24
Feb. 2025

Filmverbrechen-Fotostory:
COLA CANDY CHOCOLAT(E) – oder: Männer mit Gewalt (3)

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory |

Okay, schauen wir mal, ob wir das Elend in drei Teilen hinter uns lassen können.

Christine ist entschlossen, sich des Gemächts des Geliebten zu bemächtigen. Aus seinem Mangel an Begeisterung könnte sie vielleicht schließen, dass sie mit Andreas nicht alt und glücklich werden wird – tut sie aber nicht.

Auch Andreas könnte vielleicht mal in sich gehen. Das ist ja definitiv kein "match made in heaven". Darf es wegen des gewünschten Happy Ends auch nicht sein.

Sex also? Nein. Geht ja auch wegen der Jugendfreigabe nicht. Um die Szene zusätzlich abzuschärfen, stolpert plötzlich unangemeldet der Hotelbesitzer herein und verkündet, er müsse die Heizung reparieren:

Ich habe das mal recherchiert: Es ist unwahrscheinlich, dass der Bungalow überhaupt eine Heizung hat. In dieser tropischen Gegend fällt die Temperatur selbst nachts in den kältesten Monaten praktisch nie unter 20 Grad.

Christine fühlt sich zu recht in der Privat- und Intimsphäre gestört, zumal der Eindringling auch noch fröhlich "viele Söhne!" wünscht (das mag ein philippinischer Brauch sein, den ich nicht recherchiert habe).

Es ist diese Szene, in der Dolly Dollar auch eher beiläufig der so bewunderte Wunderbusen aus dem Strandtuch rutscht, was schon mal den Großteil des begrenzten Gafferanteils von CCC ausmacht:

Nächster Versuch – es stehen plötzlich zwei philippinische Spanner vor der Terrassentür und wünschen ebenfalls "viele Söhne!":

Und zu guter Letzt ist auch noch Carmela im Wandschrank, die sich den Spruch nicht verkneifen kann:
Man muss unterstellen, dass es eine Langfassung von CCC gibt, in der ein Subplot uns erklärt, was Carmela im Schrank zu suchen hat. Oder man gibt endgültig auf und akzeptiert, dass Regisseur Götz einfach nur willkürlich Szenen aneinander gereiht hat, wo gerade Zeit und Platz war, während der Produzent Party machte.

Christine ist jedenfalls stinksauer – was man ihr bei aller Häme über die etwas ungeschlachte junge Dame eigentlich nicht verdenken kann:

Es war zweimal lustig, dann ist es sicher auch dreimal lustig – Christinas Schrei lässt mal wieder alle Scheiben klirren:

Als kleine Unappetitlichkeit obendrauf erwischt der Pfarrer dann auch noch seine entblößte Schwester beim missglückten Matratzentango:

Andreas, der wirklich NICHTS getan hat, um die Zweisamkeit mit seiner Verlobten irgendwie zu fördern oder zu genießen, macht nun auf wütend und stapft davon – direkt an der schon parasitär wartenden Gaby vorbei:
Dass sie ihn mit "viele Söhne!" aufzieht, findet Andreas aber gar nicht lustig und so schnappt er sich die in den Tropen sicher allgegenwärtige Sahnetorte: Es wäre keine LISA-Torte, träfe sie den Richtigen:
Kleiner Einwurf: Woher wusste Gaby, dass "viele Söhne!" Andreas so provozieren würde? Hat sie womöglich die Störungen des Liebesglücks von Christine und Andreas selbst orchestriert? Auch dafür warten wir auf den "director’s cut".

Ein Zeitsprung ungewisser Länge. Gaby und Carmela springen ins zugegeben kristallklare Meer – topless um des männlichen Publikums willen:

Ja, das erinnert nicht zufällig an die Duschbad- und Seifenwerbungen der Ära, die den Deutschen erstmals Sommerbrüste ins Wohnzimmer sendeten:

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Wieder wird Carmela als möglicher, gar natürlicher Love Interest für Johnny eingeführt, ohne dass die Sache je wirklich ins Laufen kommt:

Dabei ist die Tatsache, dass Johnny mittlerweile Panik vor Gabi als seinem persönlichen "Unglücksraben" hat, ein weiterer Running Gag als Rohrkrepierer.

Pfarrer Herbert arbeitet derweil in Unterhose an der Hochzeitspredigt:
Aber wieder kommt die Soutane weg, wofür er sich eilfertig beim Chef entschuldigt:

Es dürfte auch den weniger aufmerksamen Lesern/Zuschauern schon aufgefallen sein: CCC ist genau genommen kein Film, sondern eine lose Abfolge sich wiederholender "running gags", die den Namen nicht verdienen. Die versehentlich gerufene Feuerwehr, die geklaute Soutane, das zerspringende Glas – alles wird einfach so lange in die Dauerschleife geschickt, bis die Laufzeit rum ist. Selbst für einen LISA-Film ist das erschütternd langweilig und im wahrsten Sinne lustlos.

Nun haben also Gaby und Carmela Jonny überredet, erneut in die Soutane zu steigen, die ihm nach keinem Maßstab der Welt passen dürfte:
Johnny soll dem Bischof wohl irgendwie vormachen, dass die Papiere nicht in Ordnung sind und die Hochzeit nicht stattfinden kann. Das wird allerdings sofort wieder fallen gelassen und die Szene entpuppt sich als kompletter Leerlauf:

Nun läuten die Mädels die Glocken (aber nicht ihre eigenen, ihr Ferkel!)…

… und der Bischof ertappt den echten Pfarrer an der Flasche:

Die Feuerwehr spritzt alles nass…

… der Affe applaudiert:
Kann ich die Lebenszeit zurückhaben, die ich hier gerade verschwende?!

Wenigstens hat der ganze Rummel eine handlungsfördernde Folge: Der wütende Bischof macht die Mission dicht und damit die Hochzeit unmöglich. Gaby freut sich, dem jungen Paar die Nachricht überbringen zu können, dass ihre Eheschließung auf Eis liegt. Und weil Christine nach Ansicht der LISA sowieso eine "fette Kuh" ist, darf sie sich nun aus Frust mit Torten vollstopfen:
Weil das noch nicht für die Gag-Top 10 des Jahres 1979 reicht, fällt dem Pfarrer eine Kokosnuss auf den Kopf:

Andreas ist immer noch nicht begeistert, dass Gaby ihm wieder in die Beziehung funkt, was zu einem bemerkenswerten Austausch führt:

Andreas: Bestimmt hast du das alles eingefädelt!

Gaby: Das war eine tolle Show. Schade, dass du nicht dabei warst. Ich kann dich doch nicht kopflos in dein Unglück rennen lassen.

Andreas: Ich liebe Christine!

Gaby: Du liebst mich. Da wirst du schon auch drauf kommen. Besuch mich doch mal. Bungalow 50.

Und jetzt stellen wir uns den Dialog mal unter umgedrehten geschlechtlichen Vorzeichen vor. The mind boggles…

Andreas' Kosename für Christine ist (zumindest in dieser Szene) "Brettchen".

Die nächste hysterische Sequenz wirkt wieder so, als sei sie komplett vor Ort improvisiert worden, ohne in irgendeinen Kontext zu passen. Der nur unzureichend bekleidete Pfarrer schlendert in einen Bungalow:

Da sieht er zu seinem Entsetzen die nackige Carmela (seine Reaktion entspricht durchaus der des Publikums angesichts Uschi Buchfellners ca. 1980):

Unter einer Sitzgelegenheit hat sich zudem noch Johnny versteckt:
Es macht kreisch, es macht bumm, der Soundtrack verbreitet Fröhlichkeit: Ich habe NICHTS an dieser Szene verstanden. Irgendwie hat das wohl was damit zu tun, dass Herbert seine Soutane sucht.

Angezogen vom Geschrei eilt auch der Hotelbesitzer herbei:

Herbert versucht, die Gummikreische Carmela stillzulegen: Johnny versucht, sich kriechend aus der Affäre zu ziehen:

Der Hotelbesitzer versteht mal wieder alles miss und siehst sich schon mit dem Pfarrer beim intimen Eintanz:

Es kommt der Moment, der alles ändert – Jonny hat sich zur Verschleierung seiner Identität in "drag" geworfen:

Herbert setzt seinen Standard-Gesichtsausdruck auf:

Nun geht die Idee, Männer in Frauenkleider zu stecken, schon auf die ollen Schlager-Komödien der LISA zurück, wo es meist Peter Alexander und/oder Ilja Richter erwischte. Die folgenden Verwicklungen sind dann auch erwartbar bei MANCHE MÖGEN’S HEISS und CHARLEY’S TANTE geklaut:

Schnurstracks wird Johnny zur neuen Showsängerin des Resorts erklärt. Andreas kommt ebenso sinnfrei dazu wie Gaby, damit endlich mal so eine Art Romanze wenigstens angedeutet werden kann:

Zeitsprung. Das Abendprogramm im Resort muss beworben werden. Zu generischen Disco-Instrumentals schütteln die Urlauber ihre Gliedmaßen, während die langbeinige Gaby wieder auf der Suche nach Andreas ist, um ihm die Tour zu versauen.
Dieser ist tatsächlich erkennbar von Christine abgerückt, was diese traurig und frustriert zurücklässt. Tatsächlich ist Christine die einzige Figur im gesamten Film, für den ich so etwas wie Sympathie und Verständnis empfinde.

Gaby Outfit ist für sich genommen schon eine Kampfansage:

Nächster Mini-Twist: Herbert berichtet, dass der Bischof die Hochzeit doch genehmigt hat – in einer Szene, die zu drehen niemand ausreichend wichtig fand.

Auftritt "die tolle Lola – extra aus Amerika eingeflogen!":

Christine fühlt sich gerufen, die etwas fußlahme Performerin mit ihrer Sangeskunst nach Kräften zu unterstützen:
Es braucht wahrlich keine Hellseherei, um das Ergebnis vorauszusagen:

Viermal! Vier verdammte Mal hat uns die LISA diesen "Gag" nun vorgesetzt.

Es gehört zu den erwartbaren Absurditäten dieser Sorte Film, dass der Hotelbesitzer von "Lola" ganz begeistert ist und sie sogleich unter Vertrag nimmt: Wie aus dem Nichts sitzt auf einmal der Entwicklungshelfer (?) bei Gaby und Carmela am Tisch. Erstere braucht nun "sechs Mädchen" für ihren Plan (?).

Ich reime mir das nach zweimaliger Sichtung des Films so zusammen. Gaby will den Andreas mit ein paar nackten Tatsachen reinreiten, damit die Hochzeit platzt.

Der Bischof möchte plötzlich ein Zimmer im Resort und bekommt es:

Der Lieferant und das Frischfleisch – das sieht für mich unschön danach aus, als hätte die LISA vor Ort im Rotlichtviertel einen ausgegeben:
Dem Bischof gefällt das Resort sehr gut und er deutet an, hier gerne mal Urlaub machen zu wollen – wieviel bezahlte Urlaubstage hat ein Bischof denn wohl?

Zu blöd, dass in diesem Moment Carmela nach nahtloser Bräune strebt, was um der Sittlichkeit willen natürlich sofort abgestellt werden muss: Ungefähr ab hier gibt der Film auch jeden Versuch auf, Charaktere oder Plots zu entwickeln. Der Rest ist ein Ablauf an banalstem Slapstick auf dem Boden deutschen Spießerhumors, der karnevalistisches Schenkelklopfen für das einzig erreichbare und erstrebenswerte Ziel hält. So klaut Jimmy dem Johnny die Perücke:

Ha ha – lustig!

Der Hotelbesitzer entdeckt das Geschlechtsgeheimnis – und ist begeistert:

Der Bischof entkleidet sich in seinem Hotel-Bungalow:
Die nackten Philippinas lauern ihm zwecks sexueller Belästigung auf:

Johnny wechselt in die Soutane des Bischofs:

Ein paar weitere folgenlose Verwechslungen und viel Gerenne:

Wenn endgültig gar nichts mehr geht, greift man zur Torte, zur Bananenschale oder – wie in diesem Fall – zum bekleideten Sturz in den Pool:

Der Hotelbesitzer will sich nun den Bischof sexuell untertan machen:

In all dem zynischen Chaos bleibt ausschließlich Christine authentisch, denn sie hat echte Gefühle, auf denen von allen Beteiligten herumgetrampelt wird:
Andreas raucht der Kopf und er sucht Trost beim einsamen Strandspaziergang: Darauf hat die planbar barbusige Gaby nur gewartet – sie wirft sich dem emotional verwirrten Anthropologen an den Hals:

Der Versuch, die intrigante Stalkerin loszuwerden, endet erwartungsgemäß mit einem Kuss, der uns beweisen soll, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Es ist die Sorte Kuss, die wir von Tommi Ohrner kennen und die immer fies nach einem deep throating aussieht:
Wir ahnen: Dieser Abschied ist kein ernst gemeinter.

Noch fünf Minuten auf der Uhr, aber inklusive der Nachbesprechung bestimmt eine Stunde Arbeit – ich werfe für heute das Badehandtuch. Über das Finale dieser durch und durch toxischen und menschenverachtenden Geschichte reden wir morgen.

Spoiler: Es wird fäkal werden.



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8 Kommentare
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Sergej
Sergej
24. Februar, 2025 15:00

Ich muss kleinlich sein, einmal schreibst du Gaby mit i.

Wenn man zu viel Schokolade, Süsskram und Cola in sich hineinstopft, kann das mal die Verdauung durcheinander bringen.

Und was hat der Titel des Films mit der Handlung zu tun?
Obwohl, es wurde auch nicht am Kaktus gelutscht.

Sergej
Sergej
24. Februar, 2025 15:45
Reply to  Torsten Dewi

Ist ja gut, Thorsten.

Matts
Matts
24. Februar, 2025 16:58

Ok, mittlerweile ist klar: Gabi IST die Hauptantagonistin – aber die geschädigte Partei ist nicht Johnny, sondern Christine.

Selle
Selle
24. Februar, 2025 18:44

Die Wiederholungen erinnern mich an eine Weisheit aus einem Simpsons-Audiokommentar: Repeat something funny, and it’s no longer funny. Repeat it a lot, and eventually it will become funny again. Scheint hier ja nicht geklappt zu haben – waren vermutlich nicht genug Wiederholungen.

Jerry Lundegaard
Jerry Lundegaard
24. Februar, 2025 20:28
Reply to  Selle

Das ist wirklich lustig. 🙂
Man stelle sich vor, wie der Film 30 Minuten oder noch viel länger dauern würde und einfach immer so weiter macht, was die Slapstickreihenschaltung angeht. Nicht auszudenken 🙂

PabloD
PabloD
24. Februar, 2025 20:39
Reply to  Selle

"…waren vermutlich nicht genug Wiederholungen."

Stand jetzt! 🙈