08
Juli 2025

Kino Kritik: SUPERMAN (spoilerfrei)

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

USA 2025. Regie: James Gunn. Darsteller: David Corenswet, Rachel Brosnahan, Nicholas Hoult, Edi Gathegi, Anthony Carrigan, Nathan Fillion, Isabela Merced, Skyler Gisondo u.a.

Story: Es ist das erste Mal, dass Superman einen Kampf verliert – gegen den "Hammer von Boravia". Schlimmer noch: Intrigen von Lex Luthor führen dazu, dass der Stählerne das Vertrauen der Menschheit in seine hehren Absichten verliert – und den Glauben an sich selbst. Als weitaus größere Konflikte die Menschheit bedrohen, besinnt sich Superman auf seine Werte, seine Freunde – und ein paar schräge kostümierte Mitstreiter.

Kritik: Dies ist der dritte SUPERMAN-Reboot, den ich als Pressevorführung gesehen habe (mehr dazu in einem anderen Beitrag). Es war bisher immer das gleiche: Mit großer Erwartung, aber auch einer gewissen Skepsis ins Kino gegangen. Halbwegs zufrieden rausgekommen. Aber schon auf dem Heimweg eingestanden: das war jetzt auch nicht der Bringer. Nicht der Knaller. Nicht der Superman-Film, den ICH sehen wollte, seit ich mit meinem Kumpel Tomislav Mitte der 70er fleißig die Ehapa-Comics getauscht habe.

Superman und ich – das ist eine Geschichte voller Enttäuschungen. Dabei habe ich nie wirklich gewusst, was ich eigentlich genau erwarte. Wie die Comics halt. Groß. Galaktisch. Vollgepackt mit Gags und bunten Schurken, mit immer neuen Superkräften und am Schluss der Erkenntnis – "Supie" wird’s schon richten.

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Nach dem vergeigten SUPERMAN RETURNS mit Brandon Routh und dem schmerzhaften Rohrkrepierer names Snyderverse war mir wirklich mulmig, als ich heute ins Kino fuhr. Ja, James Gunn verdanken wir die großartigen GUARDIANS OF THE GALAXY und die nicht minder gelungene zweite Verfilmung von SUICIDE SQUAD – aber ist er auch der Richtige, die mythenbeladenste Figur des DC-Universums auf Spur zu bringen und damit gleich das gesamte DCU? Man kann ja durchaus anmerken, dass a) THE SUICIDE SQUAD ein ziemlicher Flop an den Kinokassen war und b) nicht nur mit dem Ende des Snyderverse eine gewisse Superheldenmüdigkeit eingetreten ist. Kommt hier womöglich der richtige Superman zur ganz falschen, weil zu frühen Zeit?

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Hinzu kommt, dass ich trotz aller Defizite des Snyderverse Henry Cavill für die perfekte Verkörperung des "last son of Krypton" halte und David Corenswet mir vorab eher wie eine Tüte labberige Cornflakes erschien. Kann man einen Superman-Film ernst nehmen, in dem Krypto auftaucht?

Und schließlich: Bin ich zu alt für Superman? Zu alt, um zum Himmel zu schauen und mir zu wünschen, ich könnte fliegen? Weil ich längst desillusioniert bin und weiß, dass es kein Vogel ist, kein Flugzeug, sondern CGI von der Festplatte?

Nach dem ersten Trailer war ich nicht beruhigt, aber in Maßen besänftigt – das sah nach einer großen Tüte Popcorn aus, nach "vintage Gunn".

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Über Gunn habe ich einmal geschrieben:

Es gibt kaum einen Autor/Regisseur, der Herzschmerz, Humor, Hirnrissigkeit und Härte derart nahtlos ineinander webt – und das schon seit SLITHER und SUPER. Bei Gunn klappt, was bei anderen gar nicht funktioniert: Das gänzlich Absurde folgt dem großen Drama, der platte Spruch dem ernsten Anliegen, die fette Action dem leisen Moment. Wo tonale Schwankungen den Film förmlich zerreissen müssten, bleibt alles homogen wie bei einem gut gemixten Cocktail. Damit schafft es Gunn, uns auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen, die in Bauch und Zwerchfell geht, ins Herz und ins Hirn.

Ein zweites massives Plus ist die Fähigkeit von James Gunn, seine Filme nicht nur mit Referenzen, schrägen Ideen und Nebenfiguren vollzustopfen, sondern das auch noch in einer Taktung mit unerwarteten Wendungen zu bombardieren, dass einem förmlich schwindelig wird.

Aber selbst wenn… wir reden hier von Superman. Das ist nicht irgendein Held. Das ist DER Held. Ein Mythos. Eine blaurotgelbe Verkörperung des menschlichen-männlichen Ideals nach amerikanischem Vorbild. Der ist… super.

Und genau das ist auch das Problem.

Superman besitzt praktisch JEDE Superkraft in extremo (inklusive Superbauchreden, Superbalance und Superkopfrechnen – kein Scherz!), charakterlich keinen Makel, in seiner Geschichte kein Trauma. Er ist eine Figur ohne Konflikt, ohne ebenbürtigen Gegner, ohne Achillesferse, wenn man das alberne Kryptonit als billigen MacGuffin mal außen vor lässt.

Als Autor weiß ich: für so einen Charakter zu schreiben ist die Hölle.

Mit diesem ganzen Ballast im Kopf fuhr ich also heute vormittag ins Kino und hatte die leise Ahnung, dass es kaum möglich ist, nach den vielen Fehlstarts und Interpretationen der Figur einen wirklich geschlossenen, geerdeten und gelungenen Superman-Film zu produzieren, der mich wirklich überzeugt.

129 Minuten später war ich schlauer.

Ich bitte euch, die nun folgende Kritik im Spiegel des oben Geschriebenen zu sehen, als Einschätzung eines geprügelten Nerds, der für sein Liebe zu Superman oft genug bitter bezahlt hat und dessen Objektivität in diesem Fall gerechtfertigt eingeschränkt ist. Your mileage may vary. Proceed at your own risk.

Was für ein Film.

SUPERMAN ist… alles. Alles, was man sich von einem Blockbuster wünschen darf. Alles, was man sich von einer Comic-Verfilmung wünschen darf. Und am wichtigsten: Alles, was man sich von einer Superman-Verfilmung wünschen darf.

129 Minuten Vollgas. Keine Origin Story, kein Ballast. Das Bekannte als "best of" aus der Curt Swan-Ära, viel John Byrne, immer wieder John Williams, reichlich Christopher Reeve. Der makellose Superman, bevor er in den 90ern wieder und wieder gebrochen und in Frage gestellt wurde. Stark, aber nicht unbesiegbar. Faster than a speeding bullet, stronger than a locomotive. Ein Alien, aber ganz Mensch. Kal-El und Clark Kent.

Die Story? Ein MacGuffin über den militärischen Konflikt zweier fiktiver Länder, der nur dazu dient, Superman und Lex Luthor aufeinander zu hetzen – endlich einander fast ebenbürtig und beide ohne Skrupel verteidigend, für was sie stehen.

Lois. Jimmy. Perry. Ma und Pa Kent. Steve Lombard. Ultraman. Maxwell Lord. Krypto. Metamorpho. Guy Gardner. Hawkgirl. Supergirl. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit breiten, bunten Pinselstrichen zeichnet Gunn das DC-Universum neu – wie es mal war und wie es sein sollte.

Das strahlende Metropolis. Die Festung der Einsamkeit. Die Super-Roboter. Es ist, als hätte jemand die dunkle, teerige Schale des Snyderverse aufgebrochen und das Herz der Comics neu entdeckt. In diesem SUPERMAN sind die Menschen nicht nur Beiwerk, nicht nur Kanonenfutter – sie sind das, was den Helden Sinn und Antrieb gibt. Superman und sein Mitstreiter sind keine Götter, von deren Gnade wir abhängen. Sie sind Beschützer, die vor allem Teil unserer Gemeinschaft sein wollen, weil sie genau wie wir Angst haben, Fehler machen, Mut verlieren.

Und so revidiert SUPERMAN auch einen der kapitalsten Fehler des Snyderverse: Er zeigt neben Superman auch einen Clark Kent, der keine Verkleidung ist, sondern das, was Superman sein will, wenn er nicht gerade die Welt retten muss. Ein Mensch wie jeder andere. Kein Alien wie bei Snyder.

Die Darsteller sind durch die Bank exzellent. Corenswet zeigt sich verletzlicher und weniger distanziert als Cavill, ohne dadurch schwächer zu sein. Rachel Brosnahan ist eine Lois Lane im Stil von Margot Kidder, aber gleichzeitig weicher und entschlossener. Nicholas Hoult ist ein smarter, brodelnd wütender Lex Luthor. Die "Justice Gang" (Arbeitstitel)? Ein Knaller.

Sie alle wischen die Erinnerung an so viele katastrophale Fehlbesetzungen fort, an Kate Bosworth und Amy Adams, an Kevin Spacey und Jesse Eisenberg, an Jon Cryer und Laurence Fishburne. Vergeben, nicht vergessen.

Natürlich ist auch SUPERMAN nicht perfekt. Man merkt, dass der Erfolg des MCU bei DC immer noch falschen Knöpfe drückt. Weil dieser SUPERMAN ein Erfolg werden muss, stopft man den Film wie eine Weihnachtsgans, feuert Figuren und Subplots wie aus der Stalinorgel. Keine ruhige Minute, kein Durchatmen ist erlaubt. Es gibt drei, vier, fünf Gegner, diverse großen "action setpieces", die jedes für sich vor 20 Jahren als Finale ausgereicht hätten. In der zweiten Hälfte nehmen die CGI-Schlachten etwas überhand, wenn der Film an Erdung verliert und Dinge nur passieren, weil uns die Figuren versichern, dass sie passieren müssen. Jede Logik wird dem gewünschten Ergebnis unterworfen, dass es knirscht.

Ein paar Figuren sind auch zu beiläufig und clownig geraten, wie der Diktator von Boravia, Cat Grant, Steve Lombard, und vor allem Luthors Gespielin Eve – brauchte der Reboot eine eigene Miss Teschmacher?!

Was Krypto angeht – da scheiden sich die Geister. Ich verstehe, wenn man das als Tropfen sieht, der das Fass zum Überlaufen bringt und der aus dem Superhelden-Blockbuster einen Kinderfilm macht. Ich? Ich fand ihn grandios und einen perfekten Katalysator für Kal-Els Menschlichkeit. It’s more of a foster situation…

Aber es gilt, was ich weiter oben schrieb:

Bei Gunn klappt, was bei anderen gar nicht funktioniert: Das gänzlich Absurde folgt dem großen Drama, der platte Spruch dem ernsten Anliegen, die fette Action dem leisen Moment. Wo tonale Schwankungen den Film förmlich zerreissen müssten, bleibt alles homogen wie bei einem gut gemixten Cocktail.

SUPERMAN funktioniert. Gegen alle Erwartungen. Gegen jede Chance. Weil er die Figur Superman in den Mittelpunkt stellt, sie kleiner macht, damit sie ihre Größe finden kann. Dieser Superman bezwingt nicht nur alle seine Gegner, sondern auch alle Schwächen, die man dem Film durchaus ankreiden kann.

Ich bin nicht sicher, ob es aktuell einen neuen SUPERMAN-Film braucht. Ob DC mit diesem Reboot die Milliarde an der Kinokasse knacken kann. Ob Gunns Vision die richtige ist für diese Zeit und diese Weltlage. Aber heute, jetzt, hier, könnte es mir egaler nicht sein. Weil ich endlich den SUPERMAN-Film sehen durfte, auf den ich seit 50 Jahren gewartet habe.

Um EXCALIBUR zu zitieren:

Now, once more, to defend what was, and the dream of what could be.

Fazit: Ein aus allen Nähten platzender, bonbonbunter, so spaßiger wie dramatischer Sommer-Blockbuster, dem man gerne jeden kleineren Fehltritt verzeiht und der die Defizite der Darstellung Supermans im Snyderverse nochmal deutlich herausstreicht. Wenn SUPERMAN als Reboot des DC-Universums überhaupt funktionieren kann – dann so.

P.S.: Es gilt wie immer – sitzenbleiben, bis das Licht angeht. Die Post Credits-Szenen sind vielleicht nicht unverzichtbar, aber sehenswert.

P.P.S.: Wer es etwas faktenlastiger mag – hier das beeindruckend umfangreiche Presseheft mit vielen Interviews.

P.P.P.S.: Weil es so viel zu besprechen gibt, folgt in ca. einer Woche mal wieder eine "spoiler zone", in der wir ungestört sind.



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lostNerd
lostNerd
8. Juli, 2025 22:23

Klasse! Hatte schon nach dem Trailer ein recht gutes Gefühl. Endlich ein Film der meine Superhelden-Übersättigung wegfegen kann.

Last edited 4 Monate zuvor by lostNerd
Goran
Goran
9. Juli, 2025 01:58

Oh je.

Goran
Goran
10. Juli, 2025 11:42
Reply to  Torsten Dewi

Du setzt vor die eigentlich Kritik schon die Warnung, dass das die Perspektive eines gebeutelten Urfans ist und zählst dann, präzise und mir professionellem Blick, eine Schwäche nach der anderen auf.

Der Kritiker-Torsten übergibt dann nach der Bestandsaufnahme an den Klein-Torsten der vom Zuckerschock hibbelig im Sessel auf und ab hüpft und "Superman! Da ist Superman!" ruft.

Ich habe also nur dem Profi vertraut und danach blieb mir kaum mehr, als : "Oh je!"

P.S.: Oft würde mich Deine Perspektive nach einer Zweitsichtung interessieren.

Goran
Goran
10. Juli, 2025 11:52
Reply to  Torsten Dewi

Wenn der Film an Erdung verliert und Dinge nur passieren, weil uns die Figuren versichern, dass sie passieren müssen. Jede Logik wird dem gewünschten Ergebnis unterworfen, dass es knirscht.

Vernichtende Worte.

heino
heino
9. Juli, 2025 06:37

Tja, obwohl ich kein Superman-Fan bin, hoffe ich doch, dass ich dir nach dem Kinobesuch zustimmen kann. Denn ich möchte, dass der Film funktioniert und dass das DCU insgesamt funktioniert. Weil es viele gute Charaktere neben Superman und Batman hat, weil man mit ihnen gute Geschichten erzählen könnte, und weil Marvel massiv schwächelt. Und vielleicht auch, weil Superman mal wieder ein ganz unzynischer Film sein könnte, der einfach etwas Optimismus verbreitet. Kann man zur Zeit ja wirklich gut brauchen

Thor
Thor
9. Juli, 2025 07:46

Witzig. Heute morgen im MoMa hieß es:" Bombasticher Film und Action-Szenen. Aber die Figuren blass und langweilig".
Ich vertrau dann mal eher auf deine Kritik 🙂

Nikolai
Nikolai
9. Juli, 2025 12:45
Reply to  Thor

Ich vertraue IMMER auf des Wortvogels Kritik und wurde noch nie enttäuscht.

Nikolai
Nikolai
9. Juli, 2025 13:40
Reply to  Torsten Dewi

Betrachte es mal so: Qualität setzt sich durch.

Mark
Mark
11. Juli, 2025 00:23
Reply to  Thor

Habe ich jetzt nicht so empfunden. Gerade Nicholas Hoult als Lex Luthor hat mich positiv überrascht. Aber auch Brosnahan als Lois Lane, die glaubwürdig als kritisch nachfragende Reproterin rüber kommt, fand ich nett anzuschauen. Mr. Und die Justice Gang um Nathans Fillons Guy Gardner machte in ihren kurzen Auftritten Lust auf mehr, Mr. Terrific fand ich keinesfalls blass und langweilig.

jimmy1138
jimmy1138
9. Juli, 2025 09:18

Für mich hatten alle bisherigen Superman-Filme einen Makel.
Superman hat am Ende eigentlich ein total interessantes Dilemma – daß Superman tatsächlich nur an einem Ort gleichzeitig sein kann und eine harte Entscheidung treffen muß, dann ist das aber ein kompletter Cop-Out, indem er auf lächerliche Weise die Zeit zurückdreht.
Dagegen hat Superman II, der mMn noch den interessantesten Plot hat, zuviel Klamauk – den "Donner Cut" habe ich da nie gesehen. Über Superman III und IV braucht man wenig sagen. Superman Returns war komplett ideenlos und langweilig (Routh mMn dafür aber ein grandioser und unterschätzter Superman). Man of Steel war bis zum letzten Akt eigentlich ziemlich gut (bis auf Pa Kents Sterbeszene), aber fällt dann komplett auseinander in einer wilden CGI-Zerstörungssequenz. Und Batman v Superman wollte den Plot von zwei bis drei Filmen in einen hineinstopfen.

"Dies ist der dritte SUPERMAN-Reboot"

Ich dachte immer "Superman Returns" wäre kein Reboot sondern eine direkte Fortsetzung der Reeves-Filme gewesen, d.h. Christopher Reeves und Brandon Routh waren dieselbe Person. Wenn ich mich nicht täusche wurden allerdings Superman III und IV quasi dekanonisiert, d.h. technisch gesehen war "Superman Returns" ein Retcon a la "Terminator Dark Fate".

Dinozeros
Dinozeros
9. Juli, 2025 12:10
Reply to  Torsten Dewi

Vielen Fans nicht bekannt ist "Hollywoodland" mit Ben Affleck als Superman-Darsteller George Reeves. Behandelt viele spannende Themen und ergänzt den Kanon sehr hübsch. Affleck macht es exzellent. Er als zugänglicherer Supes, Cavill als kühler Batman – hätte auch gepasst.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
10. Juli, 2025 14:37

Hab ich Bock drauf, freu mich auf nächste Woche.

Mark
Mark
11. Juli, 2025 00:17

Gerade aus dem Kino raus, und ich bin Wort für Wort der gleichen Meinung, gehe absolut d’accord mit der Besprechung. Ich hatte es schon aufgegeben, Spaß an Superheldenfilmen zu haben und dachte, dass läge an meinem fortgeschrittenen Alter. Aber hier ging ich mit einem Lächeln im Gesicht aus dem Kino. Klar, vieles war nicht gerade subtil (Konflikt osteuropäischer Staaten, soziale Medien), aber es ist eine unverkrampfte Comicverfilmung, die viele Elemente aus Supermans Geschichte charmant auf die Leinwand bringt und wie du bereits anmerkst, Elemente des Silver-Age, der Reeves-Filme und John Byrne mit der Moderne mixt. Das ganze sprüht vor pulpig-comichaften Einfällen. Umso erstaunter und trauriger bin ich über die überwiegend negativen Kritiken in Deutschland, die den Film als zu albern empfinden. Vielleicht bin ich auch etwas naiv, den Helden einfach mal als altmodisch guten netten Menschen ohne Gebrochenheit zu erleben. Ich habe tatsächlich nach Gunns Film meine Sympathie für die Figur wiederentdeckt.

Last edited 4 Monate zuvor by Mark
Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
11. Juli, 2025 23:05

Komme gerade aus dem Kino. Bin ja selbst nicht so der DC-Fan, deshalb sagten mir die meisten Charaktere erstmal gar nichts – Krypto kenne ich z. B. nur aus dem (Filmation?) Superboy-Cartoon, der mich damals schon jedes Mal zum Abschalten gebracht hat, sobald er aufgetaucht ist.
Gerade deshalb war ich aber auch offen für neue Interpretationen des Superman-Mythos – und genau die habe ich bekommen! Hoult war endlich mal ein Lex Luthor, wie ich ihn bisher nur aus der 90er-Cartoonserie kannte: keine alberne Comic-Schurke-Karikatur, sondern eine echte Bedrohung für Superman.
Und auch wenn ich den ersten Auftritt der Kents überhaupt nicht mochte, haben mich die späteren Szenen dann wirklich berührt – so sehr wie bei Superman zuletzt nur bei Lois & Clark.
Ich werde den Film sicher noch ein zweites Mal sehen und meine Meinung dann vielleicht noch etwas anpassen, aber aktuell bin ich echt baff, wie rund das Gesamtpaket ist – so muss eine Comicverfilmung sein. Dieses Gefühl hatte ich zuletzt bei Iron Man (auch wenn spätere MCU-Filme vielleicht objektiv besser waren, wirkten die für mich schon distanzierter von den Comics)

Markus
12. Juli, 2025 19:54

Ist es ein Wortvogel? Ist es ein Flugzeug? Auf jeden Fall danke. Freu mich schon auf die Spoilerzone.

Petz
Petz
13. Juli, 2025 19:18

Spannend, unterhaltsam und ich fand den Charakter Supermans sehr gelungen. Ehrlich, optimistisch, aber nicht zu naiv und nicht fehlerfrei. Wichtig fand ich auch die Teamleistung, Superman ist sich nicht zu schade, andere um Hilfe zu rufen, er muss nicht die ganze Welt auf seinen Schultern tragen.

Manchmal wirkt der Film dann doch etwas hektisch, gibt sich fast keine richtige Ruhe und muss immer wieder in die nächste Actionszene rennen. Einige Nebenfiguren kamen etwas zu kurz.

Was mir absolut nicht gefiel, war der Soundtrack. Die Referenz an John Williams Originalthema ist nett und weckt etwas Nostalgie, aber ein bisschen was Neues hätte ich mir doch schon gewünscht. Das Arrangement klingt mir dann och etwas zuviel nach diesen Youtube-videos wo Musikstücke in einer "epic version!!!" rauf geladen werden. Klang mir insgesamt zuviel nach "Ach, jetzt hätten wir fast noch die Hintergrundmusik vergessen! Schnell noch was komponieren."

Und das Ganze auch noch mit einem virtuellen Orchester gänzlich aus dem Computer? Störte im Kino zwar nicht soviel wie ich dachte, als ich mir den Soundtrack vorher auf Youtube anhörte, aber trotzdem. Bei einem Film, der $255M gekostet haben soll, hätte man sich dann doch aber wenigstens ein reelles Orchester gönnen sollen. Vielleicht ist mir das als Hobbymusiker zu wichtig, aber ich hoffe Gunn pocht bei den nächsten Projekten (Lanterns, Supergirl) auf etwas mehr Wert beim Soundtrack. Aber Gunn ist ja eher berühmt dafür, um gekonnt Pop-Musik in diverse Szenen einzubettten (GotG1+2), ein O.S.T. scheint für ihn da eher nebensächlich zu sein.

Last edited 4 Monate zuvor by Petz
Olaf Kröger
Olaf Kröger
13. Juli, 2025 20:24
Reply to  Torsten Dewi

Lt. Wikipedia wurde die Musik von den Los Angeles Philharmonics eingespielt. Dazu passt auch, dass ich im Abspann allein unter "Strings" geschätzte 30 Namen gesehen habe.

Kann aber sein, dass das Orchester versucht, wie aus dem Computer zu klingen. Einer der Komponisten sagt im Interview "I asked our strings to split in two sections and mirror each other, bending notes as if they were splitting down the middle. The orchestra was in effect doubling synthesizers…"

(https://www.filmfare.com/news/hollywood/exclusive-composers-john-murphy-david-fleming-talk-about-working-on-the-soundtrack-of-superman-74991.html)

Petz
Petz
14. Juli, 2025 06:36
Reply to  Olaf Kröger

Danke für die Antwort, wusste ich nicht. Finde ich dann aber merkwürdig, ein Orchester so klingen zu lassen.

heino
heino
16. Juli, 2025 07:21

Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet (wie schon gesagt, generell kein Fan von Superman und abgesehen von Superman II fand ich alle Filme dürftig), aber hier kam ich hoch zufrieden aus dem leider sehr leeren Kino. Gunn schafft, hier, was ihm mMn bei "The Suicide Squad" nicht gelungen ist, nämlich alle Hauptfiguren zumindest interessant darzustellen, ohne jedem ein Daddy Issue anzudichten. Corenswet ist in meinen Augen der beste Superman-Darsteller seit Reeves, weil er einfach ein besserer Schauspieler als Cavill oder Routh ist, die natürlich aber auch beide unter schwachen Scripts zu leiden hatten. Hoult ist der beste Luthor, wobei Spacey mit einer besseren Regieführung das auch hätte sein können. Die von dir genannten Schwächen sind alle da, werden aber durch das Tempo und die immense Spielfreude aller Beteiligten mehr als ausgeglichen. Natürlich ist der Krieg im Film von der aktuellen Weltlage inspiriert, aber man könnte ebenso gut z.B. an Vietnam oder Korea denken, von daher hatte ich damit kein Problem. Krypto fand ich klasse, Fillion als Guy Gardner ist eine Schau und Mr. Terrific (den ich bisher gar nicht kannte) macht auch viel Spass. Etwas zu kurz kam mir Hawkgirl und die Szenen nach dem Abspann waren komplett überflüssig. Aber insgesamt war das ein großer Spass.

Serienfan
Serienfan
16. Juli, 2025 15:03

Ich sehe mich bestätigt in dem aktuellem Wahn, wonach alles "normal" sein muss. Der Film betont immer wieder, Superman sei im Grunde so "normal" wie jeder andere, ein "Mensch wie du und ich", der mit seiner Freundin streitet und der Zweifel und Ängste hat.

Noch drastischer ist das bei Krypto. Ein Hund, der herumtollt und der wahrscheinlich die gerade gekauften Sneakers zerbeißt, wenn man sie nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt.

Für mich wäre aber Superman ohne Superkräfte sowas wie Matt Dillon aus "Rauchende Colts", oder der frühere Jean-Luc Picard. Und der Hund Krypto ohne Superkräfte wäre dann ein Hund wie Lassie, und eben nicht wie Pluto von Micky Maus.

Im heutigen Trend muss jeder Held "normalisiert" werden, am besten aufgeladen mit Komplexen, Ängsten, Traumata. Das angeblich darin verborgene "erzählerische Potenzial" erscheint mir eher die panische Flucht vor dem Erzählen echter Heldengeschichten zu sein.

Davon abgesehen war dies vermutlich einer der besten und unterhaltsamsten und auch "schönsten" Popcorn-Filme, die ich seit Jahren, um nicht zu sagen seit Jahrzehnten gesehen habe. Endlich ein CGI-Film, dem es gelingt, die modernen Möglichkeiten des Films für das Erzeugen brillanter Comicbilder zu nutzen und der dabei eine erstaunliche Stimmigkeit zwischen realen und künstlichen Bildern erreicht.

James Gunn macht hier einen kompletten Befreiungsschlag von allem, was Leute wie Nolan oder Snyder dem Superhelden-Genre an bleierner Schwere aufgedrückt haben, und er gibt dem Comic die bunte und fröhliche Verspieltheit zurück.

Mit Lex Luthor erschafft er einen modernen Schurken. James Gunn visualisiert hier die Macht über das Internet, er zeigt, wie das Heer, das Lex kommandiert, allein über Zahlen und Tastaturen gesteuert wird.

Genial ist nicht, dass der Film einen Bösewicht hat, der das Internet für seinen Kampf nutzt. Das Geniale ist, wie der Film das visualisiert.

Die Spaltung der Gesellschaft zeigt der Film besonders treffend, indem sich Metropolis aufgrund der Aktionen von Lex wie das Rote Meer in zwei Hälften teilt, mit katastrophalen Konsequenzen für BEIDE Stadthälften, bis am Ende auch Lex über das, was er glaubte, kontrollieren zu können, die Kontrolle verliert.

Die Kunst des Films, das Abstrakte zu visualisieren, beherrscht James Gunn mit großer Leidenschaft. Inzwischen kann ich mich sogar mit dem Soundtrack anfreunden, eine Art Popversion der Williams-Melodien. Auch dies verfolgte den Zweck, dem Superhelden-Genre die bombastische Schwere zu nehmen, und ihm eine Leichtigkeit und "Unschuld" zurückzugeben, die ich mehr und mehr vermisst habe.

Matts
Matts
17. Juli, 2025 13:17

Als jemand, der mit Superman von den gängigen Superhelden immer am wenigsten anfangen konnte, bin ich einfach mal ohne jede Erwartung in den Film gegangen. Und ich muss sagen: Der Film ist bei weiten nicht perfekt (warum wurde vom Wortvogel und den anderen Kommentatoren schon ausgeführt) Ich war über die Laufzeit wirklich gut unterhalten.
Interessanterweise hab ich heute morgen an anderer Stelle noch eine interessante Beurteilung gesehen: Dass SUPERMAN weniger als Film funktioniert, sondern eher als Showreel für das kommende Gunn-DCEU. Wieviel davon jetzt noch kommen wird hängt wohl davon ab wie erfolgreich der Film wird.