Kino Kritik: CAPTAIN AMERICA – BRAVE NEW WORLD
Themen: Film, TV & Presse |USA 2025. Regie: Julius Onah. Darsteller: Anthony Mackie, Danny Ramirez, Carl Lumbly, Shira Haas, Sebastian Stan, Harrison Ford, Liv Tyler u.a.
Story: Ein neuer Präsident wurde gewählt – es ist ausgerechnet General Thaddeus Ross, der geschworen hat, die Welt wieder zu einen und auch die Superhelden wieder in den inneren Kreis der Macht zu holen. Doch die angepeilte Zusammenarbeit mit dem neuen Captain America gestaltet sich nach einem folgenreichen Attentat als schwierig. Es kommt zu einer internationalen Krise, die von rachsüchtigen Mächten im Hintergrund orchestriert wird. Mit einigen neuen Gefährten an der Seite versucht Captain America, Strippenzieher zu entlarven, bevor sich die Supermächte gegenseitig vernichten.
Kritik: CP:BNW ist ein Film, der an vielen Fronten kämpft. Man merkt ihm an, dass er nach diversen Fehlstarts und Debakeln (Multiversum, Kang, She-Hulk, Falcon & Winter Soldier) einen Schritt zurück gehen und das "alte" MCU bespielen soll, in dem die Figuren und Konflikte noch etwas klarer nach den Maßstäben des modernen Blockbuster-Kinos ausgerichtet waren und das Genre nicht permanent dekonstruiert, kritisiert oder neu erfunden werden musste.
So muss die in der Miniserie massiv geäußerte Systemkritik des Captains zurück gerollt werden und diverse woke / black lives matter / patriarchy-Parolen haben im neuen Film keinen Platz. Der Captain steht nun wieder für die Stars & Stripes, auch wenn die Weltlage komplizierter geworden ist und sich nicht jeder Konflikt durch schiere Waffengewalt lösen lässt.
Gleichzeitig fällt dem Film auch die Aufgabe zu, diverse lose Fäden des MCU aufzugreifen, ob es (zu) ihm nun passt oder nicht. So wird ausgerechnet der zweite HULK-Film mit Ed Norton der Hintergrund der Story, der Aufhänger ist das Finale der ETERNALS, und mit dem gesuchten MacGuffin schielt man in Richtung X-MEN. Es werden Konflikte aufgekocht, an die sich normale Marvel-Allesgucker kaum noch erinnern können, Personen erwähnt, die wir schon lange vergessen haben.
Das funktioniert… halbwegs. Der Film ist relativ flott inszeniert, setzt alle 10 Minuten ein Actionszene und gönnt sich auch das mittlerweile als toxisch verschriene Bro-Heldentum. Anthony Mackie hängt sich sichtlich rein und Harrison Ford wirkt hier erheblich lebendiger als im letzten INDIANA JONES-Streifen.
Aber es lässt sich nicht bestreiten, dass CA:BNW wie eine farbschwächer werdende Mehrfach-Kopie des Originals wirkt und nicht selbst wie ein Original. Wir haben einen Ersatz-Captain, einen Ersatz-Hulk, eine Ersatz-Black Widow, einen Ersatz-Falcon, die gegen ein paar übrig gebliebene Bösewichte zweiten Ranges antreten. Das ist keine "next generation", das ist ein Aufguss, und sehr offensichtlich dem Fanservice geschuldete "blink and you’ll miss it"-Cameos von Sebastian Stan und Liv Tyler ändern daran nichts.
Und schließlich: CA:BNW ist sichtlich bemüht, von der Fließband-CGI der letzten Filme wegzukommen und wieder so etwas wie eine "Realität" abzubilden. Ich begrüße das, auch wenn es nicht überall funktioniert – beim Kampf des Captains gegen den Red Hulk stehen die Beteiligten mal wieder schmerzhaft offensichtlich vor einem Greenscreen.
Das verblüfft mich übrigens generell: Wie ist es möglich, dass auch CA:BNW nicht in der Lage ist, die visuelle Qualität und Stimmigkeit von IRON MAN zu erreichen? Gab es jemals in der Geschichte Hollywoods eine Phase von fast 20 Jahren, in denen sich die Spezialeffekte nicht weiterentwickelt haben, sondern trotz steigender Preise immer plakativer und schlechter wurden?
So bin ich mit vielen gemischten Gefühlen aus dem Kino gekommen: Ja, ich wurde gut unterhalten. Ja, ich erkenne die Bemühungen an, so etwas wie einen "klassischen" Captain America-Film abzuliefern. Nein, wirklich mitreißend ist das alles nicht. Nein, Sam Wilson ist so wenig Steve Rogers wie Ruth Bat-Seraph Natasha Romanoff ist. Und ich fürchte, THUNDERBOLTS* wird es ähnlich gehen.
Wäre CA:BNW ein Aufsatz, würde ich angesichts der bisherigen Leistungen des Schülers Marvel drunter schreiben: "schon besser, aber noch nicht gut".
Fazit: Eine Resterampe des MCU mit einer Zweitbesetzung in den Heldenrollen, die tapfer versucht, die Begeisterung von WINTER SOLDIER und CIVIL WAR zu wecken, dabei aber ehrenhaft scheitert.
P.S.: Erst diesmal ist mir wieder eingefallen, dass Carl Lumbly selber eine Superhelden-Vergangenheit hat – er war in den 90ern MANTIS:
Das deckt sich mit den eher zurückhaltenden Reviews, die auf iO9 zitiert werden.
iO9 is still a thing?
Vertreibt mir die Zeit bei langweiligen Arbeitstagen
Nicht meins. Gut geschriebene Texte von Menschen mit gänzlich falschen Ansichten.
Was ist denn iO9? Kurze Recherche führt mich immer zu einer Elektrischen Zahnbürste.
https://gizmodo.com/io9
Lumbly war auch der Vater vom Martian Manhunter in SUPERGIRL.
Hast du vor Section 31 zu sehen bzw. darüber zu berichten?
Nein. Mir reicht die Zusammenfassung eines Kollegen:
"Tut euch das einfach nicht an. Haut euch lieber anderthalb Stunden lang einen Sack Schrauben ins Gesicht. "
Der "Critical Drinker" ua fand das Treffen Red HulK und Falcap nicht so toll…
Weil Falcap kein Empfänger von Superstrahlen, – drinks oder – injektionen war,
ist er ein Normalo, kann aber die kinetische Energie vom RedHulk schadlos hinter dem Schild überstehen!!!
Also ich erwarte mehr Realismus in Superhero-Movies- neh nicht wirklich.
Ich gehe jetzt ein Sack Schrauben kaufen, mein alter ist verschlissen.
Soweit wollte ich gar nicht in die Details gehen – aber in der Tat ist schon auffällig, dass die Captain America-Identität ohne einen Supersoldaten schon deutlich "underpowered" wirkt und man unterstellt, dass Sam Wilson das so niemals durchhalten würde.
Cap hatte deswegen doch die Flügel aus Vibranium, die jegliche kinetische Energie aufnahmen. Erinnere mich jetzt auch nicht, dass er ansonsten direkt vom Red Hulk getroffen wurde. Natürlich fiel später viel Stein auf ihn, aber das kann man ja auf die tolle Rüstung schieben. War Machine hatte ja auch nen Absturz aus einen Kilometer überlebt.
Aber ja, ein Cap America ohne Superkräfte wirkt schon arg schwach. Lange kann das halt keiner wirklich mitmachen, aber das war imo auch das Nebenthema des Films. Sein (bescheuerter) Sidekick wurde ja getroffen und sagte am Ende ja auch "DU würdest nicht abgeschossen werden…" und Sam Wilson wirkte zumindest, dass er da bereits an seiner Rolle als Cap zweifelt, da er weiß, dass er eigentlich nur Glück hatte.
"Gab es jemals in der Geschichte Hollywoods eine Phase von fast 20 Jahren, in denen sich die Spezialeffekte nicht weiterentwickelt haben, sondern trotz steigender Preise immer plakativer und schlechter wurden?"
Meine persönliche Interpretation: Die grundsätzliche Qualität von CGI hat sich nicht dramatisch verbessert. Wichtiger ist wohl das shot compositing, das ganze Zusammenspiel mit praktischen Effekten usw. Und gerade bei einem Film wie Captain America BNW, wo dem Vernehmen nach der halbe Film nachgedreht wurde, haben die Effektstudios wohl wieder Überstunden machen müssen und eventuell ist da der nötige Feinschliff nicht gelungen.
Übrigens: Ähnliche Dinge hört man ja oft auch über Computerspielgrafiken – daß es da mittlerweile oft eher schlechter ist als vor ein paar Jahren..
Die Frage ist ja nicht, DASS es so ist – das ist offensichtlich. Die Frage ist das WARUM. Vor allen angesichts der Tatsache, dass die Teams bei Marvel ja mittlerweile wahrlich genug Erfahrung haben sollten und nicht alles wie bei IRON MAN das erste Mal gemacht wird. Es sieht fast so aus, wären 1994-2014 die glorreichen 20 Jahre gewesen, als die Balance noch stimmte.
Mein subjektiver Eindruck – und der kann komplett falsch sein: Bei Ironman ist RDJ noch in einem echten Suit herumgelaufen, das Stan Winston hergestellt hat. In Endgame ist er und gefühlt der halbe Cast in irgendwelchen Motion Capture Pyjamas herumgeturnt.
Für mich ist der Inbegriff des perfekten S/FX Films, wo die Effekte quasi zeitlos sind, Jurassic Park – revolutionäres CGI, aber hauptsächlich praktische Effekte. Vielleicht ist die neue Generation an Regisseuren einfach gewohnt, daß man alles mit CGI machen kann. Und daß man einfach faul geworden ist.
Teilweise gibt es aber auch Projekte, wo Effekte richtig gut aussehen und die auch nicht so viel kosten – jüngst z.B. "The Creator" oder "Godzilla Minus One" ("Alien Romulus" könnte man da auch dazunehmen). Was die Filme halt gemein hatten, war, daß der jeweilige Regisseur einen S/FX Background hatte.
Vielleicht fehlt anderen Filmen einfach die nötige kreative Vision und der direkte Durchgriff des Regisseurs. Wie gesagt: Gerade von Marvel hat man ja diverse Horrorgeschichten gehört, wie da endlos Shots für die Mülltonne produziert werden.
https://youtu.be/WXcLIpbKppc?feature=shared
Ab Min. 1:00:20. bitte anzuhören. Comic vs. Film.
Und?
Bekräftigt mich in dem Entschluss, das Ding bei D+ zu gucken, wenn es dann in drei (?) Monaten verfügbar ist…