19
Jan 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (12)Heute: Thirst

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

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Australien 1979

Regie: Rod Hardy

Mit Chantal Contouri, David Hemmings, Henry Silva u.a.

Wieder so ein Heuler, von dem ich in den 80ern begeistert im Lexikon des Horror-Films von Bastei gelesen habe. Moderne Vampire mit Blutfarmen – das erschien mir cool. Nicht so cool wie die Laserschwerter in “Star Wars”, oder die Brüste von Bobbie Bresee in “Mausoleum”, aber sehen wollte ich den schon. Ging damals nicht.

Schnellvorlauf 20 Jahre, und mir fällt bei Doc Acula im Regal die DVD von “Thirst” auf. Den habe ich aber sowas von fix eingetütet, da wurde selbst die Badmovie-Katze Pucki blass. Aus dem gleichen Fundus folgen demnächst noch ein paar andere Kracher.

Wie sagt das Sprichwort? Vorfreude ist die schönste Freude. Das gilt besonders in diesem Fall, denn “Thirst” (nicht zu verwechseln mit “The Hunger” von 1983, den ich auch endlich mal anschauen muss) ist eine eher dröge Angelegenheit. Blutleer, wenn man auf offensichtliche Kalauer zurückgreifen mag.

Es geht um Kate Davis. Kate ist beruflich erfolgreich, hat ein tolles Haus, eine süße Katze, und einen Liebhaber samt Telefon und Porno-Schnäuzer, der den Film augenblicklich in den 70ern verankert:

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Kate wird von einer mysteriösen “Bruderschaft” in ein Camp auf dem Land entführt. Dort eröffnet man ihr, dass sie die Nachfahrin der Blut-Gräfin Bathory ist, und nun bitteschön den weltweiten Verbund von Vampiren anführen soll. Die Sauger haben sich prima angepasst, sind meist reiche Geschäftsleute, und beziehen ihr Blut in Milchkartons von Farmen, in denen apathische junge Menschen maschinell ausgesaugt werden.

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Kate ist weder von ihrer Familiengeschichte, noch von der Aussicht begeistert, sich eine Vampirzahnprothese in den Mund zu klemmen, um Leute auszusaugen. Weil die “Bruderschaft” jedoch auf sie angewiesen ist, beschließt man die arme Frau mit Drogen zu konditionieren, die immer wieder neue Traumzustände erzeugen. Kate wehrt sich lange und verzweifelt, aber der Instinkt ihrer Blutlinie macht sich bemerkbar…

In seinem eigenen ausführlichen Review hat Doc Acula erklärt, warum er “Thirst” für einen beeindruckenden Neo-Vampirfilm hält, der dem pudrigen Gene in der Post-Hammer-Ära endlich mal neue Aspekte abgewann. Die Intention mag den Streifen ehren, aber die Ausführung macht letztlich alles wieder zunichte. “Thirst” ist, abgesehen von der Grundidee, einfach unheimlich blah, mit der Verve und der visuellen Eleganz eines 70er Jahre-TV-Films. Die Spannungskurve bleibt eine Spannungslinie, die diversen Traumsequenzen lassen den Film auf der Stelle treten, und am Ende sollen wir wohl schockiert sein – weil genau das passiert, was wir die ganze Zeit geahnt haben.

Eine überdramatische Musik, amateurhafte Spezialeffekte, und eine Hauptdarstellerin, die ein Diplom im Grimassenschneiden gemacht hat, rauben “Thirst” endgültig jede Chance auf einen Platz in der Oberliga:

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Einen zusätzlichen Punkt Abzug gibt es für das alberne Klischee der Blut-Dusche.

Positiv anzumerken ist eigentlich nur der immer souveräne David Hemmings, der “schockierende” Tod von Henry Silva, und eine einzige bedrückende Szene, in der ein weinender junger Mann Kate bittet, seine Freundin nicht ganz auszusaugen, weil sie doch so schwach sei.

Die dramaturgische Anämie verwundert besonders, wenn man sich die Karriere anschaut, die Regisseur Rod Hardy gemacht hat: Nach Dutzenden von Episoden für australische TV-Serien schaffte er mit ein paar down under gedrehten Miniserien für das US-Fernsehen den Sprung nach Amerika. Zu meiner Freude drehte er dann die wirklich völlig unterschätzte Comic-Verfilmung “Nick Fury” mit David Hasselhoff. Mittlerweile sitzt er bei so ziemlich allen Serien im Regiestuhl, die gut und teuer sind (“X-Files”, “Battlestar Galactica”, “Leverage”).

Aber es bleibt dabei: “Thirst” (in Deutschland “Blutdurst”) ist nicht seriös genug, um ernst genommen zu werden, und nicht trashig genug, um einen Abend im Kreis von Dosenbier und Billig-Chips damit rumzubringen. Nur für Komplettisten.

http://de.youtube.com/watch?v=MWsBnhIGHq8



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8 Kommentare
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Dr. Acula
19. Januar, 2009 09:59

Für alle Zweifler sei angemerkt, dass selbstverständlich *ich* Recht habe *pööh*

Dieter
Dieter
19. Januar, 2009 11:29

Konflikte! Wir wollen Konflikte!

Wortvogel
Wortvogel
19. Januar, 2009 11:56

Nee, der Doc hat ja das Recht auf eine eigene Meinung – der versteht halt nicht so viel von Film wie ich, und es mangelt ihm auch ein wenig die intellektuelle Kapazität, dramaturgische Meta-Ebenen zu durchdringen. Da kann man ihm nicht böse sein für.

Dr. Acula
19. Januar, 2009 11:57

Dir schieb ich doch die Metaebenen ungespitzt in die Trinkergurgel, elender Eliteist. *schmoll*

Wortvogel
Wortvogel
19. Januar, 2009 12:04

Ich rede nicht mit Film”kennern”, die nicht mal “Laser Mission” gesehen haben. Oder “Tanz des Drachen”. Looooooooooser!

Perry
19. Januar, 2009 16:26

Also ich fand, die Musik hat den Film deutlich aufgewertet.

OnkelFilmi
19. Januar, 2009 16:46

@Merkwürden und den Wortvogel:

Tsess, ihr alten Männer, ihr. So lange ihr euch nicht durch die gesammelten Werke Stan Brakhages gequält habt, dürft ihr euch beide nicht als “Kenner” bezeichnen. Nur wer durch diesen siebten Kreis der Hölle gewandert ist, darf wirklich sagen: “Thirst ist langweilige Krümelkacke aus dem Schamanendiscount!”

Peroy
Peroy
19. Januar, 2009 17:26

“Feuerwalze” ist auch ein großer Film, den soll der Wortvogel mal reviewen… 8)