27
Jan. 2025

Fantasy Filmfest White Nights 2025 (10): THE SURFER

Themen: FF White Nights 2025, Neues |

AUSTRALIEN, IRLAND 2024

REGIE: Lorcan Finnegan

DARSTELLER: Nicolas Cage, Julian McMahon, Nic Cassim, Miranda Tapsell

OFFIZIELLE SYNOPSIS: „Der Surfer" will seinem Teenager-Sohn den australischen Traumstrand seiner Kindheit zeigen. Doch der ist von aggressiven Einheimischen besetzt, die jeden verprügeln, der sein Brett Richtung Welle bewegt. Wer hier nicht sesshaft ist, darf nicht ins Wasser, lautet das Anti-Gentrifizierungscredo des fiesen Lokalpatrioten Scully. Als Cage nicht bereit ist, klein beizugeben, setzen die immer skrupelloseren Schikanen von Scullys Anhängern den ansonsten rechtschaffenen Mann unter Druck. Bis ihm schließlich der Kragen platzt!

KRITIK: Regisseur Finnegan (dank VIVARIUM in guter Erinnerung) wies in einer Videobotschaft vorab darauf hin, dass er mit THE SURFER eine Hommage an die gesellschaftskritische "Australian New Wave" der 70er erschaffen wollte, an Filme wie THE LONG WEEKEND, WAKE IN FRIGHT und THE CARS THAT ATE PARIS. In diesen Streifen wird das australische Hinterland oft als menschenfeindliche Ödnis dargestellt, die nur einen gnadenlosen Menschenschlag überleben und gedeihen lässt und die totale Unterwerfung verlangt.

Tatsächlich ist THE SURFER nicht nur eine Hommage, sondern auch eine perfekte Ergänzung des Subgenres, ein für sich stehender und funktionierender Beitrag.

Man darf sich nicht allzu sehr an der Plausibilität des Szenarios aufhängen, denn THE SURFER ist als fiebrige Allegorie zu verstehen. Es geht um toxische Männlichkeit, die den Mann selbst zum Opfer hat. Um archaische Machtansprüche und die Wiederentdeckung des "free man" in der Seele des verweichlichten Stadtmenschen. In der Konfrontation mit den "bay boys" und dem Kampf um seinen Platz in der Sozialstruktur wird der namenlose Surfer konsequent seiner materiellen Errungenschaften beraubt, bis er als obdachloses Wrack auf dem Parkplatz lungert. Es ist schmerzhaft zu sehen, was ihm angetan wird und was er über sich ergehen lässt, aber ob eine Gegenwehr zu erwarten oder sinnvoll ist, kann nie klar formuliert werden. Braucht es Widerstand oder Anpassung? Was ist der Preis für Status? Oder sind die "bay boys" doch nur ein regionaler Kult?

Auch in der Inszenierung ist das makellos umgesetzt, mit hitzigen Bildern und einem fast giftig grünen Ozean, der als Verheissung eher Verderben verspricht. Der Parkplatz auf der Klippe über dem Strand wird eine seltsam isolierte, feindliche Arena, in der sich verschiedene Fraktionen belauern wie in einem MAD MAX-Szenario. You can check out any time you like, but you can never leave…

Nicolas Cage kann sich eine weitere Kerbe in den Bettpfosten schnitzen – wenn er so weitermacht, hat er dank Filmen wie PIG, DREAM SCENARIO und THE SURFER irgendwann ein respektables Alterswerk zusammen, das den ganzen Scheiß wie LEFT BEHIND, JIU JITSU, und BANGKOK DANGEROUS vergessen macht.

FAZIT: Ein großartiger, hypnotischer Film im Stil der "Australian New Wave", der schmerzhaft seinen Protagonisten demontiert und Nicolas Cage mal wieder die Chance gibt, sich in einer Charakterrolle auszuleben. Nach reiflicher Überlegung tatsächlich 10 von 10 Punkten.

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2 Kommentare
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Thomas Hortian
27. Januar, 2025 13:43

Oh, das hört sich interessant an. Ich liebe ja die als Referenz genannten Filme und Nicholas Cage ist immer noch ein fantastischer Schauspieler, wenn er denn die richtigen Rollen bekommt. Ist vorgemerkt, danke.

Matts
Matts
27. Januar, 2025 16:47

Dito, vorgemerkt! Cage scheint ja wirklich wieder einen Lauf zu haben.