Streaming Kritik: THE GORGE
Themen: Film, TV & Presse |
Story: Der ehemalige Scharfschütze Levi wird angeheuert, an einem geheimen Ort für ein Jahr die Überwachung einer riesigen Schlucht zu übernehmen. Auf der anderen Seite befindet sich ein gleichartiger Turm der Gegenseite, auf dem die Killerin Drasa ihren Dienst versieht. Über geschriebene Botschaften freunden sie sich an und versuchen, das Geheimnis der seltsamen Wesen aus der Schlucht zu entschlüsseln, auch wenn das streng verboten ist.
Kritik: Apple+ macht weiterhin keine halben Sachen – der hier ist vom Regisseur von DOCTOR STRANGE und BLACK PHONE, vom Autor von THE TOMORROW WAR, und präsentiert die Hauptdarsteller aus MAD FAX: FURIOSA und FANTASTIC FOUR.
Großes Kino für den kleinen Fernseher.
THE GORGE ist in vielerlei Beziehung ein prototypischer Streaming-"Tentpole", also eine Prestigeproduktion, die beweisen soll, wie nahe die Streaming-Anbieter mittlerweile dem "echten" Hollywood kommen. Prototypisch gerade auch deshalb, weil es nicht klappt. Seit dem ersten Streaming-"Blockbuster" BRIGHT vor sieben Jahren gelingt es den Anbietern immer nur fast, Kinoqualität zu liefern. Man hat die Zutaten, man hat die Köche – aber es schmeckt immer noch nicht richtig.
Bei THE GORGE kann man nachvollziehen, warum das Studio keinen großen Kinostart wagen wollte: Es ist im Kern ein Zwei Personen-Stück, das eine ganze Weile zum Anlaufen braucht und nicht mit einer bekannten Franchise locken kann. Im Herzen ist es ein B-Movie, wie es Roger Corman in den 80ern für eine Million Dollar mit weniger bekannten Darstellern, drei Matte Paintings und ein paar Latexmonstern hätte produzieren können.
Darüber hinaus ist THE GORGE auch etwas holperig geschrieben, als hätte man dem Skript den letzten Feinschliff nicht gegönnt. Levi und Drasa sind von Anfang an zu sympathisch, zu kompatibel, zu offensichtlich als Liebespaar konzipiert. Zwischen ihnen gibt es keine Spannung(en), kein vorsichtiges Herantasten. Teilweise hat ihre Lovestory was von einer RomCom in einem Alien-Setting.
Mit dem Wechsel aus den Türmen in die Schlucht vergisst der Streifen die gesamte Beziehungsgeschichte und konzentriert sich komplett auf Action, klassische Monsterfilm-Motive mit den üblichen "close calls" und aufzudeckenden Mysterien.
Das Ende ist dann wieder so clean, dass es an die RomCom-Hälfte anschließt.
Immer wieder stellt man als Zuschauer das gesamte Konstrukt in Frage, weil die Welt von THE GORGE nicht deshalb so ist, weil es plausibel ist – sondern deshalb, weil die Geschichte anders nicht funktionieren kann.
Es tut dem Film auch nicht gut, dass er sich über weite Strecken einem sehr brutalistischen Realismus verpflichtet sieht, nur um dann doch wieder den Bildschirm mit immer erkennbarer CGI von schwankender Qualität zu füllen.
Aber jetzt kommt’s: Trotz der vielen Defizite, Löcher und offenen Fragen haben der Frankster und ich uns weit über das bei den großen Portalen vergebene Urteil (RT: 64%, Metacritic: 57%) unterhalten. THE GORGE ist schlicht ein spannender futuristischer Monsterfilm mit einem angenehm gradlinigen Plot und sehr sympathischen Darstellern. Das Entertainment gleicht die Schwächen locker aus.
Ich fühlte mich ein ums andere Mal an PITCH BLACK erinnern, einen weiteren Mid Budget-Genre-Actioner, der mehr mit seinen Ideen als mit seiner Plausibilität punktet und eine interessante, wenn auch leicht absurde Welt erschafft.
Darüber hinaus erkenne ich neidlos an, dass THE GORGE in der Schlucht eine visuell beeindruckende "hellscape" mit Kreaturen erschafft, die nicht nach den üblichen Alien/Zombie-Variationen aussehen.
So kann man viel mäkeln, aber wenn man THE GORGE "on its own terms" betrachtet, ist das schon extrem locker-flockiges Entertainment fürs Geld. Es lässt sich nicht bestreiten, dass ich den gerne im großen Saal gesehen hätte.
Fazit: Ein visuell starker High Concept-SF-Actionfilm, der es sich an diversen Stellen zu einfach macht und gerne mal jede Logik vermissen lässt, aber unter dem Strich knackige zwei Stunden Fake-Blockbuster bietet.
Der Film war oder ist für die heutige Zeit ein Wunder.
Etwas konkreter?
Bei Apple+ sei allen Wortvogel-Fans "John Sugar" empfohlen. Aus Gründen. Kann man an einem Abend gucken. Lohnt.
Die LvA fühlte sich davon nach der ersten Episode nicht abgeholt. Ich werde das aber eventuell wieder aufgreifen.
Die Serie entwickelt sich. Kann man aber nicht drüber sprechen.
Faire Kritik. Fand die erste Stunde ziemlich gut, auch wenn die beiden Protagonisten offensichtlich ein Paar werden. Die 2. Hälfte aber war so schlecht, dass ich fast abgeschaltet hätte. Zum Teil grottige CGI wie aus Zweitklassigen Marvel-Filmen und eine hanebüchene Hintergrundstory, die mit Infodumps schnell niedergerasselt wurde.
Als ob der Drehbuchschreiber keinen Bock mehr hatte.
Habe beim Drehbuch-Blog Scriptshadow auch vom originalen Ende gehört, dass sehr viel besser klang.
Ich hätte gerne mehr über die "Monster" gewusst – tot oder untot? Haben die noch ein Bewusstsein? Verfolgen sie ein Ziel? Da haben wir wieder das Argument, dass das Drehbuch nur sehr halb ausgearbeitet wirkte.
Mir kam es vor wie ne Doppelfolge 'Outer Limits' (aus den 90/00ern). Habe mich trotz der Schwächen im Plot aber gut unterhalten gefühlt.
Hinterher kam mir auch der Gedanke, dass das sehr an TZ oder OL erinnert.
Ja, so beschreibe ich den Film auch zu Bekannten. Als Outer Limits Folge hätte das auch gut funktioniert, weil man den Plot nicht hätte strecken müssen. Dann wäre der Infodump am Ende von Akt 2 auch besser gekommen und ohne den Anfang wäre das Ende auch besser verdaubar gewesen.