09
Mai 2025

Fantasy Filmfest Nights 2025 (1): KUNG FU IN ROME

Themen: FF Nights 2025, Film, TV & Presse |

Italien 2025

Regie: Gabriele Mainetti

Darsteller: Yaxi Liu, Enrico Borello, Marco Giallini, Sabrina Ferilli, Chunyu Shanshan, u.a.

Offizielle Synopsis: Yun ist weg! Die Suche nach ihrer Schwester führt die Chinesin Mei nach Italien in die Ewige Stadt, ins Casino “Città Proibita“. Das unehrenhafte Etablissement ist in der Hand chinesischer Gangster, die sich bei der Vermisstensuche wenig kooperativ zeigen. Schwerer Fehler, denn Mei wurde ihr Leben lang nach allen Regeln der Kunst in Kung Fu ausgebildet. Rücksichtslos fräst sie sich alsbald durch Roms Unterwelt – und trifft auf den bei einem Mobster verschuldeten, herzensguten Pastakoch Marcello. Auch seine Familie scheint in Yuns Verschwinden verstrickt zu sein.

Kritik: Gabriele Mainetti wird auf ewig ein Gott für mich sein – mit THEY CALL ME JEEG ROBOT und FREAKS OUT hat er zwei absolute Ausnahmefilme abgeliefert, die nicht nur Abwechslung ins Festival brachten, sondern auch den Beweis lieferten, dass Italien erstaunlich potente Genre-Mixes liefern kann.

Gabriele, sei nel mio cuore. Ma non si può sempre vincere. Non fraintendetemi.

KUNG FU IN ROME ist wieder "vintage Mainetti", ein mit sicherer Hand inszeniertes Aufeinandertreffen von Kino-Kulturen, die bisher keine Schnittmenge hatten und das nach keinem Maßstab der Welt funktionieren dürfte.

Und diesmal funktioniert es auch nicht.

Ja, der Film ist mal wieder sehr aufwändig inszeniert und sehr schnittig choreographiert. Martial Arts aus Italien ist ja eher ein Orchideen-Genre, da kann man dem Regisseur für die Fights durchaus auf die Schulter klopfen. Hart, flüssig, immer zwischen schmerzhaftem Ernst und erfreulicher Absurdität schwankend – an der Schlägerei in der Küche hätte Jackie Chan seine Freude.

Auch die Darsteller sind ohne Fehl und Tadel, wobei sich hier besonders die alternden Charakterdarsteller profilieren, allen voran Marco Giallini als ambivalenter Mafioso mit romantischen Ambitionen.

Aber wahrlich – es wächst nicht zusammen, was nicht zusammen gehört. KUNG FU IN ROME ist zu 90 Prozent eben doch "nur" eine Romeo & Julia-Geschichte im Setting der italienischen Halb- und Unterwelt – und das haben wir nicht nur von Baz Luhrman schon gesehen, das ist auch eine gängige moderne Interpretation des Stoffes auf den Theaterbühnen der Welt.

Der ganze Kung Fu-Aufhänger? Eine Nebelkerze. Zwei, drei Action-Sequenzen stehen völlig kontextfrei, docken nie an das Narrativ an. Die Fights könnte man problemlos aus dem Film schneiden, ohne dass er sich auch nur minimal verändern würde. Kein Wunder, dass der zentrale Konflikt, das Finale und der Epilog ohne Schlägereien auskommen.

Schlimmer noch: nicht mal die Internationalität des Konflikts ist von Bedeutung. Ob Mei Chinesin ist oder Amerikanerin, ob der Bandenkrieg zwischen Italien und China oder zwischen Rom und Mailand ausgetragen wird – es macht keinen Unterschied.

So ist KUNG FU IN ROME das erste Genre-Mix-Experiment von Mainetti, bei dem er sich augenscheinlich verkalkuliert hat – und das Ergebnis ist trotz aller Professionalität dann doch deutlich zu lang geraten.

Fazit: Eine in die Länge gezogene Mafia-Version von Romeo & Julia, die den Martial Arts-Teil nie relevant in die Story integriert und das Versprechen des Konzepts nicht einlöst. Ich möchte auch wegen der großartigen Schauspieler eine grüne Ampel vergeben, kann es aber nicht guten Gewissens tun. Schmerzhafte 6 von 10 Punkten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Was meint Lil' Freddy?



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen