05
Jan 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (4)Heute: Zack and Miri make a porno

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

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USA 2008. Regie: Kevin Smith. Darsteller: Elizabeth Banks, Seth Rogen, Jason Mewes, Katie Morgan

Ahhh, Kevin Smith – gefeierter Indie-Filmer, selbst wenn er für die Hollywood-Studios zweistellige Millionenbeträge raushaut. Da weiß man, was man kriegt: pubertäre Charaktere, die nicht erwachsen werden wollen, endlose Dialoge über “Star Wars” und Sexpraktiken, und hässliche dicke Jungs, die am Ende unerreichbar bezaubernde Mädels kriegen, weil sie viel netter sind als die gut aussehenden reichen Stinker.

Fällt das noch unter Masturbationsphantasie – oder geht das schon als Science Fiction durch?

Es gab mal eine Zeit, da wollte Smith ernst genommen werden – er schrieb ein Skript für “Superman”, sollte “Green Hornet” drehen, und lieferte mit “Jersey Girl” eine Romantic Comedy für die Tränendrüsen, nicht aber die Lachmuskeln ab. Der Film floppte, und Smith sah ein, dass Nerds wie er am besten darin sind, Nerd-Filme zu machen. Von Nerds, über Nerds, für Nerds.

Wenigstens wird er immer besser darin.

Worum geht’s? Zack und Miri(am) sind seit der Schule befreundet, und leben in einer WG. Ständig pleite, geht ihnen nach dem Geld auch der Strom und das Wasser aus. Die Popularität eines launigen Clips von Miri in Oma-Unterwäsche auf YouTube bringt Zack auf die Idee, mit einem Porno Geld zu verdienen. Das glorreiche Konzept: “Star Whores”. Nur leider ist es sowohl für ihn als auch für Miri unerwartet schwierig, nach Jahren der Freundschaft Sex zu haben – vor der Kamera, in einem schmierigen Pornofilm…

zackandmiri2

“Zack and Miri make a porno” ist trotz des Titels und des Themas nicht annähernd so rüde und knallig wie die “Jay & Silent Bob”-Filme. Dafür stolpert Smith bei den romantischen Verwicklungen auch nicht so sehr wie in “Chasing Amy” und “Jersey Girl”. Tatsächlich gelingt es ihm hier erstmals, die Balance über 90 Minuten zu halten – eine Romantic Comedy, die romantisch und komisch zu ungefähr gleichen Teilen ist.

Strukturell ist der Streifen allenfalls eine Fingerübung, die scheinbar obszöne Grundidee wird genau so konservativ durchdekliniert wie jede andere Romantic Comedy auch. Manchmal wirken die krasseren Gags (inklusive der einzig wirklichen Entgleisung – Thema Durchfall beim Analverkehr) wie eine Konzession an die Fanbasis von “Clerks”. Dazu paßt, dass Pornostar Katie Morgan alle “harten” Sachen machen muss, während Miss Banks nicht einmal einen Nippel zeigt. Hinter all der Slacker-Lässigkeit steckt bei Smith nämlich mittlerweile ein Spießer, der auch nie vergißt, seine wenig bemerkenswerte Frau mit einer Rolle zu versorgen.

Wirkliche Überraschungen hat “Zack und Miri” also nicht zu bieten. Das ist aber letztlich wurscht, denn durch die flotten Sprüche und die aberwitzigen Ideen legt der Streifen ein erstaunliches Tempo vor.

Dabei hilft ihm eine exzellente Besetzung, allen voran Seth Rogen und (die komplett umwerfende) Elizabeth Banks. Doch auch Außenseiter-Figuren wie Jason “Jay” Mewes und Pornodarstellerin Katie Morgan liefern überzeugende Leistungen ab.

Einen Extrapunkt gibt es für die Verwendung von Jermaine Stewarts wirklich entsetzlich schwulen 80er-Dance-Hit “We don’t have to take our clothes off”.

Ob man den Film mag, ist vermutlich eine Frage der Herangehensweise: man kann “Zack and Miri” für den weiteren schleichenden Ausverkauf eines einstmals grandiosen Indie-Talents halten – oder für die reifste Arbeit eines Mannes, der mittlerweile 38 Jahre und verheiratet ist.

Der Trailer vermittelt einen guten Gesamteindruck – wer das hier nicht mag, braucht auch kein Geld für die Kinokarte abzudrücken:

http://de.youtube.com/watch?v=c4msQUCUAjE

In Deutschland hat “Zack and Miri” bisher keinen Starttermin – trotz der kleinen Schwächen eine Schande. Ich habe mich nämlich ausnehmend gut amüsiert. Aber ich bin ja auch schon 40, und ein Spießer.



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Christian H.
Christian H.
5. Januar, 2009 19:46

Ich habe den Film selber erst vor ein paar Wochen gesehen und war auch sehr positiv überrascht. Ich habe ihn ursprünglich natürlich nur in der Hoffnung angeschaut, dass Ms. Banks blank zieht, nur da war der Wunsch Vater des Gedanken. Aber ihre Zeit wird kommen 😉
Wie von dir erwähnt: Die Scat-Szene war vollkommen deplatziert, ich hätte fast gekotzt und fand das auch nicht witzig.
Und ich bin doch mehr als erstaunt, dass ich Seth Rogen noch ertragen kann. Den habe ich jetzt seit “Freaks and Geeks” wohl schon in jedem seiner Filme gesehen, aber das Sättigungsniveau ist wohl noch nicht erreicht.
Großartig fand ich übrigens die gesamte Umsetzung von “Star Whores”. Das war so abwegig-genial, dass ich das gerne als Standalone-Film sehen würde. Von mir aus auch als Porno 😉

Lari
Lari
5. Januar, 2009 20:16

Ich bin Kevin Smith leid – Der Mann ist für mich mittlerweile genauso Grund, das Kino zu meiden, wie Uwe Boll oder Paul W.S. Anderson. Dabei macht er nicht mal wirklich schlechte Filme, aber die 90er sind halt vorbei.

zeekay
5. Januar, 2009 20:33

Schade das dieser Film noch keinen Starttermin in Deutschland hat, denn ich als Kevin smith fan würde auch gerne den sehen. Solange der altbewerte Humor im Film istr, kann eigentlich gar nichts schief gehen 🙂
Klar, wirklich revolutionär ist das alles nicht, aber Smith bleibt seinem “Genre” treu und verkauft nur das was er gut kann…90er Filme drehen ^^

Christian H.
Christian H.
5. Januar, 2009 20:41

“Dein Kommentar wird moderiert”.
Lasst mich raten: Die Kombination von “sc.at”, “fre.aks”, “p0rn0” und “wh0res” lässt den Spam-Filter Alarm schlagen?! 😉

Horst
Horst
5. Januar, 2009 21:46

ah, Kevin Smith
die Q’n’As von ihm (An evening with Kevin Smith&Evening Harder) find ich recht interessant und witzig
z.B. wie es dazu kam das er das Script zu Superman geschrieben hat
http://www.youtube.com/watch?v=vgYhLIThTvk

OnkelFilmi
5. Januar, 2009 23:37

Für mich war “Zack and Miri” (so wurde der Film in den Staaten in den Kinos beworben. Porno war zu anrüchig!) einer der besten Filme des letzten Jahres. Er war genau die richtige Mischung zwischen Rom und Com, und wirklich Smiths erwachsenster Film.

Daß er wieder den inneren Nerd raushängen lässt, ist wie ich finde auch kein Rückschritt, sondern nur logisch, denn in den letzten Jahren ist das “Nerdtum” langsam aber sicher salonfähig und normal geworden. Selbst professionelle Knochenbrecher wie der ehemalige UFC Heavyweight Champion Josh Barnett bloggen heute groß und breit über die letzte 48 Stunden Session World of Warcraft, welche Animes sie zuletzt geschaut haben, oder was sie alles auf der Comic Con erstanden haben. Selbst Kino-Machos wie Vin Diesel stehen dazu einmal in der Woche mit Freunden Dungeons & Dragons zu spielen.

Mit der Höhepunkt (höhö) war die Szene auf dem Klassentreffen, in der Zack auf das schwule Pornodarstellerpaar Brandon Routh (Superman) und Justin Long (Die Hard 4) trifft.

“Let me be your Sherpa. Let me be your Sherpa up the mountain of gay!”

“Shut your mouth before i fuck it!”

Tornhill
7. Januar, 2009 11:56

Das ist wirklich ein Film, bei dem ich nicht weiß, was ich erwarten soll!
Smiths alte Filme fand ich toll, “Clerks” war eine brilliante Nerd-Comedy und “Chasing Amy” hatte durchaus die charakterliche Tiefe, die er später nicht hinbekam, denn – ihr ahnt es – bei “Jersey Girl” schlug ich nur die Hände über dem Kopf zusammen, wie er – um die Gunst von Kritikern, Mainstream und Eheweib buhlend – nicht einen einzigen Gag in seinem ganzen Film hinbekam und auch die ernste Seite völlig bemüht durchzuckelte.
“Clerks 2” habe ich noch nicht gesehen, kann ihn mir durchaus gut vorstellen, auch wenn es natürlich etwas bekümmert, wie er hat kapitulieren müssen (indem er sogar wortwörtlich zu seinem Anfang zurück kehrt). “Zack & Miri” hat jetzt wieder Potential, aber mein Misstrauen ist noch nicht überwunden (der Rosie O’Donnel-Spruch war aber awesome).

ZZTop
ZZTop
7. Januar, 2009 17:00

Definitiv einer der leichter zu ertragenden Seth Rogen Filme, angenehm einfach und unaufdringlich. Ich fand vor allem Elizabeth Banks klasse; muss mal schauen, was es sonst noch von der Dame gibt.
Justin Longs Kurzauftritt hat den Film noch “abgerundet”.

meistermochi
7. Januar, 2009 21:16

“entsetzlich schwul” könnte in der bloggeria noch ein nachspiel haben…

Chris
Chris
7. Januar, 2009 21:31

Schaust du eigl. Raubkopien oder wie kommst du an die Filme ran? Find ich nich gut…

Wortvogel
Wortvogel
8. Januar, 2009 01:17
Reply to  Chris

@ Chris: Abgesehen davon, dass ich mit Unterstellungen vorsichtig wäre, und dass es dich nichts angeht, solltest du einfach mal meine Bio lesen: ich bin Film-Kritiker, und als solcher werde ich laufend zu Pressevorstellungen eingeladen.

Chris
Chris
8. Januar, 2009 16:19

@Wortvogel
Ich wollte dir doch garnichts unterstellen und weiß sehr wohl was du beruflich machst. Und weil ich das weiß habe ich mich ja eben so gewundert. Ein Film ohne Verleih & Starttermin und eine Pressevorstellung passen für mich nun eben nicht ganz so einfach zusammen.

Wortvogel
Wortvogel
8. Januar, 2009 18:45

@ Chris: Die viel grundsätzlichere Frage ist ja, was es dich angeht, und warum ich dir gegenüber irgendwas zu rechtfertigen habe. Geh doch einfach woanders spielen.

Dunkler Löwe
Dunkler Löwe
11. August, 2009 19:47

Film läuft am 13. August 2009 in Deutschland an

Stefan
Stefan
11. August, 2009 20:56

Hatte das Vergnügen letzten Mittwoch in einer Sneak-Preview.
Habe mich auch köstlich amüsiert.
Und der Rest der recht vollen Kino-Saals auch.

Peroy
Peroy
28. April, 2010 21:41

Ich fand den Film trotz aller Probleme über zwei Drittel der Laufzeit extrem witzig, gleichzeitig das romantisch-verkitschte Schlussdrittel aber auch extrem deplaziert und fade. Außerdem schmeckt mir die ganze Handhabung der Amateur-Porno-Thematik nicht, die wohl nur eingebracht wurde, um ein bisschen künstliche Shock-Value zu generieren. Dazu passt die zahme Auflösung nicht wirklich. Schade, Smith ist immer dann am besten, wenn er richtig obszön und dreckig vom Leder ziehen kann. Auch hat man hier leider nie das Gefühl, dass beim “Dreh” wirklich ein marktfähiges Produkt herauskommen kann, wenn der Mikrofon-Halter ständig groß und breit im Bild zu sehen ist… das geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Nun ja…

Ein Ansehen ist er allemal wert und ein paar Szenen sind ja wirklich göttlich und profitieren enorm vom Comedy-Timing der Darsteller. Insgesamt habe ich aber das Gefühl, dass Judd Appatow momentan die Verbindung von Fickel-Witzchen und wirklich zu Herzen gehenden Love-Storys besser hinbekommt. Ach ja, für mich ebenfalls das Highlight: Justin Long und Brendan Routh als Homo-Pärchen.