12
Mai 2025

Fantasy Filmfest Nights 2025 (18): THE RULE OF JENNY PEN

Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |

Neuseeland, Vereinigtes Königreich 2024

Regie: James Ashcroft

Darsteller: Geoffrey Rush, John Lithgow, Nikki MacDonnell, Maaka Pohatu, George Henare, Fiona Collins, u.a.

Offizielle Synopsis: Dave ist ein eiskalter Psychopath. Genüsslich versetzt er seine Mitbewohner:innen mithilfe seiner albernen Handpuppe Jenny Pen in Panik. Er tyrannisiert sie, misshandelt und erniedrigt sie, bevor er sie schließlich in den Tod treibt. Als Stefan einzieht, glaubt Dave, auch bei ihm leichtes Spiel zu haben. Doch der ehemalige Richter ist längst nicht so wehrlos, wie sein gelähmter Körper es suggeriert. Zwischen den beiden entbrennt ein nervenzerreißender Psychokrieg, der schnell eskaliert und das Pflegeheim in eine ganz eigene Art von Hölle verwandelt.

Kritik: Dem Vernehmen nach kommt JENNY PEN mit großen Vorschusslorbeeren von Stephen King himself – eine Empfehlung, die man mit Vorsicht genießen muss, denn der Meister hat uns ja auch schon diverse Male Käse angedreht. Ich kann gut verstehen, was ihm hier gefallen hat – der Stoff ist "King pur", findet seinen Horror im Alltäglichen, das er unter immer größeren Druck setzt. Niemanden hätte überrascht, wenn King in den 90ern diesen Roman geschrieben hätte.

Tatsächlich basiert der Film auf einer Kurzgeschichte von Owen Marshall – womit wir auch schon den Kern des Problems identifiziert hätten.

Versteht mich nicht falsch. JENNY PEN ist großartiges Schauspieler-Kino mit einem grandios verstörenden John Lithgow und einem nicht weniger souveränen Geoffrey Rush, der als Richter nach einem Schlaganfall erstmals die als selbstverständlich angenommene Autorität und die Kontrolle über sein Leben verliert. Die Konfrontation mit dem Psychopathen meint er zuerst mit Intellekt und Arroganz abbügeln zu können – aber in diesem Spiel herrschen andere Regeln…

Ein großartiges Setup, das durch die Handpuppe mit den toten Augen noch einen Tacken gruseliger gerät und das mit ein paar wirklich schockierenden Momente das Altersheim zum Schauplatz echten "body horrors" macht.

Nur leider geht JENNY PEN im zweiten Akt schon total der Saft aus und der Kampf zwischen Stefan und Dave entwickelt keine fatale Zwanghaftigkeit, keine frustrierende Ausweglosigkeit, die so ein Film einfach braucht. Wenn wir schon bei King sind: THE SHINING lieferte Mutter und Sohn dem Psychopathen-Daddy in einer Situation aus, die kein Davonlaufen ermöglichte. In CUJO wurden Mutter und Sohn im Auto von einem tollwütigen Bernhardiner belagert. In MISERY ist das Opfer bettlägerig und der Psychopathin hilflos ausgeliefert.

In JENNY PEN müssen wir zwei Stunden lang glauben, dass Dave mit seinen zunehmend grausamen "Streichen" und seinen Unterwerfungsritualen immer wieder durchkommt, weil ALLE Pfleger nicht hinschauen und ALLE Mitpatienten Angst haben. Es gibt keine echten Kontrollen, keine Videoüberwachung, keine Untersuchungen. Der Film dreht sich die Welt, wie er sie braucht, damit die Story es irgendwie ins relativ unbefriedigende Finale schafft, ohne auseinander zu fallen.

Selbst die Puppe Jenny Pen steigert sich nie zu der monströsen Repräsentation von Daves Irrsinn, die sie sein müsste. Zum Ende hin wird sie zunehmend unwichtig – oder abnehmend wichtig, je nach Gemütslage.

Und dennoch, dennoch, dennoch ist JENNY PEN ein guter Film. Weil er Darsteller aufbietet, die es ernst meinen und dem Stoff die notwendige Schwere verleihen. Weil er "reifes Kino" eben im Stil von MISERY ist und nicht der pubertäre Schockhorror, mit dem in den letzten Jahren die Säle geflutet wurden.

Manchmal mag das Ergebnis dem Anspruch nicht gerecht werden – aber schon der Anspruch ehrt. Der fehlt heutzutage ja wahrlich oft genug.

Fazit: Ein erwachsener und exzellent gespielter Rentner-Psychothriller, der von seinen Darstellern und seinem gut beobachteten Setting lebt, aber dem Ursprung als Kurzgeschichte geschuldet die Laufzeit von zwei Stunden plus nicht vollständig zu stemmen vermag. Dennoch anerkennende 7 von 10 Punkten.

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