Novelty-Pizza: Fragezeichen aus der Tiefkühltruhe
Themen: Neues |Ich bin immer noch kein Fan von Tiefkühlpizza – weder geschmacklich noch kulturell noch ernährungstechnisch. Es gibt Ausnahmen, aber selbst die kommen bei mir nicht regelmäßig auf den Speiseplan. Was allerdings in den letzten Jahren zugenommen hat, ist nicht nur mein Bauchumfang – es ist meine Neugier, wenn ich vor einer kuriosen Pappschachtel stehe, die das klassische Fladenmahl als "new and exciting" verkaufen möchte.
Wir leben in einer Zeit, in der einige Hersteller in Einkaufszentren mit Probierpizzen aus dem Heißofen werben:
Das erinnert mich an die Automatenpizza, die ich auch schon getestet habe.
Man findet im Supermarkt immer häufiger das, was ich Novelty-Pizzen nenne:
Machen wir uns nichts vor – das sind größtenteils Nebelkerzen, bei denen relativ einfache Billigpizzen mit bekannten Lizenzen gepimpt und zu überhöhten Preisen verkauft werden. Das ist besonders offensichtlich beim Anbieter Pizzatainment, der mehr nach Marketing-Agentur als nach Lebensmittel-Produzent aussieht. Aktuell vertreibt man dort u.a. die Pizza zur zweiten Staffel SQUID GAME:
Aber weil ihr neugierig seid und ich euer untertäniges Versuchskaninchen bin, habe ich in den letzten Monaten diverse Novelty-Pizzen einem Test unterzogen.
Fangen wir mit Pizzatainment an, die gleich zwei Pizzen aus dem DC-Universum auf den Markt gebracht haben in Form einer Joker- und einer Batman-Pizza:
Weil ich nicht vorhatte, alle Varianten zu testen, kam bei mir der (not really) Dark Knight auf den Pizzastein im Backofen:
Was mich überrascht: Der "BBQ-Style" findet sich tatsächlich im Design wieder:
Drollig. Und direkt aus dem Ofen sieht das auch gar nicht so schlecht aus:
Der Genusstest enttäuscht allerdings: Die Pizza ist trocken, fade, und schmeckt genau wie diese Ultrabillig-Varianten, die man beim Discounter im Dreierpack für den Preis bekommt, den Pizzatainment hier einzeln aufruft – gut 3 Euro.
Den "added value" sieht die Firma augenscheinlich auch nicht im Geschmack, sondern in der Verbindung zur entsprechenden Franchise:
Trotzdem lautet mein Urteil: Ich rate ab. Dringend.
Bekanntermaßen bin ich ein Fan von Gustavo Gusto und es ist kein Wunder, dass andere Hersteller versuchen, auf den Zug aufzuspringen – wir haben uns ja erst kürzlich an der Suprema von Dr. Oetker abgearbeitet. Dass die Discounter sich die Chance, eine "Edelpizza" mit Aufpreis anzubieten, nicht entgehen lassen würden, war erwartbar. Stellvertretend habe ich die Pizz’Ah Gigante von ALDI gekauft:
In Größe, Gewicht und Gestaltung der Gustavo Gusto sehr ähnlich und kommt auch ganz appetitlich aus dem Backofen:
Der Geschmack hat mich allerdings nicht vollumfänglich überzeugt. Etwas zu trocken, etwas zu fade. Vor allem aber: die Gigante liegt mit 3,49 Euro sehr nah an der Gustavo Gusto, wenn diese im Angebot ist. Da kann man auch gleich zum Original greifen, das mittlerweile auch bei ALDI erhältlich ist.
Dennoch ist die Gigante deutlich wertiger als die Pizzatainment-Produkte zum gleichen Preis und sie kann durch Gewürze geschmacklich auch nochmal auf Trab gebracht werden.
Als nächstes sprang mir diese Variante ins Auge:
"Bekannt aus Funk & Fernsehen"? Womöglich demnach auch "auf LP, MC und CD"? Sehr seltsam. Die Idee, Pizza mit einem Laugenteig zu backen, finde ich spannend. Das erfordert aber etwas mehr Vorarbeit, denn der Laugenteig muss mit Wasser eingepinselt werden, um die kurze Backzeit im Ofen schadlos zu überstehen:
Auch hier muss ich gestehen: Als Idee bestechend, im Ergebnis aber nicht überzeugend. Der Käse schmeckt mäßig, dem Laugenteig fehlt das Fluffige, und insgesamt ist das nicht "anders" genug, um als Novelty zu punkten. Geschmacklich kann ich das aber durchwinken und das Glas mit den Chili-Flocken ist nie weit.
Und schließlich stolperte ich diese Woche bei einem ALDI über diese hier:
Angeblich Italiens "Nr. 1-Marke für Pizza", was auch immer das genau genau heißt. Ein Außenseiter, weil für 1,99 Euro eher im Niedrigpreis-Segment angesiedelt. Grund genug, die auch noch mit in den Test zu nehmen. Aus dem Backofen kam der Fladen sympathisch bodenständig:
Ich bin… überrascht. Es wäre sicher falsch, begeistert von einer "guten Pizza" zu reden. Aber die Italpizza hat diesen fettigen, sättigenden und heißhungrigen Geschmack der Pizza von deinem billigen italienischen Pizzaladen, der dir schnell und unkompliziert die "eima Salame, Chefe" auf den Pappteller schaufelt und genau das repräsentiert, was man nach einem Kneipenbummel oder einem harten Tag in Schule und Büro braucht. Man verbrennt sich den Mund, sabbert Öl aufs T-Shirt und verzichtet auf das Plastikbesteck zugunsten der Finger – nach 15 Minuten ist man zufrieden wieder draußen auf der Straße. So eine ist das.
Es gibt auch diverse Novelty-Pizzen, die ich nicht probiert habe – so erschließt sich mir hier nicht mal das Konzept:
Wolke? ProSieben? BroSieben? EhrenPesto? Da scheinen die Marketing-Gäule mit dem Hersteller durchgegangen zu sein.
Ich mag Pizza, ich mag Kürbis – aber Pizza auf Kürbis reizt mich so gar nicht:
Trotz der negativen Erfahrungen mit Pizzatainment kommt aber eventuell beizeiten noch diese Variante in den Einkaufswagen:
Und weil wir gerade schon beim Thema unverzeihliches Fastfood und "Mac and Cheese" sind, spreche ich das Thema Burger an. Mittlerweile habe ich mich auf "Ruff’s Burger" eingeschossen. Die haben vor 15 Jahren an der Münchner Freiheit als Foodtruck angefangen und sind seither massiv expandiert.
Natürlich das alles total overpriced, aber die Qualität der Speisen ist schwer bestreitbar. So kann ich nicht mal den "Mac and Cheese"-Burger ernsthaft kritisieren, weil er nicht nur lecker, sondern auch gut abgestimmt ist:
Ich befinde mich allerdings in der Zwickmühle, dass ich den absoluten King bei Ruff’s nicht guten Gewissens empfehlen kann, weil er zwar brontal schmeckt, aber allenfalls zur frühzeitigen Herbeiführung eines Herzinfarkts taugt.
An den Tisch gebracht wird er in dieser Form:
Zum Verzehr zieht man dann den Eisenring ab und lässt den Käse fließen:
Das ist so pervers wie pervers lecker. Wer sich von den Kalorien nicht abschrecken lässt und Details wissen will, bitteschön:
Kein Burger – eine Herausforderung.
Damit habe ich das Thema vorerst abgearbeitet. Nun seid ihr dran: Gehört ihr auch zu den Leuten, die eine Pizza kaufen, weil sie konzeptionell spannend klingt? Lasst ihr euch von Gimmicks verführen, und sei es nur einmalig? Oder gilt die Faustregel "einmal Salami, immer Salami"?
Bei uns ist das ja noch mal eine andere Herausforderung, weil vegan.
Garden Gourmet und Wagner sind beides Nestlé und fallen deshalb für uns flach.
Was als Salami in vegan angeboten wird ist generell grenzwertig und verstörend.
Ganz okay (zum aufpimpen) ist die Vemondo Margarita vegan, mit 1,19 Euro auch sympathisch budget freundlich. Ist halt billige Discounter Pizza für den Notfall.
Von Dr Oetker die la Mia Pinsa vegan ist ein Traum, mit im Schnitt 3,50 bis 4.-€ aber nur im Angebot zu kaufen.
Von der veganen Variante der Globus Hausmarke waren wir positiv überrascht, die muss ich nächste Woche mal zu Vergleichszwecken wieder kaufen.
Insgesamt ist die geringe Auswahl (bzw dass Edeka, rewe, Aldi, netto und penny noch nichts eigenes gebracht haben) sehr überraschend
Ich konnte leider auch nicht an der Dark Knight Pizza vorbei gehen. Ich fand das Bild der Pizza auf er Verpackung schon eklig, probieren musste ich es trotzdem. Den Rest hast du beschrieben.
Die Stranger Things-Pizza ist auch bei mir in den Korb gewandert. Ich fand meine Crispy Bacon Jalapeno ganz ok, meine sich vegetarisch ernährenden Mitbewohnerinnen ihre Mac & Cheese gut, aber nicht mehr.
Erstaunlich gut fand ich vorletztes Jahr die "Baywatch Berlin-Pizza".
Die Brezel-Variante von Wagner fand ich für eine Fertigpizza sehr gut. Jetzt sehe ich gerade, dass die auch eine im "Hütten-Style" mit Frikadellenscheiben haben… Muss ich probieren, ich altes Werbeopfer.
Was mir alle paar Monate richtig gut schmeckt: Die Hot-Dog-Pizza von Lidl – mit Wurst im Rand. Ich mag mir bei dem Preis gar nicht ausmalen, wo das herkommt, aber die schmeckt wirklich lecker.
Es gibt eine Hot-Dog-Pizza mit Wurst im Rand? Das sprengt gerade meine Fantasie!
Bei uns im Norden bei Lidl.
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Bemerkenswert finde ich "Biscoff". Das bezieht sich auf Frankreich. Aber vermutlich ein weiterer "Marketing-Gaul", der durchgegangen ist, oder?
What?!
https://www.lotusbiscoff.com/de-de
Da ich auch ein Magnet für kuriose Fressalien bin, habe ich die Joker und Batman Pizzen vor ein paar Wochen auch probiert. Fand den Teig ehrlich gesagt nicht ganz so Karton-artig scheiße wie die der Pizzen in den billigen 3er Packs und die BBQ-Soße brachte eine nette Süße in den Geschmack mit rein, aber ich finde das hat alles nicht sehr gut mit der Salami harmoniert. Da wäre Bacon, Huhn oder was scharfes vielleicht besser gewesen.
Der Joker hingegen war nicht verkehrt, aber nur Käse kann man ja auch schwer verbocken.
Würde die beiden aber nicht nochmal kaufen, da sie generell zu teuer für das gebotene sind, aber das war mir schon im voraus klar. Falls es aber mal eine Version mit Superman (Rote Paprika in S-Form) oder mit Green Lantern (Pesto) geben sollte, bin ich natürlich wieder dabei. 😀
Passend dazu: https://www.youtube.com/watch?v=mlUIf5VpJsI
Der ist noch zu freundlich.
Ich esse zwar hin und wieder Fertigpizza, aber diese Novelty-Dinger finde ich eher abschreckend. Das ist wie die Eissorten, die sich an Lizenzen hängen (u.a. Batman und Spider-Man, beides gruselig schlecht), ich erwrte da nur Schlechtes von, daher probiere ich die lieber gar nicht erst
Ich bewundere sowohl Deine Ernsthaftigkeit als auch Deine Schmerzlosigkeit bei dem Thema.
Unser Weltklasse-Steinofen-Italiener ist mit dem Auto in unter zwei Minuten zu erreichen, deshalb kommen die Pizzen von da wirklich frisch auch auf den heimischen Tisch (und die Villa Dante ist auch nur gute zehn Minuten entfernt, allerdings ist das eigentlich schon zu lange für ein perfektes Ergebnis). Allerdings tun die knapp 50 Euro für eine schnelle Pizza mit der Familie schon weh…
Tiefkühlpizza ist für den Notfall (nach Pizza schreiende Kinder) in der Kühltruhe. Da kommt seit es sie gibt bei uns tatsächlich nur noch Gustavo Gusto in Frage (auch weil ich das Konzept "heimisches StartUp" durchaus sympathisch finde).
Alles korrekt, obwohl das Amici für uns eine gute Alternative zur Villa Dante ist. Wenn vom Restaurant, dann essen wir auch da. Die Novelty-Pizzen esse ich um des Blogs willen.
"Man verbrennt sich den Mund, sabbert Öl aufs T-Shirt und verzichtet auf das Plastikbesteck zugunsten der Finger – nach 15 Minuten ist man zufrieden wieder draußen auf der Straße." Große Wort(vogel)kunst. Dafür bin ich hier.