07
Okt. 2025

Wohin mit dem Geld? Ein Jahr Investment-Abenteuer

Themen: Neues |

Als Kind habe ich schon gelernt "über Geld redet man nicht". Den Zusatz "das hat man" gab es bei uns nicht, denn wir hatten keins. Heute lasse ich dieses Prinzip des Privaten und der (falschen?) Bescheidenheit mal fahren.

Ich bin nicht arm aufgewachsen, aber wir hatten nur soviel, wie wir gerade brauchten. Größere Ausgaben mussten immer erst angespart werden, ein Sinn für Statussymbole wurde mir nicht mitgegeben. Brauchte ich eine Jeans, bekam ich eine Jeans. Ich hatte eine Uhr am Handgelenk und ein Fahrrad im Keller. Marke, Anspruch, Luxus? Vage, fremde Konzepte im Hause Dewi.

Das hat mich geprägt. Zwar kann ich mir heute mehr leisten, aber ich bin geradezu stur auf der Jagd nach dem besten Preis/Leistungsverhältnis, weil ich keinen Sinn für "bling" habe und mir die Anerkennung anderer Menschen über Materielles komplett egal ist. Ich will Respekt für meine Schreibe, nicht für meinen Wagen.

Das, was ich im Leben an Überschuss verdient habe, steckt größtenteils in meinem Haus in Giesing und einer größeren Wohnung in Düsseldorf. Außerdem wird 2028 meine Lebensversicherung ausgezahlt. Zusammen mit einer sehr überschaubaren Rente muss das reichen, bis der Wortvogel zum letzten Mal zwitschert. Ich scherze immer gerne: "Im Idealfall gehe ich mit plusminus Null in die Kiste – wäre ich skrupellos genug sogar mit einer Million Miese auf dem Konto".

Ist ja dann keiner mehr da, an dem sich die Bank schadlos halten könnte.

Nun kam ich aber in den letzten Jahren "zu Geld" – auch das eine schöne Formulierung aus alter Zeit. Der Grund: die kleine Wohnung in Düsseldorf habe ich verkauft, um Streitigkeiten in der Hausgemeinschaft aus dem Weg zu gehen. Das war rückblickend ziemlich clever, denn es war die Zeit der Minuszinsen und ich habe einen guten Preis bekommen.

Und dann starb meine Mutter. Sie hat sich nicht viel erarbeiten können im Leben, aber mein Bruder und ich erbten die Wohnung, in der wir unsere Kindheit verbracht haben. Knapp 70 Quadratmeter mit drei Zimmern, einer winzigen Küche, einem winzigen Bad, aber auch mit einer großen Terrasse zur unverbaubaren Skyline von Düsseldorf.

In die notwendige größere Renovierung wollten wir allerdings nicht investieren. Eine Vermietung machte organisatorisch und finanziell zudem keinen Sinn. Wir baten einen Makler, sie an den Markt zu bringen. Allerdings hatte sich der Wind in den vorherigen anderthalb Jahren gedreht, die Zinsen waren explodiert, die Anzahl an Kaufwilligen und Kauffähigen abgestürzt.

Den vom Makler in diesem Umfeld prognostizierten Kaufpreis konnten und wollten wir nicht hinnehmen. Also richteten wir die Wohnung hübsch her, machten Fotos, und stellten sie auf eigene Faust ins Internet. Banges Warten.

Von der LvA (in Sachen Immobilien deutlich bewandter als ich) habe ich die Regel gelernt: "Du braucht nicht viele Interessenten – nur den einen richtigen."

Und wir fanden ihn. Jemand, der genau diese Wohnung gesucht hatte und liquide war, um beim Preis nicht über die Schmerzgrenze hinaus zu verhandeln. Hätten wir ein Jahr früher mehr Geld rausholen können? Sicher. Aber was wir am Ende bekamen, war fair und ohne Gier verdient. Es hätte unserer Mutter gefallen.

Nun hatte ich plötzlich Geld auf dem Konto liegen. Kapital, an dem langsam die Inflation nagte. 2023 kein Problem, denn die neue Hochzinsphase sorgte für locker 4 Prozent Zinsen auf dem Tagesgeld, wenn man sich nicht dumm anstellte. Aber die Hochzinsphase dauerte leider nicht lange…

Anfang 2024 wurde mir klar: Ich kann das Geld nicht auf dem Konto liegen lassen wie andere Leute unter der Matratze. "Geld muss arbeiten" sagt der Volksmund.

Nun habe ich von Investments, Anlagen, Fonds, Aktien und Wertpapieren ungefähr soviel Ahnung wie von der chemischen Zusammensetzung der Atmosphäre des Jupiter. Alles böhmische Dörfer (heute ist der Tag alter Phrasen, so scheint’s). Ich komme aus einer Sparbuch-Familie, mit Spardosen und Sparstrümpfen.

Wie die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre des Jupiter kann man sich das Wissen über Geldanlagen allerdings per Internet aneignen. In meinem Fall bedeutete das: ich haute ein paar Emails an Freunde raus, diskutierte mit perplexity.ai, und las viele Berichte der Finanzexperten Nikolaus Braun und Hermann-Josef Tenhagen bei SPIEGEL online.

Letztlich ging es mir darum: Die Grundlagen verstehen, die Risiken minimieren, die richtigen Entscheidungen treffen. Ich bin kein Zocker, aber durchaus bereit, gewisse Risiken einzugehen. Ich mache mir nicht die Mühe, mich in so ein Thema einzuarbeiten, um dann auf 3 Prozent aus bombensicheren Anlagen zu setzen.

Wer sich ein wenig damit auseinander gesetzt hat, wird es wissen: 2024 war die Antwort auf die Frage "wie soll ich investieren?" eigentlich überall gleich. ETF-Fond MSCI World kaufen, eventuell ein paar Rentenanleihen zur Sicherheit, ein bisschen Gold fürs Portfolio. Mit genug Zuversicht auch Bitcoin. Aber hauptsächlich MSCI World. Das wurde als gleichzeitig todsicher und renditestark gepriesen – die eierlegende Wollmilchsau.

Hat man sich entschieden, DASS man etwas anlegen will und WIE man es anlegen will, muss man sich natürlich entscheiden, WO man es anlegen will. Ich war immer ein Fan der FinTech-Branche, die das klassische Bankengeschäft vereinfacht, flexibler macht, und es ins 21. Jahrhundert überführt. So landete ich bei Trade Republic, einem Unternehmen, das mittlerweile auch eine Vollbank-Lizenz besitzt. Da kann man Aktien und Wertpapiere so einfach kaufen wie Katzenstreu bei Amazon. Die App ist extrem übersichtlich und transparent.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich investierte im Juli 2024 eine mittlere fünfstellige Summe – Geld, auf das ich im Verlustfall auch würde verzichten können.

Die "größten Brocken" waren dabei der MSCI World und… Bitcoin. Ja, ich wollte es einfach mal drauf ankommen lassen. Dazu kaufte ich eher aus Laune noch kleinere Anteile an den Fonds S&P 500 und Russell 2000. Und die Krypto-Währung Ethereum. Kein Gold. Immobilien habe ich ja schon.

Mein Ziel? Ich hoffte auf 8 Prozent im Jahr, auch weil ja noch die Steuer abgezogen wird. Für weniger als 5 Prozent wollte ich mir die Mühe nicht machen.

Ich glaube, es ist George Soros, der das Mantra betet "kauf Aktien und dann Schlaftabletten". Set it and forget it. Über Krisen hinweg kennt der Markt nur den Weg nach oben, da darf man sich nicht verrückt machen, in dem man stündlich die Kurse checkt.

Habe ich natürlich trotzdem gemacht. Einfach, weil ich es spannend fand.

Und spannend wurde es auch. Nachdem es die ersten Monate unspektakulär nach oben ging, erlebte ich Anfang November (wir weilten gerade auf Ibiza) meine erste emotionale Achterbahnfahrt: Trump gewann die Präsidentschaftswahl in den USA – und die Kurse schossen nach oben. Binnen zwei, drei Tagen machte ich einen erstaunlichen Gewinn.

Wobei der Begriff "Gewinn" sehr relativ gesehen werden muss: Der Gewinn ist kein Zins, der garantiert auf dem Konto verbleibt. Solange man das Geld nicht abzieht, kann man es jederzeit auch wieder verlieren.

Ich will nicht bestreiten, dass sich etwas Ent- in die Begeisterung mischte, denn ich verdiente gerade prima damit, dass die Amis den orangenen Wüterich ins Weiße Haus gewählt hatten. Wahrlich, der Markt kennt keine Skrupel.

Auf der Basis der ersten Monate fasste ich ins Auge, die dümpelnde Krypto-Währung Ethereum wieder abzustoßen, sobald sie in den grünen Bereich drehte.

Weil die Entwicklung danach sehr unruhig wurde und ich auch mit anderen Dingen beschäftigt war, schaute ich in der ersten Jahreshälfte 2025 kaum noch in die App. Ich bekam nur am Rande mit, dass Trumps Politik die Märkte erschütterte. Es schien mir nervenschonend, das auszusitzen. Rückblickend war es vermutlich die klügste Entscheidung meiner Investoren-"Karriere", das hier zu verschlafen:

Hätte ich mitbekommen, wie sich meine Kurse im April entwickelten, hätte ich vermutlich genau das Falsche gemacht: mit Verlusten verkauft.

Tatsächlich ging es danach wieder kräftig nach oben, nicht nur mit den ETF-Fonds, sondern auch mit den Krypto-Währungen. Der von mir als "Fehlkauf" gebrandmarkte Ethereum-Coin entpuppte sich als wahre Rakete.

Für eine Reise schaffte ich mir zwischenzeitlich die VISA-Karte von Trade Republic an, die fest in die App eingebunden ist und nur als "B-Karte" gedacht war, mittlerweile jedoch mein präferiertes Zahlungsmittel im Ausland ist.

Während der Fantasy Filmfest Nights im Juni entschied ich mich zwischen zwei Filmen, auch ein paar Einzelaktien zu kaufen. Nicht im großen Stil, nur für ein paar tausend Euro. Ich ließ mich von perplexity beraten nach der Vorgabe: deutsche Großunternehmen, gute Aussichten, keine Autos. So landete ich bei SAP, Siemens, Allianz, Rheinmetall – und Coca-Cola Europa (weil ich seit meiner Kindheit gehört habe, dass Coca-Cola historisch immer Profit bringt). Zwei Monate später kamen noch Alphabet (Google) und Meta (Facebook) hinzu. Ein sehr überschaubares Portfolio mit einem sehr überschaubaren Risiko.

Den Stichtag meines Einstiegs habe ich für eine erste Bilanz verpasst, aber ich wollte jetzt endlich mal Kassensturz machen und euch erzählen, wie es dem Börsen-Noob Wortvogel unter dem Strich ergangen ist.

Gewinn? Verlust? Herzinfarkt?

Zumindest heute, am 7. Oktober, könnte ich zufriedener nicht sein. Meine Geldanlagen haben sich fast durchgehend positiv entwickelt und meine Erwartungen weit übertroffen. Die Mischung hat sich ausgezahlt.

Quer über alle Investments steht meine Rendite bei 22,8 Prozent vor Steuern.

Die absoluten Zahlen gehen euch natürlich nix an, aber schauen wir uns mal die Entwicklungen der "Rohrkrepierer" an:

Unschön, ja. Aber es sind drei Werte, in die ich nur wenig investiert habe – und 6 Prozent Verlust von "wenig" ist verkraftbar, zumal ich immer noch davon ausgehe, dass die Kurse sich auch hier wieder fangen werden.

Spannender ist der Blick auf die Wertanlagen, ich die ich stärker investiert habe:

Als Amateur-Analyst lese ich das so: die ETF-Fonds haben zwischen 12 und 19 Prozent gewonnen und damit deutlich "overperformed" (der MSCI World lag in den letzten 15 Jahren bei durchschnittlich 8,5 Prozent pro Jahr).

Das Risiko, auch Krypto-Währungen zu kaufen, hat sich bisher ausgezahlt – 40 und 62 Prozent sind Steigerungen, von denen ich nicht mal geträumt hätte.

Von Alphabet und Meta hatte ich mehr erwartet, aber gut Ding will Weile haben.

Kann natürlich auch alles wieder kollabieren, also ist die Investition in einen Porsche unangebracht. Gerade der "Umbau" der USA könnte alle Markte schnell verunsichern.

Dennoch: Ich sehe, dass es sich für mich gelohnt hat, meine Hausaufgaben zu machen und dann einfach ins kalte Wasser zu springen. No risk, no fun.

Wahrlich – what a ride! Rauf und runter, aber unter dem Strich eben doch rauf.

Was ich im Nachhinein anders gemacht hätte? Ich hätte auch noch Gold gekauft. Beim aktuellen Kurs muss ja glatt in Erwägung ziehen, die Eheringe zu verkaufen…

Die wirkliche Schlüsselfrage ist jetzt: Investiere ich nach dieser "Testphase" nochmal deutlich mehr Geld oder bleibe ich auf dem Rest lieber hocken, weil man sich vom Geldmarkt eben doch nicht in Sicherheit wiegen lassen darf?

Und damit gebe ich das Thema in die Kommentare. Soweit ihr bereit seid, Auskunft zu geben – wie haltet ihr es mit dem Geld? Reicht es nur fürs Nötigste? Alles in Betongold? Matratze? Koks & Nutten?

P.S.: Wen es interessiert – laut Perplexity:

Die Atmosphäre des Planeten Jupiter besteht überwiegend aus Wasserstoff (rund 90 Volumenprozent) und Helium (etwa 10 Volumenprozent). Geringe Spuren weiterer chemischer Verbindungen wie Methan (ca. 0,3%), Ammoniak, Wasser, Schwefelverbindungen sowie Edelgase (z. B. Neon, Argon) und Sauerstoffverbindungen sind ebenfalls nachgewiesen worden.



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nmh
nmh
7. Oktober, 2025 13:28

Wenn mir der liebe Herr Dewi schon hinter den Kulissen obigen Beitrag empfiehlt, will ich auch gerne zum ersten Mal überhaupt hier in diesem hervorragenden Blog (den ich durch meine verdammte Dummheit erst seit drei Monaten oder so kenne) was kommentieren. Ich beschäftige mich seit 35 Jahren mit Aktien und Wertpapieren, handle mehrfach täglich (ist halt mein Hobby, kostet aber auch viel Zeit), bin dabei sehr erfolgreich, und mein Fazit nach dem Lesen von Torstens wie immer wunderschönem Text ist: Bravo!
 
Man kann nie früh genug mit der Geldanlage anfangen, und auch weiße alte Männer wie der Herr Dewi und ich können und sollten das noch tun. Ich will Euch nicht langweilen, habe nur folgende eher positiv-kritische Anmerkungen:
 
ETF auf den MSCI World: Jau, es gibt nichts besseres, wenn man einfach nur mitschwimmen will. Solche ETF stockt man idealerweise einmal pro Monat mit einem Sparplan automatisch auf, ansonsten kann man den einfach liegenlassen. Kleiner Tipp: Noch besser als die "normalen" MSCI-World-ETF laufen solche auf die sogenannte "Momentum-Variante", bei der Aktien bevorzugt werden, die bereits in den letzten Monaten besser gelaufen sind. Auch wenn es für Privatanleger (man soll ja angeblich "billig kaufen") absurd klingt: An der Börse ist es wie in der Physik: Was läuft, das läuft. Wer selbst entscheidet, sollte sich (als wahllos herausgegriffene Beispiele) die WKN A1103G (Momentum weltweit) und A2H59H (Momentum Europa) mal im Vergleich zum normalen MSCI World ansehen, dann sieht man sofort, was ich meine. Aber das ist ein Luxusproblem; wie gesagt: der normale MSCI World liefert auch sehr zuverlässig. Es gibt nichts besseres, wenn man einfach dabei sein will und sich nicht so sehr mit Einzelaktien beschäftigen will. Es kostet fast überhaupt keine Zeit, und besonderes Wissen muss man wirklich nicht haben. Niemand muss dazu in der Lage sein, Bilanzen zu lesen oder mit Vorständen zu sprechen. Einfach laufen lassen. So wie der Wortvogel das macht.
 
Coca Cola Europa: Dafür gibt es das größte Lob, das ein Bayer aussprechen kann: RESPEKT! Du hast nicht einfach die normalen Cola-Aktien gekauft, sondern den Abfüller aus Europa (die genaue Bezeichnung lautet übrigens Coca-Cola Europacific Partners). Sehr clever, denn die Aktien der Coke-Abfüller (es gibt fünf oder sechs solcher Aktien) laufen besser als die normalen Cola-Aktien. Der Abfüller in Amerika heißt "Coca-Cola Consolidated" und ist ebenfalls eine separate Aktie, die besser läuft als die normale Coka-Cola-Aktien.
 
– "Ethereum wieder abzustoßen, sobald sie in den grünen Bereich drehte" – au weia, das ist der Hauptfehler fast aller Hobbyanleger. Sie schauen ihren Aktien oder sonstigen Assets monate- oder jahrelang beim Fallen zu, und dann verkaufen sie in steigende Kurse hinein, nur um mit Gewinn aus der Nummer rauszukommen. Oder auch "es gibt für den Anleger nichts schöneres als wenn er seinen Einstandskurs wiedersieht". Das Gegenteil ist richtig: Gewinne laufen lassen, Verluste strikt begrenzen. Das ist wirklich das (gar nicht so geheime) Geheimrezept für langfristigen Börsenerfolg. Verluste gehören dazu, kann man nicht vermeiden. Wichtig ist nur, dass insgesamt die Gewinne größer sind als die Verluste. Das erreicht man durch die Grundregel, die ich gerne nochmal wiederhole, wie eine Schallplatte, die einen Kratzer hat: "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen".
 
– Deswegen funktioniert auch das mit den Schlaftabletten (das war der 1999 verstorbene Kostolany, nicht Soros) heute schon lange nicht mehr! Einzelaktien muss man ständig beobachten, und Verluste strikt begrenzen. Denn nicht jede Aktie wird sich nach einer Krise erholen! Für ETF z.B. auf den MSCI World gilt das nicht, die kann man liegenlassen (meinetwegen mit Schlaftabletten), denn langfristig steigt die Börse als Ganzes (!) immer.
 
– Mit Neobrokern wie Trade-Republic wäre ich vorsichtig. Die verdienen daran, dass sie Börsenaufträge an bestimmte außerbörsliche Plattformen weiterleiten, wo man als Anleger schon mal durch "versehentliche" Aussetzer gelöffelt wird. Zwar werden diese "Fehler" (die regelmäßig passieren) meist "aus Kulanz" korrigiert, wenn man reklamiert (nur dann!!!), aber die meisten Privaten merken es halt gar nicht. TR bekommt dafür Geld von der Plattform, das sogenannte "Payment for Orderflow". Das PFOF wird nächstes Jahr von der bösen, bösen, bösen EU verboten – gut so. Doch dann bricht den Neobrokern ihre Haupteinnahmequelle weg. Wie sie darauf reagieren, kann man sich vorstellen: Gebührenerhöhungen, noch weniger Service. Mitarbeiter sind ja ohnehin das teuerste, was ein Broker hat, also sparen die Neobroker dort. Mit dem Ergebnis, dass man dort niemanden erreicht, wenn mal was schiefgeht. Allerdings gibt es keine perfekte Bank. Ich habe Depots bei sieben oder acht unterschiedlichen Instituten, und keines ist wirklich perfekt. comdirect, Consors, ING oder die DKB sind sehr OK. Doch ich rate aufgrund meiner Erfahrung zur Vorsicht mit Neobrokern.
 
– Auch bei Anlageberatung mit KI wäre ich im Moment noch sehr vorsichtig. Hinter den Kulissen hat mir jemand erzählt, dass die KI ihm Aktien von Keyence (japanischer Konzern) empfohlen hat. Die stellen unter anderem die Drucker her, mit denen aus in mehreren Zentimetern (!) Abstand das Haltbarkeitsdatum auf Joghurtbecher gespritzt wird ("continuous ink jet"), aber auch Sensoren, Kameras usw. Die Aktie war tatsächlich bis 2021 einer der weltweiten Top-Werte. Doch seitdem geht es unter starken Schwankungen bergab. Die KI empfiehlt diesen Wert, weil sie mit mehrere Jahre alten Börsenkursen trainiert worden ist. Übrigens zeigt das Beispiel Keyence, wie wichtig bei Einzelaktien (nicht bei ETF) die Verlustbegrenzung ist: Man hält die Aktien, solange sie steigen, und wenn sie – in diesem Fall nach vielen Jahren – fallen, muss man sie verkaufen. Aber erst dann, nicht nur, weil man keinen Verlust mehr damit hat! Die Qualität der KI verbessert sich aber ständig.
 
– Fazit: Der Wortvogel macht alles genau richtig; meine Kritikpunkte an seinem schönen Text sind Meckern auf hohem Niveau. Ich kann nur jedem raten, frühzeitig mit der Geldanlage anzufangen. Mit unserem langweiligen DAX kann man im Schnitt 8 Prozent pro Jahr verdienen. Wenn man einfach einen ETF auf den MSCI World kauft, sind auch 10 oder 11 Prozent drin, und wenn man die oben empfohlene Momentum-Variante nimmt, ist es noch etwas mehr.
 
Man kann mathematisch übrigens recht einfach ausrechnen, dass jemand der einfach an seinem 18. Geburtstag etwas Geld in einen ETF auf den MSCI World (am besten in der Momentum-Variante) steckt und dann per Sparplan jeden Monat 50 oder 100 Euro dazu investiert mit Mitte 50 Millionär ist. Das ist gar nicht spektakulär, sondern einfach nur reine Mathematik basierend auf dem, was in den letzten Jahrzehnten (!) an der Börse möglich war – trotz Trump I und II, trotz Corona, trotz Ukraine, trotz 9/11, trotz Griechenland, trotz Lehman Brothers. Also bitte keine Angst vor der Börse! Macht es einfach so wie Torsten: ETF kaufen und liegen lassen. Einzelaktien bitte nur mit Beobachtung, keine Schlaftabletten nehmen. Börse macht großen Spaß und ist ein tolles Hobby, mit dem man auch noch viel Geld verdienen kann. Und wer nicht viel Zeit investieren will, kauft einfach ETF und lässt die liegen.
 
Kleiner Bonus-Tipp für die Leserin und den Leser, die noch immer nicht gelangweilt abgeschaltet haben und längst wieder irgendwelche Youtube-Videos anschauen – und weil es gerade dazu passt: Die meisten lassen ja ihr Bargeld auf einem Tagesgeld– oder Festgeldkonto liegen. Da muss man mit der Bank feilschen: Kriege ich 0,5 Prozent Zinsen, oder 1 Prozent, oder gar 1,5 Prozent? Nur für Neukunden? Ach, blöd. Clevere Börsenprofis kaufen stattdessen sogenannte "Geldmarktfonds". Vier wahllos herausgegriffene Beispiele: WKN 847423, 973723, A0Q7CN oder 975013. Es gibt noch viele weitere. Die sind bei (fast) allen Banken völlig gebührenfrei handelbar (bitte nur direkt mit der Fondsgesellschaft handeln, NICHT über die Börse) und bringen derzeit deutlich über 2,5 Prozent pro Jahr – ohne Risiko. Und man kommt sofort an sein Geld ("sofort" bedeutet, dass es drei oder vier Tage dauern kann, bis ein Verkauf technisch abgewickelt ist).

Ich genehmige mir jetzt eine Vanilla-Coke von Coca-Cola Europacific Partners und stoße damit unbekannterweise auf den berühmten Frankster an, der das ja auch mag, wie mir jemand berichtet hat.
 
Sehr herzliche Grüße an alle wo das hier lesen müssen
aus einem regnerischen München-Bogenhausen
 
nmh
 

Last edited 1 Monat zuvor by nmh
Magineer
Magineer
7. Oktober, 2025 13:46
Reply to  nmh

Danke an Torsten für den tollen Blogbeitrag, das war wirklich mal eine tiefergehende Bestandsaufnahme, die auch viele Varianten abgedeckt hat. Und Riesendank auch an nmh für die Ergänzungen, da sind viele wertvolle Tipps dabei.

Ich kann da persönlich zwar auch nicht mehr dazu beitragen (ich bewege mich auch hauptsächlich zwischen wenigen Einzelaktien, dem MSCSI-Klassiker und natürlich diversen Kryptos – und dank persönlichem Interesse und täglichen Beobachtungen läuft das ganz gut), aber versuche ebenso, wie nmh schon angedeutet hatte, Neobrokern aus dem Weg zu gehen, einerseits wegen der oft überzogenen Gebühren, zum anderen, weils oft auch nur auf Derivatehandel rausläuft. Mittlerweile gibt es für die meisten Anlageformen recht gute und komfortable Möglichkeiten, ohne zwischengeschaltete Dritte schnell und marktsensibel zu reagieren. Im ohnehin stärker auf persönliche Freiheit fokussierten Kryptomarkt sowieso.

Also nochmal, danke euch beiden für das Thema und die tiefen Einsichten! Gerne in Zukunft auch mehr davon.

nmh
nmh
7. Oktober, 2025 14:04
Reply to  Magineer

Danke Euch beiden für Euer Lob. Ist halt mein Hobby, da kann ich mich nicht zurückhalten. Übrigens sind Derivate nicht per se was schlechtes, aber man muss damit umgehen können.

Die vielen Schreibfehler in meinem lieblos dahingerotzten Text bitte ich zu entschuldigen. Leider erlaubt mir der gemeine Herr Dewi nicht, den Text noch zu editieren, oder (eher wahrscheinlich) ich bin einfach zu blöd dazu, den entsprechenden Link zu finden. Edit: DOCH, jetzt habe ich herausgefunden, wie man editiert: Das kleine Zahnrad am Ende des Kommentars anklicken!

Kurze Ergänzung zur Rendite: Wortvogel sagt, MSCI World schafft 8,5 Prozent pro Jahr. Ich habe geschrieben, es sind eher 11 Prozent. Warum der Unterschied? Der MSCI World ist ein sog. "Kursindex", bildet also die Dividenden nicht ab.

Kurze Ergänzung zu Geldmarktfonds: Natürlich ändert sich die Rendite mit den Zentralbankzinsen. Wenn die EZB die Zinsen senkt, dann werden sofort auch die Banken die Tagesgeldzinsen senken, und gleichzeitig steigen dann die von mir stattdessen empfohlenen Geldmarktfonds weniger stark. Die "Pointe" ist aber, dass mit einem Geldmarktfonds IMMER mehr Rendite drin ist als gleichzeitig auf Tagesgeld. Und ganz ohne Feilschen.

Jetzt reicht es aber wirklich. Ich langweile mit meinem Börsengeschwafel die Wortvogel-Stammkundschaft, die (genau so wie auch ich) hier nur rumlungert, weil sie gierig auf die nächste LISA-Filmkritik wartet. Torsten, the floor is yours!

Last edited 1 Monat zuvor by nmh
Tim
Tim
7. Oktober, 2025 14:47
Reply to  nmh

Alle Hinweise sind legit. Ich würde vielleicht noch etwas stärker davon abraten, Einzelaktien zu kaufen, weil man dann wirklich dranbleiben muss. Ein ETF-Portfolio kann man mehrere bis viele Monate ohne Probleme einfach laufen lassen, und wenn man mal was tun muss, weil Crash oder ATH, kriegt man das ja schon irgendwie mit. "Hin und her macht Taschen leer" gilt für die meisten Privatanleger, ich kenne nur wenig Leute, die mit Trading den Index schlagen. Vor allem, wenn man die Opportunitätskosten nicht unterschlägt.

Tim
Tim
7. Oktober, 2025 15:39
Reply to  Torsten Dewi

Machen viele so, kein Problem. Die Chancen sind aber recht hoch, dass Einzel-Picks in Summe schlechter laufen als der Index, weil der Markt im allgemeinen schon ganz gut im Bepreisen ist. Es ist schon so, dass die Zeiten von Value Investing, das Buffet und Kostolany groß gemacht hat, weitgehend vorbei sind. Aber aus Bock kann man das natürlich trotzdem machen, keine Frage.

Revilo
8. Oktober, 2025 10:52
Reply to  nmh

Danke für die wertvollen Informationen.

Mein Problem ist das aktuell gefühlt alle Arten von Werten (ETFs, Gold, Bitcoin) auf einem Allzeithoch sind. Gleichzeitig ist die AI Bubble an einem Punkt angekommen an dem absehbar zu sein scheint, dass viele theoretischen Potentiale durch Bürokratie und hohe Kosten langfristig nicht realisierbar sind.

Wenn man also noch nicht 'drin' ist, sondern sein gesamtes Vermögen noch in stabileren Anlageformen hat, könnte der Einstiegszeitpunkt kaum schlechter sein? Ist das zu viel Angst genau vor dem nächsten 'Crash' einzusteigen (klar, Crash-Propheten gibt es immer, aber ebenso gibt es immer wieder Crashes)?

Reicht es sein Vermögen zu Stückeln und dann jeden Monat größere Tranchen zu kaufen, um dieses Risiko zu minimieren? Oder auf die nächste allgemeine Wertkorrektur warten und versuchen den richtigen Einstiegspunkt abzupassen (gleichfalls schwierig).

nmh
nmh
8. Oktober, 2025 19:33
Reply to  Revilo

@Revilo: Privatanlegern tut es immer weh, zum "Allzeithoch" einzusteigen. Die Aktien sind doch viel zu teuer. Sie kaufen lieber abgestürzte und "unterbewertete" Tiefflieger, die dann jahrelang noch billiger werden.

Profis wissen: Es gibt kein stärkeres Kaufsignal als ein neues Hoch. Denn in aller Regel ist es gar kein Allzeithoch, sondern nur ein Rekordhoch, und der nächste Rekord kommt schnell.

Es gibt Untersuchungen, wonach Aktien und andere Instrumente (ETF, Indizes, Rohstoffe, Anleihen usw.), die ein neues Rekordhoch erreichen, in über 85 Prozent (!!) aller Fälle innerhalb von fünf Tagen (!!) den nächsten Rekord aufstellen. Und so weiter.

Es ist ein Fehler, auf Korrekturen zu warten. Im schlimmsten Fall erwischt man dadurch den Beginn eines Abwärtstrends und schaut den Aktien monate- oder jahrelang dabei zu, wie sie weiter fallen. Das mit den Schlaftabletten funktioniert schon lange nicht mehr.

Um Deine Frage zu beantworten: Ein in Börsenkreisen bekannter Herr aus Süddeutschland, der so heißt wie ein berühmter Ex-FCB-Fußballer, sagt immer ZEITRAUM SCHLÄGT ZEITPUNKT. Hauptsache, man ist überhaupt dabei. Das sogenannte "Markttiming" (wann genau kaufe ich und wann verkaufe ich) bekommen nur Leute hin, die hellsehen können. Also nur wenige, die hier mitlesen.

Bitte keine Angst vor einem Kauf beim Hochpunkt. Profis wissen, dass das nächste Hoch normalerweise schnell kommt. Man nennt das "Trendfolge". Übrigens wird heutzutage mehr und mehr Geld von Computern angelegt. Computer lesen keine Bilanzen, analysieren keine Geschäftsmodelle und interviewen keine Vorstände. Computer suchen einfach nur die Aktien, die schon lange steigen (jahrelang oder sogar seit Jahrzehnten) und dabei selten Rückschläge haben, die dann auch nur moderat ausfallen. Solche Aktien kaufen Computer gerne, weil die Analyse sehr einfach ist. Somit entsteht automatisch mehr und mehr Nachfrage nach solchen Trendaktien, und die Gewinner von gestern sind die Gewinner von morgen. Das ist ein bisschen wie auf dem Schulhof, wo wir ja auch lieber bei den coolen Gewinnertypen rumstehen als bei den pickeligen Hoffnungsträgern, die vielleicht (VIELLEICHT) in zehn Jahren mal einen tollen Job haben werden.

Mit anderen Worten: Die Trendfolge ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die in den letzten Jahrzehnten immer erfolgreicher geworden ist. Einen Grund habe ich eben erklärt.

Um Deine Zusatzfrage zu beantworten: Wer noch überhaupt nicht an der Börse dabei ist, sollte einen Teil des verfügbaren Geldes (zum Beispiel ein Drittel oder die Hälfte) sofort in marktbreite ETF (vorzugsweise in der schon erwähnten Momentum-Variante, also z.B. MSCI World Momentum, WKN siehe in meinem Kommentar weiter oben) investieren und den Rest monatlich per Sparplan, gestreckt auf z.B. 6, 12 oder 18 Monate, investieren. Wer also heute 50 000 Euro anlegen will, investiert 25 000 Euro sofort in einen ETF und kauft dann 12 Monate lang den gleichen ETF für je ca. 2000 Euro.

Und nie vergessen: Bei Einzelaktien, Bitcoin usw. muss man Verluste strikt begrenzen (Fachbegriff: "Stopkurse"). Bei ETF ist das nicht wichtig, die kann man einfach liegenlassen und dann, wenn man das Geld irgendwann braucht, verprassen. Denn die Börse als Ganzes steigt langfristig immer, aber nicht jede Einzelaktie wird sich nach einer Korrektur wieder erholen. Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen. Da ist sie wieder, meine Schallplatte mit dem Kratzer.

@Wortvogel: Meinst Du, dass was besseres nachkommt, wenn Put!n oder das Trumpeltier das Handtuch werfen? Ich habe da so meine Zweifel, wenn ich mir die zweite Reihe (Rückkehr der J.D.-Ritter, Zitat heute-show) so anschaue.

Sehr herzliche Grüße aus einem herbstlichen München-Bogenhausen

an alle, die noch da sind und nicht entnervt abgeschaltet haben, wenn ich meine arroganten Weisheiten jetzt auch noch hier endlagere. Ist mein Hobby, ich kann nicht anders.

nmh

Last edited 1 Monat zuvor by nmh
Jo2
Jo2
8. Oktober, 2025 18:25
Reply to  nmh

Das ich das noch erleben darf: eine nmh-Wortvogel Collaboration. Früher ™ habe ich nmh-Texte im Quickborner Tageblatt codi-Forum gelesen. Das hat zu einigen guten Investments geführt (z.B. Lotus Bakeries). Auf diesem Wege noch einmal danke dafür. Gibt es aktuell noch Orte wo man mehr von ihnen lesen kann?

nmh
nmh
8. Oktober, 2025 19:14
Reply to  Jo2

Jo2: Die Welt ist ein Dorf. Es gibt den unverschämt überteuerten (?) nmh-Newsletter (Wortvogel-Fans bezahlen nicht mit Geld, sondern mit ihren ohnehin schon dünnen Nerven und mit dem wertvollsten, was sie haben: ihrer Zeit). Den kriegt man, wenn man beim Quickborner Tageblatt eine freundliche (!!!!) PN an nmh schreibt. Entweder kommen dann unflätige Beschimpfungen zurück, oder ein schleimiges Angebot. Das steuert bei mir ein Zufallsgenerator. Einfach mal ausprobieren. Aber sag hinterher nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt.

Last edited 1 Monat zuvor by nmh
Shah
Shah
8. Oktober, 2025 20:40
Reply to  nmh

Ich bin gerade wirklich überhaupt nicht sicher, ob das mit dem Quickborner Tageblatt ernst gemeint ist. Aber hier würde sich noch ein Bogenhausener über mehr Lesestoff freuen. Schöne Schreibe und guter Inhalt (na, bisher :))

nmh
nmh
8. Oktober, 2025 22:21
Reply to  Shah

@Shah: Du kennst Dich ja auch mit Börse aus, wie man an Deinen Kommentaren sieht. Wer oder was ist wohl in Quickborn? Das ist ein Insider-Gag, den Jo2 bestimmt verstanden hat.

Vielen Dank für Dein Lob. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es sich auf mich bezieht. Wenn Du mehr von mir lesen willst, gib bitte (kein Scherz!) folgendes in dieses "Google" ein, von dem die jungen Menschen jetzt immer sprechen (dieses "Internet" ist meiner Meinung nach eine Modeerscheinung). Dann verstehst Du auch die Anspielung mit Quickborn:

"Ab 7000 wird die Luft dünn: ein zweifelhaftes Jubiläum"

Sorry an alle anderen. Ab sofort keine Schleichwerbung mehr. Sorry auch an Wortvogel, dass ich seinen wunderbaren Blog hier so dreist missbrauche. Aber auf Einzelschicksale kann ich keine Rücksicht nehmen, und um mich selbst in Szene zu setzen würde ich sogar meine Großmutter verkaufen (wenn ich das nicht schon vor 40 Jahren getan hätte, als Startkapital für die Börse).

Und den überaus ärgerlichen, aufdringlichen, überteuerten nmh-Newsletter gibt es wie oben beschrieben.

Gruß von Bogenhausen nach Bogenhausen!

Shah
Shah
9. Oktober, 2025 12:03
Reply to  nmh

Allerherzlichsten Dank! Den Witz hätte ich nach knapp 20 Jahren Abonnententums des Tageblatts tatsächlich verstehen müssen. Nun wird erstmal Lektüre nachgeholt.

nmh
nmh
9. Oktober, 2025 12:19
Reply to  Shah

@Jo2: Vielen Dank für Deine PM in Quickborn, ich habe Dir eben mit einem penetrant-schleimigen Angebot geantwortet.

@Shah: Vielen Dank für Dein Feedback und viel Spaß beim Lesen meiner knapp 10 000 peinlich-wichtigtuerischen Ergüsse der letzten acht Jahre. Wenn Du trotz Gesundheitsrisiken noch mehr willst (Newsletter), melde Dich bitte ebenfalls über das Quickborner Tageblatt bei mir.

Ich versuche mal, die Kommentare hier zu abonnieren, damit ich sehe, wenn mich hier jemand verunglimpft, auf dass ich dann meine fiesen Anwälte von der Kette lassen kann.

Magineer
Magineer
9. Oktober, 2025 12:30
Reply to  nmh

Jetzt ist endlich auch bei mir der Quickborn-Groschen gefallen – an manchen Tagen hat man halt einfach ein Brett vor dem Kopf. Hast dich dort aber in letzter Zeit eher rar gemacht, wenn ich das richtig sehe?
Trotzdem, irrsinniges Pensum und wirklich großartige Beiträge, davor kann ich nur den Hut ziehen. Bin gerade über deinen Weihnachtserguss 2023 gestolpert, und trotz fehlender Aktualität hängengeblieben – ein absolutes Füllhorn an Informationen. Interessante Meinung auch zu den Emerging Markets, würde mich interessieren, ob du das unverändert noch genauso siehst, nachdem das Stichwort "US-Lastigkeit" ja auch hier wieder aufkam.
Würde mich freuen, mehr von dir zu lesen – es müssen ja keine kompletten Wochenend-Essays sein wie drüben in Quickborn. 😀
Schönen Tag dir noch!

nmh
nmh
9. Oktober, 2025 12:38
Reply to  Magineer

@Magineer:
Super, das mit dem Abonnieren der Wortvogel-Kommentare klappt ja!

Vielen Dank für Dein Lob und Interesse!

Aus, äh, technischen und/oder anderen Gründen veröffentliche ich derzeit in Quickborn nichts mehr. Es gibt aber den Newsletter, der momentan ca. alle zwei Wochen erscheint. Siehe oben. Warnung: Der Newsletter ist genau so dümmlich und arrogant und ausführlich wie meine knapp 10 000 Quickborn-Beiträge (siehe auch "7000 – ein zweifelhaftes Jubiläum"), also nicht gut für die Gesundheit der Leser.

Last edited 30 Tage zuvor by nmh
Magineer
Magineer
9. Oktober, 2025 12:59
Reply to  nmh

Ah, perfekt. Glatt übersehen. PN nach Quickborn, richtig?

Ansonsten bin ich im Übrigen auch mit dem Großteil meiner Finanzanlagen ganz zufrieden und schieb gar nicht mehr so viel rum (ein bisschen DCA geht natürlich immer). Mach mir da eher Sorgen um meine noch viel zu agile Mutter, die alle sechs Wochen eine neue Bank fürs Tagesgeldangebot malträtiert … die Energie bringe ich gar nicht auf. 😉 Ihren ETF hat sie leider vor ein paar Jahren mit Union Investment realisiert und hat dabei das Kunststück vollbracht, IMMER noch mit ein paar hundert Euro im Minus zu sein. Jetzt lauert sie auf den Moment, wo der Kurs gleichzieht, damit sie plusminus null rauskommt. So was muss man auch erstmal schaffen 😀

nmh
nmh
9. Oktober, 2025 13:04
Reply to  Magineer

@Magineer

Auf eine PN nach Quickborn antworte ich entweder mit wilden Beschimpfungen oder mit einem unverschämten Angebot. Wie gesagt: Zufallsgenerator (und es kommt auch auf den Ton der PN an mich an).

Deine Mutter soll bitte Geldmarktfonds kaufen. Gibt mehr Rendite als Tagesgeldkonto, und man muss nicht mit der Bank feilschen. Geld trotzdem sofort verfügbar, siehe bitte weiter oben. Da stehen auch paar WKN.

Und außerdem soll Deine Mutter bitte keine ETF (oder andere Wertpapiere) verkaufen, die steigen. Auch nicht, weil sie vielleicht durch das Steigen die Gewinnzone erreichen. Siehe weiter oben meine sanfte Kritik am Wortvogel-Beitrag. "Es gibt für den Aktionär nichts schöneres, als seinen Einstandskurs wiederzusehen". Merke: Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen!

nmh

Magineer
Magineer
9. Oktober, 2025 13:16
Reply to  nmh

Alles schon notiert in Sachen Geldmarktfonds, danke.
In Bezug auf ETF erzähle ich ihr das selbe, aber ich vermute mal, nach vier oder fünf Jahren hat sie ein bisschen das Vertrauen in ihren "Das wird schon"-Sparda-Bankberater verloren, vor allem, wenn sie es mit einem einfachen FTSE Beispielfonds vergleicht, den ich bei SC als Alternative angelegt hatte und der mit 17,6% im Plus steht. 😉

Jetzt aber wirklich – Torsten, sorry für den Missbrauch deiner Plattform und zurück zum Tagesgeschäft. 🙂

nmh
nmh
9. Oktober, 2025 13:24
Reply to  Magineer

@Magineer: Danke auch für Deine PN; ich habe Dir bereits geantwortet.

Tim
Tim
7. Oktober, 2025 14:39

Ich kann nur noch zwei Hinweise geben:

1) Die Bücher von Gerd Kommer – im wesentlichen das ETF-Buch und das Buch, wie man das im Alter macht. Weiß die Titel gerade nicht, gibt es beide aber auch als Hörbuch. Ich würde sagen, die sind beide Kategorie Populärwissenschaft, du lernst eine ganze Menge über Finanzwirtschaft und ich glaube, viel interessanter kann man die recht trockene Materie nicht darstellen. Sind aber auch beide recht umfangreich.

2) Andreas Beck hat ein 30-Seiten-PDF mit der optimalen ETF-Strategie für Privatanleger gemacht. Sieht alles ein bisschen komisch aus und er will auch deine Email-Adresse haben, aber es ist absolut seriös. Er sagt im wesentlichen: Stets halten, auf dem Höhepunkt deines Portfolios zusehen, dass du 20% deiner Investitionssumme rausnimmst, um dann bei Crashes (er empfiehlt 20 und 40% vom Alltime High) nachzukaufen. Das entnommene oder zurückbehaltene Geld dann in inflationsindexierte Anleihen. Kann man auf Trade Repüblic easy machen.

Im Schlussteil lässt er dann einen Professor seine Strategie noch portfoliotheoretisch beweisen, das ist für dich vermutlich nicht so interessant. Ich erwähne es nur, weil ich bei dem Professor meine VWL-Scheine im Grundstudium gemacht habe.

https://www.globalportfolio-one.com/e-book

Mit den beiden Sachen würde ich dann schon das meiste anlegen. Du kannst natürlich auch ein bisschen gamblen, aber Crypto ist als Nicht-Insider deutlich riskanter. Aber bisschen Gold kaufen geht immer. Ich selber mache das nicht, ich habe das meiste in zwei Immobilien und den Rest in einem ETF-/Anleihen-Portfolio, das ich mit der Beck-Strategie verwalte. Aber die Allokation, mit der du dich wohlfühlst, kann außer dir selber halt auch keiner wissen.

nmh
nmh
7. Oktober, 2025 16:59
Reply to  Tim

Dr. Andreas Beck kenne ich persönlich, für den kann ich mich verbürgen. Kommer wird immer mal wieder empfohlen, die Bücher gelten allgemein als recht gut.

nmh

Stefan
7. Oktober, 2025 16:04

Vor ein paar Jahren wollte uns die damalige Hausbank meiner Frau eine aktienbasierte Rentenversicherung andrehen. Ich habe mir die Konditionen dann angesehen und bin zu der Ansicht gelangt, dass ich das selber auch kann, ohne massiv Gebühren zu zahlen. Denn darauf lief es hinaus: Die Bank wollte fürstlich dafür entlohnt werden, dass sie einem ETFs kaufen, mit vollem Verlustrisiko und auch noch Gebühren für die Auszahlung! Also flugs ein gebührenfreies Depot errichtet und einen Sparplan aufgesetzt. Inzwischen sind vier Jahre vergangen und wir haben dort 35% Plus gemacht. Wenn dann ein gutes Angebot um die Ecke kommt, wird noch was an Festgeld angelegt.

tokra
tokra
7. Oktober, 2025 16:37

Ich glaube dein zweiter Absatz "Ich bin nicht arm aufgewachsen, aber wir hatten nur soviel, wie wir gerade brauchten." spiegelt auch ganz gut die Grundlage meines Verhältnis zu Geld wieder. In den Urlaub sind wir nur alle 2 Jahre gefahren (Ostsee oder Harz). In der Ferienwohnung dort musste meine Mutter kochen. Essen gehen war nur was für Reiche oder was man im Fernsehen gesehen hat. Zweimal im Jahr an der Bude auf dem Jahrmarkt eine Bratwurst mit Pommes war das Höchste der Gefühle. Deutschen Serien wie "Ich heirate eine Familie", in der mit dem Taxi zum Flughafen gefahren wurde zum Urlaub auf den Malediven oder "Das Traumschiff" waren genauso Fantasy für mich wie Raumschiff Enterprise.

Und das alles führte wie bei dir zu "Zwar kann ich mir heute mehr leisten, aber ich bin geradezu stur auf der Jagd nach dem besten Preis/Leistungsverhältnis, weil ich keinen Sinn für "bling" habe und mir die Anerkennung anderer Menschen über Materielles komplett egal ist.".

Immer öfter komme ich in Situationen wo ich bei einer Kaufentscheidung denke "Oh, das ist toll, aber viel zu teuer, ich könnte es mir zwar leisten, aber das ist es mir nicht wert". Nach der Corona-Zeit habe ich gemerkt, dass mir der wöchentliche Mittagsbesuch bei unserem örtlichen Baguette-Pizza-Schuppen mehr gefehlt hat als das schicke Sterne-Restaurant. Und der Urlaub macht nochmal doppelt so viel Spaß, wenn man ein Schnäppchen gebucht hat.

Bei Aktien/ETF war ich bislang immer skeptisch. Nicht, weil ich nicht wüsste, dass man da locker mehr Rendite macht als beim Tagesgeld, sondern weil man damit genau die Kommerzstruktur unterstützt, die mir eigentlich im tiefsten Inneren zuwider ist. Mein Gewinn an den Aktien würde basieren auf der Ausbeutung der der natürlichen Ressourcen und der Arbeiterklasse, in die ich hineingeboren wurde. 71 Prozent des MSCI World sind USA. Auch das wäre mir aktuell mulmig, zu unterstützen.

Ja, es gibt auch "nachhaltige Fonds", aber ehrlichweise habe ich mich mit dem Thema noch nicht genug beschäftigt. Das Geld, das über ist, geht in die eigene Immobile und wenn die abbezahlt ist, kann ich immer noch schauen, was geht. Vermutlich einfach "Pantoffel-Portfolio" (Stiftung Warentest). D.h. je nach Geschmack und Risikofreudigkeit jeweils zwischen 25% und 75% Prozenz Aktien/ETF (Risikoanteil) und Zinsanlagen (Sicherheitsanteil).

Feivel
Feivel
7. Oktober, 2025 18:29
Reply to  tokra

Ja, es gibt auch "nachhaltige Fonds", aber ehrlichweise habe ich mich mit dem Thema noch nicht genug beschäftigt.

Ich kann da ganz anekdotisch berichten: die DKB hat mal einen Nachhaltigkeitsfond beworben – keine Ahnung, was drin war, war für mich einfach ein "Ach, mal was anderes als immer World Index.." – und der liegt bei +26% innerhalb von 5 Jahren, davon am Tiefpunkt sogar bei -30%. Mein Amundi World Information Technology-Derivat dagegen bei +133%… Ich bin ja bereit, 10% für die doofen Eisbären abzudrücken. Aber der Unterschied ist mir dann doch zu krass..

Selle
Selle
7. Oktober, 2025 20:47

Eine Anmerkung sei erlaubt: Bitte den Anlagehorizont nicht vergessen. Wenn ich das Geld in 30 Jahren brauche werde ich mit einem ETF im Schnitt sehr gute Renditen erzielen und kann zwischenzeitliche Rückschläge gut kompensieren. Wenn ich das Geld (altersbedingt…) vielleicht schon in 10 Jahren gerne hätte, muss ich das Risiko ernst nehmen, zu diesem Zeitpunkt gerade bei -50% zu stehen und nicht jede Recovery ist so V-förmig wie die letzten. Ich bin auch in ETFs investiert und teile die Einschätzung, dass das für die meisten die beste Anlageform ist, aber der sehr bullische Markt in den letzten Jahren lässt viele für meinen Geschmack das Risiko etwas zu leichtfertig wegwischen. Wenn es weniger um den Vermögensaufbau und mehr um den Vermögenserhalt geht, haben konservative Anlageformen wie Festgeld immer noch eine Berechtigung als Teil des Portfolios.

Feivel
Feivel
7. Oktober, 2025 23:34
Reply to  Torsten Dewi

"nicht mehr extrem langfristig"?! Ach komm. Da sind doch locker noch.. 30 Jahre drin! Also, falls Uwe Boll nicht rausfindet, wo du wohnst.

Shah
Shah
7. Oktober, 2025 21:53

Hab diese Strategie relativ erfolgreich (rd 9-10% Rendite p.a.) die letzten Jahre gefahren. Mittlerweile sind aber durch verschiedene Umstände die Depots so zerfasert, dass ich nun einen Honorarberater engagiert habe. Ich bin überaus gespannt, wie das zusammengestellte Depot aussehen wird.

Shah
Shah
8. Oktober, 2025 12:36
Reply to  Torsten Dewi

Genau so. Ich musste dann tatsächlich erstmal den Unterschied zwischen Honorarberatung und Vermögensverwaltung kennenlernen. Letztere aber schlichtweg absurd teuer für mittel- und langfristig zuwenig Einsatz der Verwalter (tlw. "Wir legen das Geld für dich in ETF an. Auf Wunsch auch hier und da mal Rebalancing. Dafür bitte rd. 1% der Anlagesumme pro Jahr.)

Der Berater guckt sich jetzt mein Depot an, macht Vorschläge zur Umstrukturierung und kriegt dafür sein Geld. Könnte ich bestimmt auch alleine mit deutlich mehr Risikobereitschaft und Zeitaufwand, aber es reizt mich auch etwas, das mal auszuprobieren.

Rabenhaar
Rabenhaar
8. Oktober, 2025 14:09

😆 Der "Lotto-Chico" (der übrigens die Hälfte seines Gewinns schon auf den Kopf gehauen hat), gab schon mehrmals in der BILD "tolle" Anlegetipps.
Natürlich war das alles hinter einer Bezahlschranke 😉

Cruikshank
Cruikshank
8. Oktober, 2025 21:50

Ich habe auch erst vor einem Jahr pünktlich zum 40. Geburtstag mit ETF angefangen (auch MSCI World), da sich auf meinem Extra-Konto zwar einiges angesammelt hat, aber die Zinsen nicht sonderlich hoch sind. Bislang investiere ich allerdings nur monatlich kleinere Beträge, weil ich mich davor scheue, mein Extra-Konto zu "plündern". Immerhin plane auch ich noch mit Eigentum (Wohnung oder Haus), und dafür bräuchte es ja vermutlich schon ein gewisses Eigenkapital. Deshalb ein gewisses Zaudern, mal eben 50% oder so in ETFs überzuführen…