Mund auf, Augen zu, beten: Neue Experimente aus dem Wortvogel-Küchenlabor (NACHTRAG!)
Themen: Neues |Ich versuche aktuell, meine Ernährung wieder etwas besser in den Griff zu bekommen und mich auch wieder mehr zu bewegen. Aus Gründen. Die Tatsache, dass ich mich ständig zu neuen kulinarischen Abenteuern hinreißen lassen, könnte dem Anspruch dienlich sein – oft genug wird er davon aber auch torpediert.
Damit mich etwas genug reizt, um es in den Einkaufswagen zu packen (sei es im Supermarkt oder online), muss es mehrere Funktionen erfüllen:
- Es muss sich mir augenblicklich als logisch und spannend erschließen
- Es muss in meinen geschmacklichen Horizont passen
- Es muss eigentlich komplett überflüssig sein
- Es muss ein Schnäppchen sein
- Es muss eine hochgezogene Augenbraue der LvA provozieren
So wurde z.B. diese Dosenkost mehrfach auf Facebook angepriesen:
Nur mit selbstgemachter Pasta, selbstverständlich.
Vielleicht liegt es daran, dass ich hier einen echten Vergleich habe und mich durchaus in der Lage sehe, dem Produkt von 3Foodies die Stirn zu bieten. Vor allem aber: es gab ein Probierpack für "nur" 49 Euro, da wollte ich mal schauen, ob die Jungs ihren eigenen hohen Ansprüchen gerecht werden können.
Bei einem Videoabend mit dem Frankster haben wir die ersten beiden Dosen geköpft und verkostet – Wagyū und Salsiccia. Der Fleischanteil ist mit 29% bzw. 25% erstmal wenig überzeugend und der erste Bissen fällt unter "joah, nicht schlecht für Dosenfutter". Aber tatsächlich brauchen diese Bolognesen (Bolognesi?) ein wenig Zeit, ihren Geschmack zu entfalten – nicht unähnlich der Suprema Calabrese & ´Nduja Tipo-Pizza. Wer hier schnell schlingt und kaum kaut, dem entgeht was. Dem Instinkt, etwas nachzuwürzen, sollte man nicht nachgeben.
Am Ende des Dinners waren wir uns einig: das ist schon sehr gute Bolognese in beiden Versionen. Ob das den Preis zwischen 4,99 Euro und 14,99 Euro (!) für eine Dose mit gerade mal 400 Gramm rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Dosen selber sind allerdings Hingucker, in denen wir nun unsere Pfannenwender und Kochlöffel sammeln…
Nicht weniger absurd als Bolognese aus der Dose erscheint mir dieser fertige Pizza-Teig aus dem Chef Select-Angebot von LIDL, dem wir schon die angeblich beste Fertig-Lasagne verdanken:
Wir halten mal fest: Es gibt wenig, was man einfacher selber machen kann als einen Pizzateig. Dauert halt nur ein wenig, bis er gereift ist. Und wem das zu viel Brass ist, der kauft eine dieser fertigen Rollen, die man auf das Backblech klatscht. Warum einen frischen, luftdicht eingeschweißten Ballen anschaffen?
Die vermutlich so einfache wie ehrliche Antwort: Weil sich damit auch der Pizza-Noob wie Luigi von um die Ecke fühlt. Das sieht halt aus wie in der Pizzeria, was kein Argument sein sollte, wohl aber eins ist. Hat bei uns ja auch funktioniert.
1,99 Euro sind nicht gerade billig, weil man alle anderen Zutaten noch selber beibringen muss, aber im Gegensatz zu diesem Vlogger haben wir schnell kapiert, dass der Klumpen locker für zwei mittelgroße Pizzen ausreicht:
Teilt man den Teig, fallen praktisch alle im Video erwähnten Nachteile sofort weg: die Pizza ist luftiger, dünner, krosser und leckerer.
Und damit nehme ich es eigentlich schon vorweg: uns haben die sehr individuell belegten Pizzen mit diesem Convenience-Fundament sehr gut geschmeckt. Ich würde sogar so weit gehen, dass man in Konkurrenz zu einem guten Restaurant treten kann, wenn man versteht, dass auf eine Pizza Mozzarella-Fetzen und keine Scheibletten gehören.
Unser Tipp: Ausrollen und formen in etwas ausgestreutem Grieß, damit es weniger klebt. Macht die Pizza auch krosser und verbessert das Mundgefühl.
Da wir sehr selten Pizza essen und noch seltener selber machen, ist diese Variante für 1,99 Euro pro Klumpen künftig unsere Wahl.
Leider habe ich es versäumt, die Pizzen zu fotografieren, darum hier eine Alternative, die ich vor ein paar Tagen in Marburg im Oliva serviert bekam:
Eine "weiße" Pizza, also ohne Tomatensauce. Nennt sich ekligerweise "pumpkin spice latte pizza". Entspricht Kürbismatsch mit Würzung, u.a. Chili. Wegen des "latte"-Zusatzes habe ich extra den Kellner gefragt: die Toppings werden auch noch mit Milch und Sahne verfeinert. Ist demnach nicht gelogen.
Sollte nicht schmecken dürfen, ist aber tatsächlich sehr lecker. Und der üppige Rest ließ sich am nächsten Tag super in Airfryer aufbacken.
Ja, wir haben mittlerweile einen Airfryer. Sprechen wir auch noch drüber.
Ziemlich stolz sind die LvA und ich auf unsere Mehlschublade – spießiger geht ja gar nicht und das soll auch so:
Nun wollte die LvA neulich mal was mit Mandelmehl backen, aber es war keins vorrätig. Beim Supermarkt suchte ich mir erst die Augäpfel blutig und schickte meiner Gattin dann ein Foto mit der Bemerkung "echt jetzt?":
200 Gramm für 11 Euro, das Kilo für 55 Euro. Es ist mir völlig egal, ob das Zeug Zauberkräfte verleiht oder die Rückkehr des Heilands beschleunigt – sowas kommt mir nicht ins Haus. Sollten wir das mal unbedingt brauchen, kaufe ich es deutlich günstiger bei Amazon. Auch bio und aus Deutschland.
Vor unendlich vielen Jahren habe ich mal über die bodenlose Frechheit geschrieben, zu 30 Gramm Radiergummis eingekochten Apfel/Erdbeersaft für 1,39 Euro zu verkaufen. Hipster-Snacks für Leute, die nicht für Afrika spenden wollen:
Die Firma musste später die Verpackung ändern, um dem Zuschauer nicht länger vorzugaukeln, hier würden primär Erdbeeren verarbeitet. Zu 95% bestehen die Radiergummis nämlich aus Apfelsaft.
Nun bin ich ausgerechnet beim ALDI auf einen noch frecheren Nepp gestoßen, der in der Restposten-Schütte reduziert (!) ebenfalls für 1,39 Euro feilgeboten wurde:
Das hier sind getrocknete Banenenchips. 10 Gramm. Nimmt man den Beutel in die Hand, denkt man zuerst, er sei leer.
10 Gramm getrocknete Bananenchips für 1,39 Euro. Bist deppert? Ich würde jedem Interessierten dringend anraten, stattdessen für 50 Cent eine Banane zu kaufen. Ist gesünder, macht satter, kostet weniger.
Und wer nun meint "naja, sind Bio-Bananen und die Herstellung der Chips kostet ja auch Energie", dem tritt ausgerechnet der Billig-Discounter action ins Kreuz:
Wer nicht selber nachrechnen mag: Hier stehen 6,60 Euro pro Kilo gegen 139 Euro. Ich neige ja üblicherweise zu einer "leben und leben lassen"-Attitüde, was den Einkauf angeht. Aber wer bei den "Krümeln" zugreift, hat in meinen Augen was an der Waffel und verdient lautstark geäußerte Häme.
Zu meinen Bemühungen, meinen Körper vor dem weiteren Verfall zu schützen, gehört ein täglicher einstündiger Spaziergang von fünf Kilometern, was ungefähr 10.000 Schritten entspricht. Dazu gönne ich mir einen Protein-Riegel, weil ich mir einrede, dass das irgendwas bewirkt. Ist auch ein Ausgleich dafür, dass ich meinen sonstigen Konsum an Süßwaren eingeschränkt habe.
Das Problem: Protein-Riegel sind kackfrech überteuert. Das lässt sich besonders gut an einem Beispiel festmachen, wo es ein Original und eine proteinreiche Variante gibt, wie im Fall von Snickers:
Während der einfache Snickers-Riegel 13 Euro pro Kilo kostet, berappt man für die angeblich gesündere Variante 53 Euro pro Kilo. Das ist der vierfache Preis!
Aber auch hier habe ich einen Workaround gefunden. Die generell lobenswerte Seite MyDealz verlinkt immer mal wieder zu Anbietern von "Sportfood", bei denen solche Protein-Riegel (üblicherweise mit begrenztem Haltbarkeitsdatum) in Boxen zu 12 und 24 Stück extrem günstig rausgehauen werden. So konnte ich erst letzte Woche zwei Versionen für 70 Cent pro Riegel abgreifen.
Damit kann ich leben.
Reisen wir in die Ferne, auch wenn das Gute liegt so nah – der Frankster hat mir aus Japan einen ganz feinen Macha Cheese Cake auf einer Keks-Unterlage mitgebracht. Schon die Holzdose war ein Sammlerstück und der Kuchen sieht klein, aber exquisit aus:
Doch es ist so oft wie bei japanischen Süßspeisen – man entwickelt die Produkte mehr auf die Optik als auf die Kulinarik hin. Ja, der Cheese Cake ist sehr lecker, sehr fein, sehr dicht. Aber er schmeckt letztlich – trotz Macha – wie tausend andere american-style Käsekuchen, die ich auf meinen Reisen gegessen habe. Einen besonderen Mehrwert durch die asiatische Herkunft konnte ich nicht ausmachen.
Zum Abschluss noch der Startschuss von ein paar Eindrücken, die der Frankster aus dem Land der aufgehenden Sonne mitgebracht hat. Den Rest werde ich im Laufe der nächsten Tage und Wochen posten.
Ihr denkt, der Double-Big Mac sei ein respektvolles Biest in Sachen Fleisch bei McDonalds? Euch genügt ein Doppel-Whopper bei Burgerking schon als vollständige Mahlzeit? Dann lasst euch besser nicht in Tokio sehen, wo ihr an einem Great King Yeti Burger für umgerechnet knapp 13 Euro scheitern dürft:
Wie üblich sieht der Burger in Wirklichkeit weniger appetitlich aus – zumindest, wenn man einem YouTube-Tester glauben mag:
Das ist auch der Grund, warum ich niemals "teure" Burger bei den internationalen Filialisten esse – da liegt kein Segen drauf. Der Frankster war denn auch deutlich mehr begeistert vom Wasabi Burger mit Spicy Fries bei Dragon Burger:
Den Rausschmeißer macht eine Anekdote, die ich nicht bebildern kann, weil ich ausnahmsweise ohne Handy unterwegs war. Es trug sich bei einer Truderinger Bäckerei zu. Dort werden verschiedene Croissants feilgeboten, original, mit Schokolade, mit Nusscreme – und neuerdings auch mit Pistazie und dem anderen Zeug, das man im absoluten Hype-Food "Dubai Chocolate" findet.
Das Problem: Einige Hersteller und Anwälte meinen, der Name "Dubai Chocolate" sei geschützt oder zumindest schützenswert, weil impliziert werde, das Produkt käme aus… na ja, aus Dubai eben. Siehe auch Dresdner Stollen.
Meine Bäckerei hat sich, um etwaigen gerichtlichen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, zu einer so einfachen wie bezaubernden Taktik entschlossen:
"Budai Chocolate Croissants"
Ich verneige mich. Und bin für heute raus. Ich habe auf einmal Hunger…
NACHTRAG: Ich hatte tatsächlich was Versprochenes vergessen:
Minimal alkoholisierter Granatapfel-Eistee mit Kohlensäure. Schmeckt wie… wie… wie so ein 97 Prozent aus Wasser bestehender "Fruchtsaft" mit minimal Prickel und minimal Buzz. Eiskalt im Sommer auf der Terrasse okay, aber ansonsten einfach zu blah für meinen Geschmack.
Laut des Einkaufszettels vom LIDL-Outlet übrigens 1,05 Euro:
Ich muss zum Beispiel bei Mandelmehl jetzt nicht unbedingt Govinda haben. Das Mandelmehl bei DM ist qualitativ nicht schlechter, zugegeben auch nicht sooo günstig mit 6.99 Euro, schlägt aber zumindest die oben angeführten 11 Euro. Sind mit 300 Gramm dann auch noch 50 Prozent mehr als beim Mitwettbewerber, und einen DM findet man in fast jeder größeren Stadt.
Das selbe gilt übrigens für die Proteinriegel: Einige der Sportness-Sorten vom DM schlagen in punkto Konsistenz und Geschmack locker viele der überteuerten Special Brands, können schnell mal für den kleinen Hunger eingesackt werden und sind mit 85 Cent auch nicht zu überteuert. Zumindest der Klassiker Peanut Caramel und der neue Caramel Fudge gehen bei mir immer mit in den Korb und sind auch nicht so staubtrocken im Mundgefühl wie einige andere.
Früher habe ich den DM gerne mal links liegen lassen, aber je älter man wird (und sich dann zwangsläufig mit gesünderer Ernährung und Alternativen beschäftigt), desto öfter landet man tatsächlich dann doch mal dort.
Da hast du allerdings Recht – ich habe bis vor ein paar Jahren schon das Konzept Drogerie für albern gehalten. Das hat sich geändert.
Mandelmehl kann man aber auch gut selber machen. Man kauft sich geschälte Mandeln für knapp 1€ in der Backabteilung und jagt das dann durch den Mixer. Geht ganz gut.
Würden wir dann vermutlich auch machen.
Airfryer? Bin gespannt – habe seit kurzem so ein Dings & bisher ist alles grandios gescheitert.
Wenn man einmal den Dreh raus hat, ist das Ding leider sehr bequem. Wollte auch ewig nicht auf den Trend aufspringen. 😉
Ging uns genauso. Dann hatte es (auch) berufliche Gründe. Wir sind aber ziemlich begeistert – kein "leider". Das Teil übernimmt 80 Prozent der Aufgaben des Backofens und macht obendrein noch viele Sachen, die wir vorher so gar nicht angedacht hatten.
Full ack. (Oldie Joke)
"berufliche Gründe"? Ist das Ding unterwegs immer mit dabei? USB-C?
Und was für "Sachen" macht es, außer herumzuqualmen & den Geruch einer mäßig gutsortierten Frittenbude zu hinterlassen?
Fragen über Fragen !!11!
Heiße Luft qualmt in der Regel nicht. 😉
Hat nichts mit einer Friteuse zu tun und macht alles das, was dein Backofen auch macht, nur schneller und stromsparender.
Genau so ist das. Und das ist auch der Grund, warum wir nie einen Airfryer in Betracht gezogen haben – ich hatte den immer für eine kastrierte Friteuse gehalten. Tatsächlich ist es ein kompakter Umluftofen.
…ich kann es drehen, wie ich will: heraus kommt Matsch oder Schwarz.
Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu blöd & harre der Rezension des Blockbuster "Airfryer – Heiße Luft des Grauens" oder so…
Versuch, die goldene Mitte zwischen Matsch und Schwarz zu treffen. Dann passt es 😉 (Faustregel: Alles wie in der Backröhre minus 20% Zubereitungszeit und 20% Hitze)
"Minimal alkoholisiert" bei 4,5 % fand ich amüsant. Was ist denn dann Alsterwasser/Radler (2,5 %) für dich? Wasser? 😉
Bestenfalls.
Diese "spießige" Mehlschublade erinnert mich daran, dass wir uns auch gerade eine Ladung fest verschließbare Dosen zugelegt haben – aus schlechter Erfahrung. Wir haben uns nämlich mit einer Brotbackmischung ein Mottenproblem eingeschleppt, das wir mit Schlupfwespen in den Griff gekriegt haben. Deshalb nun die Lösung, alles fest zu verpacken, um das Problem eingrenzen zu können, wenn es wieder auftritt.
Was Proteinriegel betrifft, so habe ich hier glaube ich schon mal Foodsping erwähnt. Die machen nun (leider) den Laden dicht und schmeißen alles mit 30% raus.
Meine Frau ist in Sachen Vorratsboxen etwas extrem, aber auch ein gebranntes Kind.
Der Burger sieht aus, als hätten die Yetis in der Küche gemeinschaftlich draufgewichst.
Pfui! (aber wahr)
"Ja, wir haben mittlerweile einen Airfryer. Sprechen wir auch noch drüber."
Meine Frau möchte unbedingt einen, ich sträube mich dagegen.
Deine Erfahrung bringt den Ausschlag.
Jetzt fühle ich mich über Gebühr in der Verantwortung. Bericht kommt dieser Tage, aber für dich vorab: kaufen. Ein preiswertes Gerät ohne Schnickschnack mit einem Drehregler für Temperatur und einem für Zeit. Bei mehr als einer Person lohnt sich eine größere Schublade oder gar das Doppel.