Kino Kritik: EIN MINECRAFT FILM
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Offizielle Synopsis: Die vier Außenseiter Garrett „The Garbage Man“ Garrison, Henry, Natalie und Dawn schlagen sich mit ganz gewöhnlichen Problemen herum. Doch eines Tages werden sie durch ein geheimnisvolles Portal in die Oberwelt hineingesogen: ein bizarres, würfelförmiges Wunderland, das durch ihre Fantasie gedeiht. Um wieder zurück nach Hause zu gelangen, müssen sie diese Welt überwinden – und sich gegen bösartige Wesen wie Piglins und Zombies zur Wehr setzen. Unerwartete Unterstützung erhalten sie auf ihrer fantastischen Suche von Steve, einem erfahrenen „Crafter“. Ihr gemeinsames Abenteuer stellt die fünf Gefährten vor die Herausforderung, Mut zu beweisen und sich auf die kreativen Qualitäten zu besinnen, die jeden Einzelnen von ihnen ausmachen – denn genau diese Eigenschaften brauchen sie, um auch in der realen Welt erfolgreich zu sein.
Kritik: Vorab: Ich spiele Minecraft nicht. Ein Patensohn hat mal versucht, mir das Prinzip zu erklären (er hatte mit Freunden sogar einen eigenen Server für das Spiel), aber ich habe es nicht verstanden. Man baut irgendwas mit Blöcken in Retro-Grafik. Eine durchgehende Handlung ist mir dabei genauso wenig untergekommen wie wiederkehrende Charaktere in relevanten Rollen.
Das hindert mich natürlich nicht, den Film zu besprechen. Ich weise aber darauf hin, dass meine Kritik keine Bewertung von MINECRAFT als Adaption ist, sondern eine Bewertung als für sich allein stehender Film.
Oh boy… was für ein Verhau. MINECRAFT listet fünf Drehbuchautoren im Vorspann und es ist auszuschließen, dass diese Hand in Hand gearbeitet haben. Es wirkt eher, als hätte man ein Skript gehabt und dann viermal versucht, es irgendwie hinzubiegen – erfolglos, das sei schon mal verraten.
Ich tue mich schwer, irgendetwas an MINECRAFT zu finden, das nach der klassischen Definition von Kino funktioniert. Mit einem langen Prolog wird die Welt von Minecraft über den Charakter Steve eingeführt, der letztlich eine Nebenfigur ist, obwohl Jack Black den Film in der zweiten Hälfte kapert und die eigentlichen Protagonisten Henry und Natalie weitgehend in den Hintergrund treten.
Was genau diese Klötzchengrafik-Dimension sein soll, nach welchen Regeln sie funktioniert, wer sie erschaffen hat und wer sie regiert? Da seid ihr hinterher so schlau wie vorher. Ich habe seit POKÉMON MEISTERDETEKTIV PIKACHU keine so generische und uninteressante Kulisse für einen groß budgetierten Film mehr gesehen. Alles ist einfach da, nichts hat Kontext, nichts hängt miteinander zusammen. Die böse Hexe? Existiert, weil der Film einen Antagonisten braucht. Warum braucht die Unterwelt Gold? Weil sonst keine Motivation da wäre.
So behauptet der Film tapfer, dass Figur A Gegenstand B braucht, der an Ort C zu finden ist, aber von Bösewicht D bewacht wird. Und wenn der Gegenstand dann doch nicht da ist, machen wir mit den Gegenständen E, F, G an den Orten H, I und J weiter. Völlig egal, macht eh keinen Unterschied.
Weil kein erkennbares Ziel definiert und keine glaubwürdige Gefahr etabliert wird, hetzt der Film von von Actionszene zu Actionszene in einem bizarren visuellen Stil, der die Figuren von MINECRAFT in CGI umsetzt und mit realen Darstellern kombiniert, was nur technisch, aber an keiner Stelle erzählerisch funktioniert.
Wie viele Köche hier den Brei verdorben haben, merkt man auch an den vielen Subplots, die ins Leere laufen oder einfach die Richtung wechseln. Kann irgendwer erklären, was die ganze Nummer mit Jennifer Coolidge soll?!
Wo keine Welt gebaut und keine Story erzählt wird, können auch die Darsteller wenig rausreißen. Jack Black jack blackt mittlerweile so konsequent, wie Nicolas Cage nicolas caged. Jason Momoa sieht sich wieder mal beflissen, affektiert seine feminine Seite zu präsentieren, was ihn wie eine Mischung aus Tomas Milian (fragt eure Eltern) und Bill Kaulitz (fragt eure Kinder) aussehen lässt.
Darüber hinaus wird natürlich eine gewisse Retro-Atmo der 80er bedient, weil das seit STRANGER THINGS angesagt ist, obwohl das Spiel Minecraft von 2009 stammt. Alles nur Augenwischerei ohne echte Nostalgie.
Den Deckel macht die Synchro drauf, die besonders bei den eingedeutschten Songs und dem erzwungenen "title drop" zum Fremdschämen einlädt.
Nicht auszuschließen, dass Minecraft-Fans Spaß daran finden, einzelne Elemente des Spiels auf der großen Leinwand umgesetzt zu sehen, aber ich bezweifle, dass es den Mehrwert dieses "Films" steigert, der in seiner bunten Tumbheit an die hyperaktiven und aggressiven Spielzeug-Werbespots der 90er erinnert.
Letztlich war die Idee, Minecraft zu verfilmen, von vorne herein so bescheuert wie BATTLESHIP oder Pacman, Qbert, Frogger – das sind keine IP’s fürs Kino, weil sie keine Geschichten erzählen, die sich mit Menschen füllen lassen. Dafür muss man die Spiele entkernen und so weit von dem entfernen, was die Gamer dafür begeistert hat, dass kaum mehr als frankenstein’sche Retorte dabei herauskommen kann.
Genau das ist im Fall von MINECRAFT passiert. Kein Film, sondern ein zynischer Versuch, die Geldkuh in wirklich jedem Medium zu melken. Das ist der Gipfel der Ironie angesichts der angestrebten Message "Kreativität hält die Welt zusammen".
Fazit: Eine völlig sinnfreie Aneinanderreihung von willkürlichen Figuren, Plots, Szenarien, Aufgaben und Locations, die an keiner Stelle einen Film ergibt und statt "ab 6" eher "bis 6" freigegeben sein sollte. Minecraft-Fanatiker mögen mich schlachten, seien aber gewarnt – es schert mich nicht.
Ich muss gestehen, dass ich "Battleship" erstaunlich gut fand – was aber auch an meiner enorm geringen Erwartungshaltung gelegen haben kann.
Danke für die interessante Rezension! Ich oute mich als Minecraft-Kenner und Spieler (dank der Kinder…). Ich finde es ganz witzig, die „Mobs“ (Figuren/Monster) und Konzepte aus der Minecraft-Welt in dieser Optik umgesetzt zu sehen. Dafür würde mir aber ein Kurzfilm reichen.
Mal eine Gegenmeinung: Gerade weil Minecraft als Spiel komplex und ergebnisoffen ist, sollte es sich doch eigentlich für einen Film gut eignen – es gibt kein gesetztes Ziel, das man nacherzählen muss. Stattdessen könnte man „einfach“ einen guten Plot und gute Charaktere nehmen und im Minecraft-Universum erzählen.
Wenn man natürlich stattdessen das umgebende Universum selbst zum Star macht, kommt Grütze raus. Wenn ich dich richtig verstehe, reicht der Minecraft-Film aus deiner Sicht noch nicht mal an das Niveau des Lego Movie ran.
LEGO MOVIE war ganz großes Kino!
Viele der LEGO-Produktionen sind ganz toll.
LEGO BATMAN fand ich leider eher enttäuschend…
Schau den hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Lego_DC_Comics:_Batman_Be-Leaguered
Nach solchen Rezensionen muss ich reflexartig zu Filmstarts rüber, die wie erwartet mal wieder einen anderen Film gesehen haben. Und ja, ich weiss welche Meinung ich wie zu gewichten hab, deshalb verlinke ich deren Kritik auch nicht. Trotzdem lustig.
Es gibt einen Grund, warum ich KEINE anderen deutschen Kritiker lese.
Ey! Nicolas Cage berappelt sich aber gerade wieder ein bissel. Da würde ich ja etwas Gnade zeigen, den hier in einem Satz mit MINECRAFT zu nennen. Kurzzeitig zumindest 😉
Ich nenne ihn in einem Satz mit Jack Black, da soll er sich nicht so anstellen.
" Jack Black jack blackt mittlerweile so konsequent, wie Nicolas Cage nicolas caged."
Naja, bis zu einem gewissen Grad gilt da mMn "it’s not a bug, it’s a feature". Wer einen Ryan Reynolds, Chris Pratt, Nic Cage – oder eben Jack Black – engagiert, kriegt immer genau dasselbe. Der Vorwurf "spielt sich eigentlich immer selbst" ist praktisch das Wesen eines echten Filmstars a la John Wayne oder Jack Nicholson.
Der einzige, der mir auf Anhieb einfällt, in dieses Schema nicht reinzufallen, ist diCaprio.
Das sehe ich gänzlich anders – natürlich spielen viele Schauspieler präferiert eine Variante von sich selbst (George Clooney, Tom Hanks, Tom Cruise), aber Cage und Black repräsentieren ein clown-eskes Overacting mit den immer gleichen Werkzeugen und Manierismen. Und beiden haben in früheren Rollen oft genug bewiesen, dass sie auch anders können.
Das ist bei Adam Sandler mMn noch extremer – aber der wird dafür von Netflix fürstlich entlohnt, weil Produzenten und das Zielpublikum das genau so wollen.
Genauso wie vermutlich keiner der Minecraft-"Kreativverantwortlichen" zu Jack Black gesagt hat: "Sei doch ein bißchen weniger "Jack Black" ." Aber vielleicht bin ich zu zynisch, daß ich kaum jemandem mehr mangelnde künstlerische Integrität vorwerfe.
Genau so ist das ja auch – warum sollte jemand Jack Black anheuern, damit er weniger wie Jack Black spielt?
Ich konnte noch nie was mit den Minecraft-Games anfangen, aber das mag an meinem Alter liegen, das so in etwa parallel zum Wortvogel verläuft 😉
Filmisch ist das oft was anderes (ich hatte auch nie Berührung mit POKEMON, fand PIKACHU aber zumindest als Film ganz niedlich), aber MINECRAFT ist ja fast überall hierzulande schlecht weggekommen. Ich vermute mal, dass ich da eher aufs Streaming warte, um mal reinzuschauen. In other news, though: Opening Weekend 135 Mio. in den USA, 260 Mio. weltweit. Und das am Startwochenende – zumindest mal mad respect an die Marketingabteilung. Ich lehn mich dann mal zurück und warte auf den bestimmt bald anstehenden Welterfolg von FORTNITE: THE MOVIE. Generation Alpha has taken over now …
Ich zitiere mal meinen Sohn (langjähriger Minecraft-Zocker) auf die Frage wie er den Film fandet:
"… sehr sehr sehr sehr schlecht
Noch nie so einen schlechten Film geguckt
Und das schlimmste…. die haben im Abspann alle angefangen zu klatschen 
Ganz furchtbar.
Dämlich, kein Kontext und unnötig so würde ich den Film definieren"
Aber er hatte auch einen positiven Punkt:
"Eine Sache gabs die schön war aber die hatte nix mit dem Film zu tun sondern ein ganz bekannter Minecraft Youtuber ist an Krebs verstorben und der wurde in dem Film auch genannt und das war schon schön"
Ich habe Respekt vor deinem Sohn.
Er hat eine gute "Filmausbildung" genossen 😉 😀
Das Schlimme ist, Teil 2 ist schon angekündigt wegen des guten Einspielergebnis.