Fantasy Filmfest White Nights 2025 (9): MADS
Themen: FF White Nights 2025, Neues |REGIE: David Moreau
DARSTELLER: Lucille Guillaume, Laurie Pavy, Milton Riche, Lewkowski Yovel u.a.
OFFIZIELLE SYNOPSIS: Romain ist im Drogenrausch auf dem Weg zu einer Party, als plötzlich eine Frau in seinen Wagen springt. Die Fremde ist völlig panisch, kann nicht sprechen und schneidet sich Minuten später die Kehle auf. Literweise Blut spritzt im Auto herum. Gerade so schafft es Romain noch unauffällig in die schicke Wohnung seines Vaters und unter die Dusche. Wie kommt er aus dieser Nummer wieder raus – ist das alles ein schlechter Trip? Als er in die Garage zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden. Das Problem damit aber leider keineswegs: Romain beginnt, sich immer seltsamer zu fühlen…
KRITIK: Das hier ist ein "one take movie" und Regisseur Moreau hat uns versichert, dass er dabei nicht getrickst hat – was ich angesichts diverser auffälliger Schwarzbilder nur bedingt glauben mag. "one take movies" sind natürlich erstmal interessant, weil sie eine Unmenge Planung brauchen, bei der tatsächlichen Umsetzung aber auch in 90 Minuten komplett gedreht werden können. Es müssen alle Locations zur gleichen Zeit zur Verfügung stehen, perfekt ausgeleuchtet sein, ineinander übergreifen. Die Darsteller müssen sämtliche Emotionen und Dialoge aus dem Drehbuch augenblicklich und chronologisch abrufen können. Schon der Ansatz verdient Respekt. Zuletzt hatte das vor zwei Jahren MEDUSA DELUXE versucht – und war daran krachend gescheitert.
Aber es kommt der Tag, da will die Säge sägen – das Attribut "one take" gibt zwar Vorschusslorbeeren, aber am Ende muss immer noch der Film selbst überzeugen. Und wenn man sich das Ergebnis im Fall von MADS anschaut, dann versteht man sehr gut, warum sich "one take" nie wirklich als Standard durchsetzen konnte.
Die Handlung "mager" zu nennen, wäre noch freundlich – irgendeine Infektion, rage zombies, Zusammenbruch der (zumindest französischen) Zivilisation. Weil die Kamera immer an den Protagonisten kleben muss und nie zu anderen Figuren und Ereignissen schneiden kann, bleibt das Storytelling zwangsweise extrem basic. Die Echtzeit sorgt auch dafür, dass nichts gestrafft wird – wir erleben jeden Autofahrt mit, jede Atempause, jedes redundante Gespräch. Zuviel Füllmaterial.
Es bleibt den Darstellern überlassen, es rauszureißen. Leider können die drei primären Schauspieler die Leere des Drehbuchs und der Dramaturgie nicht füllen. Laurie Pavy als Anais versucht derart das Bild zu dominieren, dass ihre auf Hysterie und Wahnsinn konzentrierte Performance wie groteskes Overacting wirkt.
So bleibt am Ende ein wackeliges und schwachbrüstiges Zombie-B-Movie, dessen Gimmick ihn nicht sehens- oder kaufenswerter macht.
Das Problem mit dem Füllmaterial teilt ja auch der deutsche One-Take-Film "Viktoria". Der ist prinzipiell interessant und auch recht gut umgesetzt, doch die diversen Längen und die sich aus der zeitlichen Begrenzung ergebenden Probleme der Figurenzeichnung und die Plausibilität der erzählten Geschichte reißen das Ganze ein wenig runter (und zwar in die relative Mittelmäßigkeit).
Ich sehe hier persönlich kein Füllmaterial, für mich ist der Film wie ein Ambient Album, der Weg ist das Ziel und alleine der intensiven, authentischen Atmopshäre beizuwohnen, ist für mich schon spannend genug
Es freut mich, dass der Film dir mehr gegeben hat als mir.
Was one-take-Filme der letzten Jahre betrifft, möchte ich unbedingt "Utøya 22. Juli" als extrem positives Beispiel in die Runde werfen. Zumindest für mich hat die daraus resultierende Authentizität des Geschehens (welches ja auf realen Ereignissen basiert) das Ganze zu einer ungemein intensiven (und zutiefst bedrückenden) Erfahrung gemacht.