD von Helmut Lotti brennt:
http://www.heise.de/ct-tv/artikel/Hintergrund-Abmahnen-statt-verkaufen-901244.html

Gerold
5. Februar, 2010 12:31

Für mich ist Kino ein Erlebnis. Die AVATAR-Torrents von irgendwelchen schlecht abgefilmtem gibt es bereits seit Dezember da haben sich schon Diverse bedient.

Und ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Leute versucht haben, den Film in der digitalen 3D-Fassung von meiner Webseite zu laden. Anscheinend haben viele nicht nur die 3D-Technik nicht verstanden, ihnen ist wohl auch der Begriff eines immersiven Kinoerlebnisses fremd.

Wer Avatar sehen will, kommt um einen Kinobesuch nicht drum rum. Dieses Erlebnis in 3D gibt es so schnell nicht wieder zu sehen, und noch lange nicht im Heimkino. Und schon gar nicht in komprimierten verpixelten Fassung fürs iPhone oder so einen Nonsense….

Thomas Thiemeyer
5. Februar, 2010 12:32

@Wortvogel:

Zitat: “Aber was ist falsch daran, eine Erwartung zu haben? Habe ich als Filmfan nicht das RECHT, eine gute und gut erzählte Handlung zu erwarten?”

Jetzt kommen wir der Sache näher. Du sagst zwei Dinge, die ziemlich entscheidend sind. Du bist ein “Filmfan” und du hattest “hohe Erwartungen”. Beides kann man so oder ähnlich schon in Watzlawicks “Anleitung zum Unglücklichsein” finden.

Zitat: “Und ist das wirklich ein Vorteil – so wenig erwarten, damit man ja nicht enttäuscht wird?”

Ich finde schon. Der Film hätte im besten Falle, deine Erwartungen erfüllen können (dass er sie hätte übertreffen können, war ja angesichts der langen Wartezeit und des vielen Geldes schon beinahe schon ausgeschlossen.)

Bei mir war es genau andersrum. Ich fand “Titanic” toll, habe aber irgendwann nicht mehr damit gerechnet, dass Cameron überhaupt noch mal in die Puschen kommt. Der erste Trailer zu Avatar (der irgendwie erschreckend unfertig aussah) hat mich auch nicht umgehauen. Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt geschworen, nicht auf den Hype-Zug aufzuspringen, der jetzt unweigerlich losrollen würde. Foren, Blogs, Internetreviews, von irgendwelchen Leuten, die irgendwelche Filmschnipsel gesehen haben und behaupten, “es sei das Tollste, was sie je gesehen hätten und der Film würde ganz bestimmt ein Megakracher werden”. Man kennt das ja. Ich habe mich diesmal ganz bewusst dagegen verweigert, weil ich dabei zu oft schon auf die Nase gefallen bin.

Als ich ins Kino ging wusste nicht was mich erwartet, und siehe da, ich habe mich blendend unterhalten gefühlt. Nicht mehr und nicht weniger. Und zwar so gut, dass ich mir den Film noch mal angesehen habe.

Und das bringt mich zu einer weiteren Frage: Wie handhabst du es eigentlich mit Regisseuren, die sowohl fabelhafte Filme, wie auch ziemliche Gurken auf ihrem Konto haben? Beispiel: Ridley Scott.

xanos
xanos
5. Februar, 2010 12:49

Ich mit mit den geringst möglichen Erwartungen reingegangen, weil ich schon wusste, dass der Müll ist. Die Technik hat mich dann auch etwa 30-45 Minuten beeindruckt, aber danach habe ich mich schlicht gelangweilt und ab und zu kurze Bemerkungen der Enttäuschung von mir gegeben, wenn es zu dämlich wurde. Wie auch mein Nachbar. Der im Übrigen mit Drehbuchschreiben etc rein gar nichts zu tun hat und trotzdem bemerkt, wenn etwas das Paradebeispiel für Stereotype ist. Oft wird ja von Actionliebhabern gebracht, dass die Handlung doch eigentlich unwichtig ist, aber wäre das so schlimm gewesen hier einen richtigen Plot einzubauen? Geht denn nicht beides? Daher verstehe ich nicht, warum Menschen sich mit so wenig begnügen. Vermutlich schreien die dann Jahre später auch mit der Masse, dass es keine guten Plots mehr gibt nachdem sie selber alles dazu beigetragen haben, dass es so kommt. Denn die Unternehmen sehen in erster Linie den Erfolg und wenn sie nun sehen, dass der Inhalt nur so sein muss, dass es keinen stört weil jeder schon alles kennt und die Form muss nur möglichst schön sein … have fun.

Marko
5. Februar, 2010 12:50

“Und ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Leute versucht haben, den Film in der digitalen 3D-Fassung von meiner Webseite zu laden.”

Warum sollte das jemand versuchen? Kann man den Streifen denn auf Deiner Webseite finden?

Gruß,
Marko

Jorge
Jorge
5. Februar, 2010 13:44

@wortvogel, @stephan: Der Vergleich mit dem fotografierten Gemälde ist interessant, birgt aber folgendes Problem: Ein Gemälde kann man nicht besitzen, indem man ein Foto davon macht, denn die gegenständliche Kunst lebt vom Original, das macht die Einmaligkeit der Objekte, und sicherlich auch ihre teilweise irrationalen Preise am Kunstmarkt aus. Einen Film hingegen kann man durch Kopie sehr wohl besitzen, da er in digitalisierter Form beliebig reproduzierbar ist (was für alle anderen digitalisierten Inhalte genauso gilt).

Bei dieser Problematik spielt der Begriff des geistigen Eigentums die Hauptrolle, und da er ein abstrakter ist, haben viele Menschen Schwierigkeiten ihn zu verstehen, vor allem diejenigen, die noch nie geistiges Eigentum geschaffen haben. Wenn man das Konzept des geistigen Eigentums jedoch akzeptiert, werden viele scheinbare Argumente für eine moderate Form des geistigen Diebstahls hinfällig. Denn sonst müsste man sich auch für eine moderate Form des physischen Diebstahls aussprechen, und dagegen verwehren sich die meisten hier zu Recht.

Dann zieht auch das Argument nicht mehr, dass das Original ja unbeschädigt bleibe, denn das Original ist eben nicht die physisch vorhandene DVD, oder CD, oder das Buch, sondern das Original ist der Film, die Musik, die Geschichte, der Text. Beim Anfertigen einer Raubkopie wird nicht die DVD, Filmrolle, Festplatte geraubt, sondern der Inhalt. Und es entsteht ein Schaden, auch wenn er nicht so einfach, vielleicht sogar überhaupt nicht messbar ist. Und auch wenn die Tat möglicherweise Begleiteffekte zeitigt, die dem Urheber sogar willkommen sein müssten (Werbung, Popularität, o. Ä.).

Ein gutes Beispiel für geistiges Eigentum ist eine gute Geschichte. Hier wurde fast einhellig geurteilt, eine gute Geschichte sei das entscheidende Kriterium für einen guten Film. Da eine gute Geschichte nun mal viel Arbeit macht, so wie jede gute Kunst viel Arbeit macht, sollten wir das Eigentum anderer, das durch diese Arbeit zustande gekommen ist, einfach respektieren.

Thomas Thiemeyer
5. Februar, 2010 14:36

@ Jorge:

Treffender hätte man es nicht ausdrücken können.

Mencken
Mencken
5. Februar, 2010 15:13

@Jorge: Ich glaube nicht, daß jemand hier anderer Meinung ist, es ging allein um die Verhältnismäßigkeit und da kann man sicherlich schon sagen, daß “wirklicher Raub” dann doch noch erheblich schwerwiegender ist und erheblich mehr kriminelle Energie verlangt. Übrigens gibt es doch auch den sog. “Mundraub”, analoge Abstufungen werden also durchaus bereits seit langer Zeit gemacht und die Frage ist doch eher, wo sich das Raubkopieren (je nach Umfang und Art und Weise) einzuordnen hat.

Mal nebenbei: hat eigentlich jemand Avatar in der normalen (=nicht 3-D) Fassung gesehen? Würde mich mal interessieren, wie der Eindruck so war.

Ich könnte jetzt auch lange über die wirtschaftshistorische Perspektive schreiben, aus der heraus jegliche Bewertung, die über Kavaliersdelikt hinausgeht, schlichtweg absurd ist, aber anscheinend hat sich die Diskussion jetzt ohnehin auf die eher abstrakte Ebene verlagert?

Stephan
Stephan
5. Februar, 2010 15:33

@Jorge
Bei mir rennst Du da offene Türen ein, Du hast ja völlig recht.

@Mencken
Daß der Begriff “Raubkopie” ein nicht zutreffender ist, habe ich Torsten ja bereits oben konzediert. Rechtlich gesehen wird hier auch nichts vermischt. Urheberrechtsdelikte haben nichts mit Eigentumsdelikten im Sinne des Gesetzes zu tun.
Dein Vergleich mit dem Mundraub ist übrigens recht schön, unterstreicht er doch diese Argumentation – auch beim sog. “Mundraub” (gibt es nicht mehr im StGB) wurde nicht geraubt sondern ohne Gewalt entwendet.

Ich halte im übrigen diese Begriffsfixierung nicht für besonders zielführend, Jorge hat ja oben schön ausgeführt, wo der Unrechtsgehalt der Raubkopie liegt.

Mencken
Mencken
5. Februar, 2010 15:58

@Stephan: Ich denke, gerade um die “Begriffsfixierung” geht es hier aber, allerdings primär um den Gebrauch von begriffen und die intendierte Wirkung durch die Industrie.

Ich hatte jetzt auch nicht unbedingt rechtlich gedacht, beim “Mundraub” sehe ich vor allem, daß ja auch etwas entwendet (und “verbraucht”) wird, eine Differenzierung aber trotzdem vorgenommen wird, womit für mich naheliegt, daß dergleichen eben auch beim Thema Raubkopien wünschenswert wäre (die ja noch viel weniger mit dem klassischen Raubdelikt vergleichbar sind).
Dies bedeutet nicht, daß man unbedingt den Begriff “Raubkopien” ersetzen muss (ich denke, so eng und wortwörtlich wollte Torsten das auch nicht verstanden wissen), sondern allein, daß man die intendierte Wirkung des bisherigen Sprachgebrauchs (samt aller Implikationen) nochmals überdenken sollte.

Inhaltlich bin ich übrigens auch eher auf Jorges Seite, aber das ändert nichts daran, daß ich in diesem einen Punkt ebenfalls Verbesserungsbedarf sehe (vielleicht sogar gerade deshalb, die so geschaffene Angriffsfläche schwächt für mein Empfinden das Unrechtsbewusstsein insgesamt leider enorm und trägt eher zu einer Verhärtung der Fronten bei).

xanos
xanos
5. Februar, 2010 19:51

“Ein gutes Beispiel für geistiges Eigentum ist eine gute Geschichte. Hier wurde fast einhellig geurteilt, eine gute Geschichte sei das entscheidende Kriterium für einen guten Film. Da eine gute Geschichte nun mal viel Arbeit macht, so wie jede gute Kunst viel Arbeit macht, sollten wir das Eigentum anderer, das durch diese Arbeit zustande gekommen ist, einfach respektieren.”

Ich habe gerade so schallend gelacht – das müsst ihr gehört haben! In einem Thread, in dem es um AVATAR geht mit dem Diebstahl von Geschichten zu argumentieren … das ist so unglaublich. Ein glorreiches Eigentor, gratuliere.

Dietmar
Dietmar
5. Februar, 2010 21:08

@Lari: ,,Die 3D-Optik ist integraler Bestandteil des Films.”

Wo sage ich etwas anderes?

Ohne 3D wäre Avatar nicht so weit gekommen. Und auf DVD wird man erkennen, dass dem Film Tiefe im doppelten Wortsinn fehlt.

Jorge
Jorge
6. Februar, 2010 01:26

@xanos: Kein Drama; hol den Ball einfach wieder raus;-)

Lari
Lari
6. Februar, 2010 07:05

@Dietmar: “Ohne 3D wäre Avatar nicht so weit gekommen.” Genau das meinte ich – Ich habe den Eindruck, dass viele den Erfolg von Avatar abtun wollen mit einem Verweis auf die 3D-Effekte. Natürlich wäre Avatar zumindest nicht so weit gekommen ohne 3D, genauso wie, um beim Vergleich zu bleiben, den ich oben angeführt habe, Pulp Fiction nicht weit gekommen wäre ohne Tarantinos Dialoge. Man kann nicht so tun, als wäre Avatar ein 2D-Film, den man dann dreidimensional zuckerglasiert in die Kinos geschickt hat, der Film ist in 3D und war nie anders gedacht. Avatar wird auf DVD nicht funktionieren, keine Frage, aber nicht zuletzt deswegen gehen die Leute ja auch grade in Scharen ins Kino.

Und da ich mich bislang nicht dazu geäußert habe: Ich halte den Nerd-Snobismus gegenüber dem Drehbuch für unangebracht. Transformers 2 hat ein schlechtes Drehbuch, das dafür sorgt, dass der Film keinen Rhythmus findet und seine Figuren nicht aufbaut und sich deshalb in seelenloser Action ohne erzählerisches oder emotionales Gewicht verliert. Avatar hat einfach nur ein unoriginelles Schema-F-Drehbuch, das zwar holzschnittartige Figuren und eine x-fach erzählte Geschichte mit fragwürdigem White-Guilt-Hintergrund bietet, in diesem Rahmen aber handwerklich solide entwickelt ist.

Dietmar
Dietmar
6. Februar, 2010 09:41

@Lari: Wir sind uns einig. 🙂

Thomas Thiemeyer
6. Februar, 2010 10:44

@Lari
“Nerd-Snobismus”

Oh, oh, das böse Wort. Und nicht mal in Anführungszeichen…
Dafür habe ich im Avatar-Thread schon ordentlich Maulschellen bekommen. Dann rechne mal damit, dass du jetzt auch als “Jünger” und “Apologet” abgestraft wirst.

Ich kann mich deiner Meinung jedenfalls vorbehaltlos anschließen 🙂

Muriel
6. Februar, 2010 10:54

@Lari: Ich sehe nicht ganz, wo es Nerd-Snobismus ist, wenn für mich ein “unoriginelles Schema-F-Drehbuch”, das “holzschnittartige Figuren und eine x-fach erzählte Geschichte mit fragwürdigem White-Guilt-Hintergrund bietet” Avatar zu einem schlechten Film macht. Du darfst es gerne anders sehen, ohne dass ich dich mit sonderbaren Namen bedenke, aber ich kann wirklich nicht erkennen, an welcher Stelle meine abweichende Meinung mich zu einem Nerd und einem Snob macht. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich diese Bezeichnungen grundsätzlich von mir weisen wollte.

Buche
Buche
6. Februar, 2010 11:40

Zu dem Thema empfehle ich den Artikel auf Ars Technica

“750,000 lost jobs? The dodgy digits behind the war on piracy”
http://arstechnica.com/tech-policy/news/2008/10/dodgy-digits-behind-the-war-on-piracy.ars

Und ich wunder mich, warum hier ständig über die Rechtmäßigkeit von ilegalen Kopien diskutiert wird. Alle sind sich einig, es ist illegal. Aber die ganze Abmahnindustrie, Politik (Zugangserschwerungsgestz, anyone?) und MI spielen doch mit den großen Zahlen. Wenn Sie mal eine vernünftige Berechnung de Schadens machen würden, und jemand dann mit diesem Streitwert verklagen würden, dann wäre das für mich legitim. Aber bei einem Album-Download-Preis von 10€ und 10 hochgeladenen Kopien (die dann wieder 10 mal verteilt wurden) ist man leider nur bei 1000€ und wovon soll der Anwalt denn da Leben.

Frage am Rande, warum zahle ich bei DVD Rohlingen eigentlich eine Urheberrechtsabgabe? DVDs darf ich nicht kopieren (weil ich ja den Kopierschutz umgehe, was explizit verboten ist), für meine Daten-Backups kann es nicht sein, und wer um alles in der Welt benutzt die, um aufgezeichnete TV Sendungen im Bekanntenkreis zu verteilen? Naja, Hauptsache die Gebühren steigen ….
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verwertungsgesellschaften-fordern-hoehere-Abgaben-auf-Speichermedien-921264.html

Lari
Lari
6. Februar, 2010 12:58

@Muriel: Snobismus sehe ich da, wo die Verhältnismäßigkeit flöten geht. Ich halte das Drehbuch von Avatar trotz der von mir vorgebrachten Einschränkungen für eine runde Sache. Es macht mir nichts aus, wenn eine Geschichte in allen Wendungen vorhersehbar ist, solange sie nur sorgfältig entwickelt ist (und das mir keiner denkt, ich hätte niedrige Ansprüche, ich halte das für einen ziemlich hohen). Man muss den Film nicht zum Heiligtum erklären, aber man sollte ihn auch nicht mit dem ganzen lieblosen Mumpitz über einen Kamm scheren, den man gelegentlich geboten bekommt.

Dietmar
Dietmar
6. Februar, 2010 14:09

“Nerd-Snobismus”

habe ich geflissentlich überlesen …

Heino
Heino
6. Februar, 2010 14:10

“Ist das nicht auch wieder der Beweis, dass Leute eben nicht STATT des Kinosbesuchs raubkopieren, sondern ergänzend dazu? ”

Nein, ist es nicht. Ich kenne mehrere Leute, die sich den Film bereits im Dezember aus dem Netz gezogen haben und nicht ins Kino gegangen sind. Ist angesichts der Einspielergebnisses vielleicht die Minderheit, aber trotzdem beweist das schon, dass eben nicht jeder Downloads ergänzend nutzt.

@Lari:damit wären wir bei deiner Argumentation. Die oben von mir angesprochenen Leute waren auch in 2D mit dem Film zufrieden und der kann nicht nur durch das § D soviel Geld ei9ngespielt haben,w eil er zwar in so ziemlich jedem Kino läuft, aber die wenigstens davon 3D-Projektoren haben (und wenn, dann meistens nur einen, 2 D läuft dann parallel dazu).

@Thomas: ich wollte da eigentlich gar nix mehr zu sagen, aber da du ja weiter auf der Sache rum reitest, sei hier angemerkt, dass es in erster Linie immer um deinen Tonfall ging, der eben das “böse” Wort in einen beleidigenden Kontext setzte. Aber Schwamm drüber. Waffenstillstand?

Was das Runterschrauben von Erwartungshaltungen angeht:wenn man damit anfängt, kann man auch gleich bei allem anderen weitermachen. Bei jedem Buch, jeder CD, jeder Serie etc. Das halte ich für eine sehr schlechte Vorgehensweise. Sich einfach nur mit dem absoluten Minimum zufrieden geben, obwohl man bei Leuten wie z.B. Cameron mehr erwaten darf/muss, kann doch kein Massstab sein. Du hast Ridley Scott als Gegenbeispiel angeführt. Klar hat der mehr miese Filme als Cameron gemacht, weil er eben allgemein mehr Filme als Cameron gemacht hat. Trotzdem erwarte ich von ihm weiterhin vernünftige Arbeit (wobei er wenigstens seine Scripts nicht selbst verfasst), und wenn er die nicht liefert, ich aber dafür bezahlt habe, mich 2 Stunden lang von ihm anöden zu lassen, dann sage ich das auch da. Das ist unser aller Recht, warum sollten wir uns das nehmen lassen?

Nardon
Nardon
6. Februar, 2010 15:06

Ich habe da noch einen interessanten Link in Bezug auf die Musikindustrie. Schon ein paar Tage alt aber vieleicht kennt ihr das ja noch nicht.
http://bit.ly/IJNGj

Thomas Thiemeyer
6. Februar, 2010 15:29

@Heino

Da ich gefühlsmäßig nie mit dir im Krieg gelegen habe, wüsste ich nicht, worüber wir einen Waffenstillstand zu schließen hätten. Aber gut, wenn es dich beruhigt…

Tatsache scheint zu sein, du hast dich permanent von mir angegriffen gefühlt. Mal durch spezielle Worte, mal durch fehlende Anführungszeichen, dann wieder durch den allgemeinen Tonfall. Scheint ein grundlegendes Problem zu sein.
Ich kann dir versichern, mir hat nie daran gelegen, dir oder jemand anderem an den Karren zu fahren. Ich fand nur, dass die Diskussion Avatar ab einem bestimmten Punkt unerträglich einseitig war. Da habe ich mich berufen gefühlt “Veto” zu rufen. Mag sein, dass ich das ein wenig zu flapsig gemacht habe, aber dafür habe ich mich entschuldigt. Um die Sache zu einem Ende zu bringen, hier ein Posting von mkda, der es wunderbar auf den Punkt bringt.

Zitat: “Bezieh(t) doch nicht jede Aussage immer auf Dich/Euch. MICH hat es nicht gestört, das die Story nicht komplexer war. MICH hätte eine komplexere Story vielleicht von den grandiosen Bildern abgelenkt. ICH habe den Film so wie er ist genossen. Und nicht, weil ich am liebsten Filme sehe, bei denen ich mein Gehirn nicht einschalten muss, sondern weil mich DIESER Film in dem Moment, wo ICH ihn im Kino gesehen habe, erstaunt, verblüfft, begeistert hat. Wie jemand schrieb: ihn wie ein Kind mit großen Augen im Kinosessel erlebt habe. Und von 161 Minuten Laufzeit jede Minute die Umwelt völlig vergessen habe. Wenn ihr in der Zeit nervös auf dem Kinosessel herum gerutscht seid und auf eine storytechnische Offenbarung gewartet oder Euch gelangweilt habt sei Euch das unbenommen. Dann seid ihr enttäuscht worden. Aber versucht doch bitte nicht, diejenigen, denen der Film ausnahmslos gefallen hat, als Apologeten zu diffamieren. Mag sein, dass, wenn ich ihn nochmal auf BR sehe, ohne 3D und die Geschichte kennend, mich die Storymankos mehr stören werden. Dann werde ich an Euch denken.”

Und was die Erwartungshaltung betrifft:
Zitat: “wenn man damit anfängt, kann man auch gleich bei allem anderen weitermachen. Bei jedem Buch, jeder CD, jeder Serie etc. Das halte ich für eine sehr schlechte Vorgehensweise. Sich einfach nur mit dem absoluten Minimum zufrieden geben … kann doch kein Maßstab sein.”

Was den Konsum betrifft schon, da bin ich Realist. Ich lasse mich lieber angenehm überraschen, als permanent enttäuscht zu werden (ist wie mit dem Glas, das entweder halb voll oder halb leer ist). Was die eigene Arbeit betrifft sieht die Sache natürlich anders aus. Da habe ich einen ganz anderen Anspruch. In diesem Sinne mache ich mich jetzt wieder an die Arbeit und versuche eine Story abzuliefern, die Cameron & Co alt aussehen lässt.

Beste Grüße,
Thomas

xanos
xanos
6. Februar, 2010 15:47

Nochmal zu der Raubkopierer Frage: Die Musikindustrie kann als schlechtes Vorbild dienen, leider hängt sich die Filmbranche und neuerdings leider auch die Verlagsbranche da dran.
Was ist bei der Musikbranche passiert? Sind alle Menschen auf einmal böse? Nein! Die Musikbranche hat den Kontakt zu ihren Kunden verloren. Sie erbringt eine Dienstleistung (Musik an Kunden vermitteln) und sie hat völlig aus dem Blick verloren, was Kunden wollen, weil sich die Zeit gewandelt hat. Ich habe in den letzten 5 Jahren genau eine CD gekauft und die dann auch noch Weihnachten verschenkt, weil sie unausgepackt monatelang herumlag. Ich kann mit den Dingern nichts mehr anfangen, ich habe kein Gerät, wo sie sich abspielen lösst (DRM Schwachsinn sei Dank nichtmal im Rechner!). Wenn ich aber von den Chefs höre, dass es Diebstahl ist, wenn ich eine CD kaufe und dann auf den MP3 Player oder meinen Media-Rechner ziehe … dann kann man sich doch nur an den Kopf fassen wie schwachsinnig das ist. DAS ist das Problem der Musikindustrie.
Wenn man sich nun die Mechanismen der letzten Jahre anschaut, dann ging es nie darum das Urheberrecht zu stärken, also die Rechte der Musiker, der Hersteller. Es ging immer darum, dass die Musikkonzerne weiter künstlich ein totes Pferd reiten wollten. Da sollte man immer sehr genau hinschauen. Gut für die Konzerne hieß noch nie gut für die Künstler. Kann man sich über die Jahre ein paar hübsche Beispiele heraussuchen.
Die Filmbranche und die Verlagsbranche funktionieren zum Glück etwas anders und hätten die Chancen davon zu lernen und es besser zu machen. 3D ist in diesem Zuge eine wundervolle Chance, solange man das nicht entsprechend zu Hause reproduzieren kann.

Howie Munson
Howie Munson
6. Februar, 2010 16:43

@Buche: vergiss es, hatte ich weiter oben auch schon erwähnt, es interessiert keinen “Industrieversteher”, dass die seit Jahrzehnten rechtlich geduldete* Privatkopie kriminalisiert wird und trotzdem weiter die pauschale Vergütung eingefordert wird, für die dann im Zweifel keine Leistung mehr gebracht werden muss…

*=”Recht auf Privatkopie” gibt ja nur wieder eine nicht zielführende Diskussion über Begrfflichkeiten, mit denen darf ja nur die eine Seite überzogen spielen…

Heino
Heino
6. Februar, 2010 16:57

@Thomas:dabei übersiehst du aber, dass der von dir angesprochene Punkt für dich schon nach den ersten 5 Beiträgen erreicht war und dass ich mich nicht als einziger von dir angegriffen fühlte. Aber sei`s drum, Thema abgehakt und erledigt.

Und was die Erwartungshaltung angeht, weiss ich ehrlich gesagt nicht, ob ich dich für die Fähigkeit, deine Ansprüche einfach so runterzuschrauben, beneiden oder bemitleiden soll. Ich kann das jedenfalls nicht:-)

Tornhill
Tornhill
6. Februar, 2010 18:49

Das spezielle Problem bei der Raubkopien-Debatte ist, (wie, glaube ich der Vogel schon sagte) die übermäßige Moralisierung.
Ja, die Industrie hat ein Recht, dass keine Raubkopien ihrer Werke gefertigt werden, das können sie stur und kaltschnäuzig durchsetzen…aber da das unsympathisch ist, WILL sie das ja nicht und tut stattdessen so, als wenn es hier um Leben, Tod und Millionen Arbeitsplätze ginge und für diesen Anspruch müsste sie eben erst einmal einen Schaden vorweisen können.
Ich bin auch ein Fan von Originalen (wobei es widersinnig ist, dass sie die mit teils nicht überspringbaren Anti Raubkopierer-Spots verschlechtern…damit treffen sie MICH, der ich das Original kaufe, auf einer evtl. Raubkopie würden sie fehlen. Super widersinnig) und zwanghafter Sammler, mich persönlich berührt es also eigentlich nur ziemlich am Rande.
Aber rückblickend fällt mir auf, dass ich gerade die Filme, die ich früh als Kopie gesehen habe, inzwischen in besonders edler Form als Kauf-DVD im Regal stehen habe. Denn es waren halt Filme, auf die ich schon im Vorfeld begeistert wartete und die dann auch meine Erwartung erfüllten, so dass ich sie auch “in echt” haben wollte.
Bei Filmen, auf die ich nicht so heiss bin, warte ich dann meist, bis sie ins Fernsehen kommen – und da meine Quote nicht gemessen wird, bekommt das keiner mehr mit. Es ist also schon eine völlig blödsinnige Rechnung, nach der sie die “Verluste” (welche ja eh nur “nicht zusätzliche Gewinne” sind berechnen – sie gehen eben davon aus, dass jeder, der eine Raubkopie sieht, ansonsten das Original gekauft hätte. Ich hingegen behaupte, die meisten, von Privatleuten als Kopie gesehenen Sachen wären sonst einfach nicht gesehen worden. Es gibt also nicht weniger Gewinn, sondern mehr Filmvergnügen. Das mag nun rein technisch unrechtmäßig sein, aber es schadet keinem.

@”Avatar”:
Ja, das Drehbuch war naiv und zusammen gestückelt, aber Herrgott nochmal…Es funktionierte doch. Ich hatte von Cameron zwar auch mehr erhofft, aber so ist es halt ein simpler, hübscher “Äußerlichkeitsfilm” der sich zwar tiefsinnig gibt, aber durch Oberflächenreize glänzt. Kann ich mit leben.

Wortvogel
Wortvogel
6. Februar, 2010 19:11

@ Thomas: Ich sehe das Problem nicht in persönlichen oder als persönlich empfundenen Attacken. Es ist vielmehr eine Unschärfe in der Diskussion, die es unmöglich macht, zu einem Konsens zu kommen.

Niemand hat ein Problem damit, wenn dir “Avatar” gefällt. Diese Aussage allein kann aber keine Basis für eine Diskussion sein. Erst die Behauptung, die Story sei gar nicht so schlecht (oder: eine bessere Story hätte dem Filmgenuss womöglich geschadet), bringt zur Meinung ein ARGUMENT in die Diskussion. Und damit geht dann das (legitime) Gezerre los. Denn es gibt Gegenargumente, denen man sich dann vielleicht auch stellen sollte, wenn man in ein öffentliches Forum geht. Problematisch wird es, wenn die Argumente so schwach sind, dass sich ihre Vertreter schnell wieder hinter das Meinungs- oder Emotionsprinzip zurückziehen (“Hey, ich darf das doch sehen, wie ich will, oder nicht?”).

Kurz gesagt: Man kann sagen “Mir hat der Film gefallen”. Das ist als Aussage ohne Argument keine Basis für eine Diskussion. Oder man sagt “Mir hat der Film gefallen, weil…”. Dann darf man aber auch nicht mosern, wenn es Widerspruch gibt.

Bei der Raubkopie sehe ich das Problem anders. Wir sind uns alle einig: Raubkopien sind nicht legal, werden hier nicht befürwortet, aber die Industrie verwendet fahrlässig und vorsätzlich Begriffe, die der Sache nicht angemessen sind. Soweit ich das sehe, hat diesen Aussagen niemand widersprochen. Das Problem: Wir reden aneinander vorbei. Die Aussage “Es geht nicht an, dass Kopierer als RAUBkopierer und Verbrecher bezeichnet werden” bedeutet eben nicht “Kopien sind okay”, was genau die zu denken scheinen, die dann reflexhaft antworten “Begriffe hin oder her, aber es bleibt doch illegal”. Darum geht es nicht. Ich wollte nur sagen: Wenn die Industrie konsequent aufhört, Kopierer mit bewusst irreführenden Begriffen und Hochrechnungen zu brandmarken, bin ich gerne zu einer Diskussion über konsequente Schritte gegen Kopien bereit. Aber es ist die Industrie, die mit ihrer Hetze böses Blut verursacht, und konstruktive Ansätze verhindert.

@ Heino: Ich bezog mich in diesem Beitrag explizit auf den DVD-Rip als “akzeptable” Alternative zum Kinobesuch. Leute, die sich “Avatar” als wackeligen und unscharfen Cam-Rip geben, haben einen an der Waffel, und sind eine verschwindende Minderheit. Und wie du selbst angemerkt hast: Die haben dem Einspielergebnis ja belegbar nicht geschadet.

Heino
Heino
6. Februar, 2010 20:11

@Thorste:dass die einen an der Waffel haben, ist absolut richtig. Nur war die Qualität wohl doch ziemlich gut, wenn auch kein Vergleich zu DVD oder gar Kino. Und ich frage mich bei dieser in regelmässigen Abständen immer wieder aktuellen Diskussion jedesmal, warum die Industrie nichte rstmal vor der eigenen Türe kehrt (sprich:die mit der Herstellung des Films/der DVDs beautragten Leute genauer auf`s Korn nimmt), anstatt lieber die Pressevertreter und den zahlenden Teil des Publikums zu beschuldigen. Vielleicht tue ich den Studios da auch Unrecht und sie haben inzwischen bessere Massnahmen ergriffen, aber angesichts der letzten Fälle (z.B. Wolverine oder das frühe Auftauchen von Avatar im Netz) kann ich das nicht so ganz glauben.

Wortvogel
Wortvogel
6. Februar, 2010 20:24

@ Heino: Die Industrie ist da schon hinterher, aber gerade in der Oscar-Saison, wenn viele Screener rumgeschickt werden müssen, lässt sich das kaum lückenlos verfolgen. Aktuelle Beispiele: Es gibt schon DVD-Screener von “Edge of Darkness” und “Nine” im Netz.

Heino
Heino
6. Februar, 2010 21:34

Mag sein, aber dann sind ihre Massnahmen wohl nicht sehr effektiv. Es ist ja nun so, dass Filme in jedem Monat noch vor Erscheinen im Netz landen, das kan man nicht nur mit dem grösseren Arbeitsaufkommen durch die Oscar-Saison schönreden. Die Filmindustrie hat ebenso wie die Musikindustrie einfach vor ca. 15 Jahren nicht die Zeichen der Zeit erkannt, und als dann endlich reagiert wurde, hat man nicht auf Aufklärung gesetzt, sondern lieber die alleinige Schuld beim Konsumenten gesucht. So leid es mir für die Filmemacher tut, das haben sich die Verantwortlichen selbst zuzuschreiben.

Wortvogel
Wortvogel
6. Februar, 2010 22:20

@ Heino: Nein, da täuscht dich dein Gefühl – dass praktisch alle relevanten aktuellen Releases zum Kinostart oder kurz darauf (manchmal auch kurz davor) als DVD-Screener im Netz sind, ist ein Phänomen der Oscar-Saison. Ansonsten gibt es in den meisten Fällen immer noch den klassischen Ablauf: Cam-Rip, R5, DVD-Rip, verteilt über drei Monate (Ausnahmen ausgenommen).

Außerdem: Egal, wie schlampig die Industrie das für sich handhabt – es macht Raubkopien nicht legaler. Wenn die Branche wollte, könnte sie Screener an jeder Strassenecke verteilen. Das macht Kopien einfacher, aber nicht legaler.

Thies
Thies
6. Februar, 2010 23:09

Nur mal leicht Off-Topic: da gerade an einem 3D-Remake von “Piranhas” gearbeitet wird, könnte man doch James Cameron fragen ob er nicht Lust hätte ein 3D-Update von “Piranhas – Fliegende Killer” zu drehen. 😉

Jorge
Jorge
6. Februar, 2010 23:56

@wortvogel: Möglicherweise ist es nicht einmal ein Begriffsproblem, sondern ein Problem der Quantität. Jemand, der sich eine Kopie für den privaten Gebrauch anfertigt, oder der sich seine CDs auf den ipod zieht, ist kein Verbrecher, das habe ich auch nie so gehört. Jemand, der in seinem Keller eine Kopierstraße eingerichtet hat und täglich hunderte von unrechtmäßigen Kopien anfertigt, die anschließend über ein gut organisiertes Vertriebssystem verkauft werden, wie sieht’s mit dem aus? Jemand, der jede Nacht seinen Rechner heißlaufen lässt und seit Jahren kein Kino mehr von innen gesehen hat? Damit kämen wir vielleicht dem Anspruch an die Verhältnismäßigkeit näher und müssten uns nur noch über eine Zahl verständigen.

Der Industrie vorzuwerfen, dass sie harmlose und rechtschaffene Menschen kriminalisiert, halte ich für überzogen. Mich nerven die Spots ebenfalls, obgleich der eine oder andere amüsante schon dabei war. Und wenn man den Begriff „Raubkopierer“ so übersetzt, dass er die zweite Kategorie der oben genannten Personen umfasst, ist doch alles in Ordnung, wir brauchen uns ja nicht angesprochen zu fühlen. Irgendwo kann ich diese Drastik sagar verstehen, denn in persönlichen Gesprächen und Diskussionen wie dieser habe ich den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen einigermaßen resistent gegen eine differenzierte Art der Aufklärung sind und, ähnlich wie Xanos, das Phänomen der illegalen Vervielfältigung als „Teil dieser Welt“ und „Reibungsverlust“ euphemisieren. Die Sensibilisierung solcher Menschen dürfte nur durch drastische rhetorische Mittel zu bewerkstelligen sein. Denn solange sie nicht gesagt bekommen, dass es sich dabei um Raub und ein Verbrechen handelt (immer die Dimensionen im Hinterkopf behalten), denken sie, es sei okay. Und es scheint ja zu funktionieren, sie merken auf und setzen sich mit dem Phänomen auseinander.

@xanos: Ich bin sicherlich kein Fan der durchkommerzialisierten Musikindustrie, aber möglicherweise macht sie doch noch etwas mehr, als nur „Musik an Kunden (zu) vermitteln“.

Howie Munson
Howie Munson
7. Februar, 2010 00:47

@Jorge: es werden Privatleute mit Streitwerte im vier- bis sechsstelligen Bereich (je nach Land) vor Gericht gezerrt, wenn sie nicht bereit sind, sich für ein duzend mp3-files, die angeblich von einer ihnen zuzuordbaren IP runtergeladen wurden, um einen drei bis vierstelligen betrag abmahnen zu lassen….

kein Mensch verteidigt hier organisierte Flohmarktkopieverkäufer… und wenn es wirklich um diese Fälle gehen würde, könnte man auch schlecht mit downloads argumentieren, bei denen der “Haupttäter” (=derjenige der die Kopie als erster ins Netz stellt) keinen monetären Vorteil von seiner Tat hat…

und wenn wir uns alle vom Begriff Raubkopierer nicht angesprochen fühlen sollen, wieso zum Teufel muss man sich die Spots im Kino und auf DVD zwangsansehen? Ich hab auch noch keinen Spot der Musikindustrie gesehen in dem gesagt wird “Kopie vom Original ist rechtlich ok und besser als die Schwarzpressung vom Flohmarkt”

Tornhill
Tornhill
7. Februar, 2010 11:19

Da stimme ich Munson zu: Die Spots bombardieren uns, die normalen Käufer und verschlechtern sogar die Produkte, die wir legal und fair kaufen.
Dass pisst mich VERDAMMT an!
Wenn ich mir abends einen netten Film angucken will, dann will ich nicht gezwungen werden, mir vorher die Botschaft “Vergewaltigung ist toll und gottgewollt, wenn sie dieses unwerte Raubkopiererleben trifft!” um den Kopf hauen zu lassen. Bei einem Video konnte ich die Trailer zu Anfang umgehen, indem ich einfach nicht ganz bis zum Anfang des Bandes zurück spulte, an dem Zeug auf DVDs muss ich mich jedesmal vorbei kämpfen. Das ist widersinnig und kundenunfreundlich ohne Ende.

(Wieder einmal sei angemerkt, dass der Deutsche Werberat an dem angesprochenen Spot nichts auszusetzen hatte, da er – kein Scherz – in ihm keinen Bezug zu Vergewaltigungen erkennen konnte. Solche Experten braucht die Welt!)

Wortvogel
Wortvogel
7. Februar, 2010 12:13

@ Jorge: Die Spots richten sich gegen ALLE Raubkopierer, da wird keine Unterscheidung gemacht.

“wir brauchen uns ja nicht angesprochen zu fühlen”? Wenn dir jemand auf der Straße “Kinderficker” hinterher ruft, siehst du das dann auch so? Tut mir leid, es bleibt indiskutabel, dass die Industrie wissentlich mit falschen Begriffen arbeitet, um Angst zu verbreiten.

Und nochmal: Für welches Problem müssen Menschen durch solche Maßnahmen “sensibilisiert” werden? Was genau IST das Problem? Wo sind die konkreten Zahlen, die bankrotten Großunternehmen, die verlorene Wirtschaftskraft? Sollte vor der Bekämpfung eines Problems nicht erstmal dessen Benennung, Quantifizierung, und Einordnung stehen?

Dr. Acula
7. Februar, 2010 13:03

@Jorge
Als “heavy buyer”, der hier sicher 2000+ Originale in der Bude stehen hat, fühle ich mich durch diese Spots belästigt (und kriminalisiert auch noch, wenn ich vielleicht mal für Freunde oder Verwandte eine Kopie ziehe).

Gerade bei der Filmindustrie ist dieser “entgangene Gewinn” eine besondere Milchmädchenrechnung. Von den “Massendownloadern”, die ich kenne, war keiner vor der Möglichkeit, relativ unkompliziert Filme aus dem Netz zu ziehen, jemand, an dem die Industrie gutes Geld verdient hat. Das sind größtenteils keine “abgesprungenen” Konsumenten, die anstatt sich Filme zu kaufen oder im Kino anzusehen, jetzt den Kram aus dem Netz holen, sondern quasi “Neukunden”, bei denen es die Industrie einfach nicht geschafft hat, Geschäftsmodelle bereit zu stellen, die legale Downloads interessant machen (bei der Musikindustrie liegt der Fall anders – da liegt der Hund meines Erachtens darin begraben, dass die von den großen Labels veröffentlichte Musik einfach nicht mehr gut genug ist, um “voll” bezahlt zu werden).

Aus Industriesicht sollte man also nicht den legalen Kunden gängeln und die Downloader kriminalisieren, sondern eben einfach Wege finden, diese potentiellen Umsatzbringer, die vorher einfach nicht da waren, ins Boot der Zahler zu holen (Stichwort Film-iTunes).

Jorge
Jorge
7. Februar, 2010 14:59

@Dr. Acula: Der Einwand, dass die Schwerlader unter den Raubkopierern noch nie viel Geld fürs Kino ausgegeben haben, ist sicherlich berechtigt. Aber wofür ist das ein Argument? Jemand, der sonst nicht viel Obst isst, es aber auf dem Markt stiehlt, weil er dort einfach rankommt und es später ja ohnehin weg geworfen wird, ist trotzdem ein Dieb. Als „Heavy-Buyer“ könnte man sich natürlich berechtigt fühlen, mal eine Kopie für Verwandte und Bekannte zu ziehen. Auch ich bin bisweilen ein Heavy-Buyer bei Karstadt, fühle mich aber trotzdem nicht berechtigt, für meine Tochter eine Tafel Schokolade aus dem Regal zu nehmen, ohne sie zu bezahlen.

@tornhill: Raubkopierer sollen mit Gottes Billigung vergewaltigt werden? Verdammt, welchen Spot hatte ich denn hier verpasst? Ich musste erst googeln, bis ich verstand. Insofern scheint der Deutsche Werberat nicht ganz falsch zu liegen. (Das war übrigens einer der Spots, die ich witzig fand.)

@wortvogel: Wenn mir auf der Straße jemand „Kinderficker“ hinterher riefe, würde ich mich in der Tat nicht angesprochen fühlen (in Berlin werden einem die merkwürdigsten Sachen hinterher gerufen). Wenn es als konkrete Anschuldigung gegen meine Person gerichtet wäre, würde ich hingehen und den Sachverhalt klären. Falls es keine Entschuldigung gäbe, würde ich Anzeige erstatten.

Ich habe den Eindruck, hier herrscht große Empörung darüber, dass alle Raubkopierer über einen Kamm geschoren und kriminalisiert werden. Denn es gibt ja auch die „guten“ Raubkopierer, die trotzdem oft ins Kino gehen, oder die nur in Maßen kopieren, und zwar in genau den Maßen, die nicht quantifiziert und damit schadensrelevant werden können. Und zu diesen „guten“ Raubkopierern zählen wir hier doch alle. Tut mir leid, so läuft das nicht mit der Moral. Moral ist eine unbequeme Sache, manche Dinge sind entweder richtig, oder falsch. Und wie ich oben zu zeigen versucht habe, liegt in der widerrechtlichen Aneignung geistigen Eigentums das Falsche bei dieser Angelegenheit. Wortvogel, du willst wissen, was das Problem ist? Jeder, der umsonst deinen Film anschaut, anstatt eine Kinokarte oder seinen Euro in der Videothek zu bezahlen, bringt dich als Eigentümer des geistigen Eigentums um genau diesen Betrag. Ist das nicht quantifiziert genug? Ob die Zahlen, mit denen die Industrie arbeitet, korrekt sind, oder nicht, es ändert nichts an diesem Sachverhalt.

Ich gehe auch nachts bei Rot über die Straße. Obwohl ich weiß, dass ich damit gegen die StVO verstoße. Vielleicht gerade deshalb. Und tanze noch ein wenig auf dem Mittelstreifen. Aber wenn die Polizei kommt, verkrümel ich mich unauffällig. Wir sollten alle unser Ding machen. Aber wir sollten auch die Kraft haben, es ohne Apologie zu machen.

@Thomas: Danke nachträglich. Viel Erfolg beim Schaffen wertvollen geistigen Eigentums.

Dr. Acula
7. Februar, 2010 15:12

@Jorge
In der Tafel Schokolade steckt aber kein Hinweis des Herstellers, dass ich in den Knast gesteckt werde, wenn ich die Schoki geklaut habe. Ganz abgesehen von dem grundsätzlichen und hier schon mehrfach angesprochenen Aspekt, dass die geklaute Schoki WEG ist, aber beim “Raubkopien” kein physischer Gegenstand entwendet wird. Äpfel, Birnen usw. Aber das ist ja weitgehend ausdiskutiert 🙂

Fakt ist, die Industrie behauptet Schäden, die in der Form so nicht existieren, und versucht, in der öffentlichen Wahrnehmung ein völlig verzerrtes Bild zu etablieren – und schießt sich genau dadurch, weil’s niemand ernst nimmt, ins Knie, sondern nervt nur ihre loyalen Kunden.

Ich hab keinen Königsweg für die Frage “geistiges Eigentum” vs. “problemlose digitale Reproduzierbarkeit”; ich sehe mich als Konsument aber auch ehrlich nicht in der Pflicht, das aufzudröseln. Ich möchte gerne konsumieren, ohne gegängelt zu werden, sprich ein uneingeschränkt nutzbares Produkt erwerben, ich möchte die Möglichkeit haben, eine Privatkopie zu erstellen, ohne nach Ansicht der Industrie mit einem Bein im Knast (und gebückt in der Dusche) zu stehen, und ich wünsche mir einen Gesetzgeber, der schlicht und ergreifend, wie es seit Jahrzehntausenden Sitte ist, Gesetze und Regularien an die tatsächlichen Gegebenheiten anpasst und nicht auf Geheiß einer Lobby die Gegebenheiten hinbiegt, damit sie auf Gesetze passen, die nicht hierfür konzipiert wurden.

Wortvogel
Wortvogel
7. Februar, 2010 15:21

@ Jorge: Da ist sie wieder, die Unschärfe der Diskussion, und der Unwille anzuerkennen, was andere tatsächlich gesagt haben.

Ich (weiter oben): “Wir sind uns alle einig: Raubkopien sind nicht legal, werden hier nicht befürwortet.”

Du: “Und zu diesen „guten“ Raubkopierern zählen wir hier doch alle. Tut mir leid, so läuft das nicht mit der Moral.”

Eben nicht. Niemand redet die “kleine” Raubkopiererei schön, und niemand legt sich ein moralisches Mäntelchen um. Wir erwarten lediglich eine Verhältnismäßigkeit.

Und aha – du würdest jemanden zur Rede stellen und evtl. anzeigen, der dich als “Kinderficker” bezeichnet, und das nicht rechtfertigen will. Aber dass die Industrie im großen Maßstab Menschen erwiesenermaßen fälschlich als “Verbrecher” und “Räuber” (wg.”RAUBkopie”) bezeichnet, das ist komischerweise in Ordnung.

Moss
7. Februar, 2010 15:36

Gerade wollte ich schreiben:

Würdet Ihr hier bitte mal aufhören, die «Raub»kopierhetze der Industrielobby nachzuplappern?

… da sehe ich, dass der Wortvogel justament selbiges schon in anderen Worten gesagt hat. Danke!

xanos
xanos
7. Februar, 2010 16:54

“Tut mir leid, so läuft das nicht mit der Moral.”

Also zuerst einmal ist das ein sehr großer Gag von dir. Du kannst gerne nochmal nachlesen, was Moral bedeutet (wenns geht über Wikipedia hinaus).

Aber dann erklär mir mal bitte folgenden Umstand: jemand, der sich einen Film runterläd und von dem dann noch 5 weitere laden ist ein sehr böser Mensch und soll 6x den Schaden bezahlen. Ich habe mir eine Chanwook Park Box für 8 Euro gekauft und dann wirklich jedem in meinem Freundeskreis diese DVD-Box ausgeliehen oder genötigt, die Filme mit mir zusammen zu sehen (also weit über 10 Leute). Der erste ist ein böser Raubkopierer, der für jeden, der diesen Film angesehen haben könnte einen Ausgleich bezahlen soll (bzw. für den Aufwand der Anwälte, schätze 500€ und mehr) und ich bin dufte. Das erklär mir mal mit deiner selbstpostulierten Moral.

Peroy
Peroy
7. Februar, 2010 18:08

“Aber dann erklär mir mal bitte folgenden Umstand: jemand, der sich einen Film runterläd und von dem dann noch 5 weitere laden ist ein sehr böser Mensch und soll 6x den Schaden bezahlen. Ich habe mir eine Chanwook Park Box für 8 Euro gekauft und dann wirklich jedem in meinem Freundeskreis diese DVD-Box ausgeliehen oder genötigt, die Filme mit mir zusammen zu sehen (also weit über 10 Leute). Der erste ist ein böser Raubkopierer, der für jeden, der diesen Film angesehen haben könnte einen Ausgleich bezahlen soll (bzw. für den Aufwand der Anwälte, schätze 500€ und mehr) und ich bin dufte. Das erklär mir mal mit deiner selbstpostulierten Moral.”

Wer seine Freunde zu so etwas abscheulichem zwingt, ist nicht dufte ! >:(

reptile
reptile
7. Februar, 2010 19:11

@Xanos
Im ersten Fall hast Du aber die 8,- bezahlt, im zweiten Fall haben die Rechteinhaber gar nichts verdient.

Jorge
Jorge
7. Februar, 2010 19:31

@xanos: Wenigstens habe ich zu deiner Erheiterung beigetragen. Das freut mich, denn mehr kann ich leider nicht für dich tun. Die Antwort auf deine Frage steckt übrigens in deinen eigenen Zeilen …

Heino
Heino
7. Februar, 2010 22:36

@Thorsten:ich wollte auch nicht sagen, dass das Raubkopien legaler machen würde. Ganz im Gegenteil, ich bin ein absoluter Feind des Downloadens und kann die Leute nach wie vor nicht verstehen, die das einem Kinobesuch vorziehen. Allerdings kann ich verstehen, dass gerade die jungen Leute, die mit Internet und allgemeiner Verfügbarkeit aller gewünschten Musik und Filme aufgewachsen sind, das für völlig normal halten. Und genau da hätte die Industrie halt aufklären müssen, anstatt zu kriminalisieren.

Wortvogel
Wortvogel
7. Februar, 2010 22:55

@ Heino: Auch für dich gilt – Torsten, nicht Thorsten.

Heino
Heino
8. Februar, 2010 19:25

@Torsten:sorry, hab mich vertan. Ist dir aber auch schon öfter passiert:-))

OnkelFilmi
OnkelFilmi
8. Februar, 2010 19:29

Warum? Hat er Eino geschrieben? :p

Wortvogel
Wortvogel
8. Februar, 2010 19:34

@ Filmi: Nö, aber gerne mal Heini 🙂