22
Sep 2007

Wortvogel eröffnet Geheimdienst!

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KanoneIch habe die letzten Tage ja nicht sehr viel gepostet, weil: es ist an der Zeit, durch viele Pitches und in häufigen Meetings neue Projekte an Land zu ziehen, damit der Winter nicht gar so öd wird. Schließlich habe ich mir einen sehr ruhigen Sommer gegönnt, und die Rechnungen zahlen sich noch immer nicht von selbst (obwohl – die reinkommenden Tantiemen sind schon eine prima Sache).

Weil der geneigte Leser sich durchaus fragen könnte “Was macht der schräge Wortvogel eigentlich den ganzen Tag?”, will ich an dieser Stelle kurz auflisten, was derzeit auf meiner Agenda steht.

Zuerst einmal habe ich mich nach 15 Jahren als Autor breitschlagen überzeugen lassen, auch für Drehbücher einen Agenten zu nehmen, bzw. eine Agentin. Siehe hier. Warum? Ich kann mich selber recht gut präsentieren, und auch mit Verträgen kenne ich mich aus. Die üblichen Honorare sind mir geläufig, und ich neige nicht dazu, mich über den Tisch ziehen zu lassen. Aber es ist tatsächlich so, dass man mitunter ein Meeting, bei dem man die Begeisterung des Produzenten für einen Stoff teilt, nicht durch lästige Gagenfragen kaputt machen will. Die Agentin ist dafür da, die häßlichen Belange wie Honorar, Abgabetermin, Vertrag etc. zu übernehmen – dafür kann ich mich dann auf die kreative Seite konzentrieren.

Für Romane werde ich seit zwei Jahren von Gerd Rumler vertreten. Auch das hat sich gelohnt – ich habe einfach nicht die Zeit, periodisch bei allen relevanten Verlagen zum Kaffee trinken vorbei zu schauen, und außerdem hat Gerd als alter Hase Kontakte, die mir schon des Öfteren außerordentlich behilflich waren. Mit ihm kann ich auch die mittelfristige Karriereplanung besprechen, damit ich mich nicht verheddere. Ich möchte seine Unterstützung nicht missen.

Bei der Auswahl der Agenten war nicht der Prozentsatz ausschlaggebend, den sie von meinem Honorar abknappsen, sondern die persönliche Sympathie. Meinem Agenten muss ich (halb)blind vertrauen können, und er muss Verhandlungen besser führen, als ich das könnte. Bei Gerd und Monika fühle ich mich gut aufgehoben.

Zwei Agenten – darum der Titel des Beitrags: Ich könnte langsam einen eigenen Geheimdienst aufmachen.

Nun aber zu den Projekten, an denen ich gerade arbeite – man möge mir verzeihen, wenn ich mitunter recht vage bleiben muss:

Das Großprojekt des Augenblicks ist immer noch der historische Zweiteiler über eine Frauenfigur aus dem späten 19. Jahrhundert. Wir erwarten eigentlich täglich “Grünlicht” des Senders, dann kann ich auch in die Details gehen. Es gab zwei “polishes”, also kleinere Überarbeitungen des ursprünglichen Drehbuchs, und ich bin mittlerweile sehr zufrieden damit. Drehstart soll noch im ersten Halbjahr 2008 sein, Ausstrahlung evtl. zu Weihnachten. Top-Schauspieler und Regisseure balgen sich dem Vernehmen nach darum, dabei sein zu dürfen.

Nächste Woche stelle ich eine Story-Outline für die Episode einer bekannten Krimiserie fertig. Dann entscheidet sich, ob ich den Auftrag bekomme, das Drehbuch zu schreiben. Eine spannende Aufgabe, zumal die öffentlich-rechtlichen Sender im Gegensatz zu den Privaten Wiederholungshonorare zahlen. Das läppert sich.

Für gleich zwei Privatsender schreibe ich Outlines, die irgendwann mal in Eventfilmen münden sollen. Erfreulicherweise habe ich in beiden Fällen Konzeptverträge, d.h., die Schreiberei ist nicht umsonst (kostenlos schon gar nicht). Einmal geht es um einen Monsterfilm, bei dem anderen Projekt um eine High Concept-Komödie mit vielen Spezialeffekten.

Letzte Woche hatte ich einen Termin mit einem Produzenten, der mich gebeten hat, mir Gedanken über eine neue Serie für einen bekannten deutschen Komiker zu machen. Meine ersten Ideen haben ihm spontan gefallen, und nun hoffe ich auch dort auf eine Zusammenarbeit.

Mehr in die experimentelle Ecke geht das Konzept für ein Primetime-Drama, dessen ungewöhnliche Grundkonstellation mich wirklich reizt. Kann ich noch nicht viel zu sagen, aber – Sartre hätte es gefallen…

Historische Großereignisse werden gerade ja gerne genommen (morgen läuft auf RTL “Die Prager Botschaft”), und ich bin mit dabei – ein traumatisches Spektakel der letzten 30 Jahre wird von mir gerade durchkonzipiert. Ich gehe das Thema quasi- dokumentarisch im Stil von Breloer an. Sicher eher ein Stoff für die öffentlich-rechtlichen Sender, auf deren Nachrichtenarchive ich hier auch gerne exzessiv zurückgreifen möchte. Bei diesem Projekt möchte ich außerdem erstmals Drehbuchförderung beantragen – bisher fand ich sowas eher affig (zumal ich mich nie damit auseinander gesetzt habe), aber wenn man mir Geld nachtragen will…

Immer noch nicht aufgegeben habe ich den Plan meiner ersten Dokumentation (in Zusammenarbeit mit einem bekannten und preisgekrönten Blogger), auch wenn der Sender (und da kann es wie bei “Highlander” nur einen geben) zuerst einmal verhalten reagiert hat.

Ein Großverlag (und diese Bezeichnung verwende ich in diesem Fall nicht leichtfertig) hat mich letzte Woche angefragt, ob ich Interesse hätte, eine Jugendbuch-Romanreihe zu entwickeln, die im phantastischen Bereich angesiedelt ist. Nach einem längeren Gespräch haben wir zwei grundsätzliche Ideen gefunden, zu denen ich mir nun erstmal ein paar Gedanken machen muss. Könnte spannend werden, aber es ist ein weiter Weg…

Soviel zu den recht konkreten Aufträgen, die momentan anliegen. In der Hinterhand habe ich natürlich noch ein gutes Dutzend anderer Projekt, die aber weder spruch- noch vertragsreif sind. Dazu gehören Neuverfilmungen von Literatur-Klassikern, filmische Biographien, Eigenentwicklungen, und schon fertige Skripts (braucht denn keiner einen exotischen Frauenknast-Film, oder “Monster gegen Nazis”???).

Biographien sind eine zweischneidige Sache – ich finde immer wieder tolle Personen der Zeitgeschichte, deren Leben ich filmisch umsetzen möchte. Aber da gibt es erstmal ein paar Grundfragen zu klären: Weckt die Person auch Interesse bei einer breiten Zielgruppe? Hat der Kern der Geschichte auch heute noch Relevanz? Ist die Story in einem vertretbaren Maße umsetzbar? Und letztlich – wie sieht es mit den Rechten aus? Gleich viermal habe ich in den letzten Jahren das Rennen um die Rechte verloren: bei der Hindenburg-Katastrophe, beim Roten Baron, bei Beate Uhse, und bei Karl May. Das kann sehr frustrierend sein, darum bin ich umso glücklicher, mir kürzlich bei den Nachfahren eines “großen Deutschen” exklusiv die Rechte an der Familiengeschichte gesichert zu haben.

Die Umsetzung von literarischen Klassikern hat ihre ganz eigenen Stolperfallen: Man muss (sofern die Rechte nicht auf Grund des Alters frei sind) zumeist mit den Familien der Autoren verhandeln. Und die stellen sich oft zickiger an als die eigentlichen Schreiber. Sie haben mitunter völlig utopische Vorstellungen davon, was ihre Rechte wert sind. Da wird gerne mal über den Daumen gepeilt: “Na ja, der Film wird so an die 4 Millionen Euro kosten – da sind 10 Prozent für die Rechte doch nicht zuviel, oder?”. Doch, das ist zuviel. Hier wird Entwicklungsarbeit zum Pokerspiel, und Diplomatie zählt mehr als Kreativität. Mir stehen in den nächsten Wochen noch einige solche Termine bevor…

Nebenher arbeite ich immer noch an der ultimativen Charles Band-Biographie, die aber wohl nicht vor Ende 2008 auf den Markt kommt. Das wird im Eigenverlag gemacht, weil ich sowas schon immer mal ausprobieren wollte. Nach dem aktuellen Stand wird es wohl nicht unter 600 Seiten gehen.

Das klingt nun so, als müßte ich Heerscharen von Ghost Writern beschäftigen, um das alles zu bewältigen (was Victor Hugo Recht war, kann mir ja eigentlich nur billig sein). Aber dem ist gar nicht so: John Vorhaus’ “Rule of 9” besagt, dass von zehn geplanten Projekten nur eines wirklich in Produktion geht, der Rest verreckt in der Entwicklung. Bei mir ist der Durchschnitt etwas besser, aber trotzdem ist nicht zu erwarten, dass alle oben genannten Projekte umgesetzt werden, aus verschiedensten Gründen. Darüber darf man sich nicht ärgern, das muss man als Grundprinzip der Branche einfach annehmen.

Hinzu kommt, dass viele Projekte recht früh scheitern, wenn man gerade mal die grundlegende Recherche gemacht hat, und allenfalls eine Outline vorliegt. Da ist die investierte Zeit nicht ganz so üppig gewesen. Es ist erheblich seltener der Fall, dass durchentwickelte Drehbücher noch abgesagt werden.

Ihr seht also: Keineswegs Muße im Hause Wortvogel. Ohne Fleiß kein Grimme-Preis, und die grauen Zellen sollen ja nicht rostrot anlaufen. Die Geschichten – sie rufen mich…



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Andreas Allerberger
Andreas Allerberger
22. September, 2007 22:26

Rechte von Karl May? Ich dachte, die sind gemeinfrei.

Wortvogel
Wortvogel
22. September, 2007 22:30

Ich hätte das etwas genauer formulieren sollen, tut mir leid – es ist mir einfach eine Produktionsfirma zuvor gekommen, und nachdem eine offizielle Verlautbarung raus ist, hat “mein” Karl May praktisch keine Chance auf Verwirklichung mehr. Wer hier zuerst kommt, prahlt zuerst – und sichert sich den Platz an der Sonne…

Peroy
Peroy
22. September, 2007 23:23

“Ein Großverlag (und diese Bezeichnung verwende ich in diesem Fall nicht leichtfertig) hat mich letzte Woche angefragt, ob ich Interesse hätte, eine Jugendbuch-Romanreihe zu entwickeln, die im phantastischen Bereich angesiedelt ist.”

So was wie “Fear Street”… ?

Und was ist mit dem Duweißtschon-Film für Duweißtschonwen… ?

Wortvogel
Wortvogel
22. September, 2007 23:57

Der Duweißtschon-Film wird von Duweißtschon-wem vermutlich bald gekippt – ich selbst bin nach einer Fassung ausgestiegen, weil mir das zu blöd wurde (auch wenn ich immer noch de facto-Dramaturg bin). Mittlerweile hat der Stoff 6 Autoren durch, und ist (nach einem verunglückten Skript – nicht von mir!) wieder ganz am Anfang. Wie man eine so simple Sache so versaubeuteln kann, das ist mir ein Rätsel…

Nicht wie “Fear Street” – ich selber würde gerne in Richtung “Gothic novel/Universal classics” gehen, upgedated für eine neue Zielgruppe. Man wird sehen – ist noch lange hin…

Peroy
Peroy
23. September, 2007 01:16

Das mit dem Duweißtschon-Film macht mich jetzt aber gar nicht froh… 😕

spa
spa
23. September, 2007 17:19

Bleibt mir nur kurz zu sagen: Viel Erfolg auf deinem weiteren Weg!

Tornhill
23. September, 2007 19:22

Ui, das sind ja doch einige Projekte – und so manches klingt doch ganz lecker!
Besonders erfreulich, die Verhandlungen bzgl. eines Monsterfilms, aber wie ich mein Glück kenne, wird aus DEM garantiert nichts (oder der Sender besteht darauf, dass alle Rollen mit vierfach Amputierten besetzt werden, damit man ihn zum Welt-vierfach-Amputierten-Tag vermarkten kann).

comicfreak
comicfreak
24. September, 2007 08:24

..wieso fehlt auf deiner Liste ein Auftritt beimn “perfekten Promi-Diner”?

Müsste leicht zu arrangieren sein, und es wäre endlich mal wer dabei, dessen Name zumindest dem lesenden Bevölkerungsteil schon mal untergekommen ist..

😉

Maggus
24. September, 2007 10:33

Also ich persönlich hätte nichts gegen eine Wiedergeburt der Frauenknast-Filme, so wie wir sie in den 70ern hatten. Immer her damit! 🙂 Was die Monster gegen Nazis betrifft, vielleicht solltest Du mal ein Drehbuch für nen Bloodrayne Film schreiben, dann wirds wenigstens was Gescheites 🙂

DerTim
24. September, 2007 12:22

Das hört sich nach einer guten Mischung aus sehr viel Spaß (Monster gegen Nazis) und Knochenarbeit an. Zumindest machen alle von Dir erwähnten Projekte neugierig mehr davon zu erfahren.

Ich drücke die Daumen, das wir bald mehr von Dir im Buchregal oder Fernseher bewundern können.

comicfreak
comicfreak
24. September, 2007 18:59

@ Torsten

..ernsthaft, was ist mit dem Promi-Diner?

Ich spendiere auch Feigen aus dem eigenen Garten 🙂

Und auch wenn´s hier nicht passt, aber wurde mir gerade PNt und ist nur zu geil: http://abmahnr.de/
(kannst ja rauslöschen)
😉

Peter Krause
26. September, 2007 00:10

Jemand ANDERES, der die Über-Ich-Sachen für einen sagen kann …
Cool, sojemanden hätt ich auch gern.

Ich: “Klar, mach ich unbezahlt, weil’s soviel Spaß macht.”
Anwalt: “Ach ja, und Punkt 15.3.9 des Vertrages legt fest, daß mein Mandant nicht befugt ist, über Honorare zu verhandeln.”

comicfreak
comicfreak
26. September, 2007 08:16

@ Peter Krause

..deshalb hab ich in meiner Firma auch keinen Einfluss auf Kalkulationen und Buchhaltung..
😉

Wortvogel
Wortvogel
26. September, 2007 11:20

@ Peter: Tatsächlich läuft das genau so. Autoren neigen dazu, sich aus Begeisterung für ein Projekt ausnutzen zu lassen. Und man denkt auch immer: “Wenn ich jetzt Geld verlange, halten die mich für gierig – und dann kriege ich den Auftrag nie”. Autoren haben auch selten Verhandlungsgeschick. Dabei ist es meistes umgekehrt: Die Firmen WOLLEN mit dem Autor arbeiten, und sein Verzicht auf Geld reduziert auch den Respekt, den man vor ihm hat. Wer wie ein Amateur verhandelt, wird auch für einen Amateur gehalten.

Ich bin wirklich FROH, eine Agentin zu haben.

Mathias
Mathias
26. September, 2007 15:45

Was ist denn eigentlich eine “High Concept-Komödie”? Ich bin nicht vom Fach und habe das noch nie gehört 🙂

Wortvogel
Wortvogel
26. September, 2007 15:52

High Concept bedeutet eine so einfache aber ungewöhnliche Grundidee, dass man den Inhalt des Films gar nicht genauer erklären muss – “Ein Mann bekommt für eine Woche die Kräfte Gottes” (Bruce Allmächtig), “Ein Mann liebt seine Frau als Geist über den Tod hinaus” (Ghost – Nachricht von Sam), “Ein allein gelassener Junge muss das Haus der Familie gegen Einbrecher verteidigen” (Kevin – Allein zu Hause).

comicfreak
comicfreak
27. September, 2007 11:00

*weiternerv*

..und was ist mit dem Promidinner?

😉

Wortvogel
Wortvogel
27. September, 2007 11:13

Ich. Will. Nicht. Ins. Promi. Dinner. Ich. Bin. Nicht. Prominent. Ruhe. Jetzt.

comicfreak
comicfreak
27. September, 2007 12:27

“Ich. Bin. Nicht. Prominent.”

..sind die anderen dort auch nicht *rofl*
aber du wirst´s mal richtig werden
🙂

Außerdem hätte ich zu gerne gesehen, wie du so einen C-Promi erwürgst, weil er mit den Worten “ach, ist das hier Zeug von deinen Kindern?” mit fettigen Fingern ein hochedles Filmplakat begrapscht
😉