Fantasy Filmfest 2025 (5): ROQIA
Themen: Fantasy Filmf. 25, FFF: rot, Film, TV & Presse |
Regie: Yanis Koussim
Darsteller: Adila Bendimerad, Akram Djeghim, Hanaa Mansour, Ali Namous, Mostefa Djadjam, Lydia Hanni, Abdelkrim Derradji, Jean-Marie Delorme, u.a.
Offizielle Synopsis: Nach einem schweren Unfall kehrt Ahmed wie eine Gestalt aus einem Albtraum zu seiner Familie zurück: Sein Gesicht ist komplett einbandagiert – und sein Gedächtnis ausradiert. Dann flüstert ihm eine Stimme in einer fremden Sprache Beschwörungsformeln ins Ohr, und ein düsteres Geheimnis aus seiner Vergangenheit kommt wieder zum Vorschein. Dreißig Jahre später sind zwei erfahrene Dämonenaustreiber mit einer Serie unerklärlicher Gewaltausbrüche konfrontiert. Besteht ein Zusammenhang zwischen Ahmeds Schicksal und den aktuellen bestürzenden Ereignissen?
Kritik: Wer die Inhaltsangaben des FFF zu lesen weiß, ist klar im Vorteil – die abschließende Frage wird vom Film natürlich nicht beantwortet. Aber man wird ja wohl mal fragen dürfen…
Das Programmheft beschreibt ROQIA als "unheimlich, faszinierend anders und vor Mystik nur so wuchernd" – das ist kompletter Kappes. Aber gut, das Programmheft hat schließlich die Aufgabe, uns jede verfaulte Gurke schmackhaft zu machen.
Ich freue mich, dass das FFF immer mal wieder Filme aus Kulturkreisen bringt, die wir nicht mit dem Genrefilm assoziieren. Da winkt man produktionsbedingte Defizite durch und gibt einen Punkt mehr, weil "im Rahmen seiner Möglichkeiten…". Filme aus Tunesien, Kasachstan, dem Iran, sogar der Mongolei.
Und darum war ich auch gewillt, ROQIA nicht zu hart anzugehen, denn der Film ist sicher unter verschärften Umständen und gegen viele Widerstände produziert worden. Außerdem thematisiert er das "dunkle Jahrzehnt" der 90er, in dem es in Algerien wohl ziemlich hoch her ging, was staatliche Willkür angeht.
Aber es tut mir leid, irgendwann ist mein Wohlwollen aufgebraucht und es muss Butter bei die Fische. ROQIA kann sein Versprechen einer islamischen EXORZIST-Variation nicht einlösen. Er bleibt völlig opak, weil wir den politischen und gesellschaftlichen Kontext nicht erklärt bekommen.
Vielleicht macht dieser Vergleich Sinn: Man dreht einen Horrorfilm, der die Mauer zwischen den deutschen Staaten in den 80ern thematisiert und zeigt ihn einer Gruppe chinesischer Schulkinder. Die werden korrekterweise fragen "wieso steht da mitten in der Stadt eine Mauer?". Bei ROQIA fragt man sich analog "wieso werden da Leute aus den Häusern gezerrt und ermordet?". Es gibt keinen Versuch des Films, die Ereignisse für nicht bewanderte Zuschauer einzuordnen.
Der ganze Exorzismus-Teil scheint mir auch eher ein "Bonus" zu sein, um den Film international verwertbar zu machen. Letztlich sind die "Besessenen" gerade mal etwas aggro und es lässt sich mit den immer gleichen Zeilen aus dem Koran hinbiegen. Erbsensuppe steht nicht auf dem algerischen Speiseplan.
Die Moslems meinen das übrigens ernst:
Ich will nicht kulturell ignorant klingen, aber ich werde nie verstehen, wie man 2025 noch diesen mittelalterlichen Aberglauben verbreiten kann.
Ich verstehe die Handlung nicht, ich verstehe die Leute nicht, ich verstehe den Kontext nicht. Keine Ahnung, vielleicht ist der Alltag im islamischen Nordafrika einfach zu weit weg, um als verwöhnter Westler daran ankoppeln zu können.
Den Deckel drauf macht für mich die Einblendung im Nachspann, dass jegliche radikale islamische Gewalt auf einer Fehlinterpretation des Korans basiere. Sicher.
Kein Trailer.
BILD DES TAGES
Da geht mir das Herz auf – in einer edlen Manufaktur liegt eine Neuauflage der "Bibel" aus, von der ich alles über Stil gelernt (aber nicht verinnerlicht) habe: