04
Mrz 2009

Wenn das Abenteuer einen Namen hat, dann lautet er “Altbau-Sanierung”! (3)

Themen: Neues |

Teil 1 und Teil 2 können auch noch nachgelesen werden.

Heutiges Motto: Gut Ding will Kohle haben…

Nach meinem letzten Besuch in Düsseldorf war ich vergleichsweise erleichtert – die Arbeiten schienen bei Baumeister S. in guter Hand, und wurden mit Schmackes ausgeführt. Immer mal wieder deutete S. auf ein unerwartetes Problem, versprach aber, es zu lösen.

Die Flitterwochen dauerten 10 Tage, dann rief S. an – ob ich dieser Tage nochmal nach Düsseldorf kommen könne? Es gäbe halt doch noch einiges zu besprechen. Und eine zweite Anzahlung wäre angebracht – das Geld gehe aus.

Mir wurde mulmig: ich sollte also 85 Prozent vorauszahlen, hatte die Wohnung 10 Tage nicht mehr gesehen, und weitere (potenziell kostspielige) Probleme standen ins Haus? Das alles klang wenig vertrauenerweckend  – ich habe schließlich “Meiner Frau zuliebe” und “Geschenkt ist noch zu teuer” gesehen…

Ich konnte nicht bis zum Wochenende warten, und fuhr schon Donnerstag wieder nach Düsseldorf. S. hatte bereits Feierabend gemacht, und ich ließ mich selbst mit klopfendem Herzen in meine Wohnung, die mittlerweile ein teures Hobby war.

Breit angelegte Entwarnung erstmal. Die Arbeiten waren deutlich vorangeschritten, und es sah alles phänomenal gut aus. In der Küche hatte S. die alte Vorsatzwand unter dem Fenster abgerissen, die Wasser- und Abflussleitungen für die Küchenzeile neu verlegt, und eine neue Wand gesetzt und verspachtelt:

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Wie vereinbart hatte der Elektriker die freie Wand in der Küche für die Kochzeile vorbereitet, und S. hatte die Leitungen angeschlossen. Dazu die notwendige Kachelreihe, um später hässliche Flecken über dem Herd zu verhindern:

reno-08Man sieht schon: “teilweise Putz ausbessern” war gar nicht drin – S. musste in der gesamten Wohnung den alten Sandputz raushauen, und neu spachteln:

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Der Vorteil: alle Wände sind glatt und neu, es gibt keine brüchigen Stellen mehr, oder Dellen in der Decke. Mit einer Ausnahme, aber zu der kommen wir noch…

Die Wohnung sah größtenteils aus wie ein Neubau – der nächste Mieter kann sich durchaus auf einen “Erstbezug” freuen. So sehr ich mich gegen die radikale Sanierung gewehrt habe – so schön ist sie im Ergebnis doch anzusehen:

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Wenn da mal die Tapete drauf ist, und eine Lage frische Farbe, dann sieht das bestimmt großartig aus.

Das Bad war eine Offenbarung – wunderschön gekachelt, mit einer Duschwanne, gut aufgeteilt, und an der Wand Platz für ein paar Spiegelfliesen:

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Die Duschwanne hat nun eine Standardgröße, was viele Handwerker vorher für unmöglich erklärt hatten. Dazu kommt dieser Tage noch ein schicker Vorhang, denn eine feste Glasfront würde das Bad räumlich zu sehr einengen. Schließlich wurde der Raum nur neu aufgeteilt, nicht aber größer:

reno-04

Es wird mir ein Vergnügen sein, das Bad einzuweihen, wenn alle Armaturen montiert sind.

Kurzum: Bis hier alles erste Sahne, und die Jungs waren ja auch noch lange nicht fertig:

reno-07Soweit der angenehme Teil – im Wohnzimmer war aber schon offensichtlich, dass die Handwerker mit den vereinbarten Arbeiten an die Grenzen des Machbaren gestoßen waren:

reno-05

Die Decke hing immer noch verdächtig durch, der Putz kam gleich eimerweise runter, und die Haltebalken (glücklicherweise nicht die Hauptbalken) waren von einem alten Wasserschaden total verrottet. Der Plan, einfach Putz drüberzuschmieren, und den Rest unter der Holzdecke zu lassen, war illusorisch gewesen, das musste ich nun einsehen.

Am nächsten Morgen traf ich S., und bedankte mich erstmal für die tolle Arbeit, die er bis dahin geleistet hatte. Dann wollte ich wissen, was sein Plan für die nächsten Tage war. S. sah keine großen Wahlmöglichkeiten: “Die Holzdecke im Wohnzimmer muss komplett runter, der alte Putz und das verrottete Unterholz auch. Dann mit Rigips eine neue Decke einziehen. Alles andere wäre gefährlicher Pfusch”. Das sah ich auch so – zu meiner Beunruhigung wollte S. aber keine Angabe über die zu erwartenden Kosten machen. Er versprach, am nächsten Tag einen detaillierten Kostenvoranschlag bereit zu haben.

Am nächsten Tag kam der Kostenvoranschlag, und ich lernte, wie nah man auch in meinem Alter schon am Herzinfarkt gebaut hat: Insgesamt fast 5000 Euro Mehrkosten für die schon angefallenen zusätzlichen Arbeiten, und die neue Decke!

Das sprengte natürlich mein Budget, und war meiner Meinung nach so auch nicht tragbar. Bei dieser Menge an Mehrkosten hätte sich S. meine Einwilligung vorher holen müssen. Ich sah ein, dass mittlerweile erheblich mehr Materialaufwand einberechnet werden musste, von der Arbeitszeit ganz abgesehen – aber ich sah nicht ein, locker 50 Prozent über die ursprünglich taxierten Kosten zu gehen. Und das sagte ich S. auch.

Er hatte mehr als einen Grund, mich zufrieden zu stellen: die Bewertung bei MyHammer, den Auftrag in der Wohnung meines Onkels, den er sich durch die tolle Arbeit in meiner Wohnung ergattert hatte – und nicht zuletzt das Großprojekt “Haus München”, an dem S. sehr interessiert war. Ich machte ihm klar, dass die von ihm genannte Zahl für mich nicht in Frage käme, nicht mal annähernd. Wir einigten uns, dass ich am Wochenende ein Gegenangebot  machen würde.

Weil euch die Details nichts angehen, springe ich nun zum Ergebnis: wir haben uns geeignet, S. ist mir sehr fair entgegen gekommen, und die Kosten der Arbeit entsprechen nun dem, was ich an Mehrleistung auch sehen kann. Natürlich bleibt die Wohnung damit über dem erhofften Budget, aber ich kann die Decke nun mal nicht lassen, wie sie im Moment ist. Das ist der saure Apfel, ich habe rein gebissen – und kein Supermarkt der Welt nimmt ihn wieder zurück.

Insgesamt erschreckt mich die Vorstellung, dass die Renovierung der Wohnung (inklusive der vor vier Monaten installierten Heizung, und der Kochzeile) mehr als 20.000 Euro kosten wird. Klar haut mir das meine ganze Finanzplanung für 2009 durcheinander, klar werde ich das über die Miete nie reinholen können.

Aber wenn eine Entscheidung gefällt ist, dann muss man damit leben können, sonst bekommt man Magengeschwüre. Und ich sehe ja auch schon, dass der Gegenwert beträchtlich ist: Die Wohnung wird wunderschön werden. Das verbucht man unter “Wertsteigerung”. Und letztlich: es war überfällig. Die Wohnung hat es verdient, dass man nach 40 Jahren mal richtig durchrenoviert.

Da ist es nur die Erbeere auf dem Sahnehäubchen, dass ich gerade einen auf sechs Monate befristeten festen Job im Rheinland in Aussicht habe. Ich könnte also ein halbes Jahr lang selber in die Wohnung ziehen.

Ihr seht: Das Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende. Nach dem Abmarsch von S. wird der Holzboden geschliffen, dann wird eine endgültige Entscheidung über den Bodenbelag getroffen. Dann kommt die Küche. Und danach vermutlich das nächste große Abenteuer: Mietersuche…



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12 Kommentare
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comicfreak
comicfreak
4. März, 2009 19:21

..also, die Hartz-IV-Family am Straßenbeginn hat schon Elektroschrott auf die Straße geschmissen, kippen ihren Müll einfach ohne Tüte in den Flur, und haben der (nervenkranken) Vermieterin vor Zeugen gedroht, ihr das dürre Genick zu brechen. Trotzdem sind die rechtlich nicht aus der Wohnung zu bekommen.

In unserem Häuschen wohnten seeehr nette, seriöse Leute. Die haben nur damals(TM) Teppichboden auf dem neuen PVC der Küche verklebt, desgleichen auf der frisch renovierten Holztreppe und im neu gekachelten Badezimmer(!). Auch ein paar neue Stromleitungen wurden verlegt, um Kabel zu sparen auch mal schräg oder in Wellen über die Wand.

Aber das sind nur Einzelfälle und du findest garantiert die besten Mieter der Welt.

🙂

Stephan
Stephan
4. März, 2009 19:26

Der Mieterschutz im deutschen Recht ist schön und gut, geht aber eindeutig zu weit. Wer mal versucht hat, einen Räumungstitel zu bekommen, weiß was ich meine…

comicfreak
comicfreak
4. März, 2009 19:42

@ Stephan

..hattest du Mietnomaden?

Wortvogel
Wortvogel
4. März, 2009 20:11

Ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung – ich hatte ja früher mal ein Bauernhaus in der Nähe von Bremerhaven. Der letzte Mieter war ein intellektueller HartzIV-Empfänger im Studenten-Alter, der vornehmlich World of Warcraft spielte, mit allen Tricks des Staat bescheißen wollte, und zum Schluss meinte, ich könne doch die Glastür bezahlen, die sein Hund kaputt gemacht hat. Wäre der nicht von selber abgezogen (390 MARK im Monat für ein Bauernhaus mit Garten und Garage waren ihm dann doch zuviel), hätte ich den vermutlich nie rausbekommen.

Darum werde ich auch GAAANZ vorsichtig sein bei der Auswahl der Mieter für die Wohnung. Frührentner mit akademischem Hintergrund wäre mir sehr recht. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Stephan
Stephan
4. März, 2009 21:34

@comicfreak
Nein, ich bin (fast ;)) Jurist.

Will Tippin
Will Tippin
4. März, 2009 22:57

20.000 Euro für die ganze Wohnung? Soviel haben wir alleine für die Renovierung des Wohnzimmers ausgegeben…(was dann aber auch Möbel, Kaminsanierung und Kaminofen beinhaltet)

the Geek
the Geek
4. März, 2009 23:56

Wo kommt denn soviel Wasserschaden in der Decke her? Ist das nicht Dachgeschoss? Eine übergelaufene Badewanne kann man wohl ausschließen…

Soweit ich weiß haften Architekten für fehlerhafte Entwürfe ewig, also wenn der Wasserschaden durch ein schlecht konstruiertes Dach entstanden ist, dann los verklagen. Oder wurde vielleicht das Dach in der letzten Zeit mal saniert und dabei gepfuscht?

Tinitus
5. März, 2009 00:17

Und vor Allem: Wie weit ist das Projekt denn nu vorangeschritten?

Wortvogel
Wortvogel
5. März, 2009 00:27

Ähhhhh…. Geek? Hallo? Das Haus ist hundert Jahre alt – ich bezweifle, dass ich da noch den Architekten belangen könnte. Eher schon seine Enkel…

Der Wasserschaden geht vermutlich auf einen Rückstau in einer Regenrinne zurück, die nie richtig gereinigt wurde. Kann passieren. Ist aber seit Jahren behoben, und daher nicht mehr aktuell. Wir haben es hier mit “Restschäden” zu tun.

Nächste Woche geht es weiter, wenn die Renovierungsarbeiten soweit fertig sein sollen….

Tanja
Tanja
5. März, 2009 09:40

Mir gefällt deine Einstellung zu den einmal getroffenen Entscheidungen, die man dann tragen muss.

Erzählst du beizeiten etwas über den befristeten Job? :))

Wortvogel
Wortvogel
5. März, 2009 09:43

@ Tanja: Wenn was draus wird – ja.

Tanja
Tanja
5. März, 2009 13:05

Dann drück ich mal die Daumen, dass es klappt 🙂