19
Feb 2009

Jenny Elvers & die Wohlfahrt – oder: BILD “vergisst” die eigene Korrektur

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

elversAbteilung: Manche Promis lassen sich wirklich vor JEDEN Wagen spannen…

Zum Verständnis dieses Beitrags ist es unabdingbar, die Vorgeschichte nachzulesen. Also bitte.

Bevor ihr mich fragt, warum ich mir zwei Wochen Zeit gelassen habe, um das hier aufzurollen: Ich wollte nicht parallel zu der Ciesla-Geschichte WIEDER eine Story über die Mechanismen der BILD machen. Also habe ich das ein bisschen auf Eis gelegt. Ist aber immer noch frisch.

Wir rekapitulieren: BILD schreibt Ende November 2008, ein Arbeitsloser habe für eine Bekannte Handzettel für eine Party gedruckt, und werde nun von Heidi Klum verklagt, weil er deren Konterfei unlizensiert verwendet habe. Das Supermodel will einen armen Schlucker ruinieren – empörend!

Die Geschichte hat von Anfang an weder Hand noch Fuß: Klums Anwalt hat nicht geklagt, sondern abgemahnt, der Beschuldigte ist auch kein arbeitsloser HartzIV-Empfänger, und der Verstoss gegen das Bildrecht wohl kaum zu bestreiten.

Ich schreibe drüber, werfe meine Skepsis in den Ring – und einen Tag später wird der Artikel bei BILD online korrigiert (lesen die mein Blog?). Aus dem Arbeitslosen wird ein Unternehmer, und von Klage ist nun auch keine Rede mehr. Der schöne “David gegen Goliath”-Aspekt ist damit natürlich im Eimer.

Zwei Monate später: Promi-Reporter Marc Pittelkau greift die Geschichte nochmal auf – und ignoriert konsequent sämtliche Korrekturen, die BILD online seinerzeit an der Geschichte gemacht hatte! Nun hat Heidi Klum den erneuten “HartzIV-Empfänger” wieder verklagt, und “Franz F.” steht abermals vor dem Abgrund.

Doch Rettung naht! Ausgerechnet Jenny Elvers fühlt sich berufen, dem Copyright-Verletzer beizuspringen („Ich habe in der ,BILD am Sonntag‘ diese unglaubliche Geschichte gelesen und mir spontan gesagt: Hier muss ich helfen“). Sie sagt “finanzielle Unterstützung” zu – ob das allerdings die vollständige Übernahme der Abmahngebühren von 2300 Euro bedeutet, bleibt offen.

Wieder riecht die Geschichte komisch: Frau Elvers will spontan helfen – zwei Monate später? Und ihre große Sorge gilt einem klaren Rechtsbrecher – wäre es nicht angebrachter, irgendwas für kranke Kinder oder getretene Hunde zu spenden?

Sensationell die Aussage: “Ich verstehe auch nicht, dass Heidi Klum über so eine Lappalie nicht erhaben sein kann“ – heißt das, Fotos von Frau Elvers dürfen konsequenzfrei für Partyflyer und Poster verwendet werden? Mag das mal jemand ausprobieren?

Wie passt das alles zusammen?

Meine Vermutung: Autor Marc Pittelkau wollte die menschelnde “armer HartzIV-Empfänger von Supermodel drangsaliert”-Story ein wenig weiterdrehen, und hat deshalb beschlossen, einen anderen “Promi” zu finden, der die Rolle Robin Hoods einnimmt. Auf Nachfrage erklärte sich Frau Elvers bereit, mitzuspielen. Zwar war die Story bei BILD online mittlerweile komplett revidiert worden – aber nicht in der gedruckten Ausgabe. Man konnte also prima darauf verzichten, die tatsächlichen Fakten zu berücksichtigen.

So entstand “Jenny Elvers rettet  HartzIV-Empfänger” – basierend auf einer Story, die nicht mal die BILD mehr glaubt.

Wahrscheinlich hat man auf einen daraus resultierenden “Zickenkrieg Elvers vs. Klum” gehofft, der aber bisher ausgeblieben ist.

Kann natürlich auch alles ganz anders sein. Eine Anfrage an Marc Pittelkau blieb leider unbeantwortet.



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milan8888
milan8888
19. Februar, 2009 10:45

Niemand der eine erfolgreiche Party veranstalten will druckt Flyer mit Jenny Elvers drauf 😉

Joe
Joe
19. Februar, 2009 10:48

Frage: Welcher Satz erscheint in obigem Artikel nur der Vollständigkeit halber? Dieser: “Kann natürlich auch alles ganz anders sein.” 😉

Wortvogel
Wortvogel
19. Februar, 2009 11:06

@ Joe: Leider nein. Es ist eher eine rechtliche Absicherung.

Marko
19. Februar, 2009 11:11

“… heißt das, Fotos von Frau Elvers dürfen konsequenzfrei für Partyflyer und Poster verwendet werden? Mag das mal jemand ausprobieren?”

Nö. Scarlet Johanson, Angelina Jolie … immer. Aber Jenny Elvers? Hallo? Ein BISSCHEN Geschmack solltest Du Deinen Lesern schon zutrauen. 😉

Gruß,
Marko

Wortvogel
Wortvogel
19. Februar, 2009 11:13

Vielleicht ist Frau Elvers Aussage auch als Aufforderung / Bitte zu verstehen: “Nehmt doch meine Bilder – ich klage bestimmt nicht!”

Joe
Joe
19. Februar, 2009 11:27

Elvers? Da gab’s auch mal einen “Lass ihn liegen.”-Playboy. Wobei sich der Nichterwerb der Ausgabe mehr auf die Kombination “nur halb prominent und nur halb ausgezogen” gründete. Rein äußerlich attraktiv finde ich die Dame durchaus…

General Failure
General Failure
19. Februar, 2009 11:27

@Wortvogel, durchaus nachvollziehbar. Ich denke Frau Elvers ist jede Möglichkeit Recht, um auf sich Aufmerksam zu machen bzw. Werbung zu machen. Und eine solche interpretierte Aufforderung ist für sie ja nicht schlecht. Sollten wirklich mehrere Leute ihr Bild verwenden, kann sie sich ja im Nachhinein immernoch überlegen diese Leute abmahnen zu lassen um doppelt zu kassieren. (Einmal die Werbung mit ihrem Bild und beim zweiten Mal das “ermahnte” bzw. “eingeklagte” Geld).

Dieter
Dieter
19. Februar, 2009 11:34

Was soll Frau Elvers für getretene Hunde machen? Mit Dir schimpfen, wenn Du wieder im Park warst, um Dich abzureagieren? 🙂

Wortvogel
Wortvogel
19. Februar, 2009 11:40

@ Joe: Mein Problem mit dem Elvers-Playboy: Sie war damals schwanger. Stehe ich nicht drauf.

dermax
dermax
19. Februar, 2009 13:35

Naja… nicht so richtig überraschend… daß Frau Elvers für Publicity alles macht, ist nun sooo neu ned…

Aber vermutlich feuert Frau Siegel gerade ihren Agenten, weil der nicht vorher drauf kam!

Tinitus
19. Februar, 2009 14:52

@Wortvogel: “wäre es nicht angebrachter, irgendwas für kranke Kinder oder getretene Hunde zu spenden?”

Aha. Der feine Herr Dewi motzt also gegen die Hilfe der armen Frau Elvers, um gleichzeitig ein Alibi für seine eigenen Greueltaten zu verlangen.

Ich sehe förmlich vor mir, wie er abends im Park beim Treten kleiner Hunde erwischt wird. “Ist doch nich so schlimm Herr Wachtmeister. Für die wird ja gespendet.”

fisch
fisch
19. Februar, 2009 17:30

Apropos: Was ist denn eigentlich aus dieser Ciesla-Geschichte geworden? Hier ist sie nicht mehr, der Link auf dem Bildblog ist weg …?

Und ja: Frau Elvers ist etwas, das man auf einem amerikanischen Blog wohl als attention whore bezeichnen würde.

fisch
fisch
19. Februar, 2009 17:31

@Joe … Tja, die Geschmäcker sind verschieden. Bei mir regt sich da selbst mit soviel Photoshop im Gesicht nichts.

Julian
Julian
19. Februar, 2009 17:46

Ich würde den feinen Herrn Dewi sogar dabei unterstützen im Park kleine Hunde zu treten.
Aufmerksamkeitsgeile D-Promis, die keiner sehen will, sind doch nichts Neues, hat wohl auch keiner mitbekommen und interessieren tut es auch niemanden 😉

Tinitus
19. Februar, 2009 17:58

@Julian: Hau die Hunde doch mit dem Flammenschwert. 😀

Grinsi KleinPo
Grinsi KleinPo
19. Februar, 2009 20:52

Laßt mal die Hunde, die kleinen in Ruhe. Prügelt lieber die Vollpfosten von der “Kilt” durch den Saal. Erstens ist das kostenfrei, denn für die spendet eh keiner, zweitens könnte man das gut als Selbstreinigung der deutschen Leitkultur und ihres selbsternannten Mediums betrachten und drittens trifft es keinen Falschen.

Das zum Anfang und zum Thema rotes Tuch.

Jetzt zum vermeindlichen geistigen Höhenflug der “Kilt”-Redaktion. Nun mal abgesehen davon, dass ich den Mitarbeitern von “Kilt” einfach mal die benötigte Hirnmasse zum Akt des denkens abspreche, ist es für mich nicht nachvollziehbar aus welchen, wie auch immer gearteten Beweggründen die auf solche Geschichten kommen. Was mich auch verwundert wie sowas iin den Druck gehen kann. Na ja bei einem Herausgeber der aussieht wie eine billige Version eines Möchtegerndinks verwundert nichts. Bei der Eigendarstellung der “Kilt” und der Realität, kommt mir der Spruch von den tausend Affen an Schreibmaschinen wieder in den Sinn. Wobei ich mich hier mit bei allen Affen entschuldigen möchte für den Vergleich. Ich tue ihnen damit sicherlich Unrecht.