Fantasy Filmfest White Nights 2025 (3): THE WAILING
Themen: FF White Nights 2025, Neues |
REGIE: Pedro Martín-Calero
DARSTELLER: Ester Expósito, Mathilde Ollivier, Malena Villa
OFFIZIELLE SYNOPSIS: Ein Videochat wird für Andrea zum Trauma, als vor ihren Augen eine entsetzliche Bluttat geschieht. Doch niemand glaubt ihr die Geschichte von dem unheimlichen Mann, den sie schemenhaft im Türrahmen stehen sah. Auf der Suche nach Antworten folgt Andrea einem grausigen Wehklagen zu einem verlassenen Haus… Zwanzig Jahre zuvor, am anderen Ende der Welt, dreht Filmstudentin Camila heimlich Momentaufnahmen von der faszinierenden Marie – bis sie eine finstere Gestalt im Hintergrund bemerkt. Und wieder ertönt der klagende Ruf, der von kommendem Unheil kündet. Doch für eine Flucht ist es längst zu spät.
KRITIK: Martín-Caleros Film macht es dem Zuschauer nicht einfach. Wir werden augenblicklich ins Geschehen geworfen, etablierte Konflikte werden nicht erklärt, der Horror existiert einfach, ohne langsam entdeckt zu werden. Wie bei einem Kurzfilm bricht die Handlung plötzlich ab. Zeitsprung, anderes Ende der Welt. Andere Personen. Wir gewöhnen uns, finden Verbindungen zu ersten "Story". Zack – wieder Abbruch. Neue Figuren, neue Zeit. Was ist hier los?
Man ist als Zuschauer geneigt, nicht mehr nach einem roten Faden zu suchen, stattdessen die intensiven Bilder und beeindruckenden Performances der jungen Darstellerinnen auf sich wirken zu lassen. Nicht jeder Film pilgert von A nach B nach C. Aber dann lösen sich Knoten, ein Kontext lässt sich erahnen, wenn auch nicht wirklich erklären. Am Ende steht ein Mythos, der es den Frauen der Blutlinie erlaubt, erstmals gemeinsam den "alten Mann" zu konfrontieren.
Und so ist THE WAILING im Rückblick spannender als im Kino, weil es sich lohnt, über ihn nachzudenken. Er lässt sich im Gespräch entdecken, und man kann die Leerräume, die er bewusst stehen lässt, mit eigenen Theorien füllen.
Mit 95 statt mit 107 Minuten hätte sich das allerdings auch erzählen lassen, besonders im Mittelteil. Das hätte den Film dann vielleicht auch für das Hauspublikum etwas konsumierbarer gemacht.
Der Beginn in der Disco und die Eskalation erinnerten mich an "Talk to me". Die erste "Episode" hatte mich nach kurzer Orientierung schnell im Bann. Dazu trugen die Atmosphäre der Schauplätze ebenso bei, wie die Darstellung der Beziehungen die gelebt statt herbeiformuliert wirkten. Zum Beispiel wie fürsorgend, aber letztlich hilflos Andreas Eltern auf ihren Verlust reagieren. Dann kommt eine wirklich packende und gruselige Zuspitzung und dann… sind wir plötzlich in einer völlig neuen Geschichte. Und ich war erstmal eine Weile schwankend zwischen Irritation und Verärgerung, denn die Stalker-Geschichte der Film-Studentin braucht viel zu lange bis sie eine Verknüpfung zum Anfang findet. Der dritte Teil ist wieder intensiver inszeniert, aber insgesamt bleibt für mich die Rechnung (8 + 4 + 6) / 3 = 6
Bin da bei dir, auch was die Kritik mit dem etwas zu langen Mittelteil betrifft. Am meisten fand ich aber schade, dass der Film am Ende irgendwie so gar keine Lösungsoption bereithält. Aber vielleicht habe ich das auch einfach zu pessimistisch interpretiert.
Das sehe ich komplett anders – am Ende haben die Frauen endlich entschlüsselt, was es mit dem "alten Mann" auf sich hat. Ihr Treffen ist der erste Schritt, sich gegen den Generationen verseuchenden Fluch zu wehren. Das ist absolut positiv zu sehen.