Streaming zum Quadrat: Mehr Power für immer weniger TV
Themen: Film, TV & Presse |Vor elf Jahren habe ich euch an meinen ersten Erfahrungen mit einem Streaming-Stick teilhaben lassen – wahrlich, der Original-Chromecast war "bare bones":
Da gab es noch keine Oberfläche, keine Streaming-Dienste, keine Apps – nur die Möglichkeit, Multimedia vom Chrome-Browser an den TV zu schicken, was die LvA und ich auch weidlich zu nutzen wussten.
Ein paar Jahre später gab es nach einem Duell der Sticks ein Upgrade zum Chromecast with Google TV. Hier hatte ich erstmals eine ordentliche Oberfläche, Apps der meisten Streaming-Anbieter, eine Fernbedienung, etc.
Meine Fresse, was habe ich das Teil im ersten halben Jahr gepimpt! Speicher erweitert, Retro-Emulatoren installiert, neue reduzierte Oberfläche eingerichtet, über VPN mit ausländischen Sendern verbunden, einen Mauszeiger nachgerüstet, Gamepad angeschlossen. Der Chromecast wehrte sich nur selten, denn das Betriebssystem ist relativ offen (im Gegensatz zu Amazon und Apple).
Es zeigte sich aber auch: Man kann viel mehr machen, als man tatsächlich braucht. Im alltäglichen Einsatz ist das alles Schnickschnack. Auch darüber habe ich geschrieben. Nach fast fünf Jahren Dauereinsatz reduzierte sich unser Bedarf über die Streaming-Portale hinaus auf eine Handvoll Apps und Plattformen:
- Die Mediatheken von ARD, ZDF und arte
- NordVPN für die Verbindung ins Ausland
- Die Teleboy-App zum Zugriff auf internationale Sender
- YouTube Premium
- X-plorer zum Zugriff auf Videos und Fotos meiner Cloud
Das deckt 95 Prozent unseres Medienkonsums auf dem mittlerweile fast 15 Jahre LG-"dumb TV" ab. Ein paar der installierten Apps brauchte ich nur zur Einrichtung (Sachen wie Aptoide und APKmirror) und sie könnten direkt wieder deinstalliert werden. Ich bevorzuge ein schlankes System ohne Bloatware – auch optisch.
Damit kamen wir fünf Jahre lang gut aus. Mit reduzierten Anforderungen und Nutzungsszenarien störte auch der sehr begrenzte Speicher des Chromecast nicht.
Aber in den letzten Monaten war nicht mehr zu bestreiten, dass der Chromecast in die Jahre kam. Gestreamte Videos zeigten ein minimales Ruckeln, einige Apps ließen sich nicht mehr so einfach starten, wie ich das erwarten konnte. Alles lief noch, aber nicht mehr notwendigerweise rund.
Ich dachte darüber nach, den Chromecast in den Werkszustand zu versetzen und nochmal komplett neu aufzusetzen. Das hätte vielleicht Abhilfe geschaffen. Aber ich scheute den Aufwand, weil ich einsah, dass das Gerät nicht mehr wirklich zeitgemäß war und Alternativen wahrlich nicht die Welt kosteten (heck, wir haben hier sogar noch einen ungenutzten Amazon Fire TV Stick liegen). Ich begann, mich nach einem Nachfolger umzuschauen.
Die naheliegende Lösung wäre natürlich der Google Streamer gewesen:
Nun sehe ich ein, dass das Gerät erfreulich leistungsstark ist und satte 32 Gigabyte Speicher mitbringt. Nur: die brauche ich nicht. Ich installiere nur eine Handvoll Apps und mülle den Speicher nicht mit Downloads voll. Und für eine simple Streaming-Hardware waren mir 120 Euro schlicht zu teuer.
Also schaute ich weiter nach Alternativen und fand zwei, die mich ansprachen. Möglichst "nacktes" Android sollte es ja schon sein, um die größtmögliche Kompatibilität zu garantieren. Da war zum einen der Roku Express 4k für weniger als die Hälfte des Preises eines Google Streamer:
Alles drin, alles dran. Allerdings schon seit vier Jahren auf dem Markt.
Als zweiter Kandidat empfahl sich die Xiaomi Mi Box S (2. Gen):
Rein optisch eine Streaming-Box wie tausend andere aus China auch. 55 Euro. Schlappe 8 Gigabyte Speicher sind gerade mal ausreichend. Aber viele gute Tests und Bewertungen gaben schließlich den Ausschlag – zurücksenden kann man ja immer noch.
Gestern Mittag kam die neue Box an und ich habe gleich mal den alten Chromecast ausgestöpselt, aber noch nicht in Werkzustand versetzt – man will ja kein Risiko eingehen. Siehe James Bond: always have a backup plan.
Dank Android 11 ist der Einrichtungsprozess vertraut und einfach – per QR-Code zieht sich die Box die meisten Logins direkt vom Handy, führt ein Update durch und bietet diverse Apps an, die man vermutlich installieren möchte. Der ganze Vorgang dauert in toto 20 Minuten, dann läuft das System "nackt".
Die Individualisierung ist eine andere Sache und ich bin durchaus gewöhnt, einen Tag damit zu verbringen, dass ein Gerät nicht nur macht, was es soll, sondern was ich will. Nicht alle meine Anforderungen lassen sich über den offiziellen Google Playstore erfüllen, es braucht Tricksereien und Workarounds.
Zu meiner Überraschung zeigt sich die Mi Box allerdings sehr aufgeschlossen (pun intended), und nach einer weiteren Stunde läuft mein VPN, die ausländischen Sender sind empfangbar, die Cloud ist eingebunden. Als "pièce de résistance" programmiere ich die Tasten auf der Fernbedienung komplett um, damit ich Sachen wie den X-plorer und die ARD Mediathek per Knopfdruck aufrufen kann.
Die Mi Box bringt sehr wenig Bloatware mit – mir sind nur Xiaomi TV+ und die dazu gehörige PatchWall aufgefallen. Dabei handelt es sich um ein Sammelsurium an preisgünstigen Streaming-Kanälen. Kann man gucken, muss man aber nicht. Grandios aber: Ein eigener DDR-Kanal mit ollem Kram aus dem real längst nicht mehr existierenden Sozialismus.
Sehr schön: Die von der Mi Box festinstallierte "apps"-Taste, die mir den ganzen Schnickschnack des Homescreens erspart. Der Wortvogel mag es frugal:
Mithilfe eines Klebehakens von temu habe ich die Box direkt an die Rückseite des Fernsehers gehängt, wo sie meinem Bedürfnis nach Unauffälligkeit nachkommt.
Und was ist nun das Ergebnis? Ich bin gerade angesichts des Preises sehr zufrieden. Die neue Box mit den frisch installierten Apps ist spürbar flüssiger, schneller und responsiver als mein alter Chromecast. Videos laufen wieder ohne Ruckler und die ganzen kleinen Ärgernisse haben sich in Luft aufgelöst.
Davon abgesehen ist die "user experience" ziemlich unspannend, denn es ist ja nicht alles neu, sondern nur ein Upgrade. Der abendliche Ablauf ändert sich nicht.
Wären 16 Gigabyte Speicher besser? Natürlich. Mehr ist immer besser. Könnte man längst ein Update auf Android 12 oder 13 erwarten? Auch das. Wäre es schön, wenn der VLC-Player die Mi Box nicht nur erkennen, sondern auch auf ihr abspielen würde? Vermutlich.
Aber letztlich ist mir das schnurz. Es läuft fehlerfrei und alle beim Chromecast aufgetretenen Ärgernisse sind vergessen. Das bisschen, was wir gucken und streamen, wird klaglos geliefert. Und sollten wir doch mal einen 4k-Fernseher kaufen (unwahrscheinlich vor 2030), kann die Mi Box auch damit umgehen.
Ich muss mich lediglich zwingen, nicht aus lauter Gewohnheit den alten Chromecast wieder in Betrieb zu nehmen, um ihn frisch aufgesetzt doch noch mal zu testen. Da liegt kein Segen drauf, das ist Zeitverschwendung. Der ist nun im Werkzustand und wird demnächst einen neuen Besitzer finden.
Ich bin sicher, unter meinen Fans finden sich ein paar Experten in Sachen Streaming-Experience. Wie handhabt ihr das? Was würdet ihr anders machen? Was hättet ihr mir an Stelle der Mi Box empfohlen?
»Was hättet ihr mir an Stelle der Mi Box empfohlen?«
Einen neuen Fernseher 😉
Spalter!
Im Apple-Universum gefangen und erst vor 3 Jahren überhaupt Streaming-Bedarf gehabt. Also AppleTV gekauft. VLC installiert, Netzwerkverbindung zun PC hergestellt, fertig. NordVPN-App gäbe es wohl auch, aber brauche ich nicht. Insgesamt deutlich flexibler mit den Apps als ich es von Apple erwartet hätte.
Hab zwei TV mit Google TV in Betrieb, einen sogar mit 4K. Funktionieren beide gut mit dem, was ich mache, wobei der VLC doch erstaunlich häufig in Betrieb ist. Ruckler hab ich nicht, 4K von der Festplatte, die an der Fritz Box hängt, braucht mal 5 Sekunden zum Start.
Auch wenn ich einen Panasonic Smart TV habe, benutzte ich immer noch mehr Google TV.
Wäre spannend zu erfahren, was andere so damit machen oder welche Apps wirklich einen Mehrwert bieten.
Na ja mein setup ist vermutlich viel zu kompliziert
Bei mir laufen jede Menge FireTV Sticks, ein Cube und ein Toshiba Fire TV
Ein Nas für die Medien, früher lief da auch der Plex drauf, aber mich hat genervt, dass es Probleme mit den ASS Untertiteln gab, wenn man vom Stick streamte, jetzt läuft ein kleines MSI NUC mit windows nebenbei mit, wo der Plexserver drauf ist und auf die Medien per Netzwerkfreigabe zugreift. Kein Ruckeln mehr wenn ASS UT im Spiel sind. Als kleines Gimmick habe ich überall noch QuasiTv installiert. damit kann man aus Plex Playlisten oder Sammlungen Fernsehsender machen. die entsprechenden Medieninhalte werden gescheduled und man hat dann einen EPG 😉 Da gibt’s dann sowas wie trailershow sender, einen Bud Spencer Sender oder Horror / Action Sender 😉
Wow. Da hatte ich weder Zeit noch Geduld für.
Für dein Szenario reicht das sicher nicht aus, aber bei mir läuft der Roku 4K an einem Benq Beamer, dessen eingebautes AndroidTV mir zu lahm, instabil und dessen Oberfläche mir zu gräßlich war. Wenn’s nur ums streaming geht ist der Roku tatsächlich nicht verkehrt und tut das was er soll sehr zufriedenstellend. Netflix, Mediathek, Disney+, Youtube, etc. laufen ruckelfrei in 4k, starten schnell und das Hauptmenü ist schön minimalistisch und vor allem frei von Werbung. Nachteil ist allerdings, dass es keine Apps für VLC, Kodi, oder NordVPN gibt, da müssen wir dann falls wir doch mal was aus dem Netzwerk oder vom USB-Stick abspielen wollen auf das eingebaute Android oder die Xbox (die mittlerweile offizielle Kodi und VLC Apps hat!) wechseln. Passiert aber nicht oft, von daher für uns ein zu verschmerzendes Manko. Ansonsten hängt noch eine Switch und PS4, die wir ab und zu noch für BluRays und DVDs verwenden, am Beamer.
Einen Beamer haben wir ja mittlerweile auch (für den Sommer draußen), aber den habe ich noch nicht vollumfänglich eingerichtet. Das steht in den nächsten Wochen an.
Genau die hab ich mir vor wenigen Monaten auch zugelegt. Mediatheken, Kodi (Zugriff auf Discounter-NAS => Festplatte an der Fritz.Box), Spotify, fertig. Läuft großartig.
Wir haben nun zwei Tage "real life use" hinter uns und sind extrem zufrieden. Es ist mir allerdings nicht gelungen, (auch wegen der wenigen Tasten) auf der Fernbedienung eine praktikable "mute"-Funktion einzurichten.
Die wichtigsten Streaming Apps bringt das webOS vom LG-TV mit. Darüber hinaus läuft eine NAS im Netzwerk für eigene Medien, ein alter Chromecast für wenn es doch mal Ausnahmen gibt, die wir dann per Handy oder Laptop streamen wollen. Bisher hatten wir das Setup, dass wir Youtube via Handy/Chromecast gestreamt haben, weil die werbefreie Version sich weigerte, am TV zu laufen. Neuerdings läuft aber ein normaler Rechner als kleine Nostalgie-Gaming-Einheit am TV, damit erschlagen wir alles und jeden zusätzlichen Bedarf inkl. Werbeblockern. Der Chromecast wird wohl deswegen zeitnah auslaufen.
Unser LG stammt aus einer Zeit, als webOS noch Science Fiction war.
webOS ist so unfassbar gruselig, das kann nur dystopische SciFi gewesen sein…
Ein postapokalyptisches Betriebssystem für ein dergestaltes TV-Programm:
https://youtu.be/22mt0cVyW5c?si=1KjjHsILj0LrQysp
Wenn der LG von 2010 ist, gab es webOS da schon. Allerdings auf Handys – ich hatte eins, war recht gut.
Nun ist von Handys ja offensichtlich nicht die Rede.
"Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass LG an einem Fernseher mit Open WebOS als Softwareplattform arbeitete. WebOS wurde im Februar 2013 durch LG gekauft. Im Januar 2014 wurden von LG erste Fernseher mit WebOS vorgestellt."
Bei uns laufen am Wohnzimmer TV ein Shield TV Pro (zugegeben, ganz andere Preisklasse, aber mit schicken Kodi-Skins und großer Bibliothek braucht es die Hardware auch) und im Schlafzimmer ein Firetv Max 4k. Bei Amazon macht mich die penetrante Autoplay-Werbung aber langsam verrückt. Das kann ich echt nicht mehr empfehlen, selbst wenn du Hardware in Sachen Preis-Leistung immer noch sehr sehr gut abschneidet.
Wir haben seit einem Jahr die Hardware runderneuert, weg vom Uralt-32-Zoll-Fernseher hin zum 50 Zoll Smart-TV. Dann gabs noch neue Handys, eine Fritzbox hat den Vodafone-Router ersetzt, und der Internetanschluss wurde auf 1 GBit gepimpt, da die Video-TKs meiner Frau öfter mal geruckelt haben. Das Schöne an der Fritz-Software ist, dass ich dem Smart-TV die Werbung wegblocken und den Dienstrechner meiner Frau priorisieren kann. Und ein schneller USB-Stick am Fernseher dient als Rekorder.
Leider kann man den Bildschirm meines neuen Handys nicht mehr einfach auf dem Smart-TV spiegeln, das ging mit dem alten noch. Wir haben uns gern mal Fotos darüber angeschaut. Meine nächste Baustelle ist es also, eine Festplatte an der Fritzbox als Backupmedium einzurichten, dann kann der Fernseher darauf zugreifen. Oder hat jemand eine andere Lösung dafür? Chromecast wollte ich mir eigentlich nicht zulegen.
Aus der Ferne scheint mir die einfachste Lösung zu sein: Auf dem TV eine Dateimanager-App mit Cloudzugriff installieren. Ich schmeiße Videos und Bilder, die ich meiner Frau zeigen will, einfach auf meinem Macbook in den OneDrive-Ordner, den ich auf dem Fernseher über den x-plorer aufrufen kann. Ab da übernimmt dann auch wieder der VLC-Player. Ist extrem easy, wenn man es einmal eingerichtet hat.