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Sep 2007

Guter Tipp

Themen: Neues |

Bürgerkönig-PostilleEs musste sein: Nach dem Pressescreening eines neuen Films zum Hauptbahnhof gedackelt, und mangels Interesse an richtigem Essen beim Bürgerkönig eingekehrt. Um die Magazine nicht fettig zu schmieren, habe ich mir dieses kostenlose Blättchen mit Konsumkritiken geholt, über die versuchten “Künstlerporträts” gelacht, und dann mal nachgesehen, ob die Schreiberlinge der Postille bei den aktuellen Filmen meiner Meinung sind.

Im Falle von “Shoot ‘Em Up” sind sie das. Der Film wird mit einer Menge an Superlativen belegt, die schwindelig macht.

Hier mal die Inhaltsangabe:

seu2.jpg
Alles gut und schön, nur – DQ ist nicht die Mutter des Babys (wie sich in meinem Review auch schön nachlesen läßt). Zu ihr geht Smith erst, als er Milch für das Kind braucht.

Wie kommt so ein Fehler zustande? Gewöhnlich, in dem ein Redakteur flüchtig überflogene Pressetexte abschreibt, und falsche Schlüsse zieht. Gesehen hat der Schreiberling den Film auf jeden Fall nicht – was die Frage erlaubt, wie er dann so ausführlich dessen Vorzüge loben kann.

Die Quintessenz des unbekannten Kritikerpapstes:

seu1.jpg

Finde ich auch – besonders, wenn man darüber schreiben will…



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Peroy
Peroy
12. September, 2007 22:06

Die Scheiss-Postille greif’ ich mir auch jedes Mal, nur um beim Essen was zum Lesen zu haben…

Erinnert sich noch einer an die “Kino News” von McDonalds ? Die war besser und saugfähiger…

rumo
rumo
12. September, 2007 22:59

das problem an solchen heftchen ist doch sowieso, dass dort jeder einzelne text gekauft ist. dummerweise haben die heftchen dann aber schon längst redaktionsschluss, bevor die gehypten filme in pressevorführungen gezeigt wird. wenn dann auch noch keine infos zu den filmen herausgerückt werden (diesen sommer besonders schön zu sehen beim simpsons-film) können die schreiber auch nicht mehr, als um den heißen brei herumzuschreiben.
bei dem beispiel hier scheint der autor aber eher unter zeitdruck gestanden zu haben…

Wortvogel
Wortvogel
12. September, 2007 23:11

@ Rumo: Alles richtig.

Julian
13. September, 2007 00:22

@ Rumo: Das ist nicht nur ein Problem für die Burger King-Eßunterlage, sondern für praktisch die ganze Branche. Eine Vermutung ist, daß manche Verleiher Angst vor dem Internet haben (es könnte ja einen negativen Hype geben) und nicht wollen, daß die (Online-)Presse zu früh berichtet. Wegen der Erfindung von Online leidet also die gesamte restliche Branche, Print, Radio, TV. Und das nur, weil die Entscheider nicht sicher sind, wie das Netz soziologisch funktioniert, bzw. die Mechanismen ihnen zu unsicher, zu wenig beeinflußbar, zu mächtig sind. Die wenigsten trauen sich heute noch, ihre Filme zur Diskussion zu stellen. Dabei übersehen die meisten, daß genau diese Informationsknappheit die Leute natürlich ins Internet treibt, wo dann ein einzelner, vielleicht nicht unbedingt positiver Bericht von einem Screenings hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen weit mehr Impact hat, als er es hätte, wenn die Presse überall klassisch und normal berichten könnte. Sehr schade, das!

@ Torsten: Das war doch nicht meine Straßenbahn. Ich hab Dich noch laufen sehen in Richtung BK, hab’s mir dann aber beim Va Piano (5 Höfe) mit meinem Kumpel vom iStammtisch schmecken lassen. Die Pizza ist wirklich klasse da!

Peter Krause
13. September, 2007 01:46

Bei Fernsehzeitungen wundert es mich nicht, daß sie sich überlebt haben. (Zumindest Pro7/Sat1 abzudrucken ist wie Wetterbericht in einer Quartals-Zeitschrift).
Aber daß das jetzt auch schon das Kino betrifft …

Torsten K
Torsten K
13. September, 2007 09:43

Das ist doch nicht nur bei diesen Burgerpostillen so. Richtig peinlich ist es, wenn man mal in den Videotext der Pro7Sat1-Gruppe guckt. Da stimmt einfach keine Serienbeschreibung – jedenfalls nicht bei den eingekauften Serien.

Wortvogel
Wortvogel
13. September, 2007 09:45

Nun sind aber die Videotext-Autoren bei den Sender die ärmsten Würstchen, und wirklich wenig mehr als Hiwis. Bei den millionenfach ausgelegten Postillen steckt so ein Budget dahinter – es muss nicht Literatur sein, aber wenigstens richtig…

cARSCHti
cARSCHti
13. September, 2007 13:18

Der Schreiberling scheint bei der BILD gearbeitet zu haben, da wird auch berichtet ohne was davon zu wissen.

Jens
13. September, 2007 17:18

Ich kann mich tatsächlich erinnern (muss so ca. 10 Jahre her sein), dass die Musikkritiken in diesem Cheeseburger-Blättchen mal brauchbar waren. Zwar kan nur der absolute Mainstream vor, aber man konnte tatsächlich differenzierte Kritiken lesen, bei denen auch mal von einer Platte abgeraten wurde statt immer nur die Bestnoten zu verteilen. (Und das zu einer Zeit, als die KinoNews schon längst nur alles bejubelten.) Aber inzwischen ist auch die BK-Postille längst zu einem reinen Werbeorgan der Medienindustrie degeneriert – insofern wundert mich weniger, dass der angebliche Autor den Film nicht gesehen hat. Eher schon, dass der Verleih es nicht geschafft hat, eindeutige Pressetexte als “Inspiration” beizubringen.

Torsten K
Torsten K
13. September, 2007 17:36

Torsten: Wie gesagt: diese falschen Mini-Texte werden auch nach außen geschickt.

Ich sehe da auch kein Autorenproblem, sondern schlichtweg Desinteresse. Die Serien werden schließlich auch in Deutschland synchronisiert – es gibt also genug Leute, die den Inhalt kennen müssen und zuliefern könnten.

Wortvogel
Wortvogel
13. September, 2007 17:43

Ja, aber welchen Grund hat eine Synchro-Firma, Arbeitsstunden zu investieren, damit ein Sender seinen Videotext korrekt halten kann? Hier liegt die Verantwortung einzig beim Sender.

Torsten K
Torsten K
13. September, 2007 19:27

Es sind wohl eher einige wenige Arbeitsminuten, die der Sender zahlen müsste, die er aber dicke rausbekäme. Schon weil der Videotext-Mensch keine Story erfinden muss.

comicfreak
comicfreak
14. September, 2007 14:03

@ Torsten K

..die Videotextnutzer sollen gefälligst Flirt-SMS verschicken und ansonsten eh stur den Haussender gucken, die hat das Programm schon mal gar nicht zu interessieren..

*Tischkante_vorkoste*

Wortvogel
Wortvogel
14. September, 2007 17:28

Videotextnutzer stehen für mich auf einem Level mit Tonband-Benutzern und CB-Funkern. Hören wahrscheinlich alle noch Barclay James Harvest, kleben Neon-Panther-Poster an die Wand im Partykeller, und haben den Auspuff ihres Mopeds durchbohrt.

Perry
Perry
16. September, 2007 14:15

Dass bei den Gratismagazinen á la Burgerking oder verschiedenen Kinotempeln keine differenzierten Kritiken drin sind, überrascht doch eh keinen. Das zu erwarten, finde ich dagegen schon weit überraschender. Zudem Du ja auch vom Fach bist und ohnehin weist, dass bei manchen Filmen die Pressetermine so eng liegen, dass ein Vorabsehen des Films technisch gar nicht machbar ist.

“Ja, aber welchen Grund hat eine Synchro-Firma, Arbeitsstunden zu investieren, damit ein Sender seinen Videotext korrekt halten kann? ”

Das ist normalerweise in der Arbeit inbegriffen. Zumeist werden die Inhaltsangaben dann aber so elendig lang, dass man sie im Videotext wohl kaum nutzen kann.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2007 14:22

Öh, Perry – Thema verfehlt? Ich erwarte von Burger-Postillen keine differenzierten Kritiken – ich erwarte aber sehr wohl korrekte Inhaltsangaben. Außerdem kann man durchaus der Fairness halber Filme vorstellen, die man nicht gesehen hat – aber BESPRECHEN sollte man sie nicht. Da besteht ein Unterschied.

Mindeststandards nennt man sowas, und man muss nicht weltfremd sein, um diese bei sich selber anzuwenden, und von anderen zu erwarten. Auch von Burger-Postillen.

Perry
Perry
16. September, 2007 15:36

Man muss aber auch differenziert beachten, was welche Publikation sein soll. Die Gratisblättchen haben kaum den Anspruch von “Blickpunkt Film” (obwohl deren Verlag ja auch für so manches Kinokettenblättchen verantwortlich ist). Eine Besprechung jedweder Art erwartet dort wohl niemand ernsthaft. Genauso gut könnte man bei den Pressemitteilungen der Fernsehsender nach kritischen Tönen zum eigenen Programm suchen. Wird vergeblich sein.

Und ob man es nun mag, dass Filme ohne Sichtung “besprochen” werden, oder nicht, ist eine Sache. In der Realität findet man aber querbeet durch den kompletten Zeitschriftenwald “Rezensionen” noch und nöcher, die offenbar anhand der Inhaltsangabe gemacht wurden.

Ist es schlecht, dass bei der Inhaltsangabe irgendwas schief gelaufen ist? Klar. Interessiert aber letztlich auch keinen Furz, da 1.) diese Blättchen allesamt ohnehin nicht mehr als bedrucktes Klopapier sind und 2.) die wenigsten Menschen wohl an ellenlangen Inhaltsangaben interessiert sind. Man will ja schließlich auch noch was Neues im Kino sehen und nicht schon jede Kleinigkeit im Vorfeld kennen.

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2007 15:46

Okay, ich versuche es nochmal – Anspruch und Wirklichkeit solcher Postillen ist hier nicht Thema. Wenn die auf unterstem Niveau berichten wollen – bon. FALSCH berichten ist aber nicht zu rechtfertigen. Oder handhabst du das selber bei deinen Projekten auch so?

Bei “gefälschten” Besprechungen gilt NICHT die normative Kraft des Faktischen – weil viele es machen, ist es immer noch nicht okay. Vielleicht bin ich aber bloss altmodisch.

“Man will ja schließlich auch noch was Neues im Kino sehen und nicht schon jede Kleinigkeit im Vorfeld kennen” – klasse, demnach sollten die Postillen vielleicht absichtlich falsche Inhaltsangaben drucken, damit der Zuschauer im Kino noch überrascht wird!

Für mich herrscht die Spielregel: Inhaltlich falsche Texte zu schreiben ist verwerflich, und anzuprangern. Wenn du da je nach Medium flexibel bist, sei dir das unbenommen. Man könnte aber auch argumentieren, dass solche Postillen mit dieser Drecksschreibe durchkommen, WEIL zu wenige Leute daran Anstoss nehmen. Anspruchslosigkeit generiert qualitativen Bodensatz…

Perry
Perry
16. September, 2007 16:01

“Man will ja schließlich auch noch was Neues im Kino sehen und nicht schon jede Kleinigkeit im Vorfeld kennen” – klasse, demnach sollten die Postillen vielleicht absichtlich falsche Inhaltsangaben drucken, damit der Zuschauer im Kino noch überrascht wird!”
————

Das ist aber billige Polemik. Das Problem solcher Blättchen ist nun mal, dass da ellenlange Inhaltsangaben drin sind, die viel zu viel verraten. Wenn dich das nicht stört, ist es ja schön.

“Bei “gefälschten” Besprechungen gilt NICHT die normative Kraft des Faktischen – weil viele es machen, ist es immer noch nicht okay. Vielleicht bin ich aber bloss altmodisch. ”
—–

Schon richtig, schlauer wäre es aber, dann bei echten Magazinen, für die Menschen Geld berappen müssen, den Ritter ohne Furcht und Tadel zu geben und Missstände anzuprangern.

“Man könnte aber auch argumentieren, dass solche Postillen mit dieser Drecksschreibe durchkommen, WEIL zu wenige Leute daran Anstoss nehmen. Anspruchslosigkeit generiert qualitativen Bodensatz…”
—–

Du kannst sicherlich so argumentieren. Machst Du ja auch gerade. Ändert aber auch nichts dran, dass kein Mensch diese Blättchen ernstnimmt. Das ist Bodensatz – und jeder weiß es. Sich darum in Nitpicking zu ergehen, ist etwa so ergiebig wie über das schlechte Wetter zu lamentieren. Am besten ignorieren und mit’m Leben weitermachen.

Im Grunde könnte man diese ganzen Heftchen einstampfen. Sie erfüllen keinen Zweck, denn der Kinogeher gibt darauf auch einen Scheißdreck. Oder glaubt allen Ernstes irgendjemand – Kinoketten, Burgerbuden und Blattmacher inbegriffen -, dass Entscheidungen anhand dieses schwachbrüstigen Teils getroffen werden?

Wortvogel
Wortvogel
16. September, 2007 16:12

Welches Nitpicking ich für notwendig erachtet, entscheidet immer doch der Typ, dessen Visage das Wortvogel-Logo ziert. Und nein, schlechte Blätter sind nicht kritikresistent, weil sie schlecht sind – ich will von Niggemeier auch nicht das “SZ-Blog” lesen.

Die Behauptung, niemand würde diese Blätter ernstnehmen, ist kompletter Kappes – es gibt sie, weil erwiesen ist, dass sie die Entscheidungsfindung des durchschnittlichen Burgerbuden- Betreters beeinflussen. Die lesen nämlich nicht durch die Bank Cinema, oder Blickpunkt Film. Darum investiert die Werbebranche auch einen erklecklichen Batzen Geld in die Billig-Blätter.

Ich kritisiere Fehler, wo immer ich sie finde – wie käme ich dazu, nur an “hochwertigen” Blättern rum zu kritteln? Wieso habe ich nicht das Recht auf korrekte Information, wenn ich für ein Heft nicht bezahle? Ich sehe da keinen Zusammenhang.

Aber okay – dir macht das kein Problem, dass die Blödsinn schreiben. Angekommen. Du stehst da drüber. Ich nicht. Prima für dich.

Peter Krause
16. September, 2007 16:47

“Ändert aber auch nichts dran, dass kein Mensch diese Blättchen ernstnimmt. Das ist Bodensatz – und jeder weiß es. Sich darum in Nitpicking zu ergehen, ist etwa so ergiebig wie über das schlechte Wetter zu lamentieren.”

Gilt dasselbe nicht auch für Blog-Kommentare?