Fantasy Filmfest Nights 2025 (3): A WHALE
Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |Regie: Pablo Hernando
Darsteller: Ingrid García-Jonsson, Ramón Barea, Kepa Errasti u.a.
Offizielle Synopsis: Ein übernatürliches Wesen verleiht Auftragsmörderin Ingrid übermenschliche Fähigkeiten. Schon seit ihrer Kindheit besteht diese ungewöhnliche, symbiotische Verbindung. Regelmäßig sucht das monströse Ungetüm Ingrid auf; versetzt sie manchmal wie im Traum in eine andere Welt und lässt eine weißlich-glitschige Substanz aus ihrer Stirn strömen, die Ingrid wie einen Schatz in einer Truhe verwahrt. Als wäre sie unsichtbar, erledigt die totenblasse junge Frau ihre Jobs eiskalt und hinterlässt keine Spuren – was sie zur Legende in der spanischen Unterwelt macht. Doch im doppelten Spiel zwischen zwei Auftraggebern scheint sie sich zu verfangen. Vielleicht ist ihre Zeit abgelaufen…
Kritik: Hier sind wir mal wieder an der Stelle, an der wir den Autor der Inhaltsangabe mit einem nassen Handtuch ins Gesicht hauen. Ingrid hat KEINE übermenschlichen Fähigkeiten, sie ist lediglich eine extrem pedantische, krankhaft introvertierte Killerin. Sie wird nicht von einem "monströsen Ungetüm" aufgesucht, sondern hat bizarre Visionen einer Kreatur wie aus einem Lovecraft-Universum. Sie ist auch keine Legende in der spanischen Unterwelt. Gerade mal in ihrer Heimatstadt haben einige Gangster von ihr gehört – was Sinn macht, denn sie muss ja Auftraggeber finden. Und ihre Zeit ist natürlich auch nicht abgelaufen…
Ich verstehe zumindest, warum der Autor der Inhaltsangabe meinte, A WHALE aufhübschen zu müssen – es handelt sich um ein trockenes, sperriges, unzugängliches Werk, in dem Menschen sind, Dinge passieren, Zeit vergeht, ohne dass der Zuschauer an die Hand genommen wird. Es ist eine einfache Killer-Geschichte über "divided loyalty", aber angefüllt mit Traumsequenzen und unerklärten (weil unerklärlichen?) Details.
Und selbst das klingt noch spannender, als es ist, weil uns Ingrid trotz Andeutungen einer Backstory komplett verschlossen bleibt. Sie ist mechanische Trostlosigkeit, ein funktionierendes, aber nicht wirklich lebendes destruktives Element in einer Welt ohne Glück und Sonne. Eine Chiffre ohne zugehörigen Code.
Entsprechend ist A WHALE wieder mal in entsättigten, kalten Farbtönen inszeniert, weil die Spielerei am Regler für viele Regisseure mittlerweile wichtiger ist als die erzählerische Entwicklung eines intern stimmigen Universums.
Cthulhu, diverse Moby Dick-Referenzen, mysteriöse Milch (?) – am Ende addiert es sich zu nichts, nichts ist gewonnen, nichts ist erklärt. Nur der Film ist aus.
Ist das Kunst oder kann das weg? Das Programmheft versichert uns ja tapfer:
"Ein klassischer Killer-Noir trifft auf mysteriöse Sciencefiction-Fantasy, gegossen in hypnotische Bilder."
Das ist alles richtig. Und dennoch keine Empfehlung wert.
Was meint Lil' Freddy?
Zur Milch aus dem Kopf: womöglich bezieht sich das auf spermaceti, das sich im kopf vom pottwal (moby dick war auch einer) befindet. Wurde früher unter anderem als Lampenöl benutzt und war scheinbar eine so wertvolle Substanz, dass dafür Wale gejagt wurden. Quelle: vage, Jahrzehnte alte Erinnerungen an moby dick.
Habe den Film aber nicht gesehen und könnte mich daher irren.
Ja, das dachte ich mir auch, aber es hat keinen Kontext und wird auch nicht aufgelöst.
Das fand ich am Ende auch am mysteriösesten (?): Warum war die Kiste mit der "Milch" so unfassbar wichtig? Und warum hat sich das Zeug bewegt, wenn sie mit der Hand darüber war…
Ich will nicht spoilern, darum kann ich hier nicht sagen, was ja noch viel wichtiger an der Milch war.