18
Juli 2025

B-Film Basterds Back in Action! (1)

Themen: B-Film Basterds, Neues |

Das B-Film Basterds Festival in Nürnberg (diesmal etwas später als üblich) bleibt ein Phänomen: Entstanden als Wochenend-Wohnzimmertreffen bei Doc Acula, zog es zuerst ins Multiplex, um sich dann im kommunalen Kunst-Kleinkino einzurichten. Dort brodelt es seit mittlerweile mehr als zehn Jahren vor sich hin. Es wächst nicht, es gedeiht nicht, es ist eher unkaputtbar wie Unkraut. Es gibt keine klare thematische Ausrichtung, lautstarke Kommentierung des Geschehens auf der Leinwand ist explizit erwünscht, und das Publikum besteht zu 80 Prozent aus den immer gleichen Veteranen. Ein alternder Stammtisch mit Filmprogramm.

I love it.

Obwohl mir nach Doc Aculas Ableben ein wenig die Motivation abhanden gekommen ist (er hat weiterhin seinen festen Stuhl mit Bild in der ersten Reihe), kann ich kaum bestreiten, dass das Programm dieses Jahr von beeindruckender Bandbreite und Scheißigkeit ist. Wenn man in fast alle schmierigen Ecken und feuchten Keller der Kinogeschichte reinriechen will, kann man das kaum besser als hier. Allenfalls der Fake-Trash von Asylum fehlt – was wiederum kurios ist, hatte der Doc doch eine Vorliebe für die Produktionen der Vampirhase vs. Huhnricane-Schmiede. Aber irgendwann ist das (in meinen Augen sowieso einen Tag zu lange) Programm voll, auch deshalb, weil man den Vorabend-Slot immer noch dem regulären Kinobetrieb überlassen muss. Das sorgt wenigstens für eine ordentlich lange Essenspause.

Thema Kost & Logis: Wird nicht einfacher. Der ALDI neben dem Kino hat vor ein paar Jahren ersatzlos dicht gemacht, der Burgerking gegenüber auch. Pizza von Domino ist nicht, da wird gerade renoviert. Der McDonalds im Bahnhof ist totales Chaos und bestenfalls im Notfall ansteuerbar. Einziges Licht im Dunkel weiterhin: der sieben Tage die Woche und sehr lange geöffnete LIDL im Hbf, in dem man zwar seine Kinder nicht aus den Augen lassen sollte, der aber für preiswerte und umfangreiche Versorgung steht.

Übernachtet wird dieses Mal im Cloud One, der hipperen Schwestermarke des Motel One. Das ist in diesem Fall allerdings Augenwischerei, denn das Haus am Hauptbahnhof ist kein "echtes" Cloud One, sondern wurde lediglich umgelabelt. Die Zimmer sind abgesehen von einer etwas anderen Farbchoreographie identisch mit dem Motel One 300 Meter die Straße runter. Der Vorteil: Ich kann bei Regen aus dem Hotel in den "Untergrund" vor dem Bahnhof treten und komme praktisch am Kino wieder hoch. Wenn es drauf ankommt, kann ich sogar zwischen den Filmen (z.B. für einen schnellen Klamottenwechsel) aufs Zimmer.

Ich nehme euch jetzt mal virtuell mit in den Saal, auch wenn ein Blogbeitrag die charmante "experience" nicht ersetzen kann.


Mittwoch

Den Mittwoch habe ich ausgelassen – Anreise für zwei Filme lohnt nicht, zumal ich beide schon kenne und jedem Trashfan ans Herz lege.

LADY TERMINATOR (1989)

LADY TERMINATOR ist ein "perfect storm" des schlechten Films, eine Melange aus Asia-Horror und Terminator-Action mit vielen geschmacklosen Szenen, überdrehten Spezialeffekten und einer kaukasischen Hauptdarstellerin, die primär davon profitiert, nicht wirklich schauspielern zu müssen. In vielerlei Beziehung eine Quintessenz und eine Liebeserklärung des "schlechten" Kinos:

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FLESH GORDON (1972)

FLESH GORDON ist ebenfalls Legende – eine frühe Pornoparodie, die durch die Teilnahme diverser talentierter Tricktechniker in der softer geschnittenen Fassung überraschend nah an den Spirit der Originale mit Larry "Buster" Krabbe kommt – in Farbe! Modelle, Stop Motion, Matte Paintings – es gibt viel zu staunen!

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Donnerstag

MONSIEUR KILLERSTYLE (2019)

Einen Film von Quentin Dupieux erwarte ich ja eher beim Fantasy Filmfest, aber der hier muss den Jungs von Rosebud – auch wegen Corona – durchgerutscht sein. Jean Dujardin (!) spielt einen Einzelgänger, der mit seiner Wildlederjacke spricht und in ihrem Auftrag die Welt von Menschen befreit, die andere Jacken tragen.

Das ist alles. Das ist der ganze Witz, der in 77 Minuten als absurde Slasher-Farce erzählt wird. Wer Dupieux mag, ist hier genau richtig. Wer ihn nicht mag, wird nicht bekehrt. Ich sehe das trotzdem nur sehr begrenzt als "bad movie" und bewundere den konsequenten Dupieux-Style, der eine Marke für sich darstellt.

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THREE THE HARD WAY (1974)

Ein "Klassiker" des Blaxploitation-Films aus seiner Blütezeit, an vielen Original-Schauplätzen gedreht und mit Jim Brown, Fred Williamson und Jim Kelly gleich drei Dickschiffe des schwarzen Machotums auffahrend. Großartige Stuntarbeit von Hal Needham (MEGAFORCE), viele zeitgenössische Geschmacklosigkeiten, und ein peppiger Soundtrack treiben den Zuschauer durch straffe 89 Minuten.

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BLACK DYNAMITE (2009)

Man kann dem geneigten Zuschauer wohl keinen größeren Gefallen tun als einen Klassiker des Blaxploitation-Films mit einer kongenialen Parodie auf das Genre zu koppeln. Mir selber wäre zwar I’M GONNA GIT YOU SUCKA lieber gewesen, aber Michael Jai Whites Verbeugung vor der "black action" der 70er funktioniert auch bei der zweiten Sichtung prächtig – meine Kritikpunkte von damals bleiben dennoch valide. Er ist etwas zu lang und zu selbstverliebt.

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BAT PUSSY (1971?)

Ich gestehe: Hier endet meine Eignung als Filmkritiker. BAT PUSSY ist mit normalen Mitteln nicht besprechbar, weil ein Film nur an seinem Anspruch gemessen werden kann, solange es sich um einen Film handelt. BAT PUSSY (ein nach 20 Jahren in einer alte Kiste entdecktes, bis dato unbekanntes Relikt der frühen 70er) ist kein Film. Er ist der Versuch einer Sexzene explizit pornographischer Natur, bei der ein alterndes und extrem unangenehmes Paar an seiner Impotenz scheitert und sich gegenseitig beleidigt. An zwei, drei Stellen wird eine kostümierte junge Frau dazwischen geschnitten – das hier ist alles, was man von BAT PUSSY jugendfrei zeigen kann:

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Das ist unfassbar cringe, freudlos, unangenehm, schmierig, hilflos, inkompetent, nutzlos, räudig – ohne die Kommentare im Saal nicht erträglich. Immer wieder wird beim versuchten Matratzentango auch der Ton abgedreht, wenn der Regisseur kaum verhohlen im Dialog mit den Darstellern zu retten versucht, was nicht zu retten ist. Ich vermute, es war nie mehr als Rohschnitt-Material.

Knapp 50 Minuten, die ganze Lebensjahre rauben. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, der Möchtegern-Trashfan vom echten Hardcore-Allesgucker.

Andererseits: Stünde im (nicht existenten) Vorspann "A John Waters movies", würden entsprechende Kreise den sicher als subversives Arthouse-Kino abfeiern.


Soviel zur "Ausbeute" der ersten beiden Tage. Für mich hat es sich schon gelohnt und ich sehe den nächsten drei Tagen mit großer Vorfreude entgegen, zumal das Programm auch wieder zwei "Stargäste" zu bieten hat: Christian Kessler stellt sein neues Buch vor und Wenzel Storch begleitet uns durch das Screening seines Films SOMMER DER LIEBE. Da ist viel Entertainment zu erwarten.

Weil ich mich ja noch nicht ausreichend genug quäle, schiebe ich heute Abend eventuell (und gegen Aufpreis) noch den Film zur Vorabendpause ein. Mit BLUT AN DEN LIPPEN im Rahmen einer Delphine Seyrig-Retrospektive schließe ich eine mich seit langem quälende Lücke:

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Der Belgier Harry Kümel ist als Regisseur vor allem dafür bekannt, dass er sich in Interviews als Genie verkauft, das alle Kollegen locker in die Tasche steckt. So eine Art Uwe Boll, aber mit mehr künstlerischem Anspruch. Wir werden sehen!



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1 Kommentar
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heino
heino
19. Juli, 2025 09:08

Ich hatte auch überlegt, mal wieder dabei zu sein, aber in den Sommerferien kann ich keinen Urlaub nehmen. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr