12
Aug 2007

Lotta in Love – eine Story mit Folgen I

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Lotta 1 (c) ProSiebenKaum einer wird es gemerkt haben, allenfalls die Leser von Quotenmeter, denn dort wurde gestern darauf hingewiesen: Heute morgen um 5.50 Uhr lief die 130. und letzte Episode der Telenovela „Lotta in Love“.

Ich habe „Lotta“ erfunden. Die Serie mit Christian Becker und Anita Schneider dem Vorstand des ProSieben- SAT.1-Konzerns vorgestellt. Das Autorenteam geleitet. Die meisten Episoden verfasst.

In meiner Abstellkammer stapeln sich noch Werbebanner, Poster, Bücher, Gläser, T-Shirts, Taschen, Tops, Magazine – alles Erinnerungsstücke, die ich bestimmt niemals hergeben werde.

LiL wurde von Anfang an stark kritisiert. Ein nennenswerter Erfolg war der Serie nicht beschieden. Es gibt immer noch Menschen, die glauben, sie würden mich damit treffen können, wenn sie auf die mangelnden Quoten verweisen. Es wird gerne versucht, mir einzureden, „Lotta“ sei der Makel auf meiner ansonsten recht sauberen Autorenweste.

Alles Unsinn. Ich war immer stolz auf LiL – bin es heute noch. Und an keinem anderen Projekt bin ich so gewachsen, von keiner Serie habe ich soviel gelernt wie von meiner eigenen. Es war eine nicht weniger als fantastische Zeit, und es gibt keine Minute, in der ich mir wünschte, an einem bestimmten Tag im März 2005 meine große Klappe gehalten.

Das Ende der Serie auf einem unrühmlichen Sendeplatz ist vielleicht der beste Anlass, mal die Geschichte von LiL zu erzählen, so wie ich sie erlebt habe. Es ist beileibe nicht die Wahrheit – es ist nur meine Wahrheit. Vieles kann ich nicht belegen, vieles mag ich falsch verstanden haben, und Vielen werde ich Unrecht tun. Aber für diese Geschichte, meine Geschichte, soll es mir egal sein…

Es begann also, wie oben angedeutet, im März 2005. Ich war noch ziemlich ausgelaugt von der frustrierenden Arbeit an „Vollgas“, und buchte einen Urlaub in Ägypten, um zwei Wochen lang auszuspannen. Das ZDF hatte mit „Wege zum Glück“ einen erstaunlichen ersten Erfolg mit einer deutschen Telenovela verbucht. Für mich war das nicht relevant – Soaps oder Daytime im Allgemeinen sind nicht mein Thema, und die öffentlich-rechtlichen Sender für mich keine Heimat.

Aber dann kam „Verliebt in Berlin“. Die Serie schaffte schnell den Sprung in die Spitze der Quotencharts, und machte Alex Neldel zum Superstar (ich hatte sie ein halbes Jahr zuvor bei einem Grillfest kennen gelernt – und jawohl, sie ist genau so nett, wie sie zu sein scheint). Mir war klar, dass nun aus dem „Glücks- treffer“ von „Wege zum Glück“ ein Trend werden würde – mit einer Flut von Nachziehern. Trotzdem nicht mein Thema…

Ich sprach noch mal mit der Produzentin von „Vollgas“, bevor es in den Flieger ging. Irgendwie kam ich drauf: „Jeder wird jetzt Telenovelas machen – und ProSieben hinkt hinterher. Wenn man schnell ist, kann man jetzt noch gut einsteigen.“ Die Produzentin stimmte zu, gab aber zu bedenken: „Woher nehmen wir den Stoff?“. Im Gegensatz zu „Verliebt in Berlin“ hatte ich keine Lust, eine alte Telenovela-Idee aus Mittelamerika zu verwursten. Ich versprach ihr, mir ein paar Gedanken zu machen, bevor ich in den Urlaub ging.

Die paar Gedanken führten zu einem „pitch paper“, einem knapp umrissenen Konzept auf zwei Seiten. Es hieß „Lena – Liebe im Doppelpack“. Die Story: Junge alleinerziehende (und schwer genervte) Mutter eines siebenjährigen Sohnes wird mit einer berühmten Sängerin verwechselt – und muss für diese einspringen, als die Sängerin einen Totalausfall hat. Dazu noch ein paar Gründe, warum dieses Konzept gerade bei ProSieben funzen würden (junge Zielgruppe, viel Musik und Mode, etc.)

Auf einer weiteren Seite erklärte ich noch andere Ansatzpunkte, über die man nachdenken könne: Eine Telenovela in einem Hotel, eine typische „Mädchen wird Prinzessin“-Geschichte, etc. Aber mein Hauptpitch war „Lena“. Ich emailte es am Tag meines Abflugs raus.

 

Lena in Love-Logo (c) Rat Pack

Und dann fuhr ich in Urlaub.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich unterwegs nicht leicht zu erreichen bin. Ich genieße es, kein Handy dabei zu haben, und wenn ich am Pool liege, kann mir das Internet auch prima gestohlen bleiben. Ich brauche für das Hotelzimmer nur mein Notebook, um abends in Ruhe ein paar Filme oder Serien sehen zu können. Für Ägypten hatte ich unter anderem die ersten 15 Folgen von „House“ eingepackt. Eine weise Entscheidung. Ansonsten war das Hotel nämlich langweilig und hässlich, das Wetter viel zu heiß, und das Essen eine Katastrophe (wenigstens wurden am Pool Nacktaufnahmen von russischen Models gemacht).

Und doch: Einmal schaltete ich mein Handy ein, um einer lieben Freundin telefonisch zum Geburtstag zu gratulieren. Kaum blinkte das Display, kamen auch schon die nervigen Hinweise: Sie haben eins, zwei, drei, vier, fünf Textnachrichten. Ich HASSE SMS. Ich schreibe auch keine. Doch das schlechte Gewissen piekte, und nach dem Telefonat schaute ich mal nach, wer was von mir wollte. Christian Becker von Rat Pack Entertainment. Etwa in dem Stil: „SOFORT melden! Ganz wichtig!“. Leicht angefressen tat ich, wie mir geheißen war, und als Christian dranging, begann ich das Gespräch mit dem Satz: „Christian, dies ist vermutlich der teuerste Anruf meines Lebens – aus Ägypten mit dem Handy. Also mach es kurz.“

Lesen Sie morgen: Wieso “Lena”?! Wieso hat die ein Kind? Und was will der Becker denn nun genau?



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spa
spa
12. August, 2007 20:52

Interessant zu lesen.

Ich habe LiL zwar nicht gemocht, weil sie nicht meinen Geschmack traf, habe aber ein paar Folgen am Anfang gesehen, und kann das somit auch wirklich sagen und nicht nur behaupten, um “unter coolen Jungs angesagt zu bleiben” (kennt man ja. Nie gesehen, trotzdem war es dumm). Aber ich bin immer noch der Auffassung, dass man es erst einmal schaffen muss, solch eine Serie auf die Beine zu stellen. Und vor allem muss sie auch dann noch gesendet werden.

Ich kenne deine Geschichte im Hinblick auf die Serie zwar nicht, ich kann mir aber vorstellen, dass das alles nicht gerade leicht war.

Darum Grattulation zur Serie und dass du es geschafft hast, so etwas auf die Beine zu stellen.

Ben
Ben
13. August, 2007 10:04

Wenigstens hast du aber diesen wenigen Zuschauern sicher eine Freude gemacht. Ist doch auch was. 😉

Und einen Extra-(Retro)Eintrag zu dieser Model-Geschichte am Pool würde ich befürworten!

Torsten
14. August, 2007 00:32

Lieber Torsten,

ich habe “Lotta” gemocht. Die Ausführung wirkte immer etwas hölzern, Authenzität schien nicht vorhanden. Trotzdem habe ich gern geschaut (auch viel geschimpft – aber das gehört ja dazu :-), selbst den undankbaren Sendeplatz am Sonntagmoren habe ich mitverfolgt. Bei den frühen Morgenstunden musste ich dann passen – zum Glück waren die Folgen anfangs noch per Torrent zu haben. Leider verließ auch die Seeder das Interesse. So bin ich seit geraumer Zeit “lottalos” und war jetzt sehr erfreut zu erfahren, das es tatsächlich durch gesendet wurde. Das Ende hätte ich gerne gesehen! Und wie ich gerade sehe, erfüllt mir YouTube den Wunsch 🙂

Danke für Deine Arbeit
Torsten

Wortvogel
Wortvogel
14. August, 2007 10:52

Danke für das Lob – aber auch in deinem Fall möchte ich bitten, ein anderes Handle als “Torsten” zu verwenden, um Verwechslungen zu vermeiden. Danke!

Malte
Malte
15. August, 2007 12:22

Endlich entwickeln sich sinnvolle Nutzungskonzepte der ach so gehypeten Weblogs. Berufsgruppen, die Ihre Arbeit der (interessierten) breiten Masse vorstellen. Das funktioniert – siehe shopblogger, bestattungsblogger, popkulturjunkie, usw. usf.

Was ich damit eigentlich sagen wollte: Toller Artikel, sehr interessant. Danke dafür und ich freue mich auf den nächsten Teil.

John
John
16. August, 2007 22:19

Heyho…ich bin auch ein großer Fan von lotta in love gewesen…hab mich sogar vor meinen freunden blamiert …. in einigen Tagen fahr ich fürn Jahr inne USA und plane schon jetz meine berufliche Zukunft im TV Geschäft…aber wayne xD

Horst
Horst
24. August, 2007 08:45

Wollte nur mal reinsehen. Was ist URI. Bin fast 70 Jahre und nicht so auf dem laufenden.

Carsten Kretzer
Carsten Kretzer
1. April, 2008 04:07

Das Konzept war gut, Spannung war durchaus vorhanden.
Doch Sendeplatz (Anfangs 18:00Uhr) total verkehrt, zu der
Zeit sitze ich noch am AVID oder bin einkaufen.

Die KASTASTROPHE jedoch war, die Ausstrahlung der Folgen auf den Sonntagmorgen zu verlegen. Zu mal nie
die Folgen nie zu den in Programmzeitschriften zu sehen
war.

Eine Sendeplatz ab 19:00 Uhr (wie momentan “Nur die Liebe zählt”) wäre sinnvoller gewesen.

Carsten Kretzer
Carsten Kretzer
1. April, 2008 04:09

Das Konzept war gut, Spannung war durchaus vorhanden.
Doch Sendeplatz (Anfangs 18:00Uhr) total verkehrt, zu der
Zeit sitze ich noch am AVID oder bin einkaufen.

Die KATASTROPHE jedoch war, die Ausstrahlung der Folgen auf den Sonntagmorgen zu verlegen. Zu mal nie
die Folgen nie zu den in Programmzeitschriften zu sehen
war.

Eine Sendeplatz ab 19:00 Uhr (wie momentan “Nur die Liebe zählt”) wäre sinnvoller gewesen.

Corinna
Corinna
11. Juni, 2008 21:29

Ich war auch ein sehr großer LiL-Fan. Habe mich sogar sonntags morgens aus dem Bett gequält 😉
Ich kann nur sagen: Tolle Story und super Umsetzung!

Schade nur dass nie ein Soundtrack oder die Folgen auf DVD erschienen sind.
Ich hätte auch gerne noch ein paar Folgen mehr gesehen, aber schön dass wenigstens die Folgen so zusammengeschnitten wurden dass es einen Schluss ergab 🙂

Großes Lob!

Edik
Edik
25. Juli, 2009 00:42

Ich fand ich auch die Cool. Aber wer die Serie nochmal Sehn will kann es bei Viva tun sie leuft Mo bi Freita um 20 und 14 uhr 30.

Wortkranich
Wortkranich
3. August, 2009 16:48

Na jetzt kann ich verstehen wieso du so eine Lusche bist…LiL…ich lach mich tot.

Du bist wirklich ein ganz Großer *lol*

Kann man dich nicht mit schlechten Quoten treffen? Du warst der Autor? Du bist für die Gespräche zuständig?

Da sag ich nur, OH GOTT…bitte häng deinen Beruf an den Nagel.

OnkelFilmi
OnkelFilmi
3. August, 2009 17:35

Manche Leute verdienen halt ihr Geld mit “Lotta in Love”, während andere bei der Tafel nichts vernünftiges mehr abbekommen haben, und sich ihren Frust deshalb als Troll von der Seele schreiben…

Wortvogel
Wortvogel
3. August, 2009 18:26

@ Filmi: wenn der Loser nix Besseres zu tun hat, als uralte Beiträge vollzuspammen, dann ist er mir willkommen – treibt die Kommentarzahl nach oben.

Er hat scheinbar immer zwischen 16.00 und 17.00 Uhr Frei/AusGang.

Dietmar
Dietmar
3. August, 2009 18:58

Oder er genießt noch eine vernünftige Erziehung: Nur eine Stunde Medien-Konsum täglich, dann noch Sandmännchen auf KiKa und ab in die Heia.