Fantasy Filmfest Nights 2025 (14): THE WEEKEND
Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |Regie: Daniel Oriahi
Darsteller: Uzoamaka Aniunoh, Bucci Franklin, Meg Otanwa, Gloria Anozie Young, Keppy Ekpenyong Bassey, Damilola Ogunsi, u.a.
Offizielle Synopsis: Dieses Wochenende werden Narben entstehen – nicht nur körperliche. Schon vor Jahren hat Luc seiner Familie samt deren bizarren Traditionen den Rücken gekehrt. Seine als Waise aufgewachsene Verlobte Nikiya besteht nun aber darauf, ihre zukünftigen Schwiegereltern kennenzulernen. Also macht sich das Paar auf den Weg. Kaum angekommen, passieren exakt die unaussprechlichen Dinge, die Luc unbedingt hinter sich lassen wollte…
Kritik: Filme vom schwarzen Kontinent (sagt man das noch?) sind immer eine ganz besondere Delikatesse. Nicht, weil sie notwendigerweise gut sind (aber sein können – siehe SALOUM und INUMBER NUMBER), sondern weil sie anders sind. Sie entstammen oft Ländern, die nie eine wirkliche Filmindustrie entwickelt haben, in denen es keine multimediale Erzählkultur gibt und in denen die Macher das Handwerk von schrabbeligen VHS-Kopien alter Seagal-Filme gelernt haben.
So was halt:
Tatsächlich ist THE WEEKEND kein Film, auf den man mit dem kolonialistischen Finger zeigen und den man herablassend belächeln kann – was teilweise allerdings gegen ihn arbeitet. Hier wird nicht gespielt, hier wird gearbeitet.
THE WEEKEND ist eine extrem professionelle und bis ins Detail sorgfältig inszenierte Horror-Soap, in der der verlorene Sohn heimkehrt, um seiner Verlobten die Familie vorzustellen. Dabei ist klar, dass er sich um ein elementares Geheimnis drückt, das alle Beteiligten in Spannung hält. DALLAS hat übrigens auch so angefangen – allerdings mit einem gänzlich anderen Ende.
Ich sollte mich vielleicht schämen, wie überrascht ich war, dass alle Darsteller sehr nuancierte Performances bieten, dass das Beziehungsgeflecht so komplex wie durchschaubar ist, und dass Regisseur Oriahi sich ausreichend Zeit nimmt, das subkutane Unwohlsein von Luc und seiner Verlobten hochzudrehen.
Monieren kann ich lediglich, dass 117 Minuten für einen Film, der primär auf eine einzige Pointe im Finale hinausläuft, etwas zu üppig bemessen sind. Und es ist ja nicht so, dass man nicht spätestens ab der Hälfte ahnt, was kommt – fraglich ist nur noch, wie die Protagonisten damit umgehen.
Und schließlich – ich deutete es bereits an-: Die Professionalität der Produktion arbeitet ein wenig gegen den exotischen Reiz der Herkunft. Mit ein paar hingebogenen Zeilen im Skript könnte der Film auch in Alabama spielen und Teil der Jordan Peele-Schule des "new black horror" sein. Das, was hier genuin afrikanisch erscheint, haben die Schwarzen mit der Sklaverei schließlich überzeugend in die Südstaaten mitgenommen.
Dennoch: Respekt für einen Außenseiter des Festivals, der auch einen der besseren Slots im Programm verdient gehabt hätte.
Was meint Lil' Freddy?
Sry, aber der erste Absatz der Kritik, in dem es um das afrikanische Kino insgesamt geht, beweist leider wenig Kenntnis vom reichhaltigen filmischen Schaffen des Kontinents, der z.B. mehrere Filmfestivals mit langer Tradition hat, oder aber eine Reihe renommierter Filmhochschulen. Und auch der Regisseuir dieses Films verzeichnet laut IMDB schon 35 (!) Regiecredits. Ich könnte Seiten darüber schreiben, aber das lasse ich jetzt mal. So wie es jetzt da steht, ist es sehr verkürzt und damit falsch. Und selbst Genrefilme haben die schon mehr als einen gemacht
Ich glaube, du überinterpretierst den Absatz sehr stark. Ich habe geschrieben, dass es viele Länder in Afrika gibt, die keine große Filmindustrie besitzen. Das stimmt auch. Ich habe sogar auf exzellente afrikanische Genrefilme verlinkt. Auch da brauche ich keine Nachhilfe. Dass es aber einen breiten Markt an DIY-Trash aus diesen Ländern gibt, ist unbestreitbar (die habe ich mir früher immer in einem "African hair"-Salon mit Videoecke ausgeliehen). So schön man die afrikanische Filmindustrie auch reden kann – sie ist mit Hollywood, Bollywood, Ozzywood oder dem asiatischen Markt nicht vergleichbar und international auch gegen Null vermarktbar. Interessant obendrein: der Regisseur hat in der Videobotschaft betont, dass er sich an westlichen Produktionen und Standards orientiert hat.