21
Feb. 2025

Filmverbrechen-Fotostory:
COLA CANDY CHOCOLAT(E) – oder: Schimpansen und andere Affen (2)

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory |

Nachdem unsere "Helden" mit einer viermotorigen Maschine gestartet, aber mit einer zweimotorigen Maschine auf den Philippinen gelandet sind, kann das losgehen, was die LISA gerne "Handlung" nennt, was aber mit "Mumpitz" meist erheblich besser umschrieben ist.

Mehr noch als bei anderen LISA-Filmen ist das gesamte "Münchner Intro" von 12 Minuten ein Wurmfortsatz zur Streckung der Laufzeit. Die Figuren begegnen sich konkret erst vor Ort und es gibt kein erzählerisch relevantes Element, das aus der bayerischen Hauptstadt mitgebracht wird.

Es ist vielleicht ganz interessant, an dieser Stelle auf die Genese von COLA CANDY CHOCOLATE einzugehen. Wie so oft hat Karl Spiehs einen Deal gemacht und den ganzen Film um ein Urlaubsresort herum gebaut, in dem er mindestens günstig, vermutlich kostenlos, eventuell sogar bezahlt drehen konnte. Da wäscht eine Hand die andere und der Betreiber der Anlage freut sich über eine attraktive Marketing-Maßnahme in vielen deutschen Kinos.

Aber Spiehs wäre nicht Spiehs, wenn er die Gewinnmaximierung nicht auf die Spitze getrieben hätte, wie Otto Retzer in DIE SUPERGLATZE freimütig zugibt:

"Das war der berühmte Film, den wir auf einer philippinischen Insel gedreht haben, wo der Produzent Karl Spiehs und der Kameramann Franz X. Lederle zugleich Geburtstag gefeiert haben und Spiehs uns großzügig 3 Tage freigegeben hat."

"Berühmter Film" – ich unterstelle, dass Retzer das vermutlich sogar glaubt. Und ich bin sicher, die Beteiligten klopfen sich dafür auch heute noch stolz auf die Schulter – den Preis für diesen Muckefuck eines Kino-Kaffees zahlen wie immer die Zuschauer. Es würde mich auch nicht wundern, wenn besonders die Darstellerinnen primär mit Sonnenstunden und Cocktails honoriert wurden.

Auf den Philippinen treffen wir nun endlich den "comic relief" des Films, also die Rampensau, die für den Slapstick zuständig ist. Bei LISA ist das Karl Dall oder – wie hier – Herbert Fux. Manchmal frage ich mich, wie der politisch engagierte Schauspieler solche Engagements vor sich selbst gerechtfertigt hat. "Ich musste meine Miete bezahlen" hilft nix, wenn man abends im Heurigen sitzt und heult.

Fux gibt hier einen Pfarrer schwer zuzuordnender Konfession:

Nun setzt die LISA ja nicht nur auf ein bekanntes Repertoire an Schauspielern in den immer gleichen Rollen, sondern auch auf Gimmicks, mit denen sich preiswert auf dem Plakat trommeln lässt. Das können z.B. die Trikes bei den Supernasen sein. Im Fall von CCC hatte man einen Tiertrainer gefunden, der einen Schimpansen mit einer schauspielerischen Begabung beisteuern konnte, die im Kontext der LISA-Knallchargen nicht negativ auffällt.

Klar ist der Affe nur die Kirsche auf der Sahne, weil er bestimmt eher ad hoc in die Produktion genommen wurde und nur für ein paar Füllszenen geeignet war.

Zuerst einmal jagt der Pfarrer dem entlaufenen Schwein "Roswitha" nach:

Zu dieser Totalen hat Retzer übrigens auch eine Anekdote beizusteuern:

Herbert Fux, der die Hauptrolle, den Pfarrer gespielt hat, ist Windsurfen gegangen und hat sich dermaßen verletzt, dass sein ganzer Körper gelähmt war. Er ist dann eigentlich nur noch in Großaufnahmen zu sehen. Um das zu ermöglichen, haben wir ihn auf ein Surfbrett gelegt, das wir aufstellten. Alle weiteren Szenen wo er in Bewegung zu sehen ist hat der Carl Schenkel, unser Regieassistent, gespielt.

Für sich genommen nicht besonders witzig. Aber das ist der Rest ja auch nicht.

Es kommt zu einem kleinen Zwist um das einzige zur Verfügung stehende Auto – der Pfarrer möchte es haben, ein anderer Charakter aber auch:

Die Rolle dieses Herrn ist übrigens extrem vage definiert. Es handelt sich wohl um den österreichischen Schauspieler Roland Astor als "Roland", der nur. als "von der Regierung eingesetzt" beschrieben wird. Ein andermal wird impliziert, dass er so etwas wie ein Entwicklungshelfer ist. Meine These? Ein Freund aus dem Umfeld von Spiehs, der zu den Geburtstagsfeierlichkeiten auf den Philippinen dabei war.

Der Pfarrer gewinnt das Duell um den Wagen, weil er sich vorab schon den Verteilerfinger gesichert hat – so ein linker Hund im Auftrag des Herrn!

Schimpanse "Jimmy" (eigentlich "Mickey") würde fahren, darf aber nicht:

Die beteiligten Personen werden in der Stadt auf verschiedene Fahrzeuge verteilt, was wieder ein bisschen Chaos verursacht, aber letztlich wumpe ist, denn es landen ja sowieso alle im selben Resort:

Wir sollen dieser Stelle übrigens glauben, dass der damals 52jährige Herbert Fux der Bruder (!!!) der 17jährigen Christine ist und sie trauen wird:

Für seine einzig wirklich nennenswerte Szene wird nun so getan, als könne der Affe den Jeep mit dem Pärchen klauen und damit der Straßenverkehrsordnung gemäß in Richtung Hotel abhauen:
Der Pfarrer springt in das Shuttle und setzt zur Verfolgungsjagd ohne Ziel, Sinn und Verstand an: Christine beweist sich wieder einmal als hysterische Zicke, weil wir ja die liederlichen Absichten von Gaby vorab irgendwie rechtfertigen müssen:

Der Klammeraffe, den Carmela bei Johnny gibt, lässt auf eine weitere Romanze hoffen, aber lasst euch davon nicht täuschen!

Das Shuttle nimmt eine Strohhütte mit – das ist alles, was ihr von CCC an Action erwarten dürfte. Ich sag’s nur, damit ihr nicht enttäuscht seid.

So kommt man schließlich am Resort an und für die 80er sieht das in der Tat nach vier Sterne plus "all inclusive" aus. Der Spiehs gönnt sich & Co. was:

Kein LISA-Film ohne Schwuchtel-Klischees als Schenkelklopfer. In diesem Fall hat man nicht Werner Rögelin importiert, sondern sich vor Ort an Ike Lozada gehalten, der immerhin von den 60ern bis in die 90er aktiv war und angeblich 3135 Folgen der TV-Show "That’s Entertainment" moderiert hat. Ich habe Zweifel. 

Weil ein Witz, der einmal gut war, auch zweimal gut ist, begeistert Christine die Anwesenden erneut ungefragt mit einer Kostprobe ihrer Stimmkunst:

Ha, ha! Glasbruch. Immer noch lustig. Habe ich doch gesagt!

Wir sollen übrigens an dieser Stelle glauben, dass Christine und Andreas verlobt sind und auf den Philippinen heiraten wollen, aber noch nie Sex hatten – sehr zum Frust der drallen Christine, die es drauf ankommen lassen möchte.

Verschiedene Gedanken dazu: Es ist nicht unüblich, dass in Telenovelas und sonstigen kulturellen Tieffliegern die Hauptdarstellerinnen jungfräulich sein müssen, um den Gewinn durch die Liebe zum Finale hin zu maximieren. Es ist mir aber neu, dass der männliche Teil des Pärchens unberührt in die Ehe will:

Das ist doppelt albern, da gerade die Jungs bei der LISA eigentlich immer fremd bumsen dürfen, wie sie wollen, ohne sich dadurch zu disqualifizieren.

Dolly Dollar ist auch so eine Sache, mit der ich hadere. Ja, die mag ein Busenwunder mit Wunderbusen gewesen sein, aber auch der Rest der jungen Dame war damals überdimensioniert. Das war die LISA wohl nicht bereit einzupreisen, denn man presste das nicht mal volljährige Mädchen in ein fürchterliches fleischfarbenes Mieder, um die Kurven zwischen Po und Busen in den Griff zu bekommen:

Das sieht furchtbar und auch ein wenig demütigend aus. Kein Wunder also, dass es erneut nicht zum Koitus zwischen Christine und Andreas kommt.

Carmela und Gaby gönnen sich derweil die erste Kokosnuss am Strand und Gaby deutet bereits an, einen Plan zur Eroberung von Andreas zu haben:

Spoiler: Hat sie nicht. Niemand hat bei der LISA jemals einen nachvollziehbaren Plan, ob vor oder hinter der Kamera.

Verschiedenen Quellen zufolge wurde Olivia Pascal für CCC übrigens von Uschi Wolff synchronisiert, die bei mehreren LISA-Produktionen im Tonstudio stand. So stammen von ihr die unsterblichen Worte aus EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON:

"Würstchen mit Eier – und die Füllung! Ja, was man reintut! Zum reinbeißen! Die Masse muss reingedrückt werden, von beiden Seiten. Und dann hinein – jaaa!"

Je nach Gemütslage erinnert man sich mehr oder weniger gerne:

Auch Johnny ist vor Ort, wenngleich seine Verspätung etwas seltsam anmutet, sass er doch mit den anderen im gleichen Shuttle-Bus:

Er fällt ins Wasser und wird von einem Motorboot ins kristallklare Meer gezogen:

Ich möchte durch die Zeit reisen können. Nicht, um 9/11 zu verhindern oder Hitler zu töten – ich möchte mich 1979 mit einer Packung Eiskonfekt in ein schrabbeliges Kino setzen und selber überprüfen, ob irgendwer bei so etwas gelacht hat:

Der Hotelbesitzer hat eigentlich gar kein Zimmer für Johnny frei:
Erfreulicherweise ist Jimmy da, um dem warmen Bruder den Hintern zu grabbeln:

Das ändert die Sachlage natürlich augenblicklich:

Oder wie man heute sagen würde: CANCELLED!

Pfarrer Herbert will derweil die Glocken läuten lassen, was durch ein Missgeschickt ausartet und nach Alarm klingt:

Der "Entwicklungshelfer" (?) Roland hört es und fühlt sich gerufen:

Der Pfarrer fröhnt auf den Schreck erstmal dem Donnerwasser:

Und schwups, da kommt die Feuerwehr:

Ha ha, sind die doof! Können mir dem Schlauch nicht umgehen und spritzen alles voll. Ein Glück, dass es gar nicht brennt.

Ich warne an dieser Stelle erneut vor: Die Tatsache, dass ein Gag keiner uns bekannten Definition von Humor entspricht, hält die LISA nicht davon ab, ihn auszupressen wie eine Zitrone. Stellt euch drauf ein: das kommt wieder!

Der Entwicklungshelfer droht dem Pfaffen ob seiner "shenanigans" mit dem Bischof, aber in dem Amt wird gerade der Nachfolger sehnlichst erwartet.

Und so freundet sich der Entwicklungshelfer fix mit Jonny an und bietet ihm "300 Mäuse", um den Pfarrer bei der Obrigkeit zu diskreditieren:

Man schreitet zur Tat und klaut die Soutane:
Der neue Bischof ist bass erstaunt, als der "Pfarrer" ihm seine Aufwartung macht:

"Ey Bruder, sag dem Kellermeister, er soll was zu trinken herschaffen!"
Was das alles soll? Nicht wirklich klar. Aber es streckt den Film ausreichend, weil der Pfarrer ohne Wohlwollen des Bischofs Christine und Andreas nicht trauen kann. Als Plan von Gaby wäre das gar nicht schlecht, aber die ist nicht eingeweiht.

Wo wir gerade von Gaby reden: Sie entdeckt Andreas und Christine am Strand und tut so, als wäre sie eine alte Party-Bumsbekanntschaft des Anthropologen:

Christine sieht’s mit Missvergnügen – und wieder hat man Dolly Dollar kein für den Strand angemessenes Outfit gegönnt, das Kurven an Stellen zeigen könnte, für die bei der LISA keine Kurven vorgesehen sind. Auch eine Form des "fat shaming":

Gaby hat solche Probleme nicht – in den USA nannte man Frauen wie sie in den 80ern "hardbodies". Sie schleppt Andreas auf "ein Glas Champagner" zur Bar ab:

Andreas lässt sich auf Smalltalk ein und es fällt ganz beiläufig mal wieder einer dieser unfassbaren LISA-Sätze, für die es heute noch Schläge regnen sollte:

"Ich weiß, dass ich, was Frauen betrifft, ein großer Stoffel bin. Wenn ich ein Liebesleben habe, dann nur, weil ich ab und zu vergewaltigt werde."

So spricht Andreas. Und man fragt sich wieder einmal, welche Farbe der Himmel auf dem Planeten hat, auf dem Autor Erich Tomek lebt.

Als gälte es die gerade geäußerte These zu belegen, kommt nun die verständlich genervte Christine hinzu und schnappt sich ihren Verlobten zum Koitus:

Vorschlag: Ihr lasst das auf euch wirken und ich lasse es für heute gut sein.



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DSFARGEG
DSFARGEG
21. Februar, 2025 22:52

überprüfen, ob irgendwer bei so etwas gelacht hat“ – Mein Verdacht: Ja. Weil trotz aller Unlustigkeit erkennbar ist, dass es witzig sein soll. Nach dem selben Prinzip haben die Friedberg/Seltzer-Filme gearbeitet. Die hatten als Gag auch nur zu bieten, dass es popkulturelle Referenzen gab, die das Publikum wiedererkannt hat, was das pawlowsche Signal zum Lachen war. Und dann haben sie halt gelacht, vermutlich, weil für dieses Publikum Lachen etwas ist, das nicht z.B. eine Reaktion auf Widersprüchliches oder Unerwartetes ist, sondern etwas, das hauptsächlich eine soziale Funktion hat.
…je mehr ich darüber nachdenke, desto deprimierender und widerwärtiger finde ich das alles.

Jerry Lundegaard
Jerry Lundegaard
23. Februar, 2025 16:02

"Für sich genommen nicht besonders witzig. Aber das ist der Rest ja auch nicht."

Das trifft den Nagel auf den Kopf.
Und vor allem trifft es auch auf alle Filme dieser bejuxten Reihe mit den immer gleichen "Filmemachern" und ihren Handlangern.
Die ständig gleichen, recycelten "humoristischen Einlagen" kann man blind vorhersagen und sie danach abhaken. Lustig wird´s nie, auch wenn der x.te Affe in Klamotten gesteckt wird und Auto fährt, oder der Pfarrer einem Schwein nachläuft oder die Feuerwehr umsonst ihr Wasser verspritzt, haha haha, ich lach´mich tot.

Lustig aber sind die immer wieder schön zu lesenden Reviews. So erspare ich mir die Filme grundsätzlich zu begutachten und habe trotzdem viel zu lachen.
Somit ein Danke an den Wortvogel für das Grauen, welches er sich antut, um uns den humorigen Teil solch eines Filmes näherzubringen. Auch wenn das von den Machern, was den Teil Humor angeht, sicher nicht so gemeint war.

Selle
Selle
23. Februar, 2025 17:55

Habe gestern mal wieder Fargo gesehen und fühle mich jetzt verfolgt…

Besteht doch noch Hoffnung auf das große Retzer-Portrait wenn jetzt aus seiner eigenen Feder zitiert wird? Wobei: Bei dem was man da liest fragt man sich, ob man das will.

Bin gespannt auf Teil 3.

Matts
Matts
24. Februar, 2025 16:46

Bei aller Fairness: Der Affe ist zumindest mal was Neues! Ich meine, das hatten wir noch bei keiner FVFS. Umso schlimmer, dass er kaum im Film ist.
Why can´t we have nice things??

Jerry Lundegaard
Jerry Lundegaard
24. Februar, 2025 20:23
Reply to  Matts

Ok, ich schreibe es mal anders.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie oft ich schon einen bekleideten Affen, der lustige Dinge in einer Lisaproduktion tut, gesehen habe. Und vielleicht habe ich in der Aufzählung ja auch Produkte dieses Hauses dazu gezählt, die vom Wortvogel nicht in einer FVFS besprochen wurden?
Zumindest habe ich das Gefühl mehrfach und in verschiedenen dieser obskuren Produkte solche Affenepisoden gesehen zu haben.
Waren nicht schon in den Rudi Carrell, Gunther Philipp, Ilja Richter-Klamotten diese Affeneinlagen zu sehen? Vielleicht summiere ich auch fälschlicherweise solche traumaerzeugenden Affenepisoden?
Vielleicht sollte man mal auf Spurensuche gehen und alle Lisaverfilmungen auf genau diesen Umstand untersuchen (In wie vielen Lisaproduktionen kamen spaßige Affen vor?)?
Vielleicht gingen mir diese witzig gewollten Tierszenen auch einfach schon damals auf´n Keks, weil ich diesen bemühten Witz nicht verstanden habe/verstehen konnte oder wollte? Und wer weiß, vielleicht sind mir die Lisafilmverbrecher mit ihrer Art Humor auch einfach nur zu weit voraus? Ich weiß es gerade nicht.
Und selbstverständlich kann man "nice things" in Filme einbauen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wenn den Drehbuchschreiberlingen nichts Besseres einfällt als Das, dann finde ich das auch irgendwie recht "affig" oder fühle mich da insgesamt mit veräppelt.
Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese Filme in der Tat absolut besprechenswert sind. Ich fühle mich da immer sehr gut unterhalten.