Kerosin gegen Benzin: Mit dem Flixbus nach London?
Themen: Neues |Eben postete jemand auf Facebook, dass die Fernbuslinie Flixbus nun auch eine direkte Verbindung von München nach London anbietet:
Da wurden bei mir Erinnerungen wach – in den frühen 90ern habe ich solche Touren von Düsseldorf nach London nämlich ein paar Mal gemacht.
Das lief immer ungefähr so ab: In Düsseldorf abends am Hauptbahnhof in den Bus steigen, Zwischenstopps u.a. in Aachen, um weitere Fahrgäste aufzunehmen. In tiefster Nacht dann mit der Fähre rüber auf die Insel und gegen 6.00 Uhr dann in London am Hyde Park aussteigen.
Klingt erstmal nicht schlecht, vor allem dann, wenn man zu den Leuten gehört, die im Bus gut schlafen können. Aber in den 90ern war die Welt noch nicht so komfortabel wie heute und "6.00 Uhr in London" noch nicht annähernd so sexy. Nix hatte auf, nicht mal die Fastfood-Läden. Man streunte übermüdet und sinnentleert durch die Straßen, bis langsam Leben in die Bude kam.
Gepäck dabei haben oder zu früh viele Souvenirs kaufen war ein böser Fehler, denn u.a. wegen der Gefahr von Bombenattentaten durch die IRA gab es damals keinerlei Möglichkeit, Sachen sicher zu verstauen. Was man hatte, musste man auch schleppen. Ich erinnere mich an eine Fahrt übers Wochenende, bei der ich meine schwere Tasche in den Schuttcontainer einer Baustelle unter die Plane gelegt habe, weil ich sicher sein konnte, dass an dem Tag keine Arbeiter darauf stoßen würden. Hätte das die Polizei gesehen, wäre ich sicher erstmal in Gewahrsam genommen worden…
Morgens zu früh ankommen war das eine Problem – abends zu früh fahren das andere. Für die Unternehmer rechnete sich die Fahrt wohl nur, wenn man die Fahrgäste gegen 20.00 Uhr wieder einlud (wer zu spät kam, den bestrafte das Leben). Das bedeutete natürlich, dass man abends in London nicht ins Theater konnte, nicht ins Musical, nicht ins Kino, nicht ins Restaurant. Man befand sich schon auf der Rückreise, wenn es wirklich spannend wurde.
Es wäre alles sooo viel besser gewesen, wenn man erst um 9 Uhr angekommen und dafür gegen 23.00 Uhr wieder zurück gefahren wäre. Aber ich bin sicher, dass es betriebswirtschaftliche Gründe gab, keine günstigeren Fahrzeiten anzubieten.
Eine Alternative war eine Bustour mit Übernachtung. Habe ich einmal gemacht, war auch scheiße – man wird in ein sehr mittelprächtiges Hotel irgendwo im Speckgürtel Londons verfrachtet, von dem aus die Fahrt ins Zentrum eigentlich keinen Sinn macht. Und am nächsten Vormittag geht es wieder zurück, weshalb man vom zweiten Tag auch wieder nix hat außer schlechtem Frühstück.
Warum ich die Tour trotzdem mehrfach gebucht habe? Weil sie gerade mal 70 bis 80 Mark kostete, nach heutiger Währung also 40 Euro. Das war unschlagbar und sogar vom Taschengeld finanzierbar. Wenn man 20 Jahre alt ist, schert einen die Mühsal der Bustour sowieso nicht. Energie und Sitzfleisch hat man genug.
Es gab aber durchaus auch unerfreuliche Erlebnisse – wir hatten mal einen Typen im Bus, der so gestunken hat, dass der Fahrer ihm eine Dusche in einem Londoner Schwimmbad als Voraussetzung für die Rückfahrt empfahl. Der war hackedicht und/oder auf Drogen. Gottseidank saß ich weit vorne und habe nichts gerochen.
Damit zur Frage des Tages – würde so eine Tour heute noch Sinn machen?
Zuerst einmal die Pluspunkte: In London ist heute früh morgens erheblich mehr los, man kann auch seine Sachen besser unterbringen. Dank Smartphone und Internet lassen sich die 14 Stunden vor Ort besser planen, viele Theaterstücke und Musicals sind als Matinee-Vorstellungen auch nicht mehr außer Reichweite.
Machen wir doch da mal den Vergleich. Die Fahrt kostet mittlerweile im günstigsten Fall knapp 163 Euro pro Person. Die Fahrtzeit beträgt fast 24 Stunden, wenn es keine Probleme gibt. Man kommt schön rum im europäischen Raum:
Wer tut sich so etwas an? Bei 24 Stunden Fahrzeit muss man ja auch ganz andere Mengen an Verpflegung einrechnen – und die Tatsache, dass man nicht im hygienischen Bestzustand in der Londoner Metropole ankommt (siehe oben).
Bei so einer Verbindung ist man außerdem bestenfalls zum Theater oder zum Musical in London, muss dann aber zwangsweise teuer übernachten, weil es Rückfahrt im Anschluss nicht in Frage kommt. Ideal ist das auch nicht.
Nun kann man da die Vor- und Nachteile diskutieren, bis die Kühe heimkommen, aber es gibt ein Totschlagargument gegen die Busreise, das sticht:
Direktflug nach Heathrow von München aus, zwei Stunden, Lufthansa, 150 Euro.
Ich muss nochmal fragen: Wer tut sich so etwas an? Wer fährt 23 Stunden Bus, wenn er 2 Stunden fliegen kann? Hin und zurück reden wir also von 46 Stunden gegen 4 Stunden. Das ist aggressiv verschwendete Lebenszeit, die noch dazu dafür sorgt, dass man in London gerädert ankommt. Und das für HÖHERE Kosten!
In den USA ist das übrigens nicht anders – Greyhound-Busse (die mittlerweile zur Flixbus-Flotte gehören) und Zugreisen können gegen Flieger nicht anstinken, es sei denn, man will bei der Fahrt die Landschaft genießen.
In den 90ern gab es tatsächlich EIN Argument, das ich nachvollziehen konnte. Als Großbritannien noch Mitglied der EU war, konnte man mit dem Bus rüber auf die Insel, ohne genaue Passkontrollen oder Gepäcküberprüfungen fürchten zu müssen. Wer also etwas zu verbergen oder zu transportieren hatte oder womöglich auf einer "no fly"-Liste stand, der war mit dem Bus besser bedient. Aber das gilt ja heute auch nicht mehr.
Könnt ihr es mir erklären? Warum sollte jemand eine solche Folter auf sich nehmen, wenn die Alternative nicht nur schneller und bequemer, sondern auch günstiger ist? Habt ihr selber schon solche Touren unternommen?
Bus kann ich nicht erklären, aber so gar nicht. Warum aber nicht fliegen? Das liegt auf der Hand: Klima. Und wenn man das ganze Flughafengedöns einrechnet, ist man am Ende ja doch deutlich über den 2h (Anreise, Security, …). Da wird Zug dann nämlich interessant: Mit 7-9h ist das vermutlich schaffbar von München Hbf nach London St. Pancreas. Und das finde ich absolut in Ordnung. Man muss ja nicht nur für 24h hin. Das ist ökologischer Blödsinn und Stress pur.
Liebe die Bahn, fahre seit Jahren fast nur noch Bahn, aber: Die schnellste Verbindung von München nach London aus braucht 8:44 h mit 9 Minuten Umstiegszeit in Stuttgart. Passt man die Umstiegszeit auf mindestens 20 Minuten an, gibt es 1 Fahrt mit knapp über 9 Stunden, die meisten ab 10 Stunden Fahrzeit. Alle Verbindungen mit zwei Umstiegen. Da würde ich wohl lieber fliegen (oder es so handhaben, wie jetzt: eher darauf verzichten).
Hab letztens länger mit dem Team der beta Film geredet, die München-Cannes mit dem Zug machen. Find ich eindrucksvoll und ist sicherlich richtig cool, wenn man das als Geschäftsreise oder in einem längeren Urlaub als Teil des "Abenteuers" machen kann. Für ein verlängertes Wochenende aber ist das einfach weiterhin keine Option.
Ich kriegs in der Schnelle auf 8:16 gedrückt mit 8min Umstieg in Paris auf den Eurostar. Aber das ist völlig illusorisch, da bei Eurostar Security-Schmand wie im Flughafen vorherrschen. 🙂 Aber schönes Gedankenspiel 🙂
Da bin ich nicht bei dir – die kürzeste Verbindung von München nach London per Bahn dauert knapp 9 Stunden (üblicher sind 13-17 Stunden). Und die kostet im Spartarif 250 Euro nur für die Hinfahrt. Außerdem muss man zweimal umsteigen. Das ist an keiner Stelle konkurrenzfähig mit "S-Bahn zum Flughafen, 50 Minuten später ab nach London, zwei Stunden später in den Heathrow Express in die City". Ob solche Reisen GENERELL abzulehnen sind, ist ja nicht Thema.
Naja, zumindest im BER soll man 2h vor Abflug da sein, kommt hier also nochmal Zeit drauf und dann brauchste von einem Londoner Flughafen ja auch nochmal Zeit rein. Biste schonmal bei +2-3h und dann wirds langsam interessant, finde ich.
Sorry, wir haben das schon oft genug gemacht – wir sind von Zuhause bis London City in ca. 5 Stunden. Da man auch zum Hauptbahnhof fahren muss und nicht erst zum Abpfiff einsteigen möchte, sind 10 Stunden da immer noch keine Alternative. Plus der erzwungene Umstieg. Und der erheblich teurere Preis. No dice.
Japp, 5-6h hätte ich auch gerechnet. Dann sind 8-9h Zug für mich zumindest schon eine Alternative, schon aus ökologischen Gründen (und weil ich fliegen nicht leiden kann). Die 3-4h Aufschlag sind dann ok für mich, aber das sieht jeder anders, klar.
Aus Westdeutschland kann die Rechnung aufgehen. Köln-London per Brüssel und Eurostar wird mir hier mit ca. 5 Stunden von Stadtzentrum zu Stadtzentrum angezeigt, mit 100 Minuten Umsteigezeit in Brüssel. Wenn man beim Flug die Anreise zum Flughafen mit einrechnet (und evtl. nicht in London City, sondern an einem der auswärts gelegenen Flughäfen ankommt), ist die Bahn da durchaus konkurrenzfähig. (Zumindest in Sachen Zeit, Preis habe ich jetzt nicht gecheckt.)
Aber sobald man weiter weg von der belgischen Grenze (oder genauer: der Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln-Aachen-Brüssel) ist, fällt das schnell in sich zusammen. Von Berlin aus etwa sind es 12 Stunden mit der Bahn, mit mindestens zweimal Umsteigen.
Was sind denn die damaligen 80DM heute in inflationsbereinigt?
Laut Inflationsrechner 85 Euro.
Das ist das "schöne" an 90er Preisen, die sind grob genau 1:1 jetzt in Euro.
Wenn man dann die Nintendo Spielepreise sieht, schlackert man mit den Ohren.
Ich erinnere mich noch vage mal Conkers Bad Fur Day fürs N64 im Saturn in der Hand gehabt zu haben. Für 140,- DM. Kurze Recherche, ja, das war ein normaler Preis für N64 Spiele und das besagte ist aus 2001. Da hat Nintendo noch ein bisschen Luft nach oben bis die Euro Preise 1:1 den DM Preisen entsprechen.
Disclaimer: Ich bin aktuell auch nicht bereit 90,- € für das neue Mario Kart auszugeben. Und ich habe noch genug ungespielte Sachen für meine Switch 1 rumliegen und kann noch ein paar Monate (oder Jahre) warten bis ich upgrade. 😉
Es ist zwar hier nicht Thema, aber das Problem geht ja ganz weit zurück – die schrottige Pac-Man-Konversion für die Atari VCS-Konsole kostete in Deutschland 139 Mark. Das Spiel hatte weniger als 4 Kilobyte, oder wie Perplexity es netterweise umrechnet: "der gesamte Programmcode von Pac-Man für das Atari VCS würde auf etwa 2,3 Manuskriptseiten passen."
Was ich unfassbar beeindruckend finde. Hohe Programmierkunst, dir heute kaum noch jemand beherrscht. Kleiner Programmcode zeugt also nicht unbedingt von schlechtem Programm, sondern ist tendenziell sogar höherwertiger. Siehe Demoszene. Es ist auch beim Programmieren durchaus schwieriger, sich kurz zu fassen, ähnlich wie beim Texteschreiben.
Nein. Die Pac-Man-Version war anerkannt Schrott. Dass es besser geht, wurde seither oft bewiesen:
https://youtu.be/jcSv78mqpis?si=-kP8D5ozrGY-9OXN
Ja, ich glaube dir da in Bezug auf das konkrete Produkt. Generell wollte ich dennoch meine Bewunderung für die Codekünstler von damals ausdrücken. Es gab schon immer Schrott und es wird immer Schrott geben. Aber selbst Schrott in nur 4 kB zu pressen, das schaffst du heute nicht mehr so einfach.
Das stimmt. Trifft ja auch auf den C64 zu – da gab es die geilsten Games von einer Größe, die nicht mal dem Speicherplatz meines Avatarbildes links entspricht.
Ich bin in den frühen 2000ern, als ich Teenager war, für 2-3 Jahre mindestens 1x pro Quartal von Bochum aus mit diesen Tagesfahrten nach London gefahren. Die sind in der Regel so gegen 8 Uhr in London angekommen. Das fand ich damals ideal, weil die super günstig waren und mein Geld als Schüler genau für diese Fahrt und ein bisschen Shopping bei HMV oder im Virgin Megastore reichte. Tagsüber dann jeweils ein Museum oder ein bisschen spazieren und günstig essen. So hab ich zumindest den Stadtkern über die Jahre echt gut kennengelernt.
Heute – wäre ich nochmal in dem Alter – würde ich das vielleicht auch noch so machen. Gerade weil man bei Tagesreisen nur mit Handgepäck unterwegs ist und sowas wie die Flüssigkeitsbeschränkungen manche Einkäufe unmöglich machen (wenn mich mein bester Freund in München besucht, dann fliegt er "leider" zwischen Düsseldorf und München. Letztes Jahr haben wir festgestellt, dass ein Glas Honig leider bereits unter die Flüssigkeitsregeln fällt).
Absurd finde ich es dann aber, wenn die Fahrzeit so extrem lang wird. Und ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass es dafür einen Markt gibt – jedenfalls nicht für die ganze Strecke (ich kann mich irren: der Flixbus München-Rom, der 12 Stunden fährt, wird auch gerne genutzt). Mein Bauchgefühl tippt eher darauf, dass hier einfach eine super lange Linie geschaffen wurde, um einfacher Personal zu tauschen und weniger Busse im Einsatz zu haben, die Durchgängigkeit der Marketing-Gag ist und man eher auf Teilstreckenkunden setzt. Dafür spricht auch irgendwie der Zwischenhalt in Düsseldorf, der ein Umweg ist.
Von München und Nürnberg aus gesehen ist das jedenfalls eine gute Nachtverbindung, wenn man einen sehr frühen Flug von Frankfurt aus hat. Aber Köln/Düsseldorf – London ist von den Reisezeiten her echt unattraktiv. Verstehe den Sinn hinter dieser Planung auch nicht so ganz…
Ich habe mal eine Dose Kartoffelsuppe am Düsseldorfer Flughafen lassen müssen… die Flixbus-Verbindung von München nach Berlin ist sehr gut mangels Zwischenstopps.
> Letztes Jahr haben wir festgestellt, dass ein Glas Honig leider bereits unter die Flüssigkeitsregeln fällt).
Ich bin mal nach Kiel geflogen und habe einer Freundin und ihren Arbeitskollegen Weißwurst mitgenommen. Damit die frisch bleiben, schön mit Kühlelementen kalt gehalten. Auf dem Hinflug waren die Kühlelemente gefroren und ich durfte sie in den Flieger mitnehmen. Auf dem Rückflug war der Inhalt geschmolzen und ich war um drei Kühlelemente ärmer.
Mal schauen, wann auffällt, dass das L in LCD-Monitor für Liquid steht…
Es gibt ja auch Leute, die behaupten, dass man Getränke durch die Security bekommt, wenn man sie einfach vorher einfriert. Kann ich mir kaum vorstellen.
Auch ich habe Anfang / Mitte der 90er die London-Touren gemacht, war unschlagbar billig. Von Nordrhein-Westfalen aus war das aber eine drei-Tage Tour (und auch so beworben): Man stieg um 23:55 in den Bus (wenn er pünktlich war) und um 00:05 Ortszeit in London wieder in den Bus: Also 3 Tage! Habe dafür 45 oder 49 DM in Erinnerung, das war’s Wert.
Mit allmählicher Routine wusste man dann auch, wo nähe Victoria-Station Arbeiterkneipen waren, wo man auch um 06:00 ein anständiges Schichtarbeiter Frühstück mit Bohne, Pilzen, Tomatensosse und Bier bekam für 3£. Dann auf die Flea-Markets (nicht die, die in Touri-Führern erwähnt werden!), ab 12:00 hatte dann "Cheapo-Cheapo" auf, in Soho, nähe Picadilly Circus. Ein 4-stöckiges Wohnhaus, was komplett mit unsortierten Schallplattenkisten gefüllt war, über und über, auch im Treppenhaus. Jede Platte 1£, da war ja gerade CD in. In einen Bundeswehrrucksack passten genau 45 Schallplatten, mehr konnte man nicht tragen. Damit nach 2-3h zurück zur Victoria-Station, die Rucksäcke im Hinterraum des dortigen Pubs gelagert und ab auf ein Konzert. Damals war um 23:00 noch cerfew, entsprechend begannen Konzerte um 19:00. Anschliessend zurück zum Pub, bis 22:30 noch ein Tablett Pints bestellt (Theke war ab dann dicht, aber man durfte noch bleiben) und mit den abgestandenem Lager und Ale die Zeit bis nach Mitternacht überbrückt, bis es in den Bus ging. Eine -richtige- Schallplatte hatte mir damals die gesamt Fahrt finanziert.
Coole Erinnerungen!
Ich habs genau einmal gemacht – von Köln aus in den frühen 2010ern (glaub ich). Damals startete mit Megabus ein neues Unternehmen, und es gab die Fahrt halt als Promo für 1 Euro. Dafüpr konnte man es mal mitnehmem. Gegen 20 Uhr in Köln los, noch ein Zwischenhalt in Brüssel, dann Calais und gegen 7 Uhr morgens in London. Hat gepasst (außer dass ich erst ab ca. 14 Uhr ins Hotel konnte). War okay, dafür, dass es eigentlich eine Geschäftsreise war (London Screenings) und das Hotel (Park Plaza Westminster Bridge, direkt gegenüber von der Abbey und Big Ben) für 1 Euro wahrscheinlich nicht mal deine Koffer aufs Zimmer bugsiert hätte. Aber spaßig wars trotzdem (bis auf die Rückreise). Heute würde ich das auch nicht machen, vor allem für die von dir zitierten Preise. Für 50 Euro krieg ich meist immer noch nen Flieger, da ergibt das kaum noch Sinn.
Hab ich mir bei der Nachricht auch gedacht, warum sollte ich das machen, eben abgesehen vom Umweltfaktor. Als ich das Jahr in Richmond lebte, was ja halbwegs nahe an Heathrow war, hat es mit Flieger von Tür zu Tür ca 5h gebraucht, wenn alles nach Plan lief. Und darum würds mir vor allem gehen: quasi 2 Tage Lebenszeit (ich muss ja auch wieder zurück) in einem Bus eingezwängt sein? Nope…
Ich fahre jedes Jahr mit dem Bus nach Spanien. Fahrtzeit einfach etwa 20h. Das hat gegenüber dem Fliegen schon einige grosse Vorteile: Die Haltestellen sind sehr nah, Check-in fällt weg, man kann mehr Gepäck mitnehmen. Langweilig wird mir dank der Nintendo Switch auch nicht. ABER: Das lohnt sich selbstverständlich nur, wenn ich mindestens zwei Wochen bleibe. Für kürzere Trips würde ich niemals zwei kostbare Urlaubstage im Bus verplempern.
Sowas hat mein Onkel in den 80er und 90er Jahren auch gemacht, meistens über das Reisebüro der METRO. Ich hätte da Sorge, dass mir auf der Fahrt schon zu viel von der Entspannung wieder flöten geht.
Ich bin gerade wirklich baff, wie viele Kommentare hier in die Richtung gehen: "Naja, aber das kostet mich ja soundsoviele Stunden Lebenszeit." Wir reden hier auf der besagten Strecke zumindest ggü. Zügen wirklich nur von wenigen Stunden.
Ich bin wirklich nicht jemand, der anderen ankreidet, was er wann und wie zu lassen hat und was man so alles für und gegen das Klima tun kann. Ich bin selbst bei manchen Sachen weit vorne dabei. Aber dass dieses Thema hier so beiläufig mit "naja, bis auf das Klimading gibts halt keine Vorteile" abgetan wird, erschreckt mich dann doch ein bisschen. Niemand da, der auf Landwege umsteigen würde, auch wenn es länger dauert oder ein paar Euro mehr kostet?
Moin, doch.
Bin jetzt eh nicht der, der an jedes Thema ökonomisch rangeht. Fliegen stresst, gerade weil es so kurz ist, kann man in der Zeit nichts machen. Im Bus hingegen Hörbücher auchmal zuende hören. Und ist direkt in der Stadt. Aber auch ich bin ein bisschen erstaunt, wie viele (nicht nur, aber halt auch hier) das Klima und seinen Wandel so abtun.
Tatsächlich ist das kein schwarz/weiß-Thema. Wenn es um die Ökologie ginge, müsste man das Fliegen komplett lassen. Zu Fuß gehen ist noch ökologischer als Bahn fahren. Es sind alles Spannbreiten, Ermessungsspielräume, Kompromisse. Würde ich einen Monat im Winter nach Spanien gehen, hätte ich keine Probleme mit dem Zug. Wenn ich sowieso nur zwei Tage in London habe, will ich die Reise so kurz wie irgend möglich gestalten. Und für mich sind Flugreisen absolut kein Stress. Es ist immer angeraten, die eigene Einstellung nicht zum Maßstab zu erklären.
Ich will wie gesagt nicht versuchen, meine Einstellung zum Maßstab zu machen, es kam bisher lediglich sehr einseitig rüber, das war für mich persönlich nur eine Feststellung.
Egal wie, die Frage ist doch auch legitim: Warum man nur 2 Tage London hat oder plant. Auch hier denke ich, kann man öfter nachdenken. Klar, dass man dann nicht 2 Tage im Zug sitzen will. Aber wenn es so unfassbar wichtig ist, für diese beiden Tage so weit weg zu müssen, warum kann man dann nicht auch den Tag vorher oder nachher klimafreundlicher reisen? Nicht immer mag das möglich sein, aber nur für ein bisschen Sightseeing oder Shopping kann man das schon planen – sofern das wirklich dringend sein muss. Ist meine Meinung, gerade weil ich in den letzten Jahren auch im direkten Umfeld oft erlebt habe, dass man halt nur mal für ne "fette Party" nach Malle flog oder eben zum Shopping nach London. Der Flug ist ja billig. Für diese Art von Reisen habe ich prinzipiell kein Verständnis mehr zur heutigen Zeit. Und wie gesagt, am Ende reden wir bei den Distanzen von Unterschieden Flug zum Zug von Stunden und nicht von Tagen.
Am Ende des Tages ess ich weiter mein Fleisch und fahre Zug, ein anderer mag Vegetarier sein und dafür fliegen und wieder ein Dritter wird nichts oder alles davon machen. Es steht mir nicht zu, anderer Leben zu be- oder verurteilen. Ich finde es nur wichtig, dass man wenigstens drüber nachdenkt – und das fehlte mir hier bisher ein bisschen insgesamt.
Dein letzter Absatz ist lobenswert, aber er entspricht halt nicht deinen Aussagen in den ersten Absätzen. Natürlich sollte man über seinen ökologischen (aber auch moralischen und ökonomischen) "impact" nachdenken. Aber jeder setzt die Grenzen anders – jemand, der für Party nach Malle fliegt, mag im Gegensatz zum Spessart-Urlauber Vegetarier sein. Diese singulären Facetten sollten kein Maßstab einer Be/Verurteilung sein.
Na selbstverständlich ist klimabewusstes Handeln hier ein Faktor. Ich hab das bei meiner Antwort als gesetzt behandelt. Aber man doch trotzdem für und wider diskutieren.
Korrekt. Das sehe ich auch so.
Da ich meinen diesjährigen Sommerurlaub in London verbringe, hatte ich anfangs auch über Flixbus bzw. Bahn nachgedacht, besonders da ich eigtl ganz gerne Bahn fahre.
Aber es ist wie du schreibst: die Preise sind höher (gerade die Bahn), bestenfalls gleich, als der Flug und die Fahrtdauer beträgt, von mir aus, im besten Fall 16 Stunden (ist die Fahrt billiger als der Flug kann man noch mal mindestens 2 Stunden Fahrtzeit draufschlagen). 2 Tage verlieren und dafür wohl noch mehr bezahlen? Und dann auch noch einmal in Paris umsteigen? Eher nein. Besonders da man nach 16 Stunden doch ziemlich gerädert ist (geht mir zumindest so, selbst wenn ich im Bus geschlafen habe) .
Flixbus ist aber, zumindest von mir aus gesehen, eine echte Alternative zur Bahn/ Flugzeug/ Auto wenn man nach Brüssel möchte. Etwa 20€ für ne Direktverbindung bei 4 Std Fahrt, das ist, finde ich, korrekt.
Ich erinnere mich an den Fussballer Dennis Bergkamp, der in den 90er bei Arsenal London spielte und so unter Flugangst litt, dass er zu den Auswärtsspielen in Europa immer auf dem Landweg anreiste (Bahn oder Auto).
Also Flugangst wäre eine Option. Oder es so sehen, wie meine Eltern, die mit dem Bus aus Norddeutschland nach Rom gefahren sind, weil sie a) als Rentner Zeit genug hatten und b) sie etwas von der Gegend (z. B. Alpen) sehen konnten. Und meine Mutter ist bisher nur einmal in ihrem Leben geflogen und sie hat es gehasst.
Jein. Das sind Gründe GEGEN das Fliegen, nicht für Bus oder Bahn.
Ich denke, solche Busrouten sind ähnlich wie die ICEs von Berlin nach München über Hamburg, Ruhrgebiet, Köln, Frankfurt, Karlsruhe – die fährt keiner auf der gesamten Länge, aber die Summe der sich überlappenden Teilabschnitte scheint einen gewissen Bedarf zu haben. Hier also München nach Düsseldorf und Köln nach Lille etc.