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Mai 2025

Fantasy Filmfest Nights 2025 (8): NOISE

Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |

Südkorea 2024

Regie: Soo-jin Kim

Darsteller: Lee Sun-bin, Kyung-Soo Ryu, u.a.

Offizielle Synopsis: Ju-Hee hört seltsame Geräusche in ihrer Wohnung. Überhaupt scheint die ganze Nachbarschaft sehr lärmempfindlich zu sein. Als die junge Frau dann spurlos verschwindet, stellt ihre hörgeschädigte Schwester Nachforschungen an. Mit ihrem neuartigen Hörgerät beginnt auch diese bald Laute wahrzunehmen, die nicht für ihre Ohren bestimmt sind.

Disclaimer: Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen werde ich die Kritiken zu BRING THEM DOWN und JUNE AND JOHN vermutlich am Montag nachliefern.

Kritik: Die Inhaltsangabe ist zwar nicht faktisch falsch, aber zumindest irreführend –  das "neuartige Hörgerät" bleibt ein Gimmick, das nicht zur Aufklärung beiträgt, sondern nur verhindert, dass Ju-Hees Schwester nicht von Anfang an hört, was alle anderen hören. Sonst gäbe es den Film nämlich nicht.

Im Vorfeld trommelte der Veranstalter wieder fleißig, dass wir froh sein dürfen, in einem Kino mit einer exzellenten Sound-Anlage zu sitzen, denn NOISE sei ein Ohrenschmaus. Und die ersten drei Minuten scheinen zu bestätigen, dass wir es hier mit einer Art ASMR-Thriller zu tun haben, der jedes noch so kleine Geräusch saalfüllend aufbläst. Kratzen, knistern, keuchen – alles auf 11.

Joo-yeong hat wahrlich eine umfassende Aufgabe zu bewältigen. Sie muss herausfinden, was mit ihrer Schwester passiert ist. Warum es passiert ist. Wer involviert ist. Und das alles in einem gesichtslosen Apartmenthaus, in dem jeder seine eigenen Interessen verfolgt und in dem unerklärliche Dinge geschehen und lange verschlossene Räume entdeckt werden.

Das ist zuerst einmal wieder ein spannender Einblick in die koreanische (Wohn)Gesellschaft (siehe erneut CONCRETE UTOPIA). Die Menschen verbarrikadieren sich regelrecht in ihren kleinen Apartments, in denen sie einen Anschein von Individualität leben dürfen, während draußen die Anpassung an die strenge und gnadenlose Hausverwaltung verlangt wird. Wer als "Störenfried" identifiziert wird, muss mit Ächtung rechnen, als Opfer ist man unerwünscht. Jeder Versuch, tatsächliche Hilfe zu bekommen, wird abgeblockt – nur die Ordnung muss wieder hergestellt werden, die Oberfläche, der Schein.

Leider überhebt sich NOISE massiv bei dem Versuch, alles anzudeuten, aber nichts wirklich zu sein. Praktisch jede Szene ist eine Suspense-Miniatur, eine Ansammlung vager Figuren in dunklen Gängen, beunruhigender Geräusche in tapezierten Wänden, unangenehmer Gerüche in verriegelten Kellern. Es gibt sehr eindeutige Hinweise, dass ein Serienkiller umgeht – dämonischer Natur? Oder bildet sich Joo-yeong das alles nur ein? Liegt ein Fluch auf Apartment 604?

Nichts davon. Am Ende wird – aller gegenteiliger Indizien zum Trotz – ein zutiefst banaler Charakter als Täter entlarvt und ein suppiger Epilog soll uns glauben machen, dass damit alles erklärt ist. Leider nein. Das ergibt keinen Sinn.

Fazit: Ein Film, der mehr an der Inszenierung innerer Unruhe interessiert ist als an einem stringenten Plot und dessen Ziellosigkeit spätestens ab der zweiten Hälfte nervt. Die erste rote Ampel eines bisher generell schwachen Festivals. 3 von 10 Punkten.

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