Fantasy Filmfest Nights 2025 (5): LOCKED
Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |Regie: David Yarovesky
Darsteller: Bill Skarsgård, Anthony Hopkins, Ashley Cartwright u.a.
Offizielle Synopsis: Als Eddie versucht, das falsche Auto zu stehlen, beginnt ein Martyrium sondergleichen. Ausgeliefert und tagelang eingesperrt ohne Wasser und Nahrung muss er auf engstem Raum begreifen, was sein teuflischer Kontrahent mit ihm im Schilde führt. Immer wieder lässt sich dieser neue Perversitäten einfallen, wie er sein Opfer in dem sicht- und schallisolierten und mit allen technischen Schikanen ausgerüsteten SUV quälen kann.
Kritik: Endlich. Nach vier Filmen, die weder die klassischen Genres bedienen noch besondere Eile an den Tag legen wollten, knackt ein straffes B-Movie den Code, weckt den Zuschauersaal mit Elektrostößen und Vuvuzela, lässt Testosteron gegen Testosteron antreten, um straff und selbstbewußt genau das zu bieten, was so ein Festival einfach braucht: disposable entertainment.
Zwei gute Darsteller, ein simples Szenario, gerade mal 95 Minuten (falls sich wer erinnert: das galt mal als goldene Länge für Spielfilme). Eine Story, wie Stephen King sie in besseren Jahren hätte schreiben können. Ein Duell, in das sich die Darsteller verbeißen. Ein Beispiel, wie man modernen Möglichkeiten sogar eine Stunde in einem Auto spannend visualisieren kann.
Natürlich ist LOCKED nicht perfekt. Oder anders gesagt: er ist manchmal zu perfekt. Eddie wird sehr bemüht als eigentlich gute Seele eingeführt, ein herzensguter Loser, dem einfach im Leben sehr viel schief gelaufen ist. Und dass es William weniger um Gerechtigkeit als um alttestamentarische Rachephantasien geht, ist ebenso offensichtlich. Damit ist der moralische Konflikt zwischen beiden, der Kampf zwischen den Vertretern von Chaos und Ordnung, zu schnell als Nebelkerze entlarvt.
Ebenso plump plakativ ist die Darstellung der amerikanischen Großstadt als von Drogen und Kriminalität durchsifften Moloch. Ja, eigene Besuche haben mir verdeutlicht, dass Los Angeles und San Francisco teilweise tatsächlich aussehen, als hätte sie sich als Kulissen für das Remake von STREET TRASH beworben, aber das ist hier offensichtlich nur der Textmarker, der den Hintergrund des Szenarios rot unterstreichen soll.
Das scheint mir auch der Grund, warum LOCKED nach der Hälfte das simple Szenario des Wagens als statisches Gefängnis weitgehend aufgibt und zur Stadtrundfahrt aufbricht. Klar wird es für den Drehbuchautor einfacher, wenn er Eddie mit neuen Locations und Situationen konfrontieren kann, aber es überfordert die Glaubwürdigkeit der Geschichte und es schleichen sich immer mehr Logikfehler ein. So ist auch das Finale eher mechanisch gewollt als dem intellektuellen Duell der Protagonisten geschuldet – das erinnert mich an THE COMPANION, der sich auch nicht bis zum Schluss auf sein cleveres Setup verlassen wollte.
Ihr werdet es hassen lernen:
Kein Film, dessen Soundtrack man kaufen möchte.
Dennoch ist LOCKED ein exzellentes Beispiel für "efficient filmmaking", ein echter "crowd pleaser", und spannend von der ersten bis zur letzten Minute.
Trailer:
Was ist denn nun mit der Autobatterie?!
Das ist unter "es schleichen sich immer mehr Logikfehler ein" subsumiert.
klingt nach einem remake von 4×4 aus Argentinien, den fand ich eigentlich ganz nett. Falls dem so ist und du das Original kennst – lohnt sich das Remake gegenüber dem original?
Ja, es ist ein Remake. Nein, ich habe das Original nicht gesehen.