Fantasy Filmfest White Nights 2025 (4): PRESENCE
Themen: FF White Nights 2025, Neues |REGIE: Steven Soderbergh
DARSTELLER: Lucy Liu, Chris Sullivan, Julia Fox, Eddy Maday, Callina Liang, West Mulholland
OFFIZIELLE SYNOPSIS: Die Kamera streift durch das leerstehende Haus, untersucht jedes Zimmer, jeden Winkel. Bis die Maklerin erscheint und mit ihr die Familie, die ihr neues Zuhause bezieht. Jeder in dieser Familie, die Eltern und ihre zwei Teenager-Kinder, hat seine eigenen Probleme. Nur Tochter Chloe scheint die fremde Präsenz im Haus sofort zu spüren. Ist es vielleicht der Geist ihrer vor kurzem verstorbenen Freundin? Zunächst sind die Signale harmlos: ein Buch am falschen Platz, eine sich unerklärlich zuschlagende Tür. Doch dann können auch die anderen nicht mehr leugnen, was vor sich geht, denn unaufhaltsam wird die Stimme aus dem Jenseits aggressiver – bis hin zum offenen Ausbruch. Die Vier sind geschockt und fühlen sich ohnmächtig. Was sollen sie tun? Etwa ausziehen, ein Medium zu Rate ziehen oder die bedrohlichen Vorkommnisse einfach ignorieren? Würden sie die Zeichen doch bloß besser verstehen…
KRITIK: "Doch dann können auch die anderen nicht mehr leugnen, was vor sich geht, denn unaufhaltsam wird die Stimme aus dem Jenseits aggressiver – bis hin zum offenen Ausbruch. Die Vier sind geschockt und fühlen sich ohnmächtig." – das ist kompletter Kappes und verspricht mehr Konflikt und Interaktion, als PRESENCE zu liefern bereit ist.
Der Film hat mich zuerst ein wenig ratlos zurückgelassen – DAS HIER ist vom Regisseur von OCEAN’S ELEVEN, ERIN BROCKOVICH, SOLARIS und MAGIC MIKE? Vom Drehbuchautor von JURASSIC PARK, CARLITO’S WAY, MISSION: IMPOSSIBLE und SPIDER-MAN? Ein Low Budget-Grusler praktisch ohne Spezialeffekte und mit gerade mal fünf bis sieben Darstellern? Da erinnert an Barry Levinsons Abstieg von RAIN MAN zu THE BAY.
Man muss allerdings fairerweise einräumen, dass Soderbergh immer dafür bekannt war, genau das zu drehen, was ihn gerade interessierte – die kommerzielle Optimierung ist sein Interesse nicht. Er hat ja auch immer wieder Sachen gedreht wie KAFKA, SCHIZOPOLIS und GIRLFRIEND EXPERIENCE.
Und so ist PRESENCE mehr ein Stilexperiment als ein voll ausformulierter Film, eine Umkehrung der POLTERGEIST-Prämisse – diesmal erleben wir das Geschehen aus der Sicht des Geistes. Eine Variation dieser Idee war ja bereits der leider völlig untergeganene HAUNTER von Vincenzo Natali.
PRESENCE ist dabei deutlich interessanter als gut, deutlich cleverer als spannend. Es ist faszinierend, wie der Film die Story auf das beschränkt, was die "Präsenz" wahrnehmen kann, wie er auf ihre limitierten Fähigkeiten zur Interaktion eingeht. Es ist auch letztlich keine Geistergeschichte, denn für den Geist ist das Geschehen im Haus nicht übernatürlich. Der Geist entdeckt den Menschen und muss mit ihm umgehen, nicht umgekehrt. Das ist alles in schönen langen Kamerafahrten und intensiven Nahaufnahmen eingefangen, die statt mit klassischen Schnitten von einfachen Blackouts getrennt sind.
Das funktioniert auch angesichts der begrenzten Laufzeit recht gut, das Storytelling ist so flüssig wie die Kamerafahrten – aber es ist unter dem Strich kein großer Wurf, weil PRESENCE dem Genre des "Familie zieht in verspuktes Haus"-Films jenseits der frischen Perspektive rein gar nichts hinzuzufügen hat.