Fantasy Filmfest Nights 2025 (11): JUNE AND JOHN
Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |Regie: Luc Besson
Darsteller: Matilda Price, Luke Stanton Eddy, Ryan Shoos, Dean Testerman, Sherry Mattson u.a.
Offizielle Synopsis: John ist ein Verlierertyp am Rande des Nervenzusammenbruchs, da helfen auch keine Pillen mehr. Doch dann kommt June. Die durchgeknallte junge Frau bricht wie eine Naturgewalt über ihn herein. Ihr Credo: Keine Regeln, keine Grenzen, das Leben bis zur letzten Sekunde auskosten! Alsbald befinden sich die beiden auf einem wilden Roadtrip quer durchs Land, mit einer Knarre, einer Tasche voller Geld und stets auf der Flucht vor der Polizei. Junes Hemmungslosigkeit ist nicht zu bremsen, da springt man auch mal versehentlich ohne Fallschirm aus dem Flugzeug. Aber John ist längst bereit, dieser unglaublichen Frau überallhin zu folgen.
Kritik: Man sieht JUNE AND JOHN an, dass er sich an großen Kino-Vorbildern orientiert: THELMA & LOUISE, LOVE STORY, AUSSER ATEM, KOPFÜBER IN DIE NACHT, SWEET NOVEMBER, GEFÄHRLICHE FREUNDIN, WHO’S THAT GIRL. Die elfenhafte, sexuell befreite junge Frau, die den verklemmten jungen Mann lehrt, das Leben zu genießen und Risiken einzugehen – es ist ein Kino-Klischee aus der bequemen Wühlkiste, das wie ein Selbstläufer funktioniert. Gefahrloses, aber auch kalorienarmes Storytelling.
Das ist auch das Problem: Luc Besson hat keinen frischen Ansatz gefunden, keinen "hook", der den Zuschauer in die Story zieht. Nach dem sehr schönen Einstieg, der Johns steigende Frustration mit seiner Umwelt illustriert, hat JUNE AND JOHN nicht mehr zu bieten als kleine Episödchen, schräge Figuren, und Kalenderweisheiten.
Klar ist das schön anzuschauen – Kalifornien war lange nicht mehr so verführerisch bunt und sonnig. Matilda Price ist eine echte Herzensbrecherin. Und dank der ständigen Ortswechsel kommt keine Langeweile auf.
Aber JUNE AND JOHN ist ein sehr leerer Film in Werbeclip-Ästhetik, der genau das nicht tut, was er von John verlangt: Risiken eingehen, das gänzlich Unerwartete tun. Da hier ist – im Gegensatz zu DOGMAN – "lesser Besson", kaum mehr als eine Fingerübung für einen Regisseur, der auch schon seit über 40 Jahren dabei ist.
Bemerkenswert ist an JUNE AND JOHN allenfalls, dass er mit einem Premium-Smartphone gedreht wurde – und man ihm das absolut nicht ansieht. Bessons Film ist damit ein "proof of concept", dass heutzutage wirklich Jeder Filme drehen kann, die auch auf einer großen Kinoleinwand funktionieren. Die Technik ist da, man muss sie nur zu nutzen wissen.
Die Tatsache, dass JUNE AND JOHN aus einer Idee für einen Werbefilm-Auftrag eines chinesischen Handy-Herstellers entstanden ist, mag auch für die mangelnde erzählerische Substanz verantwortlich sein.
Ich werde an dieser Stelle nicht noch mal die Diskussion aufmachen, was JUNE AND JOHN auf einem Fantasy Filmfest zu suchen. Besson hat eine Dauerkarte, man könnte das Geschehen als fiebriges Märchen interpretieren, und für "gute Laune verbreiten" habe ich noch keinem Film in den Arsch getreten.
Was meint Lil' Freddy?
Steven Soderbergh hat auch schon mehrere Filme mit Smartphones (iPhone 7 bzw 8) gedreht, denen man das in meinen Augen nicht ansieht.
Ja, das ist möglich, aber dadurch daß die Linse bzw der Sensor kleiner ist, ist man hinsichtlich der Lichtbedingungen eingeschränkt. Und auch recht professionelle Produktion schaffen es ja auch oft nicht, so richtig cinematisch auszusehen.
Aber das größere Problem für jedermann, ans Top-Niveau heranzukommen, ist in meinen Augen Schauspiel und Ton.
Natürlich. Das Handy ist nur ein Werkzeug von vielen. Dem deutschen Genrefilm z.B. mangelt es ja auch nicht an Werkzeugen, sondern an Talent und Kreativität.
Und auch Beleuchtung, Ausrüstung, etc. Ich hatte mal Bilder hinter den Kulissen eines Apple Werbespots gesehen, der mit dem damals aktuellen iPhone gedreht wurde. Die Kamera war ein iPhone, die Beleuchtung und das ganze drumherum sah aber nicht anders aus, als wenn da statt e8nem iPhone eine Sony oder Arri als Filmkamera gestanden hätte.
Das ist hier aber anders – laut Artikeln wurde der Film mit einer Crew von maximal 12 Leuten gedreht. Das ist nix.