Macbook Air 2017: It’s alive!
Themen: Neues |Ich habe vor auch schon sechs Jahren geschrieben, wie ich das allererste Macbook Air der LvA – immerhin von 2010 – nochmal händisch aufgeräumt habe, um es zumindest betriebstauglich zu halten. Ein Abenteuer, gerade weil ich es nicht in den Werkzustand zurück versetzen wollte.
Nun gibt es in unserem Haushalt ein weiteres altes Macbook Air, das ich nach einem Unfall mit einem Becher Cappuccino aus dem Restbestand meines ehemaligen Arbeitgebers übernommen habe. In einer kleinen Bastlerstube habe ich vor ein paar Jahren den Kaffee soweit wie möglich ausspülen lassen. Der rechte USB-Anschluss verweigert trotzdem weiterhin seinen Dienst und auch die Tastaturbeleuchtung sorgt eher für eine Tastaturdämmerung.
Dennoch: 1,8 GHz Dual-Core Intel Core i5, 8 GB Arbeitsspeicher, 512 GB SSD.
Die letzten fünf Jahre, seit ich mein Macbook Pro bekommen habe, war das Air mein Ersatzgerät für schlechte Zeiten, etwa wenn das Pro mal ausfiel oder ich es aus Sicherheitsgründen nicht mit in den Urlaub nehmen wollte. Insgesamt kam das aber vielleicht gerade dreimal vor. Daneben fungiert es als stiller Sklave im Hintergrund, wenn ich mal wieder ein lokales Backup meiner Cloud anlegen will – 1,4 Terabyte lassen sich leichter auf die 512 Gigabyte SSD meines Air runterladen als auf die noch verfügbaren 180 Gigabyte meines Pro.
In Sachen Software ist das Air mein "Macbook light". Mit dem Browser und allen Erweiterungen kann ich 80 Prozent meiner Aufgaben erledigen, ansonsten arbeite ich auf dem Ersatzrechner mit Freeware (LibreOffice, XnView, Story Architect, Rectangle, Handbreak, Lulu, VLC Player, etc.).
Faktisch habe ich das Macbook Air seit einem Jahr nicht mehr in der Hand gehabt. Das Pro läuft zickenfrei, wie man das von den Apple-Laptops gewohnt ist. Dennoch spürte ich gestern den Drang, das Air mal wieder aus der Schublade zu holen und auf den neusten Stand zu bringen. Nennt es Frühjahrsputz.
Zu meiner Überraschung ist das Air in keinem guten Zustand, als ich es nach einer Stunde am Netzteil boote. Alles läuft zäh wie Honig, die Tastatur reagiert kaum, und eine Warnmeldung weist mich darauf hin, dass von den 512 Gigabyte SSD nur noch 1,9 Gigabyte frei sind, die nicht für die eingeforderten Updates reichen.
Und ich so:
Ich fummele ein bisschen herum, aber das ist alles nichts Halbes und nichts Ganzes. Da keine arbeitsrelevanten Daten auf dem Rechner liegen, entschließe ich mich zur kompletten Neuinstallation. Werkzustand or bust!
Bust it is…
Zwar kann ich die Festplatte löschen und die Neuninstallation von Monterey anstoßen (das letzte OS, das Apple diesem Rechner gönnt), aber dann verlangt das Air plötzlich einen Login und einen externen Zugang für die IT meiner alten Firma. Wie es aussieht, ist das Gerät nie aus dem Bestand ausgelistet worden und darum fest an den Verlag gekoppelt. Es zeigt, dass ich das Air offensichtlich nie neu aufgesetzt habe.
Ein Telefonat mit der IT am nächsten Tag hilft. Man schaltet das Macbook Air frei und ich kann das Betriebssystem neu installieren. Wie schon bei meinem Macbook Pro werden komplett herbei geflunkerte Zeiten dafür veranschlagt, in diesem Fall fast zweieinhalb Stunden. Es dauert kaum 45 Minuten. Danach Neustart – alles jungfräulich. Dennoch habe ich das Gefühl, der Rechner watet wie durch Schlamm. Weitere Updates werden eingefordert, die ich frustriert anstoße. Alles nicht so schlimm wie bei Windows, wo ich mich erinnern kann, dass ich nach einem Laptop-Neukauf (!) mal 147 Updates installieren musste.
Nach einem weiteren Neustart bin ich soweit, wie ich mit Apples Erlaubnis kommen kann – Monterey 12.7.6. Erste Amtshandlung: Edge-Browser installieren, Erweiterungen und Lesezeichen importieren. Damit ist das Gerät arbeitstauglich.
Tatsächlich beweist sich wieder, dass gerade ältere Macs nach einer Neuinstallation anscheinend ein bisschen Zeit brauchen, bis hinter den Kulissen alles indexiert ist. Das Gerät scheint schneller zu werden, je länger ich daran arbeite, es mit der mir vertrauten Software einzurichten. Zum Abend schnurrt das Macbook wie ein Kätzchen.
Tatsächlich habe ich die letzten 24 Stunden auf dem Macbook Air gearbeitet, um seine Alltagstauglichkeit zu testen. Die ist… beträchtlich. Sofern man keine extrem aufwändigen Arbeiten erledigt (Videoschnitt) oder eine Retina-Auflösung benötigt, ist das Macbook Air 2017 auch 2025 noch ein solides Arbeitspferd.
Der Akku lädt zu knapp 80 Prozent und wird von Coconut als "good" bewertet, dank des Alu-Unibodys sieht das Macbook zudem aus, als käme es frisch aus dem Laden. Kein Schmutz, keine Kratzer, keine Abnutzungen. 8 Gigabyte sind absolut ausreichend für diese Konfiguration, 512 Gigabyte SSD werde ich nie brauchen. Wäre ein USB C-Anschluss wünschenswert? Natürlich. Aber ich habe Adapter. Der Sound ist immer noch sehr gut, die Tastatur sowieso ein Traum. Der Bildschirm spiegelt wenig, auch wenn die Darstellung subjektiv minimal gelbstichig wirkt.
Darüber hinaus lässt sich nicht bestreiten, dass das Macbook Air auch nach 15 Jahren ein geiles Stück Design ist und nichts an Attraktivität verloren hat – was man auch daran erkennt, dass es seither kaum verändert wurde.
Es bestätigt sich, was immer als Rechtfertigung für die hohen Preise der Macbooks herangezogen wird: Macs sind die BMWs der Laptop-Szene. Teuer, aber extrem lang haltbar und von hohem Wiederverkaufswert. Mir ist in meiner gesamten Computer-Historie kein Laptop untergekommen, dass nach so langer Zeit nicht nur funktioniert, sondern auch noch wie neu aussieht.
Ich habe an meiner Aussage von 2010 nichts zu revidieren: Ich möchte nicht mehr mit Windows-Laptops arbeiten. Mac is my thang.
Die einzigen Mankos sind nicht der Technik, sondern der Firmenpolitik von Apple geschuldet. Es wäre schön, wenn man die Geräte weiterhin mit Updates versorgen würde, wenn sie doch schon so lange halten. Die Szene kann das ja auch. Ebenso ärgere ich mich über die mangelnde Bereitschaft zur Bereitstellung von Ersatzteilen. Die LvA besitzt noch ein 12 Zoll-Macbook von 2017, das perfekt funktioniert und ihr "go to"-Gerät für das Sofa ist. Aber der schlappe Akku macht den permanenten Einsatz des Netzteils notwendig – einen Austausch des Akkus bietet Apple allerdings nicht mehr an. Und schließlich: Die alten Netzteile bleiben eine Frechheit, weil die Gummi-Ummantelung zwanghaft zerbröselt, bis die freiliegenden Kabel ein Sicherheitsrisiko werden. Da muss man entweder mit Isolierband arbeiten oder sich "third party"-Ersatz besorgen.
Ich befinde mich nun in einer paradoxen Situation – gleichzeitig stolz, dass ich das Gerät nochmal arbeitstauglich bekommen habe, und überfordert von der Frage, was das überhaupt soll. Ich brauche es ja immer noch nicht.
Allerdings hat die LvA gerade gefragt, ob in ihrem Macbook Air von 2010 noch Leben steckt. Igor, bring mir das Gehirn! MWAHAHAAAA!!!
Genau das ist der Punkt – die Politik. Mir erschließt sich einfach nicht, warum ich ein Gerät nicht einfach so lange nutzen kann, wie ich es will, sondern mir jemand sagt: Nö, kauf was neues! Und ja, Microsoft macht es mit Windows 11 gerade auch so und das kotzt mich an.
Ich habe für ein OpenSource-Projekt genau das gleiche Stück bei mir rumzuliegen. Icb wurde mehrfach gefragt, ob ich eine iOS-Version einer Android-App anbiete. Also habe ich breit schlagen lassen, mir so ein Macbook Air gebraucht zu kaufen. Dann kam der Moment: Auf aktuelle iOS Geräte kann man nur mit einer Compiler-Version X, die aber nur mit XCode-Version Y bereit steht, die aber auf Monterey nicht mehr läuft, welches widerum aber die letzte unterstützte OS Version des Gerätes ist. Um also eine Gratis-Software auf einen AppleStore zu bekommen (für dessen Zugang ich sogar jährlich zahlen muss), brauche ich also ein neues Apple-Gerät! Empfinde ich als unanständige Nötigung, zumal es einfach keinen technischen Grund dafür gibt!
Nach einigem Suchen, fand ich irgendwie eine gehackte Möglichkeit, doch die nächste Systemversion über inoffizielle Kanäle drauf zu spielen, was klar bewies, dass es eben doch geht und keine technischen Hürden da sind, die ein Laufen des OS oder irgendeiner anderen Abhängigkeit irgendwie verhindert. Und das ist für mich unlauteres Verhalten und wird niemals, never ever unterstützt.
Solche Projekte beweisen ja, dass es geht. Und Apple hätte allemal die Potenz, nicht nur die alte Hard-, sondern auch Software bereitzustellen. Ich arbeite mich gerade erwartungsgemäß an dem Macbook Air 2010 nochmal ab. Direktes Update wird verweigert (Wiederherstellungsserver reagiert nicht), also über USB-Image. Sierra geht, ist aber nach heutigem Maßstab unbenutzbar, weil es kaum noch Software (inkl. Browser) gibt, die damit kooperiert. Also versuche ich jetzt gerade, das System auf High Sierra zu zwingen. Erheblich zu viel Arbeit für etwas, das von Apples Seite aus kein Problem sein dürfte.
Ich habe den Uralt-Mac meiner Tochter gar nicht erst versucht zu updaten, sondern gleich Linux draufgeknallt. Ich weiß, ist ein Sakrileg für den Apple-Fan (der ich auch mal war), aber was will man machen? wenigstens kann ich jetzt wieder brauchbar damit arbeiten. Akkus sind auch eher kein Problem, hat das neue Implantat halt kein Apfel-Logo drauf, egal.
Für die Netzteilkabel bzw. die Netzteile (meine Originale sind inzwischen sämtlichst hinüber) gib es netterweise auch Abhilfe: man kaufe ein Adapterkabel mit (nachgebautem) Mac-Magnetstecker hü und USB-C-Stecker hott. Dazu ein beliebiges "brauchbares" Netzteil, oder für den Liegestuhl im Garten die Powerbank. Problem gelöst.
Für mich wäre Linux kein Sakrileg, sondern nur ein Umstieg, für den mir die Geduld mangelt. Ich bin einfach auf MacOS eingespielt. Ich kann mittlerweile auch bestätigen, dass selbst mein weißes Macbook von 2009 frisch installiert noch absolut glatt läuft, auch wenn man bei der verfügbaren Software Abstriche machen muss.
Was die Netzteile angeht: Für die neueren Macs greife ich auch auf Alternativen zurück.