28
Dez 2006

MySpace 2006

Themen: Neues |

CouchIn acht Stunden muss ich los – der Flieger nach Ibiza wartet nicht. Kein Urlaub: Der neue Roman muss nun mit Hochdruck fertig geschrieben werden. Freuen darf ich mich trotzdem, auf 18 Grad und ein tolles Apartment (siehe in den Galerien).

In ein paar Tagen ist Sylvester, und 2007 wird mit Geknaller und Gesaufe begrüßt. Und wie üblich sieht man von links bis rechts, von RTL bis ZDF, von SPIEGEL bis SZ – Jahresrückblicke. Als ich Kind war, gab es “Album – Bilder des Jahres”, und gut war. Aber heute überschlagen sich Print- und Sendemedien, mir Storys aufzuwärmen, die ich gerade freudig vergessen hatte.

Also dachte ich mir: Mache ich das auch mal.


Mit “Bildern des Jahres” kann ich dabei leider kaum dienen – das hier veröffentlichte Foto zeigt meinen Arbeitsplatz, und Haupt-Aufenthaltsort der letzten zwölf Monate. Die Delle im Sofa ist absolut symptomatisch: Viel mehr als sitzen und schreiben war heuer nicht drin. Die Statistik beeindruckt weniger, als dass sie beunruhigt: An die 35 “Lotta in Love”-Drehbücher, das Drehbuch zur Märchenfilm-Parodie “Drosselbart”, das Drehbuch zum Mystery-Thriller “Die schwarze Macht”, ungefähr ein Dutzend Exposés und Treatments, den Großteil des “Rache der Nibelungen”-Romans, Kurzgeschichten für die zweite “Böse Nacht Geschichten”-Staffel und das zugehörige Buch, ca. 40 Seiten Kino-Kritiken für TV-Zeitschriften, 3882 verschickte Emails, ca. 1000 Beiträge in Internet-Foren, etc. pp.

Ich will mich nicht beschweren – es war ein tolles Jahr, ich habe ebenso viel erlebt wie gelernt, und 2007 verspricht keinen Deut weniger aufreibend zu werden. In manchen stillen Stunden frage ich mich, womit ich das verdient habe, und ob überhaupt.

LupoAber egal – was gab es außer der Vielschreiberei auf dem Alcantara-Sofa noch? Den Nachruf! Nicht auf James Brown, nicht auf Gerald Ford – ich trauere um meinen Lupo 3L. Nach fünf Jahren vergleichsweise treuer Dienste hatte ich den Wagen im Frühjahr meiner Mutter gegeben, in der Hoffnung, dem Schätzchen noch mindestens weitere 5 Jahre beim rosten zusehen zu können. Ein Kleinlasterfahrer sah das letzten Monat anders, und die Gelben Engel holten ihn in den Auto-Himmel…

Nicht kleinzukriegen ist hingegen meine Schildkröte Marlowe, die mittlerweile ins 33. Lebensjahr geht, und immer noch keine Anzeichen von Krötenrheuma zeigt. Die flitzt durch das Haus wie getrieben. Und verbraucht keine drei Liter, sondern allenfalls zwei Esslöffel getrocknete Bachflohkrebse pro Tag.

Was dominierte das Jahr? “Lotta in Love”. Es kann keine andere Antwort geben. Niemals habe ich mich so sehr in ein Projekt hinein gekniet, niemals soviel Blutschweißtränen investiert. Der Titel der Telenovela taucht in vielen “TV-Flops des Jahres”-Listen auf, aber ich sehe das anders: Wir waren nicht die erste erfolglose Telenovela (das waren “Sophie – Braut wider Willen” und “Tessa”), wir waren nicht die letzte (das ist derzeit “Schmetterlinge im Bauch”), und wir haben mit 130 Folgen eine respektable Menge Folgen geschafft (SiB kam nur auf 123, Sophie blieb deutlich darunter). Vor allem aber: Wenn ich LiL schaue, brauche ich mich nicht zu schämen. Für das, was es ist, und was es sein sollte, ist es völlig in Ordnung. Ist das Schönrednerei? Vielleicht. Natürlich hat die Serie nicht funktioniert, und über die Gründe kann man tagelange spekulieren, aber alle Beteiligten haben ihr Bestes gegeben. Außerdem sind wir in guter Gesellschaft, was die Flops angeht: Stromberg, Pastewka, Blackout, Bis in die Spitzen…

Positiv? Die Arbeit. Der Respekt der Auftraggeber. Die Leichtigkeit, mit der “Drosselbart” funktioniert hat (Drehstart Januar). Die vielen interessanten Projekte. Neue Menschen. Frischfleisch bei Aldi. Das SPIEGEL-Digitalarchiv. Die “Kalkofe Classics” auf DVD. Alles neu, alles spannend.

Ich gestehe: Auch mir hat der Wirbel um die WM gefallen, das “neue” Deutschland hat ein sympathisches Gesicht. Sogar die Regierung scheint sich mehr in Arbeit als in Schaulaufen zu gefallen. Man wird sehen, was dabei rauskommt…

Sylvester? Fällt aus. Einladungen waren da, aber das Buch geht vor. Und es ist mir auch ganz recht so. Für ein hartes Jahr gönne ich mir einen “sanften” Ausstieg. Mal sehen, ob die auf Ibiza knallen…

Gute Vorsätze? Aber sicher doch. Mehr Sport und weniger sozialautistisches Budengehocke. Aber das nehme ich mir jedes Jahr vor. Realistischer scheint mir der Vorsatz, nicht mehr JEDES Projekt anzunehmen, auch mal “nein” zu sagen, und die Arbeit so zu verteilen, dass anständige Urlaube in vertretbaren Abständen genommen werden können. Die Welt dreht sich auch mal zwei Wochen ohne mich (obwohl – überprüft habe ich das noch nicht).

Und zum Schluss die schlechte Nachricht. Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein: Ich habe auf der Insel keinen Internet-Anschluss! Das bedeutet: Keine Updates für die nächsten zweieinhalb Wochen.

Ich denke aber, nach meiner Rückkehr wird es viel zu erzählen geben.

Bleibt mir gewogen!

Torsten



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

1 Kommentar
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Clemens und Renate
Clemens und Renate
30. Januar, 2007 05:02

Klasse Kommentare und Anmerkungen . Macht Spaß
Deine Seiten zu lesen.