12
Dez 2008

RTL begräbt das Mystery-Genre

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Mystery hat es in Deutschland, mit Ausnahme von Serien wie “Akte X” und “Buffy”, sehr schwer. Deutsche Mystery hat es noch schwerer, obwohl die Sender seit Jahren immer wieder Projekte entwickeln, die in diese Richtung gehen. Nur leider wird auf halber Strecke meistens der Stecker gezogen, weil man sich in letzter Konsequenz nicht an ein Genre traut, das oft genug nicht einmal die Autoren verstehen, die es schreiben sollen.

Die Mysteryphobie erreicht in diesen Tagen einen neuen Höhepunkt: Nachdem RTL den fertig produzierten (und im Herbst im ORF gelaufenen) Frauen-Gruselfilm “Das Geheimnis des Königssees” vorläufig aus der Programmplanung gestrichen hat, kippt man auch die geplante Ausstrahlung der fertig produzierten Mystery-Serie “Die 25. Stunde”. Die üblichen Beteuerungen, dass das nichts mit dem fertigen Produkt zu tun habe, findet ihr hier. Es bleibt die Frage, wie RTL zwei Jahre lang Stoffe entwickeln konnte, um erst nach der Fertigstellung erst zu erkennen, dass man diese Programmfarbe gar nicht braucht.

königsseeEin bisschen Info: “Das Geheimnis des Königssees” ist ein klassischer “Grusler” von Stream Films, gedreht von Markus Rosenmüller, der seinerzeit den niemals veröffentlichten “Nick Knatterton” produzierte, und der seit Jahren versucht, “Perry Rhodan” zu stemmen. Die Handlung: Yvonne Catterfeld spielt die Reisekauffrau Marla, die sich in den Hotelier Max verliebt, der sich aber bald befremdlich verhält.  Marla spürt seine Trauer um eine Frau namens Nora, die er vor über 20 Jahren liebte, bis sie eines Tages spurlos verschwand. Dann entdeckt sie schockiert, dass Max’ einstige Geliebte ihr wie eine Zwillingsschwester gleicht, und sie beschleicht ein furchtbarer Verdacht …

Unklar war mir, was die Anmerkung “inspiriert von Daphne du Maurier” (immerhin Autorin von “Die Vögel” und “Rebecca”) bedeutet. “Geklaut bei”? Oder “lizensiert von”? Die Produktionsfirma Stream Films bestätigt auf Nachfrage, dass die korrekte Bezeichnung “nach Motiven von” lautet, und man keine Rechte an Stoffen der Bestsellerautorin gekauft hat.

Gedreht wurde der Streifen schon vor zwei Jahren für den Sonntag Abend – und seither von RTL immer wieder verschoben. Der Sender fürchtet wohl, dort in die Zange genommen zu werden: Von “Tatort” und “110” für die älteren Zuschauer, von ProSieben-Blockbustern, wenn es um die junge Zielgruppe geht. Man hat sich in diesem Jahr mit aufwändigen Produktion wie “Das Papst-Attentat” und “Mordshunger” schon mehrfach am Sonntag eine blutige Nase geholt.

Derzeit will man sich auf keinen Ausstrahlungstermin festlegen lassen. Auch ein DVD-Release kommt erst nach der TV-Premiere in Frage.

Persönlich denke ich, dass RTL nicht so pingelig sein sollte: Sicher ist ein solch “softer” Stoff eher ungeeignet für den breiten und harten Sender, der sonst mit “Crazy Race” und “Cobra 11” punktet. Aber statt ihn nicht auszustrahlen, sollte man lieber seinen Stolz schlucken, und das fertige Movie an SAT.1 verhökern. Dort hat man mit diesen Themen nämlich deutlich mehr Erfahrung und Erfolg (“Manatu”, “Geist von Canterbury”, “Das Wunder von Loch Ness”), und ein festeres Standbein bei der weiblichen Zielgruppe. Es wäre eine Win-Win-Situation. Und ich würde den Film selber ja auch gerne sehen…

25stundeÜber “Die 25. Stunde” gibt es hier einige Infos. Vielleicht bringt Autor Johannes W. Betz zuviel Ballast mit – seine beiden Serien “Deadline” und “Die Anwälte” waren kapitale Flops. Aber auch hier muss man sagen: Der Sender hat die Drehbücher abgenommen, die Serie wurde nicht blind gekauft. Entweder hat RTL mittlerweile seine Programmstrategie komplett geändert (was man ja durchaus zugeben könnte, aber nicht tut), oder die zuständige Redaktion hat ihren Job nicht gemacht. Bezahlt hat man die Produktion – warum strahlt man sie also nicht aus?


geisterstundeKlar, auch in den letzten Jahren waren die Versuche der Sender, deutsche Mystery zu produzieren, selten von Erfolg gekrönt. Aber es gab sie – ich erinnere an an den Vampirfilm “Laila – unsterblich verliebt” (SAT.1 2000), den Okkult-Reißer “Tal der Schatten” (ebenfalls SAT.1, 2000), an die grauenhafte “John Sinclair”-Serie (RTL, 2000), die Grusel-Anthologie “Geisterstunde – Fahrstuhl ins Jenseits” (RTL, 1997), und Sebastian Niemanns durchaus beeindruckenden “Biikenbrennen” (ProSieben, 1997).

Letzterer straft übrigens diese Meldung Lügen, in der behauptet wird, ProSieben versuche sich jetzt mit “Gonger” erstmals an einem Mystery-Film (eine sehr preiswerte Produktion, wie ich läuten hörte). Überhaupt scheinen die Münchner derzeit die einzige Hoffnung für deutsche Genre-Stoffe zu sein: Mit “Tod aus der Tiefe” hat man noch einen zweiten Film dieser Richtung im Köcher. Und, naja, “Bibelcode 2” wird wohl auch entwickelt.



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Dr. Acula
12. Dezember, 2008 19:32

RTL soll den Kram gefälligst an einen anderen Sender verticken. Wenn die ARD die “Anwälte” gekauft hat, wird sich doch auch dafür ein Abnehmer finden.

Christian H.
Christian H.
12. Dezember, 2008 19:38

Warum versucht man es nicht mit der “Deperate Housewives”-Strategie und benennt das Genre einfach nicht so wie es richtig wäre, sondern nimmt etwas anderes. Bei DH war es ja ursprünglich mal “Satire”, glaube ich. Nun mag das hier ja “Mystery” sein, aber mann kann das ja auch “Thriller”, “Krimi”, “Horror” oder was weiß denn ich nennen. Die Marktforschung wird schon ein Genre finden.
Wenn die Leute erstmal einschalten, bleiben sicher auch genug übrig die es zu Ende schauen und vielleicht gut finden…

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 19:46

@ Doc: Leider sind “Die Anwälte” (obwohl die Serie gar nicht so schlecht war) in der ARD AUCH massiv gefloppt. Das ist kein guter Präzedenzfall. Ich denke aber, DGdK würde z.B. bei SAT.1 die Zielgruppe genauer treffen.

@ Christian: Ich denke, eine Umbenennung ist Unsinn, denn da liegt nicht das Problem. Ich habe so das dumpfe Gefühl, dass es durchaus ein Publikum für diese Programme gibt. Es ist der Sender, der nicht dran glaubt. Wie damals bei “Dieter – Der Film”: RTL hat den Zeichentrickfilm (der fürs Kino produziert wurde, es aber dorthin nicht schaffte) nach langer Archivlagerung auf den Todessendeplatz gegen “Wetten dass…?!” gesetzt – und dann macht dieses Teil 30 Prozent in der Zielgruppe!

Meine Rede: lasst den Zuschauer entscheiden, was er sehen will.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 19:52

“Biikenbrennen” war nichtmals die erste Genre-Produktion auf Pro 7, das war Rainer Matsutanis “Feuerläufer – Der Fluch des Vulkans”

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 19:56

Und war “Sieben Monde” nicht auch ursprünglich als Fernsehfilm gedacht, landete dann aber doch erst im Kino?

Tornhill
Tornhill
12. Dezember, 2008 20:06

WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH ! ! ! ! !

Warum ich schreie?

Ach…Ich sollte es nicht beantworten, um nicht wie ein Alu-Helm tragender Irrer zu klingen…Aber ich habe mit einem Koautoren mal ein Drehbuch über Gonger geschrieben, in der festen Überzeugung, die kenne kein Schwein und niemand sonst würde je einen Film über die drehen.

Tja…Hätten wir das Drehbuch mal irgendwo einschicken sollen, anstatt es nur auf Halde liegen zu haben – dann könnten wir jetzt bitter am Tresen sitzen und alle Welt beschuldigen, uns bestohlen zu haben.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 20:11

Regionalhorror scheint “in” zu sein. Die Ösis haben’s uns diesmal vorgemacht mit dem “Perchten-Horror” “Tag der Teufel”: http://www.tigerlinefilm.com/5ofDec.htm

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 20:12

Hey, seit wann wird man jetzt sogar mit nur einem Link moderiert?

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 20:16

@ Tornhill: Nie aufgeben, bevor man es nicht versucht – dann hast du jetzt auch nicht das Recht, zu jammern.

@ Filmi: Richtig, “Feuerläufer” war zuerst, den hatte ich verdrängt. Wurde übrigens aus Kostengründen in Venezuela gedreht.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 20:30

Das zeigt auf jeden Fall, wie verzweifelt die Sender sind, Publicity und Einschaltquoten zu bekommen, wenn sie jetzt schon die eigene Senderhistorie “retconnen”…

Der Postillon
12. Dezember, 2008 20:38

@Wortvogel: Absatz 5, letzte Zeile: Blute Nase?

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 20:54

@ Postillon: Ist korrigiert, danke!

Der Postillon
12. Dezember, 2008 21:24

De nada.

viewer
viewer
12. Dezember, 2008 21:39

Ich fand RTLs “Geisterstunde” damals richtig gut (übrigens von Niemann UND Matsutani), aber erfolgreich war er leider trotzdem nicht. Meines Wissens wurde ein zweiter Teil anentwickelt, aber dann von RTL wegen der mauen Quote des ersten Films wieder abgesagt.
Matsutanis “Feuerläufer” ist billigster Trash, um das mal gesagt zu haben! 😉

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 21:43

@ Viewer: “Geisterstunde” fand ich durchwachsen – Teile gingen, anderen waren mau. Es war auch Eva Habermann für eine Hauptrolle vorgesehen (stand auch im RTL-Material), fand sich aber dann doch nicht.

Grundsätzlich ist das Anthologie-Format als Mystery für deutsche Zuschauer ja eher ungeeignet.

Frag Matsutani mal, wie “Feuerläufer” entstanden ist – der kann da Geschichten erzählen… 😉

Ich fand “Tal der Schatten” als “Wicker Man”-Abklatsch gar nicht so übel.

viewer
viewer
12. Dezember, 2008 21:50

Echt, Eva Habermann? Und die spielte dann doch nicht mit? Woran mag das wohl gelegen haben? *grins* – Frage doch mal Matsutani, dann kann der Dir bestimmt auch ne Geschichte dazu erzählen… 😉

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 21:55

Kenn ich schon 😉

viewer
viewer
12. Dezember, 2008 21:58

Wenn Du sagst, dass Du nur manche Teile ok fandest, darf man dann das Photo von Jan Nicklas als Statement betrachten?

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 22:03

Nö, das war das Einzige, was ich hatte. Ich fand gerade diese “Comic”-Story total doof, weil der Autor scheinbar nicht den geringsten Schimmer hatte, wie die Branche funktioniert, und was der Hook der Geschichte sein soll. Aber ich erinnere mich nur noch brutal schwach…

Reptile
Reptile
12. Dezember, 2008 22:04

Ja Geisterstunde hatte was. Um diesen John Sinclair Films gab es doch damals diesen “pseudohype” wegen des “genialen” FX den Kölner Dom in die Luft gesprengt zu haben. Das wäre ja qualitativ wie Independence Day verkündigte man damals. im Film war es dann super billig und fand gar nicht in der “Realität” statt sondern war nur eine Vision! Welch dramaturgischer Griff!
Aber da gab es doch auch mal die Serie die so eine Art deutsche Akte-X werden sollte. Auch mit einen männlich/weiblichen Duo auf RTL. In der Pilotfolge ist ein Uboot aus dem zweiten Weltkrieg wieder aufgetaucht oder so ähnlich.Wie war der Name doch gleich? Kennt das jemand noch?

Ich dachte eigentlich das Mystery wieder beliebter wird? Ok, gilt wohl nicht für deutsche Serien oder Filme. Aber “Realitymystery” wie Uri Gellers Ufo Jagt oder eben Galileo Mystery sind doch voll “in”(Wobei sich Geller natürlich ziemlich blamiert hat)

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 22:11

Das war “Operation Phoenix – Jäger zwischen den Welten”

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 22:11

@ Reptile: Der Sinclair-TV-Film (und der Grund, warum die Dom-Explosion so unsinnig war) wurde hier schon häufiger besprochen.

Ich hatte auch nicht vor, alle Mystery-Produktionen aufzuzählen. Du sprichst von “Operation Phoenix”, und es gab noch die Eso-Serie “echt harder”, und den Monsterstreifen “Das Biest im Bodensee”. Man kann sogar “Hai-Alarm vor Mallorca” dazu rechnen.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 22:29

Was mir da auch noch so einfäll – ist hier einer so alt, daß er sich an “Alpha Alpha” erinnern kann? Das ist so mit der heilige Gral der deutschen TV-Mystery/Fantasy/SF, lief das letzte (und einzige!) Mal anno 1972. Würde ich liebend gerne mal sehen, aber irgendwie erbarmt sich das ZDF nicht (“Das Blaue Palais” wurde ja wenigstens 1998 einmal wiederholt…)

Reptile
Reptile
12. Dezember, 2008 22:29

“Operation Phoenix”, ja genau.
Es heisst ja immer wieder das deutscher Horror oder Mystery nicht funktioniert. Auch deutsche Actionfilme sind doch eher seltener. Anscheinend sind deutsche Genreproduktionen immer ein besonderes Risiko. “Ufo Alarm über Düsseldorf” spricht die Leute einfach nicht an. Aber warum eigentlich?
Sind wir einfach zu verwöhnt von den extrem teuren US Produktionen?Hm

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 22:32

Das Thema hatten wir ja beim dem “SF aus deutschen Landen” Post vor ein paar Wochen schon einmal gehabt, Genre aus Deutschland funktioniert so gut wie nie, weil sowohl die Verantwortlichen der Sender, als auch die Macher nicht den geringsten Schimmer von der Materie haben (von einer Handvoll Leuten wie zB Niemann, Neuhäuser & Knösel oder Matsutani abgesehen).

Autorenfilm, 68er, Bildungsauftrag – das bricht dem Genre das Genick…

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 22:38

@ Filmi: Man sollte aber auch andere Faktoren nicht außer acht lassen – z.B. die Suspension of Disbelief. Ich erkläre das immer ganz einfach so: Wenn in “Akte X” ein UFO in der Wüste von New Mexico landet, habe ich damit kein Problem. Landet ein UFO in der Lüneburger Heide, würde ich mich vermutlich totlachen. Das Problem ist es, deutsche Genre-Themen zu finden, die wir glauben können. Das sind “Biikenbrennen” und “Gonger” (doofer Titel!) kein schlechter Ansatz…

the Geek
12. Dezember, 2008 22:38

Den Erfolg von “Lexx: The Dark Zone” (1997) fand ich immer mysteriös.

Und die Produktion der Mini-Serie “Der Ring der Musketiere” (1992) mit Thomas Gottschalk und David Hasselhoff in den Hauptrollen halte ich nach wie vor für ein unerklärbares Phänomen.

Wortvogel
Wortvogel
12. Dezember, 2008 22:41

@ Geek: An “Lexx” war praktisch nichts deutsch – und die Duschszene von Eva im zweiten Film dürfte geholfen haben 😉

“Der Ring der Musketiere” – SO erfolgreich war das nicht. Außerdem war es die Anfangszeit der Privatsender, da hat man experimentiert. Und damals war Hasselhoff noch extrem populär. Es war ja der eher krude Versuch, eine Produktion zu schaffen, die sich auch in den USA verkauft (sicher…).

Reptile
Reptile
12. Dezember, 2008 22:43

Es kann ja nicht NUR eine Budgetfrage sein wobei das natürlich auch eine Rolle spielt. Für eine Folge LOST wird hierzulande sicher eine halbe Staffel XYZ produziert. Da kann natürlich nicht mithalten. Aber es muss doch möglich sein. “Anatomie” hat als deutscher Horror ja wunderbar funktioniert, hatte aber auch keine übernatürlichen Elemente. Von deutsch für deutsch scheint nur Krimi und Comedy zu laufen.
ABER: Cobra 11 ist doch ein gutes Beispiel. Wurde total belächelt, ist aber die einzigste deutsche Actionserie die schon ewig sein Publikum findet. Auch wenn wir hier im Blog ja grade lesen konnten das die Serie für unsere Verhältnisse eigentlich auch schon zu teuer ist:/

OnkelFilmi
OnkelFilmi
12. Dezember, 2008 23:28

Klar, die “Suspension of Disbelief” spielt natürlich auch eine große Rolle, allerdings muss man nun auch nicht unbedingt auf Stoffe zurückgreifen, die die Amerikaner schon bis auf die Sohle durchgeritten haben.

Wie Du schon erwähnst, “Biikenbrennen” und “Gonger” sind eine gute Idee, an der man ansetzen sollte. Ähnlich sehe ich das auch, man brauch sich doch nur die Franzosen ansehen, und die Art und Weise wie sie fantastische Stoffe angehen. Sie nutzen entweder “globale” Stoffe wie Slasher (“Haute Tension”, “Sixpack”) oder das Okkulte (Malefique), oder greifen auf Volkssagen und Legenden zurück (“Pakt der Wölfe”, “Brocéliande”, “Belphégor”).

“Globale” Themen liessen sich auch hierzulande gut umsetzen. Ein gutes Beispiel dafür, wenn auch nicht in Film und TV, sondern als Hörspiel bietet “Ein Fall für Leon Kramer”. Klone, Tempelritter, Geheimlogen, Vampire und Gestaltwandler mitten in Köln und Düsseldorf, und ich bin mir sicher, daß es nicht nur im “Kopfkino” funktionieren würde.

Und an Sagen und Legenden hat Deutschland nun wirklich mehr als genug zu bieten, ich habe hier einen ganzen Haufen von Büchern zu diesem Thema stehen, und da ist Stoff für dutzende und aberdutzende von Filmen oder TV-Episoden zu finden.

Peroy
Peroy
12. Dezember, 2008 23:34

“Ich fand “Tal der Schatten” als “Wicker Man”-Abklatsch gar nicht so übel.”

Deutscher TV-Trash vom Schlimmsten… dann lieber den okayen “Geisterstunde” (ICH habe damals zugesehen, wegen mir ist der nicht gefloppt)…

HomiSite
12. Dezember, 2008 23:35

Die Vorgänge um die 25. Std. hören sich echt strange an… Oft sind dt. Genrefilme in meinen Augen aber sehr bieder/dümmlich und/oder kupfern im Ausland ab und scheitern dann am Budget.

Lexx war doch lustig und so betont unernst, das es funktionierte. “Wer ist der Poet vom Planet? – Ein Poet, vielleicht.”

War der Der Ring der Musketiere die Serie, wo die “Musketiere” dauernd mit Harleys durch die Gegend gekurvt sind?

Wie ich damals Biikenbrennen fand, weiß ich gar nicht mehr. Sicher war ich am Ende wieder enttäuscht, aber diese Filme mit Nordseemotiven belustigen mich als Nordeutschen immerhin (Tsunami w00t).

Peroy
Peroy
12. Dezember, 2008 23:39

“Und an Sagen und Legenden hat Deutschland nun wirklich mehr als genug zu bieten, ich habe hier einen ganzen Haufen von Büchern zu diesem Thema stehen, und da ist Stoff für dutzende und aberdutzende von Filmen oder TV-Episoden zu finden.”

Ich warte auf einen Monster-Horror rund um den “Wolpertinger”… 8)

Dieter
Dieter
13. Dezember, 2008 10:23

*Gaaaanz vorsichtig und mit leiser Stimme:* Könnte das Floppen solcher Serien und Filme nicht auch an den Schauspielern liegen. Irgendwie habe ich Schwierigkeiten, in Yvonne Catterfeld eine Schauspielerin und nicht nur eine schöne Frau zu sehen. Schönheit und Betroffenheitsblick reichen vielleicht nicht, um solch einen Film zu tragen.

Oder bin ich ungerecht? Ich lasse mich belehren …

Dieter
Dieter
13. Dezember, 2008 10:24

Nachlieferung: ,,?” statt ,,.”

Wortvogel
Wortvogel
13. Dezember, 2008 10:51

@ Dieter: Ehrlich gesagt halte ich die Catterfeld für dieses spezifische Subgenre für perfekt – Frauengrusel braucht diese leicht ätherischen Schönheiten, so wie die Pilcher-Filme “kuhäugige Blondinen” (SPIEGEL) braucht. Ob Claudia Michelsen in “Die 25. Stunde” genug Zugkraft besitzt, kann ich nicht sagen.

Natürlich ist die Besetzung wichtig, und wird in Deutschland oft unterschätzt. Siehe die Sinclair-Serie.

the Geek
13. Dezember, 2008 14:51

@HomiSite: “War der Der Ring der Musketiere die Serie, wo die “Musketiere” dauernd mit Harleys durch die Gegend gekurvt sind?”

Ganz recht. So habe ich es auch in Erinnerung. Das war wohl ein sehr moderner Ansatz der Musketiere.

Tornhill
Tornhill
13. Dezember, 2008 15:17

Das mit dem “Suspension of Disbelief”-Ansatz ist aber auch eine komische Sache – wie irgendein SF-Autor mal anmerkte ist eine UFO-Landung in Wattenscheid kein Stück unrealistischer, als eine in Washington (so lange die Aliens nicht in diplomatischer Mission kommen – da dürften sie sich, sollten sie recherchiert haben, wohl schon zu den Amis oder gleich der UNO kommen), aber man ist es einfach nicht so gewohnt zu sehen.

Der “Regionalansatz” scheint mir da aber auch am vielversprechensten (etwa Gonger…grrrr!), einfach, weil man da individueller und unverbrauchter zuschneiden kann: Aliens kennen wir aus Hollywood, Fliegende Holländer hätten da eine bessere Chance.

Gestatte man mir die Gelegenheit zur Schleichwerbung zu nutzen und wieder mal den von mir und besagtem Koautor (er hier der Zeichner) geschaffenen Comic “Die Kinder von Rungholt” zu verlinken, welchen wir gewissermaßen als Spin-off dachten:

http://www.weirdfiction.de/article_database/die-kinder-von-rungholt-von-sebastian-kempke-und-dirk-m-jurgens/

OnkelFilmi
OnkelFilmi
13. Dezember, 2008 17:04

Gute kleine Story, Tornhill.

Das Wattenmeer ist aber auch wirklich verdammt gut für Gruselgeschichten geeignet. Wer von uns in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen ist, erinnert sich doch bestimmt noch an die Kinderserie “Das Nesthäkchen”, oder? Und welche Szene hat sich da einem besonders im Gedächtnis festgebrannt? Die, in der sich die Lütte und ihr Freund Peter im Watt verlaufen.

Nathan
Nathan
16. Dezember, 2008 14:24

Tja, und wer hätte es gedacht, “Gonger” ist – gemessen an den bisherigen Genre-Mätzchen der deutschen Szene – eine kleine Wohltat.

Stimmiges Setting, größtenteils unpeinliche Akteure, Story hakt souverän alle Klischees ab und ein, zwei Schauer gab’s auch (lag nicht am offenen Fenster) . Die letzten fünf Minuten inklusive Twist runden’s fies ab.

Weiter so!

Hendy
16. Dezember, 2008 19:49

Ich find’s sehr, sehr schade. Hatte mich schon sehr auf DIE 25. STUNDE gefreut, quasi seit damals über die Entwicklung der Pilotfolge berichtet wurde.
Klar, die inhaltliche Ähnlichkeit zu US-Serien wie TRU CALLING oder ALLEIN GEGEN DIE ZUKUNFT ist offensichtlich, trotzdem fand ich es für ein deutsches Format einfach mutig, so ein Genre zu versuchen. Wieviel Mut nun dahinter steckt, sieht man ja jetzt: Gar keiner. Eine Serie produzieren zu lassen und dann gar nicht erst versuchen, auszustrahlen, finde ich echt merkwürdig. Ich meine, dass eine Serie wie DIE 25. STUNDE nicht zu 08/15-Ärzte/Familien/Krimi/Soaps passt, wie sie sonst in Deutschland produziert werden, dürfte RTL doch vorher klar gewesen sein und nicht erst, nachdem man die Serie schon gedreht hatte? Solche Ideen gehen doch schließlich vorher in die Marktforschung.
Naja, wie gesagt, sehr schade, hatte mich wirklich sehr auf die Serie gefreut. Und Claudia Michelsen finde ich für eine Serie auch erfrischend unverbraucht (ja, ich weiß, im WEST WING-Verschnitt KANZLERAMT vom ZDF war sie auch dabei).

Thomas
Thomas
19. Dezember, 2008 23:32

Also erstens mal hat nicht Johannes W. Betz “Die Anwälte” verbockt, sondern Marc Terjung, obwohl Betz da auch mitgemischt hat. Die beiden ehemaligen Erfolfgsautoren (Die Cleveren bzw. Edel & Starck) haben sich leider in der jüngsten Vergangenheit wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, Terjung mit den “Anwälten” und “Allein unter Bauern” und Betz mit “Deadline” und jetzt mit “Die 25. Stunde”. Mich ärgert es auch, den die Serie hätte mich schon interessiert und Betz ist mit den “Cleveren” mit Ausnahme von “Abschnitt 40” die einzige wirklich bedeutende Serie in den letzten Jahren im Privatfernsehen gelungen.
Und zweitens: “Die Anwälte” waren wirklich grottenschlecht. Ich weiß es, denn ich habe trotz praktisch nicht vorhandener Spannung, den lausigen Drehbüchern, der lausigen Regie (Aladag und Feistl jetzt die Regiehoffnungen?), und dem Producer Titus Kreyenberg, der bisher wenig seriöse und ernste Stoffe verfilmt hat (Was nicht passt, wird passend gemacht oder SK Kölsch), und dann soll da was vernünfiges bei rauskommen? Und die Ausstatterin Steinlandt hat die Einrichtung der Kanzlei bei IKEA im Sonderangebot gekauft weil nach den Gagen für Wiesinger, Bremermann und Held kein Geld mehr für Gastdarsteller und alles andere da war.
Und drittens: Die Arbeit der Fiction-Abteilung des Marktführers RTL. Weil Barbara Thielen Alarm für Cobra 11 noch nicht gegen die Wand gefahren hat und sich der Sender in der konkurrenzarmen Sommerpause getraut hat “Doctor’s Diary” mit halbwegs guten Quoten zu versenden wird ihr schon gute Arbeit bescheinigt. Die Ankündigung wieder deutsche Serientage einzuführen ist ja angesichts von nur zwei Serien mit acht Folgen (DD & Die 25. Stunde) schon lachhaft, von den vielen in den letzten drei Jahren produzierten Piloten hat es bisher keiner bis zur Serie gebracht und wird es wohl auch nicht.
RTL setzt nämlich nicht auf deutsche Eigenproduktionen, sondern weiterhin voll auf US-Serien, so sieht es nämlich aus, anderweitige Aussagen von Thielen oder Schäferkordt entsprechen schlicht nicht der Wahrheit.
Übrigens: Abgesehen von Tru Calling gab es noch das BBC-Vorbild “Crime Traveller”, eine an sich sehr schöne Serie, für die Anthony Horowitz (u. a. Foyle’s War) verantwortlich zeichnete.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass RTL wenigstens um 23:15 Uhr einen Sendeplatz für “Die 25. Stunde” findet.
Was für die letzten acht Folgen von “Abschnitt 40” ebenfalls zutrifft.

Wortvogel
Wortvogel
19. Dezember, 2008 23:46

@ Thomas: Wow, da hat aber einer ganz persönliche Fehden auszutragen, oder?

Ich fand “Die Anwälte” völlig in Ordnung, btw.

Thomas
Thomas
20. Dezember, 2008 13:40

@Wortvogel: Ich wüßte nicht mit wem.
Grundsätzlich zu RTL: Der Sender behauptet Jahr für Jahr sich wieder mehr im Bereich deutsche Fiction engagieren zu wollen. Es bleibt aber, siehe jetzt wieder “Die 25. Stunde” bei Ankündigungen.
Faktisch passiert da nichts. Der eine Sendeplatz am Donnerstag um 20:15 Uhr ist ein Witz.
Ich gucke im Gegensatz zur Mehrheit sehr gerne deutsche Serien und bin frustiert, dass mir seit mehr als drei Jahren in diesem Bereich quasi nichts mehr angeboten wird, da die Serien des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in dieser Hinsicht keine Alternative sind. Nicht mal mehr Wiederholungen.
Natürlich kenne auch ich die Gesetze des Marktes, aber das ist für mich auch ein schwacher Trost, und wenn Herr Kossack und Frau Thielen bei jeder Medienkonferrenz behaupten sie würden daran arbeiten und nichts passiert so kann dies ja nur als Beruhigung für die Politik (Stichwort Quotenregelung für deutsche Serien) gewertet werden und nicht als ernsthafte Überlegung. Das spricht aber kein Medienjournalist offen aus, weil er Angst hat um sein jährliches Interview mit den dortigen Entscheidern.
Ansonsten sind natürlich auch “Die Anwälte” Geschmackssache.
Aber angesichts der sich von positiven Kritiken überschlagenden Presse und der durchaus als respektabel zu bezeichnenden Besetzung hätte man mehr erwarten müssen.
Die Ausstattung war wie gesagt mangelhaft. Da wurde kein Geld ausgegeben. Das erinnerte mich schon fast an R.I.S., welches wirklich in jeder Hinsicht der Abschuss war. Grundsätzlich habe ich nichts gegen eine Ensembleserie, bei “Abschnitt 40” hat dies z. B. auch ohne Stars glänzend funktioniert.
Aber keiner der Darsteller hat auch nur in irgendeiner Weise schauspielerisch überzeugt.
Erinnerst du dich etwa an eine Szene oder Folge, die dich irgendwie begeistert hat? Da hat sich niemand in den Vordergrund gespielt. Die Gastdarsteller waren auch grottig und konnten den teilweise ambitionierten und ernsten Themen kein Leben einhauchen.
Die Kategorie “Humor” war aber absolut auf öffentlich-rechtlichem Niveau.
RA Franzen und seine ihn ständig anrufende Mutter (Folge 2) und die Kollegen die ihn aufziehen (“Ist schon wieder eine Woche rum?”) Das hätte irgendwie auch zu den Rosenheim-Cops gepasst.
Und die Toiletten-Szenen in Folge 3, da fühlte ich mich irgendwie an “Ally McBeal” erinnert.
Die Privatgeschichten auch schon hundertmal gesehen, RA Blum betrügt ihren Mann mit RA Britten und RA Genc hat ebenfalls was mit einem verheirateten Mann. Mann, was war das spannend und innovativ!
Vielleicht hätte RTL seinerzeit wirklich den anderen Piloten mit Ludger Pistor nehmen sollen, das gab es bei Sat.1 schon in den Neunzigern mit Klaus Wennemann, aber um jetzt wieder zum Thema zurückzukommen, “Die 25. Stunde” wäre endlich mal wieder was außerhalb vom Genre Crime oder Medical Drama gewesen, deshalb ist es umso trauriger, dass RTL wieder einmal das Herz in die Hose gerutscht ist.
Trotz aller Unzulänglichkeiten ist RTL nämlich der einzige Sender, der die deutsche Serie wieder aus dem Sumpf ziehen kann, ProSieben konnte nie deutsche Serien und Sat.1 hat es wegen des Spardrucks verlernt, von den Öffentlich-Rechtlichen brauche ich gar nicht erst anzufangen, da geht es weder strukturell noch vom Zuschauerverhalten her.