Fantasy Filmfest Nights 2025 (7): MERMAID
Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |Regie: Tyler Cornack
Darsteller: Johnny Pemberton, Avery Potemri, Robert Patrick, Kevin Nealon, Kevin Dunn u.a.
Offizielle Synopsis: Doug hat das Talent, in jedem Becken ganz unten zu landen – egal ob bei Beziehungen, Drogen oder seinem Job als Aquariumpfleger in einem Stripclub. Als er entlassen wird, scheint sein Glück vollständig verbraucht. Doch dann entdeckt er im Ozean etwas, das sein Leben verändert: eine verletzte Meerjungfrau. Das unappetitlich schleimige Wesen mit Reptilienhaut und Reißzähnen hat es ihm sofort angetan. Es entsteht eine verstörend-zarte Bindung, die Doug vor allen Widrigkeiten, Kokaintrips, Kindergeburtstag und blutigen Ausrastern inklusive, beschützen muss.
Kritik: Let me set the mood – das hier ist ein Dialog aus Regisseur Tyler Cornacks Erstling mit dem vielsagenden Titel BUTT BOY:
Chief Lazarra: So you’re asking me to go off this theory you got about a white married male, who happens to be a father, living in the suburbs of critica county, who also happens to be your AA sponsor, which I might add, has been secretly running around, cramming objects, animals, and children up his asshole. Then he somehow digest them and he does this in sprees almost in a serial killer fashion. Is that about it?
Detective Russel Fox: Uh huh. Well I’m not entirely sure about the whole uh, digestive system part, but yeah. And it seems the more objects this guy is putting up his ass, uhh… the stronger he’s getting. That’s my theory, anyway.
Das ist die Sorte Humor, mit der wir hier rechnen dürfen.
MERMAID wurde als "Liebesbrief an Florida" verkauft und als jemand, der mal da war, kann ich das durchaus unterschreiben. Bunt, hedonistisch, geld- und auch sonstwie geil, gnadenlos, brechend voll und doch einsam. The American dream as a Disney nightmare.
Das ist allein deswegen eine angenehme Abwechslung, weil die Farbe gewollt ist und nicht pathologisch im Schneideraum auf graublau runtergedreht wird.
Darüber hinaus ist MERMAID… ein Film. Ich kann ihn nicht mal einem wirklichen Genre zuordnen. Ein Prolog, der irgendwie nachträglich gedreht wirkt, möchte ihn als Monsterstreifen verkaufen, aber das ist so wenig korrekt wie de Einordnung als Liebesfilm oder Gangsterdrama. Vielmehr nutzt MERMAID das Personal und die Konstellationen dieser Kategorien, um… damit abzuhängen.
Ja, MERMAID ist erzählerisch ein Nachmittag auf der Couch, ein von willkürlichen Begegnungen gerahmter Weckruf für den Slacker Doug, der über die Begegnung mit der Meerjungfrau, die weder nach Jungfrau noch nach Frau aussieht, sein Leben neu justieren muss. Sein "character arc" ähnelt dem von Eddie in LOCKED.
Das ist generell sehr unterhaltsam, weil Cornack seinen Darstellern den Raum gibt, ihre Miniaturen mit Leben zu füllen. Robert Patrick ist mal wieder super als ledern gebrannter Kleingauner und Kevin Dunn braucht nur eine Szene, um den Film an sich zu reißen wie weiland Christopher Walken in PULP FICTION.
Aber es ist einfach zu lang für zu wenig. 105 Minuten, die prima 85 hätten sein können, vielleicht müssen. Ein Zuschauer hinter mir brachte es zum Nachspann auf den Punkt: "50 Prozent schneller erzählt wäre der richtig gut gewesen."
Es liegt eine Lektion darin, dass viele Filme auf diesem Festival Punktabzug bekommen, weil sie zu lang sind. Es wird Zeit, dass Filmemacher diese Lektion endlich wieder lernen.
Was meint Lil' Freddy?