29
Aug 2007

Ich bin der Meinung “Das war – SPITZE!” 1

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

RisikoIch habe seit Tagen darüber nachgedacht, wie ich dem “Lotta in Love”-Monstrum einen weiteren Blick hinter die Kulissen der Branche folgen lassen kann. Sicher werde ich beizeiten mal erzählen, wie meine “Charmed”-Romane entstanden sind, und es gibt wahrlich genug Anekdoten über die Stars, denen ich begegnet bin. Aber es war ein harmloser Nebensatz in einer Email, die ich eben bekommen habe, der in meinem Gehirn deutlich hörbar “klick!” machte.

Ich war nämlich mal Kandidat bei “Risiko”.

(Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen ist zu alt und faul, sich Details zu merken. Der Wahrheitsgehalt des folgenden Textes entspringt bestem Glauben, doch keinem perfekten Gedächtnis)

Das muss so 2001 gewesen sein. Ich wohnte noch in meiner alten Wohnung, arbeitete nur halbtags als Entwicklungschef bei Tandem Communications. Mein erster “Charmed”-Roman war auf dem Markt, immer noch beschwerten sich die Fans, dass ich keine neuen “SF TV Guides” mehr schreiben wollte, und mein Roller war noch ein roter Baumarkt-Plastikbomber. Einen gerüttelten Teil meiner Freizeit verplemperte ich damals im Forum von SF-Fan. de.

Und genau dort tauchte eines Tages das Posting einer jungen Dame auf, die ganz generell Leute suchte, die für eine Gameshow mit einem Fachgebiet aufwarten konnten.

Man kann sowas für albern halten. Gameshows. In die Kamera grinsen. Mama winken. Kai Böcking nett finden (oder so tun). Auf schlecht verdrahtete Buzzer hauen, als sei man eine Ratte im Testlabor. Nachmittagsprogramm beim ZDF. Kaffee & Kuchen- Unterhaltung fürs Altersheim.

Klare Sache – ich war sofort Feuer und Flamme. Die junge Dame bekam eine arg “pfiffig” formulierte Email von mir, in der ich meinen Komposthaufen nutzlosen Altwissens, den ich zwischen den Ohren trage, als showtauglich anpries. Ich hatte Fernsehen ja schon oft genug aus der Perspektive hinter der Kamera erlebt – davor gestanden hatte ich noch nie (gesessen schon: im Studiopublikum vom “Heißen Stuhl” – davon ein andermal).

Schon ein paar Tage darauf klingelte das Telefon, und die junge Dame der Casting-Agentur bedankte sich brav für die nette Email, und wollte wissen, ob ich denn fix ein paar Quiz-Fragen beantworten könne. So als Vorauswahl. Man bedenke: Das war zu einer Zeit, wo man nicht jeden Scheiß einfach googeln konnte. “Keine Sorge”, flötete die Casting-Lady, “das ist gar nicht so schwer. Sonst hätten wir ja nie Kandidaten”. Beruhigend.

“Nennen Sie mir doch einfach mal die Bundeskanzler der BRD in chronologisch korrekter Reihenfolge.”

Öhhh…

Kennt ihr die Momente, in denen man keine Chance hat, aber sie trotzdem nutzen muss? Wenn das Universum einen so sacht küsst, dass man doch wieder an den Herrgott glauben könnte? Wenn aus den Wolken ein “Halleluja!” schallt, und man insgeheim weiß, dass man gerade ganz hart am Debakel vorbeigeschrammt ist?

“Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder.”

“Richtig – toll, Herr Dewi!”

Und bevor jemand sagt, der Dewi prahle mit Gymnasiasten- Wissen: Ich hatte drei Tage vorher in Hamburg an einem Meeting teilgenommen. Der Rückflug hatte Verspätung, und ich schaute beim Zeitschriftenhändler nach, was sich als Lektüre anbot. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich mir das ZEIT-Sonderheft “Deutschland, deine Kanzler” kaufte, und in der Wartehalle von vorne bis hinten las.

Ein klarer Fall von “da haben wir aber nochmal Schwein gehabt” (im Tonfall von John Cleese in “Das Leben des Brian”).

Die anderen Fragen waren vergleichsweise harmlos, und ich konnte auch noch beweisen, dass ich weder stottere, noch tourette-artig fluchen muss. Die junge Dame bedankte sich artig, und stellte einen Rückruf in Aussicht.

Eine Woche lang geschah gar nichts, und ich begann mich langsam an den Gedanken zu gewöhnen, nicht das Erbe von Kai Pflaume anzutreten (erst Kandidat, dann Moderator, dann Herrscher der Welt – bwahahahaaaaa!!!). Doch in einer dunklen Stunde rief man mich an, und auf den Notizblock kritzelte ich die Adresse eine wirklich winzig kleinen Casting- Studios jenseits der Isar (damals für mich “terra incognita”). Sauberes Hemd rauslegen, frisch rasieren (Kinn und Kopf), und auf nach Giesing!

Im Hinterhof-Casting-Studio ging es vergleichsweise locker zu, man trank Kaffee aus der Thermoskanne, irgendwer holte Pizza, und zwischendurch füllte man einen Fragebogen mit persönlichen Details aus. Außer mir waren noch fünf oder sechs andere potentielle Kandidaten da. Ich ließ mir erklären, was Sache war: Hier im Casting-Studio sollten die Fragen nur eine Nebenrolle spielen – hauptsächlich ging es darum, ob die eigene Hackfresse “kameratauglich” ist. Es gibt da in der Tat so Jekyll & Hyde-Typen, die eigentlich harmlos aussehen, aber durch die Linse Eiter aus der Nase tropfen haben, und blutige Hühnerkrallen im Haar tragen. Ich schwörs!

Das half mir nicht. Ich bin nämlich brutal unfotogen. Mag am Motiv liegen. Das Bild, dem das Wortvogel-Logo zu Grunde liegt, gehört zu den wenigen photografischen Zeugnissen, die ich selber nicht zum davonlaufen finde.

Ich konnte also durchaus damit rechnen, auf Video plötzlich wie der Elefantenmensch auszusehen. Darum ging ich auch nervöser als nötig in das kleine Kabuff, in dem man auf einem Hocker Platz nehmen musste. Ich bereute schon, mich auf diesen Quatsch eingelassen zu haben.

Gameshow. Mumpitz. Brauche ich nicht. Ist doch doof.

Lesen Sie morgen: Der Dewi lügt wie gedruckt – natürlich wollte er unbedingt dabei sein. Die Odyssee geht weiter…



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Florian
Florian
29. August, 2007 17:29

“Kaffee & Kuchen- Unterhaltung fürs Altersheim.”

Und für junge Schüler, dennen langweilig ist und die sich daher durch das Nachmittagsprogramm kämpfen. *Hüstel*

Wortvogel
Wortvogel
29. August, 2007 17:30

Zielgruppen-Verräter!

😉

Mathias
Mathias
29. August, 2007 17:32

SF-Fan.de… Floggi Breitsameter… Ein weiteres Puzzlestück zur Erklärung, warum mir dein Name gleich so bekannt vorkam 😉

Wortvogel
Wortvogel
29. August, 2007 17:38

Jau, fürwahr – beim Breitsameter habe ich so manche Stunde verbracht. Danach war ich lang beim “Mehrzweckbeutel”, dem Ur-Projekt des “Elektronischen Reporters” Sixtus, und endlose Nächte auch bei Badmovies.de . Ich werde beizeiten mal ein “Best Of” meiner alten Beitrage hier herüber ziehen, und auch mal mein “Netz-Leben” autobiographisieren…

Mathias
Mathias
29. August, 2007 17:50

Ich mache unter anderem perry-rhodan.net und habe mich immer gefragt, woher Du mir bekannt vorkommst. Aus der Ecke wird es mir dann schon etwas klarer.

Wortvogel
Wortvogel
29. August, 2007 17:53

Kann aber auch daher kommen, dass ich mal für Marcus Rosenmüller ein Treatment zur Rhodan-Miniserie geschrieben habe, Autor der “phantastisch!” war, und auf der Rhodan-Con in Garching ein Panel gehalten habe.

Mathias
Mathias
29. August, 2007 18:01

Ahja ok. Da sieht man mal, Kommunikation hilft. Aber wie fragt man auch jemanden: Sag mal, woher kenne ich dich? 😉

Meine Con-Zeit ging mit dem WeltCon 1999 in Mainz zu Ende. Aber Rosenmüller-Rhodan-Miniserie und Phantastisch, da gehen mir einige Lichter auf. Mit Klaus Bollhöfener habe ich auch immer wieder zu tun. Dann muss ich mein Gehirn ja nicht mehr martern und weiss in etwa, woher ich deinen Namen kenne.

jjblade istdicht
30. August, 2007 00:58

Und ab damit in den Feedreader in die Neue Rubrik “LetzeAbendLektüre”. Quasi als Höhepunkt.

DerTim
30. August, 2007 11:04

Oh, auf die “Heißer Stuhl”-Geschichte freue ich mich jetzt schon! 🙂

PS: Und irgendwie lustig, das ich “doom” als Verifizierungsbegriff eingeben muß…