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Mrz 2009

Ruhe da vorne! Movie-Mania 2009 (37) Heute: Man on Fire (1987)

Themen: Film, TV & Presse, Movie-Mania 2009, Neues |

fireglenn1Frankreich/USA 1987. Regie: Elie Chouraqui. Darsteller: Scott Glenn, Jade Malle, Jonathan Pryce, Brooke Adams, Joe Pesci, Danny Aiello

Ich kann nicht genau sagen, warum ich seit 20 Jahren immer mal gehofft hatte, im Fernsehen über diesen Film zu stolpern. Ich bin kein Fan von Krimis oder Thrillern, und die Plotte ist ja ähnlich auch in „Bodyguard“ abgefeiert worden. Vielleicht liegt es an Scott Glenn, oder daran, dass die Handlung so schön zwingend konstruiert ist. Irgendwann vor ein paar Monaten hatte ich dann die Nase von der Warterei voll, und legte mir die DVD zu.

Die Story: Nach einem traumatischen Einsatz lässt sich Ex-Soldat John Creasy als Bodyguard an eine Familie vermitteln, die in einer Villa am Comer See lebt. Er ist nicht gerade glücklich, dass auch die zehnjährige Sam zu seinen Pflichten gehört. Das vernachlässigte Mädchen sucht sich den schweigsamen Beschützer sofort als neuen Freund aus, und so sehr sich Creasy auch wehrt – er beginnt, die Kleine zu mögen. Bei einer brutalen Attacke im Stadtverkehr wird Sam entführt, Creasy angeschossen. Der Bodyguard ist noch nicht halb wieder zusammen geflickt, da macht er sich auf die Suche nach den Verbrechern…

„Man on Fire“ lief in den 80ern in deutschen Kinos, wurde auch relativ groß in der Filmpresse beworben. Es war das kurze Fenster von drei vier Jahren, in dem man glauben konnte, Scott Glenn wäre der nächste große „leading man“ aus Hollywood. Doch trotz einiger hochkarätiger Hauptrollen („Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen“, „Silverado“) schaffte er den endgültigen Durchbruch nicht. Wenigstens verschwand er nicht in der Obskurität, sondern ist bis heute als Charakterdarsteller gut beschäftigt.

Der Film basiert auf dem Buch „Der Söldner“ von A.J.Quinell, und Regie wollte unbedingt Tony Scott führen, den die Produzenten allerdings für zu unerfahren hielten. Jahre später konnte Scott mit dem aufwändigen Remake „Mann unter Feuer“ doch noch seine Version auf die große Leinwand bringen (diesmal mit Denzel Washington als „Creasy“).

Es schmerzt mich, „Man on Fire“ (mit dem blöden deutschen Untertitel “Nichts brennt heißer als die Rache”) auf die gefürchtete „Filme, die meine Erwartungen nicht erfüllt haben“-Liste setzen zu müssen.

Es wird euch nicht wundern, wenn ich wieder am Skript mäkel. Doch diesmal geht es gar nicht um Details, die gesamte Adaption des Buches ist hanebüchen schlecht: Keine der Figuren hat Hintergründe oder Motive, ein Mangel an Kommunikation mag zwar die Sprachosigkeit der Charaktere verdeutlichen, zieht den zweiten Akt aber wie Molasse, und es mangelt einfach an erzählerischen Details. Dabei bietet as Grundkonstrukt ja alles an: Die Eltern vernachlässigen Sam, Sam sucht sich einen Ersatzvater, Creasy will wegen seiner Erfahrungen keine Nähe – aber all das wird von den Autoren Chouraqui und Donati völlig unter den Teppich gekehrt. „Man on Fire“ bleibt immer an der Oberfläche, geht niemals an die Figuren ran, oder gar in sie rein. Die Dinge passieren, weil sie passieren, einen Einblick in die Mechaniken dahinter bekommen wir nicht. Das ist umso ärgerlicher, weil mit Brooke Adams, Jonathan Price, und Joe Pesci nun wirklich hochkarätige Darsteller in den Kulissen auf ihren Einsatz warten.

Nehmen wir nur zwei beliebige Beispiele, wie sehr „Man on fire“ sein dramaturgisches Potential verschenkt:

  • Eines abends kommt Sams Mutter weinend zu Creasy. Er nimmt sie stumm in den Arm. Es geht ihr besser. Sam sieht es, ist eifersüchtig und verwirrt. So weit, so gut. Aber warum hat Sams Mutter geweint? Was ist ihre Beziehung zu Creasy? Wird hier eine Affäre angedeutet? Wir werden es nie erfahren, die Szene bleibt völlig kontextfrei in der Luft hängen.
  • Creasys „Agent“ (Joe Pesci) feiert ausgelassen italienische Hochzeit. Er greift schließlich zur Gitarre, spielt „Johnny B. Goode“ – und dreht dabei völlig durch. Am Ende schreit er nur noch hysterisch immer wieder „Go Johnny Go!“. Creasy nimmt ihm die Gitarre weg. Hat der Agent ein Trauma? Was ist sein Problem? Was wollte uns der Autor hier sagen? Wieder: wir werden es nie erfahren.

Letztlich werde ich das Gefühl nicht los, dass zwar die Äußerlichkeiten und Dialoge des Buches berücksichtigt wurden, den Machern aber jedes Gespür dafür fehlte, wie man das Innenleben der Figuren visuell aufarbeiten kann. Damit ist die Grundaufgabe jeder Romanadaption nicht erledigt worden.

Ein rechtes Ärgernis ist schließlich das Ende, denn es ist so vage und halb auserzählt, dass ich fast befürchte, irgendeine Metaebene verpasst zu haben: Creasy findet die Entführer, schießt sich den Weg in das Versteck frei, bekommt selber mehrere Kugeln ab, und kann Sam gerade noch retten. Das muss man sich allerdings schwer zusammen reimen, denn als die Polizei Sam und Creasy reglos auf dem Boden findet, sehen sie für meine Begriffe ziemlich tot aus. Regisseur Chouraqui zeigt Sam danach auch nicht mehr – der genesene (und mit einer neuen Identität versehene) Creasy besucht sie später, doch die Kamera bleibt soweit zurück, dass wir das Mädchen nicht sehen können. Was soll das? Laut IMDB stirbt Samantha zumindest im Buch. Das Ende des Films ist oberflächlich angenehmer, aber so obskur umgesetzt, dass ich es beleibe nicht gutheißen kann.

fireglenn2Punkten kann „Man on Fire“ allerdings bei den Hauptdarstellern, denn sowohl Scott Glenn als auch  Jade Malle liefern exzellente Arbeit ab. Selten genug, dass mich eine Kinderdarstellerin nicht nur nicht nervt, sondern rechtschaffen begeistert. Es ist mir ein Rätsel, warum Jade daraus keine Karriere machen konnte. Auch die schon erwähnten bekannten Schauspieler in den Nebenrollen können überzeugen, obwohl man sich gerade bei Jonathan Price wünscht, er hätte etwas zu tun (mehr als drei, vier Sätze trägt er zum Film nicht bei).

Die italienischen Locations sind ein Plus – ähnlich wie „Ronin“, „Bourne“ und „Transporter“ hat es einfach einen ganz eigenen Reiz, Thriller außerhalb der amerikanischen 0815-Drehorte spielen zu sehen. Es hilft, dass die wenigen Actionszenen in Aufwand und Choreographie durchaus überzeugen können.

Doch am Ende reicht es nicht aus, um „Man on Fire“ selbst im Kontext des weniger hochgestylten Euro-Krimis der 80er positiv zu bewerten. Der Film ist über weite Strecken einfach zu stumm, zu spröde, und verschenkt das üppige dramaturgische Potential seiner Grundkonstruktion (Bodyguard will seinen Schützling retten) völlig. Wirklich, wirklich schade.

Weil das cineastische Karma ausgeglichen werden muss, schaue ich dieser Tage auch noch die Tony Scott-Version.

Dieser Trailer gaukelt einen erheblich konventionelleren und kommerzielleren Thriller vor, als Chouraqui abgeliefert hat:

http://www.youtube.com/watch?v=zeVJVvgjxXo



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Peroy
Peroy
6. März, 2009 18:30

“Man on Fire” mochte ich auch nie, muss aber sagen, dass der Scott Glen-Streifen gegen das unsägliche, mit wirren stilistischen und visuellen Eskapaden bis zur Unansehbarkeit verpimpelte Scott-Remake das reinste Gold ist…

Wortvogel
Wortvogel
6. März, 2009 18:32

@ Peroy: Nicht verraten! Ich muss den doch noch gucken!

Lutz
Lutz
6. März, 2009 18:55

@ Wortvogel
Na, das war doch noch nicht einmal ein Spoiler. Das ist doch etwas, was man über alle Tony Scott Filme sagen kann, egal, ob sie mal gut gelungen sind, oder, wie meiner Meinung nach die meisten, nach hinten losgingen.

Noch ein kleiner Fehler. Ich mein’s nur gut, ehrlich. *hinterm Sessel verkriech*
“Was IST ihre Beziehung zu Creasy?”

Wortvogel
Wortvogel
6. März, 2009 19:12

@ Lutz: Danke, ist korrigiert. Und ich FREUE mich ja über jede Korrektur – nur manchmal habe ich das Gefühl, meine Leser lassen über jeden meiner Texte erstmal eine Rechtschreibkorrektur laufen. Und wirklich nerven tun nur die besserwisserischen “Du irrst dich, weil ich das anders sehe”-Kommentare.

Lutz
Lutz
6. März, 2009 19:35

Ich hab das auch nicht so verstanden. Mir viel nur gestern keine witzige Ein-Wort-Replik ein auf deine Reaktion, dadurch hab ich das dann heute so gemacht.

Lutz
Lutz
6. März, 2009 19:36

uhhhhhhhh shit!!!! “fiel” nicht “viel” Arrrrghhhh

Wortvogel
Wortvogel
6. März, 2009 19:38

Siehste? ICH korrigiere euch nicht 😉

Peroy
Peroy
6. März, 2009 19:40

“uhhhhhhhh shit!!!! “fiel” nicht “viel” Arrrrghhhh”

Fiel vehlt da nicht mehr… 8)

Lutz
Lutz
6. März, 2009 19:43

@ Wortvogel
WIR merken es ja auch selbst 😛

Xander
6. März, 2009 19:50

Ich kenne zwar diesen Film nicht, halte das “Remake” aber durchaus für gelungen. In meinen Augen einer der besten Actionfilme der letzten Jahre…

Dieter
Dieter
6. März, 2009 23:56

@Xander: Ich finde den Film mit Denzel Washington auch sehr gut.

Jetzt bin ich wirklich auf die Kritik gespannt!

Der Steffen
Der Steffen
7. März, 2009 10:42

Ich kenne beide, hab den Scott aber zuerst gesehen, und ich finde ihn mehr als gelungen – der Film ist düster, hat Drive und läuft viel runder als das Original. Trotzdem wirkt das Ganze nicht glatt, sondern irgendwie… äh… ungezügelt… Zufällig hatte ich kurze Zeit später die Chance, Tonys Bruder im Rahmen eines Interviews auf den Streifen anzusprechen. Gefragt, was er von “Man on Fire” halte, meinte der nur: “Savage! My brother is savage.” Das trifft es ziemlich genau, finde ich.

Mencken
Mencken
7. März, 2009 11:35

Ich kenne auch beide und finde das Original wesentlich besser, allerdings auch alles andere als gut – interessanterweise kranken beide Versionen daran, daß aus einem geradezu lehrbuchmässigem Selbstjustizstoff krampfhaft mehr als ein B-Movie gemacht werden soll.

Dieter
Dieter
7. März, 2009 12:16

@Mencken: Ich finde schon, dass das mehr als ein Selbstjustizstoff war. Der Walken-Charakter, Creasy, das Mädchen hatten Charaktertiefe, wie ich finde, weit über das Maß eines Selbsjustiz-Actioners wie etwa ,,Colleteral Damage”; die Eltern waren nach meiner Erinnerung eher im Hintergrund. Da gibt es noch mehr, was in meinen Augen den Film hebt, aber bevor ich hier den Mund zu voll nehme, warte ich die Expertise des Experten ab. Immer schön auf der sicheren Seite bleiben 😉

Dieter
Dieter
7. März, 2009 12:17

,,Collateral” natürlich.

Tornhill
Tornhill
7. März, 2009 12:32

Kenne den Scott-Film und das Buch, höre von dieser Version hier zum ersten Mal und habe den Verdacht, die “Marke” könnte verflucht sein.

Der Roman erstickt unter plumpen Männlichkeitswahn, den ich – der ich da ja nun wirklich nicht empfindlich bin – nicht mal mehr lustig fand und irgendwie diversen Hirnrissigkeiten, an die ich mich nicht mehr erinnere. Zumindest bringt er ein überdrehtes alle-tot-Rambo-Ende, welches etwas Stimmung aufkommen lässt.

Den Scott-Film will ich nun nicht spoilern, fand ihn stilistisch toll (ich mag einfach sinnloses Gestyle, wie auch beim sonst schlimmen “Domino”), aber als Selbstjustiz/Rächer/AufsMaul-Film versagt er schließlich kläglich.

Reviewe den auch bald mal, damit ich meinen konkretisierten Zorn in die Welt schreien kann.

Der Steffen
Der Steffen
7. März, 2009 13:04

Es ist eben genau diese Gratwanderung zwischen dem Gestylten und Ruppigen, die mich an der Scott-Version fasziniert. Und wenn Dieter sich etwas mehr aus der Deckung wagt, bin ich bereit, ihm schon mal pauschal recht zu geben… 😉

Dieter
Dieter
7. März, 2009 13:40

Also zum Beispiel gefiel mir ausgesprochen gut, dass das Attentat und die Kampfhandlungen nicht überzogen sondern sehr realistisch wirkten. Da springt niemand von Baukran zu Baukran oder lässt sich von einem Düsenjägerflügel auf eine zusammenbrechende Brücke fallen. Alles, was Creasy mit der Waffe tat, wirkte so intensiv antrainiert, als Teil seines Charakters fast, dass selbst seine Selbstzerstörung durch den Suff dem nichts anhaben konnte.

Mich hat die Stimmung des Films überrascht. Ich habe straightere Action erwartet. Aber es passt ganz gut zusammen, so wie es ist. Auch das Ende, offen wie es ist, passt zum Realismus des Films.

(Du hättest mich nicht ermutigen sollen, Steffen! Ich werde es bereuen. Bitter bereuen!)

Mencken
Mencken
7. März, 2009 14:11

@Dieter: Da kann ich teilweise sogar zustimmen, aber das Problem ist eben, daß 1. davon nichts in der Vorlage zu finden ist und eben “nachträglich” eingefügt wurde und 2. für mich eben genau die Art von “Aufpolieren” eines typischen Actionstoffes ist, die -so gut sie auch gelungen sein mag- letztendlich nicht mehr als Beiwerk und Zierrat bleibt und sich mit dem ursprünglichen Stoff auch nicht wirklich verträgt und so ein Werk entstehen lässt, das weder Fleisch noch Fisch ist (leichte Spoiler:
Das Mädchen ist letzten Endes dann doch nur der McGuffin der Handlung, der Walken Charakter dient primär dazu uns zu erklären, was für ein harter Hund Creasy doch ist und könnte ansonsten auch gestrichen werden und Creasy selbst bleibt in letzter Konsequenz auch nur der typische Actionheld, bloss seine Einstellung wird eben vordergründig differenzierter thematisiert – zum Vergleich würde ich hier etwa auf Friedkin verweisen, der seinen Heldenfiguren wesentlich gekonnter Tiefe verleiht).

Wortvogel
Wortvogel
7. März, 2009 14:19

@ Mencken: Den Verweis auf Friedkin kann ich nur begrenzt nachvollziehen – erst einmal war er bei der Mehrheit seiner Filme nur Regisseur, nicht aber Autor. Gut, er mag die entsprechende Auswahl getroffen haben, aber man sollte die Leistung der Schreiber nicht unterbewerten. Und Friedkin hat über die letzten 40 Jahre auch ein paar Mal Schrott abgeliefert, den ich nicht gut heißen mag.

Für mich immer noch ein Highlight seiner Karriere: Die “Twilight Zone”-Episode “Nightcrawlers”. Sowas auf einem Network – was haben mir damals die Ohren geschlackert! Seither bin ich auch Scott Paulin-Fan (Red Skull!).

Peroy
Peroy
7. März, 2009 14:29

“Und Friedkin hat über die letzten 40 Jahre auch ein paar Mal Schrott abgeliefert, den ich nicht gut heißen mag.”

“Jade” und “Bug” ?

Wortvogel
Wortvogel
7. März, 2009 14:32

“Blue Chips” und “Rules of Engagement”.

Peroy
Peroy
7. März, 2009 14:35

Ja, die auch…

Dieter
Dieter
7. März, 2009 14:39

@Mencken: Ich kenne die Vorlage nicht. So, wie Tornhill sie beschreibt, ist das kein Verlust.

Wenn man einen schlechten Stoff verbessern kann, indem man beispielsweise die Charaktere deutlicher zeichnet, finde ich das gut und richtig. Da spielt soetwas wie Werktreue für mich keine Rolle, und es erscheint mir auch mehr als Zierrat zu sein.

Es gibt vielleicht bessere Filme, bessere Autoren und bessere Regisseure. Gibt es meistens. Das macht diesen Film aber nicht schlechter.

Walken erklärt nicht nur, was für ein harter Typ Creasy mal war oder vielleicht noch ist, er zeigt auch, was aus Creasy werden könnte, ist der einzige, aber kaputte, wird ihm also keine echte Hilfe bei Kämpfen sein, Freund, vermittelt zu diesem Zweck den Job und zeigt glaubhaft, dass die inneren Konflikte des Creasy nicht aufgrund irgendwelcher weicheiriger Veranlagungen bestehen, sondern in den ,,Jobs” begründet liegen, die den harten Mann gebrochen haben. Würde man den Walken-Typ streichen, wäre der Film näher an einem typischen Rache-Action-Film, weil die Motivation des Helden nicht gar so wichtig ist, als dass sie glaubhaft auserzählt werden müsste. Oder die Figur bliebe drin und würde auch zur Wumme greifen.

Dieter
Dieter
7. März, 2009 14:43

Nee! Is´ peinlich! Es scheint, nicht erscheint, mehr zu sein.

Mencken
Mencken
7. März, 2009 16:40

@Wortvogel: Mag sein, daß ich die Leistung der Autoren unterschätze, aber mir ging es darum, daß für mich eines von Friedkins Trademarks gebrochene (bzw. zwiespältige) Heldenfiguren sind (denke da etwa an French Connection, The Hunted, Sorcerer, To Live and Die in LA usw., eventuell könnte man sogar auch über Jason Miller im Exorzisten diskutieren), aber deren diesbezügliche Zeichnung eben immer auch integral für die Handlung ist, was bei Man on Fire leider nicht der Fall ist – Creasy ist als Charakter schon interessanter als die übliche Rächerfigur, auf die grundsätzliche Handlung hat dies aber keinen Einfluss.
Hinsichtlich der Twilight Zone Episode stimme ich aber voll zu, in der Tat ein Highlight der Reihe.

@Dieter: Um Werktreue geht es mir auch nicht, ich finde eben bloß, daß das Verbessern der Vorlage nicht gänzlich gelungen ist, bzw. man immer erkennt, welcher Teil unmittelbar der Vorlage entstammt und welcher Resultat von “Vorabverbesserungen” ist. Allerdings finde ich auch, daß der Film (wie schon mit Abstrichen die Erstverfilmung) auch einfach von guten Schauspielern profitiert, die mehr aus der Rolle machen, als eigentlich im Drehbuch zu finden ist, insofern können wir uns vermutlich in diesem Punkt ohnehin nicht einigen.

“Es gibt vielleicht bessere Filme, bessere Autoren und bessere Regisseure. Gibt es meistens. Das macht diesen Film aber nicht schlechter.”

Vielleicht eine Frage der Perspektive, aber für mich macht es einen Film schon schlechter, wenn es bessere Filme gibt (die -ich nehme an, da sind wir uns eh einig- ähnlich geartet sind und einen ähnlichen Stoff behandeln), schließlich sind “besser” und “schlechter” ja nunmal relative Bewertungen.

Dieter
Dieter
7. März, 2009 18:21

@Mencken: Ehrlich gesagt, kann ich nicht erkennen, welcher Teil eingefügt und welcher original ist. Das liegt eben daran, dass ich die Vorlage nicht kenne. Oder daran, dass es in meinen Augen stimmig gemacht ist. In jedem Fall ist es mir gleichgültig, wenn das Ergebnis stimmt, was es in meinen Augen hier eben tut.

Der Film profitiere von Schauspielern, die mehr aus der Rolle machten, als im Drehbuch zu finden sei, ist bedenkenswert: Die Schauspieler sind in ihren Rollen hervorragend. Ich finde, Washington bringt hier eine Bestleistung. Aber inwieweit diese Charakterisierungen im Drehbuch angelegt sind oder nicht, kann ich nicht sagen, weil ich auch das Drehbuch nicht kenne. Andererseits ist es immer die Aufgabe der Schauspieler, die Rolle mit Leben, Charakter und Charisma zu füllen. Das wäre also kein Argument gegen den Film oder das Drehbuch. (Selleck wäre ein anderer Indiana Jones als Ford. Was sagt das über das Drehbuch oder den Film?)

Und schließlich: Nein, ein besserer Film macht einen guten Film nicht schlechter. Das ist keine Frage der Perspektive. Als Beispiel: Mozart war der größere, talentiertere, intelligentere Komponist. Salieris Stücke sind trotzdem hörenswert und auf höchstem Niveau. Oder Film: ,,Die zwölf Geschworenen” mit Henry Fonda ist wohl klar der bessere Film als die Neuauflage, bei der auch Müller-Stahl mitspielt. Dennoch ist der neue Film ein sehenswertes Kammerspiel.

Dieter
Dieter
7. März, 2009 18:31

Ach, eines fällt mir noch ein: Ähnlichkeiten im Stoff liegen in der Natur der Sache. Man kann jeden Charakter, jeden Plot, jede Geschichte, jede Personenkonstellation auf Archetypen herunterbrechen. Am Ende steht ,,Romeo und Julia” als beste Liebesgeschichte da und erlaubt als eben beste keine weiteren mehr, denn die würden ja nicht mehr gut sein können. Also ist die Aussage, Creasy sei letzlich auch nur der typische Actionheld, ohne echte Aussagekraft, weil sie die ganze Filmaussage über ihn einfach ignoriert.

Peroy
Peroy
7. März, 2009 19:21

@Die zwölf Geschworenen: Ich fand Friedkins Bild-für-Bild- und zeile-für-Zeile-Remake peinlich. Der hat dasselbe gemacht wie Gus Van Sant bei “Psycho”, nämlich den alten Film einfach nochmal gedreht. Wer braucht das, vor allem, wenn das Remake ja nicht einfach so von selbst besser wird. Und gerade bei “Die zwölf Geschworenen” gab’ es massig Raum für Erneuerungen, was hätte man da alles verändern können um die Neuverfilmung auch für sich selbst relevant zu machen. Man hätte einen anderen Fall verhandeln können oder endlich Frauen in die Jury mit aufnehmen.

Die wirklich grandiosen Remakes sind bislang immer vom Original abgewichen (vgl. “Das Ding aus einer anderen Welt”, “Die Fliege”)… und ganz ehrlich, wer braucht Van Sants “Psycho” ? Wer “Psycho” sehen will, guckt sich den Hitchcock-Streifen an. Wer ein gutes “Psycho”-Remake sehen will, guckt “Dressed to Kill”…

Dieter
Dieter
7. März, 2009 19:50

@Peroy: Ich finde auch, dass das Remake nicht notwendig war und dass es auch nichts Neues brachte. Trotzdem finde ich den sehenswert, weil ich den Schauspielern gerne zusah, wie sie ihre Rollen interpretierten. Jack Lemons Geschworener beispielsweise ist ein komplett anderer Typ als der Fondas, Müller-Stahl sehe ich immer gerne.

Relevant ist die Neuverfilmung wirklich nicht. Und ich finde auch, dass Remakes einen neuen Aspekt bringen müssen oder den Stoff irgendwie neu und spannend beleuchten.

Niemand wird ,,Psycho” neu und gut machen können, da würde ich Wetten eingehen.

Peroy
Peroy
7. März, 2009 20:01

“Niemand wird ,,Psycho” neu und gut machen können, da würde ich Wetten eingehen.”

Natürlich nicht.”Psycho” ist zu groß, zu bedeutsam und zu bekannt. Norman Bates, Mutter, die ganze Chose… das ist durch. Deswegen sag’ ich ja auch “Dressed to Kill” ist das bessere “Psycho”-Remake…

Dieter
Dieter
8. März, 2009 00:45

Wenn ich jetzt noch ,,Dressed to kill” sehe, sind wir uns wohl einig. 🙂