26
Jul 2007

Fantasy Filmfest 2007: The Ferryman

Themen: Fantasy Filmf. 07, Film, TV & Presse, Neues |

THE FERRYMAN (NZL / GB 2007, 100 min, engl. OV)

REGIE: Chris Graham
DARSTELLER: John Rhys-Davies, Kerry Fox, Sally Stockwell, Tamer Hassan, Amber Sainsbury, Craig Hall, Julian Arahanga
DREHBUCH: Nick Ward

FerrymanStory:
Drei Pärchen und ein Hund auf Törn in Richtung Inselparadies. Das muss ja schiefgehen. Und siehe da: seltsamer Nebel kommt auf. Ein Trawler kommt in Sicht. An Bord: Ein alter Mann – und sonst niemand. Der Rest der Crew wurde angeblich im Sturm über Bord gespült. Wir ahnen: ganz so kann es nicht gewesen sein. Und schon bald regiert auf dem kleinen Ausflugsschiff die blanke Angst: Im Körper des alten Mannes hat sich nämlich die schwarze Seele eines Menschen an Bord geschmuggelt, der seit Jahrtausenden dem Fährmann von der Schippe springt, weil er sich weigert, die Münze als Lohn für den Transport ins Totenreich zu zahlen. Immer, wenn der Fährmann naht, springt die schwarze Seele durch einen Zeremoniendolch in einen neuen Körper. Und aus genau diesem Grund kann bald niemand mehr sicher sein, wer für was verantwortlich ist. Und die Zahl der lebenden Ausflügler sinkt stetig…

Kritik:
Yowza, was für ein Trip! Von dem Streifen hatte ich mir rein gar nichts erwartet – es las sich irgendwie nach einem Abklatsch von „Todesstille“, gepaart mit ein wenig Slasher-Action und „Open Water“-Isolation, dafür ohne den nackten Hintern einer sehr jungen Nicole Kidman. John Rhys Davies im Cast ist ja auch schon lange kein Garant für Qualitätsware mehr (oder nackte Hintern).

In Wirklichkeit ist „The Ferryman“ jedoch ein lupenreiner Okkult-Reißer, dessen faszinierende Backstory tatsächlich 100 Minuten sauber trägt, auch wenn nur eine Location und eine sehr begrenzte Besetzung zur Verfügung stehen. Das verdankt der Film dem hitchcockschen Suspense-Prinzip, welches hier wirklich kongenial umgesetzt wird: Der Zuschauer ist den Protagonisten immer einen Schritt voraus, und muss sich wirklich auf die Finger beißen, um den Opfern auf der Leinwand keine Tipps zuzubrüllen.

Das Konzept ist ja auch wirklich gemein: Der von der schwarzen Seele besessene Ausflügler ersticht einen Mitreisenden – und wird daraufhin von den anderen gejagt, die nicht ahnen können, dass gerade durch diese Tat der Mörder nun in einem neuen Körper steckt. Dem des Opfers.

ferryman-1.jpg

Die Spannungsschraube wird kompetent und glaubwürdig angezogen, beim Gore werden keine Kompromisse gemacht, und auch wirklich schmerzhafte Tierquälerei dient der Gesamtdramaturgie. Und wem das nicht reicht, der kann sich mit lesbischen Küssen, versuchten Vergewaltigungen, Oralsex, und emotionaler Grausamkeit der härteren Sorte unterhalten. „The Ferryman“ mag vieles sein – zimperlich ist er nicht.

Alle Darsteller leisten Beachtliches, denn sie müssen ja nicht nur sich selber spielen, sondern teilweise besessene Varianten der schwarzen Seele, und entfleuchte Seelen ihrer Mitreisenden. Trotz dieser Körperhüpferei wird „Ferryman“ nie konfus, man hat immer eine gute Übersicht, wer was wann und wo macht.

Und wie zu meiner persönlichen Erbauung fällt den Machern noch ein interessantes und glaubwürdiges Ende für ihre Horror-Mär ein. Doppelter Dank dafür!

SO sehen knallharte und konsequent durchdachte Low Budget-Perlen aus!

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Ich habe über die Wertung für diesen Film lange nachdenken müssen. „Ex Drummer“ hat die Latte verdammt hochgelegt, deshalb müsste „Ferryman“ sich im Normalfall mit fünf Belas begnügen. Andererseits – ich kann beileibe keinen Grund finden, aus dem der Streifen einen Abzug verdient hätte. Zwar ist er „nur“ ein lupenreiner Horrorfilm, aber das ist er ohne Fehl und Tadel.

Dringlichkeit: Macht im Kino (besonders im Festival-Rahmen) verdammt viel Spass, geht aber auch auf DVD

Positiv:
Die Darsteller, die Spannungskurve, die coole Backstory

Negativ:
Nix.

6belas.jpgHört nicht auf mich:
“The Ferryman starts off almost as a drama, spends much of its running time engaged in sadistic sketch comedy, culminates as a monster movie, and has an EC Comics coda that you likely won’t see coming. If you’re sick of horror sailing under the banner of remakes and reimaginings, take a trip with The Ferryman; a film that reimagines 2500 year old classical myth, rather than the slasher films of the 1980’s.” – Dread Central



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3 Kommentare
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Peroy
Peroy
26. Juli, 2007 15:03

“The Hidden” meets “Dead Calm” + John Rhys Davies = Mal billig zusammen mit ein paar anderen B-Movies auf DVD ausleihen… 8)

Wortvogel
Wortvogel
26. Juli, 2007 15:07

Richtig – “The Hidden”. Der wollte mir partout nicht einfallen.

Trotz allem: Manchmal ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Und bei “Ferryman” ist das definitiv der Fall. Ungewöhnlich genug: Selbst der Trailer auf der offiziellen Webseite wird dem Film nicht gerecht…

Peroy
Peroy
21. Oktober, 2007 04:26

“Negativ: Nix” ?

Wie wär’s mit den rotzigen Knallchargen, die herumprollen wie sie gerade lustig sind? Dem endlosen hysterischen Gekreische von allen Seiten? Den Make Up-Effekten aus der Mottenkiste? Dem Drehbuch von Hirnamputierten für Hirnamputierte? Dem simplen Fakt, dass Rhys Davis Charakter in drei verschiedene Figuren springen darf und jede einzelne im Besessenheits-Modus ‘ne andere Verhaltensweise an den Tag legt? Die abscheuliche Pseudo-Metal-Coverversion von “Don’t pay the Ferryman”, die über die Endcredits dudelt (da wollte wohl einer witzig sein)? Die scheußlich verwaschene, unscharfe und wackelige Fotografie, die auch noch viel zu dunkel ist? Der tatsache, dass wenn man “Todesstille” und “The Hidden” bereits gesehen hat, auch diesen Film in und auswendig kennt und jede Wendung weit voraussehen kann? Dem abscheulichen Pop-Soundtrack, der mal so garnicht zu der bemüht-düsteren Stimmung der Handlung passen will? Die völlig sinnlosen Zeitlupen-Einlagen, die in einer Prügelei gipfeln, die mich an diese eine Rothrock-Schote erinnert, die man sich auf Youtube unter “Worst Fight Scene Ever” angucken kann?

Und mein Highlight: Das absolute Arsch-Ende, das das kleine Bisschen Sympathie, das man für die Protagonisten zum Schluss noch aufzubringen bereit ist, mit Schmackes ins Klo spült. Da hat wohl jemand “Ringu” gesehen… und das ist kein Film, an dem man sich irgendwie orientieren sollte…

Ich hab’ selten eine solche Scheisse gesehen und dabei hab’ ich wirklich schon VIEL Scheisse gesehen. Da frag’ ich mich, warum sich dieser Schrott überhaupt einer zumindest mittelmäßigen Reputation von seiten der Kritik erfreuen darf (so richtig gut scheint den außer dir ja keiner zu finden). Dagegen war sogar “The Gravedancers” das reinste Gold…

Ich HASSEKeine Belas, keine Sternchen, 0/10