29
Apr. 2025

Kino Kritik: *THE NEW AVENGERS

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2025. Regie: Jake Schreier. Darsteller: Florence Pugh, Sebastian Stan, David Harbour, Wyatt Russell, Olga Kurylenko, Hannah John-Kamen, Lewis Pullman, Julia Louis-Dreyfus u.a.

Offizielle Synopsis: Yelena Belova, Bucky Barnes, Red Guardian, Ghost, Taskmaster und John Walker sind eine schräge Truppe von Antihelden. Nachdem sie in eine von Valentina Allegra de Fontaine gestellte Todesfalle geraten sind, müssen sich die hoffnungslosen Außenseiter auf eine gefährliche Mission begeben, die sie zwingt, sich den dunkelsten Ecken ihrer Vergangenheit zu stellen. Wird diese dysfunktionale Gruppe sich gegenseitig zerfleischen oder Erlösung finden und sich zu etwas viel Größerem zusammenschließen, bevor es zu spät ist?

Kritik: Nach CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD habe ich wahrlich nicht auf einen weiteren MCU-Streifen gewartet, der aus der zweiten Liga der Avengers und Konsorten noch mal etwas Saft zu pressen versuchen. Nachdem das Multiverse mit dem Ausfall von Kang weitgehend ins Leere gelaufen ist, scheinen die aktuellen Marvel-Filme immer mehr wie halbgare Repeats, Remakes, und Remixes, allerdings mit weniger Aufwand, Ambition und Ausbeute.

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Ich war einerseits froh, mich wieder mal weitgehend aus den durchgesickerten Details rausgehalten zu haben – andererseits musst ich mir deswegen von Florian Breitsameter (sf-film.de) erklären lassen, gegen wen die Thunderbolts* (und ja, der Asterisk wird zum Ende hin aufgelöst) hier überhaupt antreten.

Weil ich gleich sehr positive Dinge schreiben werde, schicke ich warnend voraus: Auch THUNDERBOLTS* ist nicht "top level MCU". Er ist ein Avengers-Film ohne Avengers, dessen Heldenteam sich aus drei Quellen speist: Ex-Nachfolger (John Walker und Yelena), Ex-Sidekicks (Winter Soldier und Red Guardian), und früher eingeführte Ex-Gegner (Taskmaster und Ghost). Im Fall der letzten beiden hatte ich nur noch sehr vage Erinnerungen, in welchen Filmen die vorgestellt und dann auf Halde gelegt wurden.

Aber es lässt sich nicht bestreiten, dass THUNDERBOLTS* vieles besser macht der erste SUICIDE SQUAD, dem er natürlich konzeptionell ähnelt, und CAPTAIN AMERICA: BNW. Gegenüber SUICIDE SQUAD hat er den Vorteil, dass wir die Personen tatsächlich weitgehend kennen, ihre Backstorys, ihre Traumata. Sie werden uns nicht nach dem "friss oder stirb"-Prinzip vorgesetzt. Dem letzten CAPTAIN AMERICA hat der Film voraus, dass wir verstehen, womit die Charaktere hadern, was sie trotz aller Animositäten zusammenhält.

Wir können auch im begrenzten, aber ausreichenden Rahmen nachvollziehen, warum ausgerechnet DIESE Truppe gegen DIESE Gefahr antreten muss – und dafür trotz aller Defizite geeignet ist. Was ihnen an kosmischen Superkräften fehlt, machen sie durch schiere Sturheit und Einsatzbereitschaft wett.

Das ist besonders dann sehr unterhaltsam, wenn die Truppe aus lauter Frust gegeneinander ätzt und der Film immer wieder größere Action-Blockbuster mit Spielfreude zitiert. You want Avengers? We have Avengers at home!

Unerwartet begeistert hat mich dabei Florence Pugh, die praktisch den ganzen Film auf ihren Schultern trägt (und ihr Look ist dabei fast deckungsgleich mit Naomi Scott in SMILE 2). Nachdem ich sie in BLACK WIDOW noch etwas sperrig fand, hat sie in der HAWKEYE-Miniserie und vor allem hier massiv gewonnen und füllt Yelena mit prallem Leben. Wir glauben ihre Konflikte, ihre Zerrissenheit, ihren Wunsch, irgendwo dazu zu gehören. Letztlich sind es Florence Pugh und Yelena Belova, die THUNDERBOLTS* im Alleingang aus dem Mittelmaß hieven.

Positiv erwähnen möchte ich in diesem Kontext auch Wyatt Russell, der in FALCON & WINTER SOLDIER eine denkbar undankbare, schizophrene Rolle gespielt hat und hier erstmals wirklich seine Figur nachvollziehbar anlegt.

Hält der Film Tempo und Stimmung über die gesamte Laufzeit? Nein. Man merkt halt doch, dass mehrere Drehbuchautoren immer wieder am Skript gedoktort haben. Über weite Strecken läuft alles auf ein großes Action-Finale hinaus, das dann zu Gunsten eines abstrakten Duells auf rein mentaler Ebene ausfällt. Hier wird das Thema des Films, der permanente Kampf mit der eigenen dunklen Seite, etwas holzhammerig in Szene gesetzt.

Ob mir DIESER Superbösewicht (?) des Marvel-Universums in DIESER Form angemessen umgesetzt wurde, kann ich auch nicht abschließend beantworten.

Zum Nachspann hin ist das alles wurscht, denn die Post Credit-Sequenz ist ein Knaller, der mehr noch als der Film davor Lust auf mehr macht.

Nach dem sehr mechanischen und abgeschmackten CAPTAIN AMERICA: BNW ist THUNDERBOLTS*  ein echtes Lebenszeichen des MCU und ein Funken Hoffnung, dass man das Ruder mit FANTASTIC FOUR und AVENGERS: DOOMSDAY ein weiteres (letztes?) Mal herumreißen kann.

Fazit: Ein unerwartet starkes Abenteuer einer weiteren Marvel-B-Besetzung, das im Abschluss etwas holpert, aber mit der Post Credit-Sequenz diverse Stränge verknüpft und erstaunlich viel Begeisterung hervorrufen kann.

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Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
30. April, 2025 16:59

Ich bin echt gespannt, irgendwie "feiert" den Film ja jeder, weil der endlich mal nicht nur Einheitsbrei ist. Mich hatte der erste "Suicide Squad" Trailer echt abgeschreckt, der dafür verantwortliche wurde aber hoffentlich gefeuert. Der nächste Trailer war ja viel ernster und hatte bei mir auch erste Mal echtes Interesse geweckt.

S-Man
S-Man
2. Mai, 2025 08:26

Ich war absolut überzeugt, da nicht rein zu gehen, aber nach diesem Review hatten wir uns dann doch spontan entschlossen.

Sicherlich kein Top-Film aber für gute Unterhaltung reicht es.

Mich hat nur der Bösewicht nicht überzeugt. Keine schlüssiges Motive, absolute Übermacht und trotzdem ein ziemlich simples Besiegen dank Westentaschenpsychologie. Der hätte viel mehr Zeit für einen eigenen Character-Build gebraucht.

Sven
Sven
5. Mai, 2025 15:03
Reply to  S-Man

ich habe mir das ganze gegeben, muss aber einfach sagen das ich diese Kritik hier überhaupt nicht nachvollziehhen, für mich persönlich war der Film nicht besser als BNW!
Der Titelname passt nicht, wenn man nicht wirklich alle Filme und Serien studiert hat sagen einem die Charaktere rein gar nichts.
An sonsten kommt man sich vor wie bei einer Therapiestunde beim für PSS bewältigung gepaart mit einem Burn Out Syndrom bei Yelena die verucht Ihre Kindheit aufzuarbeiten mit kopierten Problemen von Ihrer Schwester.
Die Anderen Charaktere sind einfach nur da um die Zeit zu füllen und der Bösewicht ist echt nur zum gähnen!

Matts
Matts
6. Mai, 2025 16:24

Nachdem ich BNW im Kino ausgelassen hatte (Null Interesse) hab ich mich an THUNDERBOLTS* dann wieder rangetraut. Marvels SUICIDE SQUAD? Warum eigentlich nicht?
Und ich möchte dem positiven Tenor weitgehend zustimmen. Die Dynamik der Figuren untereinander hat mir gefallen und den finalen Showdown fand ich für Marvel-Verhältnisse schon direkt clever.
Die Post-Credit-Sequenz hat mir dann sogar ein noch ein bisschen mehr Lust auf FANTASTIC FOUR gemacht.

Pascal
Pascal
10. Mai, 2025 18:01

Habe BNW eher verpasst als absichtlich ausgelassen, kann daher zu dem nichts sagen. Aber ,,Thunderbolts*“ war richtig gut. Obwohl ich mich dann zu Mitte des Films an die damalige Miniserie aus der Mitte der 90 erinnert habe, in der der ,,Held“ ins Marvel-Universum eingeführt wurde. Und mir grob vorstellen konnte was kommen muss. Aber es war gut umgesetzt.

dermax
dermax
17. Mai, 2025 20:46

Ja, stimme zu, starker Film, der etwas hetzt, weil halt Handlung durch sein muss, bevor jemand fragt, wo eigentlich der Rest vom Avengers-Fest ist. Der Showdown mal eine nette Abwechslung statt nur CGI-Getöse. Die Nummer mit dem Team ist etwas viel Holzhammer. Aber wirklich nervig wieder all die Logiklöcher und Zufälligkeiten, Fantasy/Comic-Verfilmung hin oder her. Und sich die Bösewichte "versehentlich" selber zu backen, ist im Marvel-Universum auch schön langsam abgeschmackt.