No soup for you: Fehlersuche in den digitalen Eingeweiden
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Ich verspreche zwei Dinge: Ich werde diesen Beitrag trotz des komplexen Themas so kurz wie möglich halten – und morgen oder übermorgen gibt es eine neue Filmverbrechen-Fotostory zur allgemeinen Erheiterung.
Aber das muss jetzt raus. Wen meine alte Hardware nicht schert, der kann direkt bis zum großen "HIER!" nach unten scrollen.
Ich habe die Ostertage genutzt, um meine alte Hardware zu sichten, zu ordnen, und upzudaten. Nach meinem eigenen Macbook Air von 2017 war das Ersatz-Macbook Air der LvA dran – von 2010! Das ließ sich nicht mehr mit Bordmitteln neu aufsetzen. Die großartige App MIST erlaubte es mir allerdings, die OS-Version High Sierra vom USB-Stick aufzuspielen. Erstaunlich, dass ein 15 Jahre altes Laptop noch so völlig fehlerfrei und auch äußerlich unbefleckt arbeiten kann.
Man muss natürlich Abstriche machen, weil einiges an neuer Software nicht mehr damit arbeiten will. Der Chrome-Browser meckert, aber Firefox hält noch eine Version für derart ausgemusterte Betriebssysteme vor. Da High Sierra als erstes MacOS bereits auf das Dateisystem APFS setzt, wird es noch deutlich länger nutzbar sein als der direkte Vorgänger Sierra. Ich bin zufrieden.
Und wenn man schon mal dabei ist – ich habe ja immer noch mein weißes Plastik-Macbook von 2009, das ich eigentlich vor drei Jahren einem Leser versprochen hatte, was wir aber beide vergessen haben (er bekommt es voraussichtlich noch diese Woche). Auch dieses Teil aus der Vor-Aluminium-Ära von Apple hat den Sprung auf High Sierra geschafft und läuft perfekt, solange es am Strom hängt, weil der Akku durch ist. Ob es sich lohnt, noch einmal in einen Akku zu investieren, muss der neue Besitzer entscheiden. Ich gebe es gut gepflegt ab.
Danach kam die binnen zwei Jahren wieder total verrümpelte Schublade für Kabel, Netzteile, Adapter und Kleinelektronik dran. Ich bin schon besser geworden – als wir nach München zogen, waren das noch mehr als zwei große Umzugskisten. Sämtliche Netzteile, die ich nicht mehr zuordnen konnte, sind mittlerweile ebenso entsorgt worden wie analoge Kabel aus dem Coax- und Scart-Bereich. Übrig: ca. 50 USB-Sticks und SD-Karten, 30 Adapter, zehn Mehrfachsteckdosen, vier Verlängerungskabel, acht externe Festplatten, zwei externe DVD-Laufwerke.
Ich bin sehr zufrieden, das alles wieder unter Kontrolle zu haben. Die Verteilung auf diverse kleinere Taschen sorgt dafür, dass nicht sofort wieder Chaos ausbricht.
Überrascht hat mich allerdings, wie viel überflüssige Kleingeräte sich angesammelt haben – ein Amazon Alexa Puck, ein Fire TV Stick, ein Google Chromecast. Das wird demnächst unter die Leute gebracht.
HIER!
Kurzum: Das Wochenende verlief sehr produktiv und ich freute mich auf einen Bad Movie-Abend mit dem Frankster. Allerdings hatte ich erst vor ein paar Tagen auf Facebook das hier über meinen neuen Fernseher vermeldet:
Okay, das ist kein gutes Zeichen – mein neuer TCL-Fernseher weigerte sich nach einer Woche plötzlich, mit dem Internet Kontakt aufzunehmen. Ich habe alles versucht, aber nicht mal über den Chromecast-Stick hat er pariert. Am Ende blieb mir nur ein komplettes Zurücksetzen in den Werkzustand. Danach verweigerte er die Verbindung zu Google gleich von Anfang an (man hat ja schon gehört, dass chinesischen Geräten gerne mal ad hoc die Lizenz entzogen wird). Damit wäre das Gerät Schrott. Erneuter Versuch mit Werkzustand. Nun läuft er wieder. Ich bin mal gespannt, ob es mir gelingt, meine sehr gepimpte Oberfläche mit vielen Apps in weniger als einer Stunde wieder herzustellen. Ich habe nun leider ein wenig das Vertrauen in das bisher sehr gute günstige Gerät verloren. Wenn das nochmal vorkommt, geht er zurück.
Es gibt letztlich nur eine Sache, die schlimmer wiegt als fehlerhafte Hardware – fehlerhafte Hardware, die man sich nicht erklären kann. Das ist wie eine Krankheit ohne Diagnose. Es versetzt einen in Unruhe, weil es jederzeit und überall wieder passieren kann. Wie Modern Talking im Radio.
Ich war allerdings gewillt, dem Gerät diesen einmaligen Ausfall zu zu gestehen.
Gestern Abend also ist der Frankster da. Er hat uns Souvenirs aus Japan mitgebracht. Die LvA hat uns sensationell bekocht. Ich bin für das digitale Entertainment zuständig. Wir schauen Dutzende Videos auf YouTube, hören in ein paar Podcasts rein, tauschen Tipps aus. Das übliche Vorspiel, bevor ich den miesen Film des Tages starte.
Ziemlich exakt in dem Moment, als ich den Film unserer Wahl in die Cloud hochlade, meldet der Fernseher erneut "eingeschränkte Internetverbindung". Eingeschränkt heißt in diesem Fall wieder: kein Internet.
Es gibt keine Ursache und keine Erklärung. Ein Neustart des Routers hilft ebenso wenig wie ein Neustart des Fernsehers. Ich lasse die Diagnose des TV laufen, die meldet perfektes Intranet, Internet und WLAN-Empfang.
Alle Systeme auf grün, aber nichts geht.
Ich denke mir: Das hat Zeit bis morgen, heute hast du einen Gast. Ich hole aus dem Schlafzimmer, in dem mittlerweile unser alter Fernseher steht, den Chromecast mit Google TV. Der ist ja analog zum neuen Fernseher eingerichtet und kann die Abendunterhaltung übernehmen. Rein in den HDMI-Port damit!
Eingeschränkte Internetverbindung. Auch beim Chromecast.
Mir ist schleierhaft, wie das möglich ist. Das Internet läuft, alle anderen Geräte melden Volldampf voraus. Der Chromecast wird nicht vom Betriebssystem des Fernsehers gesteuert und kann davon auch nicht beeinflusst werden.
Meine Frau meint, ich sei in solchen Situationen wie ein Dackel, der sich in eine Wade verbissen hat. Das stimmt. Ich werde immer rabiater, schleppe den 23 Kilo schweren alten Fernseher aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer.
Dann eben so.
Dann eben nicht.
Chromecast meldet auch am alten Fernseher eingeschränktes Internet.
Das bedeutet, dass das Problem nicht am neuen Fernseher liegt. Ich habe TCL Unrecht getan. Stattdessen haben beide Fernseher gleichzeitig die Verbindung zum Internet eingestellt und weigern sich, einen Hinweis zu geben, woran das liegen könnte. Ich stehe auf dem Schlauch.
Ich versuche nun sogar völlig absurde Sachen: Per Verlängerungskabel schließe ich die Fernseher an Steckdosen in anderen Räumen an. Natürlich gibt es keinen nachvollziehbaren Grund, warum es an den Steckdosen liegen sollte, aber ich halte es da mit Arthur Conan Doyle:
"Wenn Du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch ist."
Die Steckdosen sind schon mal nicht die Wahrheit. Aber ich halte mich weiter an die Maxime, dass es bei einem parallelen Ausfall von zwei System ein verbindendes Element geben muss. Ich habe es nur noch nicht gefunden.
Google TV. Fernseher und Chromecast arbeiten mit Google TV.
Kann es sein, dass Google TV streikt? Wohl kaum. Das läuft auf Millionen Fernsehern weltweit, eine Störung würde im Internet vermeldet. Die These, dass Google TV auf meinem chinesischen TCL remote deaktiviert wurde (Rache von Trump?) ist auch auszuschließen, denn der alte Fernseher ist ein koreanischer LG. Und auf dem hauseigenen Chromecast wird Google nichts sperren.
Testweise entferne ich auf einem der Fernseher meinen Google-Account, ohne gleich das ganze Gerät zurück zu setzen. Vielleicht will mir Google ja persönlich an die Wäsche. Aber auch "anonym" verweigert das Gerät die Arbeit.
Ich ahne, dass ich trotz meines Frusts der Ursache und damit einer möglichen Lösung näher komme. Im Internet gilt die Faustregel, dass es zu allen Problemen ein reddit gibt. Ich bin bereit, das auszutesten, und gebe "google chromecast eingeschränkte verbindung" in die Suchmaschine ein.
Es gibt eine Handvoll allgemeiner "ins Blaue"-Anleitungen, was man machen kann, wenn die Internet-Verbindung mal hakt. Nichts Konkretes, nichts, was mir in meiner Situation weiterhelfen könnte. Und es gibt genau EIN reddit von vor vier Jahren mit dem vielversprechenden Titel:
"Keine Verbindung zum WLAN, es wird eine eingeschränkte Verbindung angezeigt"
Die Antwort eines Users auf das Problem:
"Ich habe das behoben, indem ich Datum und Uhrzeit des Chromecasts manuell auf die des Netzwerks eingestellt habe. Aus irgendeinem Grund geriet er nach dem Ausschalten aus dem Gleichlauf und konnte keine Verbindung zum Internet herstellen."
Er verlinkt sogar ein Video:
Es ist bezeichnend, dass dieser YouTube-Kanal mit gerade mal 91 Abonnenten für dieses Video bereits über 70.000 Aufrufe verzeichnet. Unter dem reddit finden sich Dutzende Danksagungen aus den letzten vier Jahren von Usern, denen dieser Tipp die Nerven gerettet und die Rückgabe ihrer Geräte erspart hat.
Nun kann der aufmerksame Wortvogel-Leser einwerfen:
"Warum sollte die Zeitzone auf deinen Geräten verstellt sein?"
Wer mir auf Facebook folgt, weiß mehr. Vor ein paar Tagen schrieb ich:
Es ist unfassbar, auf was man alles achten muss. Channel4 aus England ging auf unserem neuen Fernseher hartnäckig nicht, obwohl wir per VPN einen Standort in England simulieren. Es gibt Workarounds, aber ich hasse Workarounds. Dann der Hinweis in einem Forum: Die App checkt die Systemzeit, um zu prüfen, ob man sich in England befindet. Also die Uhr des Fernsehers eine Stunde zurückgestellt. Geht immer noch nicht. Der Geistesblitz beim Spaziergang: Die App checkt nicht die UHR des Fernsehers, sondern die ZEITZONE! Zeitzone auf Greenwich Mean Time +1 umgestellt (Londoner Zeit). Jetzt geht es problemlos.
24 Staffeln GRAND DESIGNS, here we come!
Tatsächlich haben wir auf unseren Fernsehern die Zeitzonen an das Königreich angepasst, um britisches Fernsehen zu schauen (und nein, ich halte das weder für Piraterie noch für Raubkopiererei).
Sei es, wie es sei – ich setze die Zeitzone zurück und stelle dabei fest, dass die Systemuhr komplett aus dem Ruder gelaufen war und Dezember 2024 anzeigte. 10 Sekunden später befinde ich mich wieder im April 2025 – und der Fernseher nimmt seine Arbeit auf, als sei nichts geschehen.
Es. War. Die. Gottverdammte. Systemuhr.
Das ist ein Bug, keine Frage. Es gibt keinen Grund, warum Google TV den Internet-Zugang ohne Angabe von Gründen verweigert, nur weil die Zeitzone im System vom tatsächlichen Standort des Geräts abweicht. Ich würde mindestens einen Hinweis "Internetverbindung eingeschränkt, Zeitzone prüfen!" erwarten.
Aber egal. Wichtig sind nun drei Dinge:
- Der Abend mit dem Frankster kann verspätet, aber dennoch wie geplant weitergehen
- Mein neuer Fernseher ist nicht kaputt und muss nicht retourniert werden
- Ich weiß, woran es gelegen hat und kann es künftig vermeiden
Das ist für mein Seelenheil wichtig. Es hätte mich wahnsinnig gemacht, mit einem Fernseher leben zu müssen, der womöglich immer mal wieder ausfällt und dann komplett neu aufgesetzt werden muss. Krankheit ohne Diagnose, ich erwähnte es weiter oben bereits.
Ich bin auch ein bisschen stolz, mich durchgebissen zu haben. Dackel halt.
Meine und eure Belohnung wird die nächste Fotostory sein.
P.S.: Meinen Review zum TCL auf Amazon habe ich bereits angepasst. Der letzte Stern fehlt nur noch, weil das Teil keine Controller per Bluetooth koppeln will.
Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, das solche Netzwerkprobleme eigentlich immer an zwei Dingen hängen:
Ja, und Punkt 2 war mir neu. Wäre halt nett, wenn das System eine Tipp geben würde, woran es hakt.
Long time reader, first time commenter hier 😉
Wenn Dir ein Gerät keine Verbindung herstellen will und keine näheren informationen ausspuckt kann es hilfreich sein, mal den aufruf einer vertrauenswürdigen website per browser zu versuchen – sofern möglich.
Ich bekomme es immer wieder mal mit alten laptops zu tun, wo datum und uhrzeit verstellt sind weil die CMOS-Batterie nicht mehr tut. Der webbrowser reklamiert dann, dass keine gesicherte verbindung hergestellt werden konnte (weil die zertifikatprüfung fehlschlägt).
Ist auch kein klarer hinweis auf falsche systemzeit, ich schlag aber mittlerweile direkt die brücke seit ich zweimal da hineingelaufen bin.
Ja, wenn man ahnt, dass da der Haken sein könnte, ist das sicher keine falsche Strategie. Danke für den ersten Kommentar!
Der ältere TCL Fernseher meiner Mutter hat von einem Tag auf den anderen das Bild um 180° gedreht, d.h. das Bild steht auf dem Kopf. Sonst funktioniert alles so wie es soll. Wir haben wirklich viel probiert: Nix zu machen, das Bild bleibt "falschrum". Nun hängt der Fernseher um 180° gedreht an der Wand, und das Bild ist wieder richtig. Erkennen tut man’s nur ganz aus der Nähe, ausserdem zwei positive Effekte: USB-Anschluss besser zugänglich, Sensor für die Fernbedienung auch so besser anzusteuern.
Ha!