28
Aug. 2025

Filmverbrechen-Fotostory (4): KAMIKAZE 1989 oder: Sag zum Abschied leise "scheiße"

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

We’re back in "action"!

Passenderweise gehen auch die Ermittlungen von Jansen in die vierte Runde:

Keine Angst, mit dem Film sind wir zeitnah durch, dann geht es nur noch um das Fazit und die Extra Sonder Bonus-Beilage im Anschluss.

Jansen sucht den letzten verdächtigen Urkundenempfänger auf, einen Mann namens Weiss (auch hier: bei Wahlöö absichtlich namenlos). Warum der eine abgewetzte Uniform trägt und überall ein P draufgestickt hat? Keine Ahnung. Wenn es für "Proko" steht (was wiederum für garnix steht), dann wäre es der vermutlich dümmste Systemrebell aller Zeiten.

Abgesehen von der Uniform interessiert uns natürlich, warum Franco Nero hier ein auffällig kaputtes Auge spazieren trägt. Und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr mittlerweile das Prinzip KAMIKAZE gut genug verstanden habt, um keine Fragen zu stellen, die Gremm sowieso nicht beantworten wird.

Franco Nero wird übrigens von Michael Chevalier gesprochen, der auch Omar Sharif, Charles Bronson, und Oliver Reed synchronisiert hat. Er ist allerdings nur eine von zwei Personen, die nicht für sich selbst spricht…

Jansen bittet Weiss, er solle seine Schuld zugeben. Weiss so: nee. Jansen so: Ach komm. Weiss: nee. Jansen: Aha!

Jansen fragt Weiss, wann er seinen Posten beim Unternehmen aufgegeben hat. Ich erinnere daran, dass wir keine Ahnung haben, wer Weiss ist und dass er für den Konzern gearbeitet hat. Er wird hier zum Finale einfach aus dem Hut gezogen. Wieder einmal lässt Gremm den klassischen (weil nötigen) Krimi-Standard aus, nach dem der Ermittler sich die Liste der Verdächtigen zu Beginn intensiv (und damit für uns erinnerbar) durch schaut.

Weiss gibt zu, sieben Jahre lang im 31. Stock gearbeitet zu haben und er kann Jansen auf einer Skizze sogar zeigen, wo dieser zu finden ist:

Ja, ich habe auch mit Edding auf meine Fensterscheiben gemalte Skizzen meiner ehemaligen Arbeitsplätze – ihr etwa nicht?

Nun bekommen wir in einem extrem auffälligen "info dump" die ganze Story des 31. Stockwerks von Weiss erzählt, damit wir nicht dumm sterben.

Also: Der Konzernchef hat die besten intellektuellen Journalisten des Landes angestellt und sie in eine eigene Redaktion gesteckt, damit sie aufwändige und anspruchsvolle Medien für den gesellschaftlichen Diskurs entwickeln. Die Dickköpfe haben Jahre gebraucht, um die ersten Projekte zu stemmen, die dann wieder und wieder an angebliche "Marktvorgaben" angepasst werden mussten.

Man ahnt es: Die intellektuelle Elite wurde mit gut bezahlten Luftschlössern beschäftigt, die niemals veröffentlicht werden sollten. Man hat sich den Feind zum Freund gemacht und ruhig gestellt.

Der vom Drohbrief erwähnte "Mord" war demnach der Mord am Geist der intellektuellen Schreiber, an der Innovation, der journalistischen Integrität.

Das ist eine verdammt smarte Idee von Wahlöö, der noch dazu im Roman perfekt erklärt, wie man durch ein clever konstruiertes Honorar/Lohn-System die Leute schnell in Schulden getrieben und damit abhängig gemacht hat. Von all dem haben wir allerdings in Gremms Film bis hierher nix gehört.

Es kommen wieder mal die Motorradler vorbei, die auf Jansen und Weiss schießen, was ihre Motivation endgültig vernebelt:

Warum sollten die Prokos auf Jansen schießen, der doch ihr Heiland ist? Warum sollten sie die Enthüllungen von Weiss verhindern, der ihnen doch genau die mediale Aufmerksamkeit geben könnte, die sie brauchen? Oder sind die Prokos doch Handlanger des Konzerns, der nun Zeugen beseitigen will?

Hatten wir gerade eine Ahnung von den Zusammenhängen, wird diese auch gleich wieder aufgegeben. Weiss brüllt den Angreifern "Elena Farr! Das sind die Prokos vom 31. Stock!" hinterher und Jansen ist nicht verletzt, weil die Angreifer mit Gummigeschossen der Polizei gefeuert haben (das Loch in der Glasscheibe möchte dieser Behauptung klar widersprechen).

What the what now? War Elena eine der Angreiferinnen? Ist völlig egal, sie taucht nie wieder auf. Wieso hatte der 31. Stock Prokos, obwohl Weiss vor einer Minute gesagt hat, dass die Redaktion des 31. Stock nur Kontakte zu den Prokos hatte?

Man sieht: Der Versuch, die tatsächliche Handlung des Romans ins Finale zu pressen, kollabiert augenblicklich. Too little, too late.

Als wolle das Drehbuch Gremm noch mal eine reinwürgen, gesteht Weiss nun, dass er sowieso vorhatte, sich der Justiz zu stellen – und dass er einen weiteren Drohbrief mit seinem Namen drauf an den Konzern geschickt hat.

Die gesamte Arbeit von Jansen – so wenig es war -, war demnach für die Katz.

Nachdem Jansen Weiss im Revier abgeliefert hat, möchte er aber doch mal wissen, was es mit dem 31. Stock auf sich hat. Er schießt die einzige Tür auf, die ihm bisher verschlossen geblieben war:

Doch auch hier: tumbe Maschinen. Keine Spur einer Redaktion. Außer Spesen…

Jansen beschließt, den siechen Polizeipräsidenten aufzusuchen. Sind wir SICHER, dass man dessen Revier mit "POLIZEI POL. PRÄS." beschildern würde?

In einem sehr aufgewühlten Gespräch erklärt der Polizeipräsident, dass Jansen den Ball flach halten soll, weil bald die Kacke am dampfen ist. Er ist selber sichtlich angenervt, aber machtlos gegen den Konzern.

Übrigens stelle ich mir das Büro eines Polizeipräsidenten genau SO vor:

Der Präsi bekommt einen Anfall und muss notversorgt werden. Aus unerfindlichen Gründen angelt sich Jansen seinen Taschenspiegel.

Jansen als neuer Polizeipräsident? Das könnte er sich gut vorstellen – wir nicht.

Nächster Besuch beim Konzernchef, der seinen Neffen hat aufbahren lassen.

Der blaue Panther zeigt sich zerknirscht, dass er die Bombendrohung nicht ernster genommen hat und gratuliert Jansen zu seiner "hervorragenden Arbeit".

Ich mache mir da jetzt echt mal ein T-Shirt draus:

Der Chef macht Jansen ein vergiftetes Angebot, wie er es auch schon mit den Redakteuren gemacht hat – ein gut bezahlter Job mit viel Renommee, aber nur vager Aufgabe. Etwas, um gut gelaunt faul und alt zu werden. 

Obwohl der Chef in der vorherigen Szene beteuert hat, dass eine erneute Evakuierung des Gebäudes wegen der zweiten Bombendrohung "unmöglich" sei, wird das Gebäude wegen der zweiten Bombendrohung evakuiert.

Wollt ihr wissen, was für eine unkreative Krämerseele der Gremm war? Schaut euch das obige Bild an – und nun das Bild von der ersten Evakuierung:

Fällt euch was auf? Es ist die gleiche Szene. Einfach noch mal wiederholt.

Es ist nicht so, dass ich von einem ordentlichen Regisseur erwartet hätte, zwei Szenen mit zwei Gruppen von Komparsen zu drehen. Es sind ja die immer gleichen Mitarbeiter. Aber wäre es schwer gewesen, nach der ersten Aufnahme zu sagen:

"Sehr schön, meine Damen und Herren. Und nun mischen Sie sich für den zweiten Teil ordentlich durch, stellen sich neu auf, Herren können auch die Jacken auf den Boden legen und die Damen ihre Pferdeschwänze lösen, damit man nicht sieht, dass wir das alles am gleichen Tag gedreht haben."

Die Kamera ein bisschen anders hinstellen wäre auch gegangen.

Offensichtlich wäre es zu schwer gewesen. Oder, was ich schon vermutet hatte: Das hier ist ist im Schneideraum entschieden worden, um Defizite im Flow des Films auszubügeln. Wir werden es nie wissen.

Weiss wird plötzlich zu Jansen durchgestellt. Jansen ist sauer, weil er Weiss' Ausführungen zum 31. Stock für Märchen hält. Weiss beteuert, dass die Redaktion im 31. Stock echt ist – hinter einer weiteren Tür versteckt. Und da liegt diesmal auch tatsächlich eine Bombe, platziert vom Konzern selbst. Ich schwör’s!

Im Roman wird erheblich besser herausgearbeitet, dass die Bombendrohung für den Konzern ein Geschenk des Himmels ist, denn man will sowieso in ein anderes Gebäude expandieren, ist gut versichert – und sieht keinen Nutzen mehr in den Redakteuren im 31. Stock. Da lassen sich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

In Gremms Film bleibt komplett offen, wer was vor hat und wer lügt.

Jansen beschließt, mit MK1 Anton in das Gebäude zu rennen und die im 31. Stock eingeschlossenen Mitarbeiter zu befreien. Obwohl er schon IM Haus ist, lässt er sich in der nächsten Szene mit einem Helikopter auf dem Dach absetzen.

Erneut schreitet er durch die Tür, die er bisher für eine Sackgasse hielt:

Ab hier müssen wir gemeinsam mutmaßen. Gremm behauptet, die Vagniss seines Endes sei beabsichtigt, ein erzählerisches Mittel, um dem Zuschauer viele Interpretationen zu ermöglichen.

In Wahlöös Roman wird eine Variante deutlich impliziert, wenn auch nicht ausformuliert: Der Konzern lässt das Hochhaus als angebliches terroristisches Attentat mit der Redaktion drin sprengen.

In KAMIKAZE 1989 sehen wir nur, wie Jansen in den Raum geht, dann folgt eine Aufnahme eines offensichtlichen Modells des Gebäudes:

Wir hören den Countdown zur ersten Mondmission der Nasa, hören das Röhren der zündenden Raketen.

Schnitt.

Jansen hat eine verletzte Hand, zündet sich zuhause erschöpft eine Zigarette an.

Der Fernseher meldet: Im Konzern habe es einen Fall von Brandstiftung gegeben. Jansen habe 13 Menschen retten können, die aber leider später alle ihren Verletzungen erlegen seien.

Jansen versucht, Neil Armstrong zu bumsen:

Das wars. Aus die Maus. Ende Gelände. Schicht im Schacht.

Meine These? Nichts an diesem Ende, das genau so vage ist wie bei Wahlöö, im Gegensatz zum Roman aber willkürlicher Dummfug, war so geplant.

Es ist ein Non-Finale, eine Rohfassung mit fehlendem Material, ein Stückwerk, das eher nach Abbruch als nach Ende der Dreharbeiten aussieht.

Keine Ahnung, ob Fassbinder für diverse Szenen nicht (mehr) zur Verfügung stand, ob das gedrehte Material nicht den Erwartungen entsprach, ob es Streit gab über die Frage, wie verständlich man den Film für den Zuschauer beenden müsse. Ging ihnen für das geplante Finale das Geld aus?

Was ich aber weiß, ist dies: Die haben das aufwändige Modell des LVA-Gebäudes nicht gebaut, um es am Ende NICHT zu sprengen. Auch die Verletzung an Jansens Hand deutet darauf hin, dass mehr gedreht wurde, als man uns zeigen durfte.

Und damit kommen wir zu meinen abschließenden Gedanken.

Ich habe KAMIKAZE 1989 das erste Mal um die Jahrtausendwende gesehen. Damals habe ich in ein, zwei Jahren viele Filme nachgeholt, von denen ich als Jugendlicher nur gehört hatte – italienischer Splatter, US-Okkultfilme, legendäre Dokumentationen, etc. Ich fand ihn okay, zwar nicht sehr logisch oder gut gemacht, aber wenigstens eigenwillig und dank der permanenten Szenenwechsel relativ unterhaltsam. Er war ja auch ein Kuriosum.

Die erneute Sichtung und genauere Beschäftigung mit dem Film, vor allem aber die Kenntnis der Vorlage hat mein Urteil ins Gegenteil verkehrt: Das hier ist ein Verkehrsunfall mit vielen Toten, eine vom Regisseur in suizidaler Absicht vergeigte Adaption, an der alles, was nicht idiotisch oder eitel ist, von Wahlöö stammt. Abgesehen von Schwarzenbergers New Wave-Visuals (womit er allerdings ein bisschen spät dran ist) und dem unbestreitbaren Charisma Fassbinders kann Gremm der Vorlage nichts hinzufügen. Aber ihr den Kern, das Thema, die Konflikte nehmen – DAS kann er.

KAMIKAZE 1989 dödelt 100 Minuten vor sich hin, ohne den ja tatsächlich vorhandenen Plot irgendwie zu bedienen. Er huldigt mit sanften Augen seinem Hauptdarsteller und bedient geradezu widerwillig ein paar Krimi-Klischees, die eher aus dem Film Noir stammen als aus Wahlöös Roman. Und selbst die hat er nicht verstanden.

Das größte Problem ist mal wieder das "world building". Wir glauben die Dystopie nicht, weder erzählerisch, noch visuell. Es passt nichts zusammen, viele der technischen Gimmicks sind Rückfälle in die 70er, und die "Medienkritik" klingt nach sozialdemokratischem Deutschunterricht für die fünfte Klasse. Es wird nichts investiert, um die Inhalte und Themen des Romans optisch zu spiegeln. Die Allgegenwart der "leichten Unterhaltung", die Vereinnahmung der kritischen Stimmen, die Macht der Megakonzerne – alles wird kastriert, statt es zu bebildern.

Kann man dem Production Designer und den Kostümbildnerinnen einen Vorwurf machen? Begrenzt. Klar sieht KAMIKAZE 1989 ungefähr so aus, wie man sich einen Studentenfilm von 1975 zum Thema vorstellen würde, aber es ist letztlich Gremm, der Look & Feel seines Projekts festgelegt und abgesegnet hat.

Ich bin sicher, dass einige Apologeten einwerfen werden, dass KAMIKAZE 1989 eben nicht das Budget von BLADE RUNNER hat und man nur ausgeben kann, was man in der Kasse hat, aber da widerpreche ich mit nur einem Wort: ALPHAVILLE.

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Godards Film von 1965 dürfte sicher auf der Inspirationsliste von Gremm gestanden haben, denn auch er schickt einen knallharten, einsamen Bullen in den Kampf gegen ein totalitäres System, das von einer gegenwärtigen Architektur repräsentiert wird. Allerdings hat sich Godard die Mühe gemacht, das brutalistische Paris der 60er perfekt in eine dystopische "endless night" zu verwandeln, die beklemmt und desorientiert.

Berlin und Düsseldorf hätten genug hässliche, retro-futuristische Ecken gehabt, die man als Hintergründe für eine heterogene Vision hätte heranziehen können.

Aber Gremm ist nur am Schnickschnack interessiert, der noch dazu schneller und schlechter gealtert ist als die Platten von DJ Bobo.

Wenn KAMIKAZE 1989 die deutsche Version von ALPHAVILLE und BLADE RUNNER darstellt, nehme ich alles zurück – ich will keine deutsche Science Fiction.

Abschließend die eingangs gestellte Frage, inwieweit  KAMIKAZE 1989 womöglich ein Fassbinder-Film ist. Was ich nun sage, kann ich mit Fakten untermauern, aber letztlich nicht beweisen. Es mag Menschen geben, die sich besser mit der Materie auskennen. Aber: Ich halte KAMIKAZE für ein Projekt, das mit dem Casting von Fassbinder gekapert wurde. Er als Hauptdarsteller, sein üblicher Freundeskreis als Cast (praktisch jeder der Schauspieler hat schon mal mit ihm gearbeitet, oft mehrfach), sein Stamm-Kameramann, etc. Alles dreht sich um ihn, es gibt praktisch keine Szene ohne Jansen. Schaut man sich das "Making of" an – Fassbinder hat sein Ding im Kreise seiner Entourage gedreht.

Es ist fast aufdringlich, wie sehr der Trailer auf seine Person zugeschnitten ist – und Gremm wird nicht mal erwähnt:

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Mag es auch unfair sein, ihn den heimlichen Regisseur von KAMIKAZE 1989 zu nennen, so wirkt er doch zumindest wie der heimliche Strippenzieher. In wie weit das Gremm daran gehindert hat, einen besseren Film mit einem stärkeren Fokus auf die Story abzuliefern, kann ich nicht sagen. Das desaströseste Urteil, das ich für (bzw. gegen) Gremm fällen kann, ist allerdings dies:

Die besten Elemente des Films verdanken wir Fassbinder und seiner Posse.

Er macht einen ansonsten langweiligen und dummen Film bunt und absurd, traut sich mitunter "line readings", bei denen jeder andere Regisseur "stopp! nochmal!" gerufen hätte, wozu Gremm allerdings augenscheinlich nicht den Mut hatte.

Die Frage, wie die ursprünglich geplante Fassung von KAMIKAZE ausgesehen hätte, bleibt leider unbeantwortet. Wo ist der Director’s Cut?!

Das Lexikon des Internationalen Films, immer für Systemkritik zu haben, war vergleichsweise gnädig:

„Science-Fiction-Krimi, der den Medientotalitarismus und Konsumwahn einer nahen Zukunft anprangert. Routiniert inszeniert und größtenteils überzeugend gespielt, leidet der Film jedoch an mangelnder stilistischer Eigenständigkeit.“

An welcher Stelle KAMIKAZE den "Konsumwahn anprangert", hätte ich gerne mal erklärt. Peter Stolle war im SPIEGEL deutlich weniger gnädig – und so lustig, dass ich gleich mehrere Absätze in Ehrfurcht präsentieren möchte:

Dieses Lebensgefühl erklärt sich leicht aus den Resultaten des Gremmschen Filmschaffens. Die erzählerischen Gaben des Regisseurs sind durchweg bescheiden; Erzeugnisse wie »Fabian« oder »Nach Mitternacht« künden davon. Und mit »Kamikaze 1989«, gedreht in der Landesversicherungsanstalt in Düsseldorf, schiebt Gremm nun erneut einen Invaliden ins Kino.

Die »Selbstzweifel«, die ihn »während der Arbeit oft wütend attackierten«, sind ohne greifbare Folgen geblieben. »Kamikaze« ist ein Werk von hoffnungsloser Konfusion, in dem sich der imponierende Schauspieler Fassbinder in seiner letzten Rolle bewegt, als sei er zufällig in die Muppets-Show geraten.

Fassbinder in Ehren, auch Xaver Schwarzenberger, der virtuose Kameramann – der Konfusius Gremm hat den (mittlerweile stark verschlissenen) Science-fiction-Topos vom bösen »Großen Bruder« in einem planlosen Bild-Salat zermatscht und ihm damit seinen letzten Schrecken genommen.

Das Schlimmste an dieser von Gremm beschworenen Zukunft wäre wohl, daß sie womöglich aus solchen Filmen besteht.

Das kann ich vollumfänglich unterschreiben.

Es soll nicht verschwiegen werden, dass es (zumindest in der zusammen gekürzten Zitatsammlung für DVD-Cover) auch positive Stimmen gab.

"Truly, deeply, gloriously, weird",  fand z.B. Adam Sternbergh von Vulture. Mir hätte ein zusammenfassendes "truly German" gefallen.

"Jaw-dropping", versichert uns Mark Asch vom Brooklyn Magazine, was ich unter anderen Vorzeichen sogar unterschreiben würde.

Und schließlich der Hollywood Reporter: "An infectious, visual and aural experience", was die Meriten ja eher auf Xaver Schwarzenberger und Edgar Froese verlagert. Ehre wem Ehre gebührt.

Die gleiche Scheibe, die diese Zitate zum Marketing verwendet, bezeichnet die Welt des Films übrigens als "totalitarian-controlled, cyberpunk-inspired dystopian future". Nein nein, DAS war BLADE RUNNER.

Und das… wars. Endlich. Isch 'abe fertisch.

Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wer im Vergleich zu den üblichen Filmverbrechen der LISA den Mangel an Brüsten monieren möchte, den verweise ich auf das in den nächsten Tagen anstehende Super Sonder Extra Bonus Special.



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Sergej
Sergej
28. August, 2025 10:09

Ich hätte das 31. Stockwerk zwischen 30. und 32. vermutet, so ganz ohne Skizze. Oder statt des 13. Stockwerks. Aber was weiß ich schon.

Peter Krause
Peter Krause
28. August, 2025 21:48
Reply to  Torsten Dewi

Zwei Jahre später hat Nena es sogar geschafft, das Ganze in zwei Worten zusammenzufassen.

Matts
Matts
28. August, 2025 12:52

Schöne Fotostory zu einem mal ganz anderen Film!
Aber wenn das Cyberpunk aus Deutschland sein soll, will ich davon auch nicht mehr. Alles lame! Der Konzern ist lame, die Polizei ist lame, die Terroristen sind lame.
Da warte ich doch lieber auf das Special mit den Brüsten.

Stefan
28. August, 2025 23:21

"Fassbinder…als sei er zufällig in die Muppets-Show geraten."
Das hätte ich gern gesehen. Vielleicht hätte er dem Tier erzählt, dass man keine Drogen nehmen soll. Oder mit Kermit ein Lied über Work-Life-Balance gesungen.

Kai
Kai
29. August, 2025 00:05

Ich habe den Film damals tatsächlich im Kino gesehen. Ich war 14 Jahre alt. Und jetzt habe ich PTSD von dieser Fotostory. Mann, Mann, Mann, das ist viel schlimmer, als ich es in Erinnerung hatte.

Hopy
Hopy
1. September, 2025 09:17

Vielen Dank für deine Arbeit. Ich habe vom Film zwar kaum ein Wort kapiert, aber war dennoch sehr gut unterhalten 🙂