Wirre Gedanken eines alternden Kinosesselfurzers
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Nächste Woche geht es wieder zu den Fantasy Filmfest Nights nach Berlin. Ich bin seit 35 Jahren ohne Unterbrechung dabei. Ein Veteran? Ein Senior? Ein Fossil?
Tatsächlich kommt es immer häufiger vor, dass ich mich wie ein wütender alter Mann fühle, wenn ich Texte der nachfolgenden Generation lese oder ihren Gesprächen lausche. Ich finde das oft so unreflektiert, so kontextfrei, so besoffen wie ungebildet.
Teilweise verteidige ich das als Ergebnis der sich ändernden Verhältnisse: Wir sind in den 70ern und 80er Jahren mit erheblich weniger Quellen, aber erheblich mehr Bandbreite aufgewachsen. Da das Angebot begrenzt war, schauten wir so ziemlich alles, was in der Flimmerkiste lief. Ich bin nicht nur mit den Filmen und Serien meiner Zeit groß geworden, sondern auch mit Charlie Chaplin, Fred Astaire, Jack Arnold, und Hans Moser.
Meine Generation hat einen verbindenden Kanon, zu dem das hier gehört:
Man darf das nicht unterschätzen. Die schiere Menge an "Altlasten" im deutschen Fernsehen hatte den Effekt, dass wir die Filmgeschichte in Höhen und Tiefen und von oben nach unten kennenlernten. Man stolperte von Roger Cormans Poe-Verfilmungen in die avantgardistischen "Das kleine Fernsehspiel"-Produktionen, vom Schwarzwald-Mädel zum Malteser Falken. Wer aufpasste, der konnte bald – auch ohne IMDB und Wikipedia – Genres erkennen, Epochen zuordnen, Entwicklungen ausmachen.
Ich fürchte oft, dass das heute fehlt, weil das aktuelle Angebot so überwältigend groß ist, dass man
- für den Altkram schlicht keine Zeit hat und
- man sowieso nur das gucken muss, was man gucken will
So, wie niemand ernsthaft glauben kann, dass es ausreicht, wenn Kinder in der Schule nur lernen, was sie lernen wollen, kann niemand ernsthaft glauben, dass jemand sich mit Kino auskennt, der zeitlebens nur die Blockbuster ab MATRIX gesehen hat. Man muss nicht alles mögen, aber man sollte viel kennen, um einiges zu verstehen.
Ich kann mich erinnern, als bei ProSieben in den 90ern die Parole ausgegeben wurde, dass keine Schwarzweißfilme mehr zu senden seien, weil es immer wieder Zuschauer gäbe, die sich dann wegen des "kaputten Films" beschwerten. ProSieben sollte, so die Vorgabe, bunt sein, laut, schnell, spektakulär.
Kürzlich war ich Teil einer Gruppe von 22 Menschen im Alter von 18 bis 58. Ich konnte verstehen, dass der Großteil der Beteiligten Jayne Mansfield nicht kannte. Muss man nicht. Fußnote der Filmgeschichte im Fahrwasser von Marilyn Monroe.
Was ich nicht verstehen konnte: Als ein Bild von Pierce Brosnan gezeigt wurden, zogen acht der Teilnehmer blank. Das ist mehr als ein Drittel. Die meisten von ihnen waren unter 25 und damit mit den Daniel Craig-Bonds aufgewachsen. Brosnan war für sie schon ein Gesicht aus der cineastischen Steinzeit.
Vielleicht hätten sie ihn erkannt, wenn man ihnen den Tipp "der war ein Nebendarsteller im Musical MAMA MIA" gegeben hätte.
Filmgeschichte ist ein Subset der Geschichte allgemein und es gilt der gleiche Maßstab: Man muss sie studieren, um sie zu verstehen. Wer sie ignoriert, wird ihre Fehler wiederholen, wird sich nicht entwickeln. Je mehr man in sie investiert, desto mehr kann man von ihr profitieren. It’s the gift that keeps on giving.
Natürlich bleibt es jedem überlassen, wie viel Filmwissen er sich anlesen möchte, wie viele Making ofs er schauen mag. Der Eine ist zufrieden, Konsument zu sein, der Andere hat Ambitionen zum Klugscheißer. Ich kann mich gut erinnern, dass ich schon als Fünfjähriger bei Stunts und Spezialeffekten mit offenen Mund dagesessen und gedacht habe: "Boah, wie haben die das gemacht?!"
Dieser im wahrsten Sinne des Wortes schmale Band war Mitte der 70er das erste Buch zum Thema Film, das ich gelesen habe:
Auf einmal war ich nicht mehr nur Zuschauer – ich wusste, bei welchen Stunts in den Edgar Wallace-Filmen sich Fuchsberger verletzt hatte, welche Dreharbeiten er wegen einer Kieferentzündung ausfallen lassen musste. Ich war "Insider".
Wenige Jahre vor seinem Tod habe ich mir das Buch von ihm signieren lassen.
Heute haben Filminteressierte eine fast unbegrenzte Auswahl. Schon kostenfreie Plattformen wie YouTube bieten den Zugriff auf abertausende Filme vom Klassiker bis zum Trash. Alles, was älter als drei Jahre ist, kann irgendwo "für umme" geschaut werden, dazu Stummfilme, Serien, Serials, Shows, Specials. Vom Kino ins Heimkino brauchen Filme nur Wochen, manchmal nur Tage. Mehr noch: Immer mehr Blockbuster werden direkt fürs Streaming produziert.
Ich verstehe, dass angesichts der Star Wars/Star Trek/Marvel/Disney-Flut kaum jemand Zeit und Mühe aufbringt, sich Cartoons von Ub Iwerks anzuschauen oder die sperrigen Science Fiction-Politanalogien von Alexander Kluge aus den 70er Jahren. Die sind schwer, träge, gerne gegen den Unterhaltungswunsch inszeniert und konsequent eitel. Aber sie sind Teile des Puzzles Film, ohne die man niemals das ganze Bild verstehen wird.
Und so ist seit den 90ern eine Generation herangewachsen, die theoretisch viel mehr weiß oder zumindest wissen könnte als ich – und sich dennoch oft als konsequent ignorant oder zumindest betriebsblind herausstellt. Deren "Fachwissen" exakt bis in ihre Pubertät zurück reicht, weil sie kaum etwas schauen, was davor produziert wurde. Die nicht erkennen, wenn ein Film die gialli von Argento referenziert oder die üppige Theatralik der Hammer-Filme. Die den steinigen Weg der Superhelden-Verfilmungen, an dessen Ende das MCU stand, nicht mitgegangen sind.
Die höre ich dann in Kinovorstellungen oder während der Festivalpausen Sachen sagen, da werden mir die Haare grau. Da mache ich die Faust in der Tasche. Da muss ich mich zwingen (mitunter erfolglos), nicht im Oberlehrer-Tonfall einzuschreiten: "Nun mal halblang – tatsächlich ist es nämlich so, dass…"
Ich kann es einfach nicht fassen, dass die aktuelle Generation aus so viel Material so wenig Wissen schöpft, aus so viel Vorarbeit so wenig Erkenntnis. Selbst wenn mal eine kluge Analogie oder eine obskure Referenz genannt wird, ist schmerzhaft offensichtlich, dass man die Wikipedia nachplappert oder das Presseheft.
Es sollte mir egal sein. Und doch macht es mich manchmal wütend, weil die Masse an verfügbarem Wissen offensichtlich nicht schlau, sondern faul gemacht hat. Man muss sich nix merken, weil man es jederzeit nachschlagen kann – und nachschlagen muss man es auch nicht, weil es sooo wichtig nun auch nicht ist.
Heute war es ein willkürliches Beispiel, das mich getriggert hat.
Ich bin bekanntermaßen jemand, der Facebook primär als weitere Plattform für seine Beiträge sieht. Ich treibe mich fast nie in anderen Feeds herum, nehme kaum an Diskussionen teil. Da liegt kein Segen drauf, da wird man immer nur in unsinnige Streits mit erkenntnisresistenten Spacken ohne Lebensberechtigungsschein (LBS) gezogen. Ich folge fast ausschließlich Leuten, die ich bewundere – weil ich nur von denen lernen kann, die schlauer sind als ich.
Die ehrenvolle Ausnahme bleibt natürlich "die scheißeste Musik wo gibt".
Aber nun ja, es kam vor ein paar Wochen eine Einladung rein, mich einer FB-Gruppe anzuschließen. Klang ganz nett: knapp 10.000 Mitglieder, schon ein paar Jahre auf dem Buckel und mit dem Anspruch "mit Geschmack":
Der Zyniker in mir hätte es wissen müssen: glaube ich denn ernsthaft, dass in Deutschland fast 10.000 Leute mit Geschmack in Sachen Film existieren?
Das Video von Julia Baudisch war vor drei Wochen der erste Trigger, bei dem ich dachte: "Bin ich hier womöglich im falschen Film?" (pun intended)
Es mag generell keine gute Idee sein, wenn alle Gruppenmitglieder Beiträge verfassen dürfen, weil trotz der Weisheit der Masse der Mensch als Teil dieser Masse eben nicht tendenziell weise ist. Wenn jeder redet, reden viele Unfug.
Heute schreibt eine junge Frau einen ausführlichen Beitrag, dass sie Hilfe bräuche bei der Identifizierung einer Serie mit Anthony Michael Hall über einen Mann, der bei Berührung anderer Menschen die Zukunft vorhersehen kann. Sie beschreibt die Serie im Detail über mehrere Absätze.
DEAD ZONE, klar. Die TV-Version des Stephen King-Romans DEAD ZONE – DAS ATTENTAT, der schon von David Cronenberg mit Christopher Walken verfilmt wurde (und nein, ich muss so etwas eben nicht in der IMDB nachschlagen).
Mein Problem ist NICHT, dass die junge Frau das nicht weiß. Mein Problem ist, dass sie mit den Informationen, die sie hat, den Titel der Serie selbst in 10 Sekunden googeln könnte. Es steht überall. Wikipedia, IMDB, Epguides. Stattdessen macht sie sich die Mühe, einen Beitrag über mehrere Absätze zu schreiben – und überträgt die minimale Denk- und Recherchearbeit an die anderen Gruppenteilnehmer.
Auf mein "Was daran konntest du nicht in der Wikipedia oder der IMDB nachschlagen?" reagiert sie erwartungsgemäß angefressen und mit dem absurden Zusatz, Wikipedia sei ja auch nicht immer vollständig.
Zwei, drei andere Leser sind nicht so zickig wie ich und nennen den Titel der Serie, einmal mit dem Verweis "nach dem Roman von Steven King".
Ich bin in der Gruppe falsch, das ist mittlerweile klar. Nicht, weil ich schlau bin und die doof, sondern weil hier Generationen aufeinander treffen, die verschieden sozialisiert worden sind. Ich dachte immer, man ist stolz darauf, wenn man sich eine Information selber erarbeitet, wenn man nicht bei der erstbesten Gelegenheit die Hand hebt und "kann mal wer helfen?" jammert. Wissen recherchieren und sich nicht mit dem Löffelchen füttern lassen. In Zeiten des Internets hat man jede Möglichkeit dazu.
Vor ein paar Tagen wurde mir ein schönes Gegenbeispiel geboten, wann und in welcher Form es korrekt und produktiv ist, die Weisheit der Massen anzurufen.
Mein Ko-Autor William ist wie ich ein Fan von "lost media", und in den entsprechenden Reddit-Gruppen finden sich immer Leute, die anhand von absurd vagen Details Filme und Serien zu identifizieren versuchen, bei denen selbst das Internet die Hände hochwirft und sagt "ich weiß es doch auch nicht!". William wiederum ist sehr gut darin, obskure Werke zuzuordnen.
So postete jemand neulich diese Anfrage:
I’m looking for a German science fiction film i saw in the late 80’s or even early/mid 90’s. I can remember that it was broadcast on dutch tv and that it was about a super computer or a computer chip. I remember a guy on a bench giving another person a hamburger that contained a chip. And later in the movie one or two protagonists had to overcome a (super)computer that shot lasers at them. If anyone knows a movie that has similarities then please respond, i would love to see that film again.
Tatsächlich könnten einige Wortvogel-Leser nun die Finger heben, wenn ihr Gedächtnis gut genug ist.
Aus einem völlig anderen Kontext heraus schickte ich William am Tag darauf einen Link zu meiner Fotostory des Films PENG DU BIST TOT! mit Ingolf Lück, in dem der kürzlich verstorbene Tony Todd einen Gastauftritt hatte und der posthum aktuell in CUTTER’S CLUB zu sehen ist.
Und was findet William in meiner Fotostory?
Tatsächlich ist PENG der gesuchte Film und William konnte die Anfrage auflösen.
DAS nenne ich "Weisheit der Massen", schlicht weil es keine üppig bestückten Datenbanken gibt, in denen man das hätte problemlos nachschlagen können.
DAS sind die kleinen Erlebnisse, die in mir die Flamme des Kino-Nerds weiter flackern lasse. This is what I came for.
Bei FILMTOAST habe ich mich nun wieder abgemeldet. Ist nicht gut für meinen Blutdruck. Und meine Außenwirkung.
Und ja, ich wollte eigentlich über etwas ganz anderes schreiben, aber dieser Gaul ist mal wieder mit mir durchgegangen.
Meine Kollegin erzählt mir immer wieder was sie gelesen oder gesehen hat und ich googel ihr dann das Buch, auf dem das neue bzw der Film basiert.
Ich komm mir vor wie diese sketchreihe mit 3 Generationen, wo jeder alte dem vorhergehenden Junior erklärt, dass es wieder nix ni gibt
Manchmal kommt mir eine Erstellung einer solchen Diskussion vor wie ein Ruf nach Liebe. Allein schon a) "Schreib ma das so?" -Egal was, achte stumpf darauf, was Autocorrect vorschlägt, anstatt Buchstabensuppe zu erbrechen und b) "Hat noch jemand BLACK MIRROR Se 7, Episode 1 gesehen?" -Nee, Schlumpfinchen, Netflix bestellt davon Staffel um Staffel, weil die den Brooker gerne haben. Ob das jemand schaut, ist egal…
Und das sind nur zwei Punkte, die mich triggern…
Schöner gedanklicher Exkurs, danke dir. Und ja, früher waren wir bei Interesse alle etwas breiter aufgestellt. 😉
Bei mir war es vermutlich sogar noch extremer, einfach weil es im Osten noch ein wenig beschränkter zuging, was die Möglichkeiten zum Medienkonsum anging. Ich bin mit zwei ostdeutschen Fernsehprogrammen und der ARD aufgewachsen (ein paar Nachbarn hatten vergrieseltes ZDF, aber das auch nur dank waghalsiger Selfmade-Antennenkonstruktionen) – als kleines Mitt-70er-Kid bestanden die Fernsehwochen für mich in den montäglichen deutschen und österreichischen Komödien, die da noch "Lustspiele" hießen und in der Regel aus den 1930ern stammten und den hier und da verstreuten französisch-italienischen Mantel-und-Degen-/Piraten-Filmen mit Gerard Philippe oder Jean Marais aus den 50ern und 60ern. Samstag abends nach dem "Wort zum Sonntag" gabs später dafür in der ARD zwar immer ein paar größere Filme, die sich gefühlt aber trotzdem jedes Jahr wiederholten, so dass ich allein POLTERGEIST, den WEISSEN HAI, BUCK ROGERS, KAMPFSTERN GALACTICA und THE FOG gefühlt jeweils zwanzig Mal gesehen hatte. Aber immerhin …
Meine erste Kinosozialisierung (an die ich mich bewusst erinnere) muss irgendwann in den frühen 70ern passiert sein – natürlich kein aktueller Film, von denen die meisten es ja eh nie auf ostdeutsche Leinwände schafften, aber dafür ein lauschiger Samstagabend im Open-Air-Kino in der Waldgaststätte des Nachbardorfs. Es lief Nathan Jurans SINDBADS SIEBTE REISE, damals schon mindestens 15 Jahre alt, aber ich war angefixt, auch wenn ich da natürlich noch nichts von Harryhausen wusste. Und nur wenige Jahre später hab ich meine Mutter bei einem Besuch in der Kreisstadt zu einem Kinobesuch überredet, der mir (als Siebenjährigem) wochenlang Albträume beschert hat, obwohl man es heute kaum glauben mag – gezeigt wurde IM BANNE DES UNHEIMLICHEN (mit Sicherheit auch damals schon zehn Jahre und länger aus allen bundesdeutschen Kinosälen verschwunden), und dieser fucking Skorpionring an der Skeletthand hat mich Knirps absolut fertiggemacht! Oh mann, those were the days …
"Ich dachte immer, man ist stolz darauf, wenn man sich eine Information selber erarbeitet,…"
Irgendwie ist dieser Stolz bzw. diese Einstellung verloren gegangen. Leider betrifft das nicht nur das Filmwissen (da wäre es außer für die Nerds eventuell noch zu verschmerzen), es zieht sich leider durch nahezu alle Bereiche des Lebens.
Befremdlich finde ich es dann, wenn man als jemand, der eigenes Wissen hat, als eine Art Freak betrachtet wird ("wieso merkst Du Dir denn sowas?").
Ich erinnere mich sehr gut an den schwarz/weiß-Schwachsinn von ProSieben. Vor allem, weil dem die Ausstrahlung einer AkteX-Folge zum Opfer fiel, weil die komplett in s/w gedreht wurde. Die wurde dann irgendwann nachträglich als super-duper-Special gezeigt. Angeblich weils so besonders war, aber eigentlich nur, weil der sehr verstimmten Fan-Basis nachgegeben wurde.
In die gleiche Zeit fällt auch die Erinnerung von ganzen Bücherregalen mit Zeitschriften, Serienführern (zu vorrangig AkteX) in meinem Teenizimmer, weil Internet gabs nicht wirklich bei meinen Eltern (wir hatten doch nichts).
Vermutlich wird es auf die zitierte Fragestellerin nicht zutreffen – oder vielleicht doch? Es gibt ja das Phänomen in den sozialen Medien durch vermeintliches Unwissen, falsche Behauptungen, ja vorgetäuschte Tippfehler gar, Reaktionen und damit Traffic und Aufmerksamkeit zu provozieren. Hat bestimmt auch einen Namen. Ich traue mich aber jetzt hier nicht zu fragen, ob den jemand kennt. Ich werde es selbst herausfinden!
Den Gedanken hatte ich auch, ich assoziiere das immer mit Reddit und dem unsäglichen Upvote/Downvote System.
Engagement Bait. Ich denke, das ist tatsächlich die Erklärung, die wesentliche "Währung" in sozialen Netzwerken ist nicht Wissen (schon weil es scheinbar trivial ist) oder Aufwand/Invest sondern Interaktion. Und mit einer einfachen Frage, formal schön aufbereitet, sind die Chancen einfach am höchsten, das sich jemand drauf einlässt, der sie beantwortet – und gleichzeitig jemand der sich darüber beschwert. Muss auch gar nicht gesagt sein, dass das hier der Fall ist, kann auch sein dass sie den Mechanismus einfach so verinnerlicht hat
Ah, das suchte ich: Engagement Bait.
Danke.
In diesem Fall halte ich das nicht für Engagement Bait. Das sehe ich eher bei den Gruppen, wo mit offensichtlich falschen oder provokanten Aussagen Kommentare provoziert werden.
In dem Punkt bin ich mit meiner mittleren Tochter sehr glücklich. Ihr Eigeninteresse hat sie schon früh in Richtung Manga/Anime getrieben, aber dank väterlicher Scheibensammlung und regelmäßigen gemeinsamen DVD-Abenden hat sich ihr Horizont schon drastisch erweitert. Mit 11 das MCU entdeckt, dann Doctor Who (nein, nicht die 60er Jahre-Folgen) und ein erstes Interesse am Horrorgenre, inzwischen (mit 19) schaut sie mit mir quer durch die Jahrzehnte, von Trash zu Arthouse, ihre aktuellen drei Lieblingsfilme sind "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", "Alita Battle Angel" und "Train to Busan"…
Meine Kinosozialisation fing Mitte der 70er an.Jugendvostellungen Mittwoch Nachmittags in einem schönen grossen Kino (mit Balkon).Wir Racker verfolgten mit Begeisterung Robin Hood (1938) ,Der gebrochene Pfeil mit Jimmy Stewart und dem edlen Häuptling Cochise.Das Dschungelbuch von den Kordas mit der Riesenschlange verursachte wohlige Alpträume.Danach den Schaukasten studiert mit den Ankündigungen kommender Attraktionen.Wobei man wusste das es ein Ding der Unmöglichkeit war Der Exorzist und Jaws zu sehen wegen der Altersfreigabe.
Besonders möchte ich aber die Öffentlich-Rechtlichen Sender loben.Ohne Vorwissen solche Klassiker wie Die Passion der Jungfrau von Orléans und Im Westen nichts Neues zu sehen war erschütternd.
Ja, ich bin wahrlich auch über verstörende Sachen gestolpert – die Puppen in BARBARELLA, das Ende von TANZ DER VAMPIRE, die erste Folge von KIMBA…
Ob viele der acht tatsächlich den Daniel Craig erkennen?
Ich fürchte, das war früher auch nicht besser oder insofern besser, dass einem die alten Sachen aufgrund der geringen Auswahl aufgedrängt wurden.
Heute kann man sich auch die Popkultur-Dokus auf arte anschauen und die interessanten Flipps-Deep Dive auf youtube, aber es braucht auch Zeit und man muss sich interessieren.
Ich erinnere mich an eine Situation in 2001, da gab es im Kino nämlichen Film. Ein paar Reihen vor mir sagte jemand nach ca. 15 Minuten laut zu seinem Nachbarn: "Ich dachte, das ist Science-Fiction, was sollen die Affen?", worauf dann beide schnell den Saal verließen.
Es gab damals natürlich weniger Möglichkeiten, sich über Filme im Vorfeld zu informieren, aber die beiden waren sprichwörtlich im falschen Film.
Sprichs du hier von…
a) 2001 – dem Film, der 1968 veröffentlich wurde?
b) 2001 – dem Jahr, in dem Tim Burtons Planet der Affen veröffentlicht wurde?
Der nämliche Film, nämlich 2001 – A Space Odyssey.
Dieses Phänomen ist mir auch schon aufgefallen. Statt einen Sachverhalt selbst zu recherchieren, wird in einer Gruppe nachgefragt, was im Zweifel viel mehr Zeit kostet (und auf die Ergebnisse kann man sich auch nicht immer verlassen, denn Halbwissende können natürlich nur Halbwissen weitergeben). Habe aber auch keine Erklärung dafür.
Sowas macht mich wahnsinnig. Vor allem wenn es einfachste Faktenfragen sind, für die man einfach nur zwei Begriffe bei Google eingeben muss und einen der Fakt im ersten Ergebnis ins Gesicht springt. Ich werde da auch sofort zickig und kann mir bei den Antwort dann einen entsprechenden Kommentar nicht verkneifen.
Tief durchatmen, einen Link zu https://letmegooglethat.com/?q=LMGTFY posten und weitergehen …