What Not To Watch: TV-Kassensturz
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Okay, kommen wir zu den Miniserien und Serien, denen wir 2024 eine Chance gegeben haben, die aber letztlich keine Gnade fanden. Man beachte dabei, dass mein Urteil meist nur auf einer gesehenen Episode basiert.
Palm Royale
Das hier hätte ein "slam dunk" sein müssen. Die großartige Kristen Wiig, fett besetzte Nebenrollen, Apple+, Sixties-Style-Overkill. Die neue MRS. MAISEL?!
Leider nein. Wiigs Maxine ist von der ersten Minute an nicht nur unsympathisch, sondern unerträglich. Ihre Entschlossenheit, in die Society aufgenommen zu werden, ist reine Geltungssucht und durch keine emotional nachvollziehbare Backstory legitimiert. Alle um sie herum sind hohl und gierig – und sie will es auch sein. Was als gnadenlose Satire funktionieren könnte, will hier nur spielen.
Miss Scarlet
Ein Taschenspielertrick, gewiss, denn MISS SCARLET & THE DUKE habe ich schon vor drei Jahren vorgestellt. Mittlerweile hat der Hauptdarsteller Stuart Martin hingeschmissen (offiziell wegen anderer Verpflichtungen, aber es gab wohl auch Spannungen mit der Hauptdarstellerin Kate Phillips). So heißt die Serie ab Staffel 5 nur noch MISS SCARLET und wir haben uns den "Neustart" angesehen:
Zuerst einmal: gut, dass Stuart Martin raus ist. Ein toller Schauspieler, mit dessen Figur die Macher einfach nichts anzufangen wussten. Die Liebesgeschichte von Eliza und William Figuren war endlos, freudlos und kraftlos. Der Reboot kann die Serie, die mit der dritten Staffel einen unübersehbaren qualitativen Absturz erlebt hat, allerdings nicht retten. Immer billiger die Sets, immer banaler die Fälle, immer recycelter die Dialoge. Man muss vielleicht eingestehen, dass das Konzept nicht genug Saft für mehr als zwei Staffeln hatte und der Ausstieg des Senders A&E die finanziellen Möglichkeiten zu sehr kastriert hat. Schade drum.
The Agency
Das hier hätte uns gefallen müssen: Ein Knaller-Cast mit Michael Fassbender und Richard Gere (!), ein komplexer Spionage-Plot, und offensichtlich genug Geld für aufwändige Dreharbeiten an vielen (auch ungewöhnlichen) Orten.
Leider ist THE AGENCY ein kalter Fisch, ein spröde und distanziert erzählter Ablauf von Geheimdienst-Klischees, der sich die lebens-müde Introvertiertheit seiner Hauptfigur zu eigen macht und ansonsten komplett "style over substance" geht. Der Brutalismus der gezeigten Architektur entspricht der Inszenierung, eine freudlose Schwere möchte Drama sein, ist aber nur Beton. Auch eine Ernst gemeinte Serie muss dem Zuschauer Spaß machen, darum – nix für uns.
Until I Kill You
Wir mögen Shaun Evans, wir mögen Anna Maxwell Martin – und dieses Tauziehen zwischen einer verunsicherten Frau und einem möglichen Serienkiller hatte alle Zutaten, um uns vier Abende zu verkürzen. Based on a true story:
Leider ist "based on a true story" hier auch das Problem. Das Leben ist nie so perfekt strukturiert wie ein guter Film, und Menschen handeln nie so stimmig wie Figuren in einem Drehbuch. Um bei der Wahrheit zu bleiben, muss UNTIL I KILL YOU immer wieder Monate überspringen, seltsame Brüche der Figuren ausblenden, und am Ende der echten Delia glauben, was sie in einem Buch zu den Ereignissen verarbeitet hat. Das gesamte Konstrukt mag authentisch sein, aber als vierteilige Miniserie strapaziert es die Erwartung, was eine Miniserie leisten muss. Wir haben nach zwei Folgen beschlossen, es gut sein zu lassen.
Return to Paradise
RETURN TO PARADISE ist der zweite Spinoff der populären Krimiserie DEATH IN PARADISE, die mittlerweile den fünften Hauptdarsteller präsentiert hat und von der schon BEYOND PARADISE ausgekoppelt wurde. Leichtgewichtige Krimis mit sympathischen Charakteren und einem Humor, der die wöchentlichen Morde eher als kurios denn als grausam präsentiert:
Ich gestehe: Das ist uns zu dünn. PARADISE und Dauerläufer wie MIDSOMER MURDER sind das britische Äquivalent zu den ROSENHEIM COPS und DERRICK. Nie wirklich clever geschrieben, nie mit wirklich ausgesuchten Settings oder überraschenden Konstellationen. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut genug, um unsere limitierte Lebenszeit zu investieren.
Perfekt verpasst
Ich liebe Bastian Pastewka und beneide ihn um alles, was er machen darf (PASTEWKA, KEIN MUCKS!, WIEDERSEHEN MACHT FREUDE). Ich halte Anke Engelke für eine begnadete Comedienne und unterschätzte Schauspielerin, deren Ladykracher-Sketche ich heute noch auf YouTube gerne anschaue. Auch zusammen sind die beiden unschlagbar:
Dementsprechend hatten wir große Erwartungen an die Dramedy PERFEKT VERPASST, die in der Heimatstadt der LvA gedreht wurde:
Nach zwei Folgen mussten wir uns allerdings eingestehen: es zündet nicht. Die Idee ist auf dem Papier vielleicht drollig, sorgt aber dafür, dass Pastewka und Engelke sich nicht begegnen dürfen. Ihre separat erzählten Handlungsstränge klingen immer besser als ihre Umsetzung, die drolligen Charaktere leben ihr Potenzial nie wirklich aus. Bemerkenswert fand ich bestenfalls Pastewkas Fähigkeit zu echter Emotion als geschiedener, mitunter verzweifelter Vater. Er hat Momente, die tatsächlich ans Herz gehen. Insgesamt war uns das aber zu wenig, um den Rest der Staffel auch noch zu schauen.
So, und nun dürft ihr mir widersprechen. Denn was weiß ich schon?!
Danke für die Info zu The Agency, auch wenn ich immer noch das Bedürfnis verspüre sie mir ansehen zu wollen, irgendwann.
Perfekt verpasst fand ich aber unterhaltsam und habe es gerne gesehen. Auch gerade und weil ich ca. 14Jahre in Marburg gelebt habe. Das Location raten war mitunter das spannendste.
Keine SciFi oder Fantasy Serien? Da gab’s ja mMn doch durchaus interessante Dinge (Fallout, Three Body Problem) und Einiges, das – vorsichtig gesagt – zumindest auf geteilte Meinungen gestoßen ist (Dr. Who, Rings of Power, The Acolyte).
Nix davon gesehen, war aber auch an nix davon überhaupt interessiert. Als mein persönliches "not to watch" werfe ich mal The Acolyte in den Raum.
"Dune: Prophecy" möchte ich nachdrücklich als "Not to watch" brandmarken. Und "Star Trek: Discovery" – aber das ist ja eh klar.
(Und das offenbar allseits beliebte "Rentierbaby", was mir jedoch überhaupt nicht gefallen hatte)
Ich liebe die Vorlage, auf der "The Agency" basiert, Le Bureau des Légendes.
Äußerst dichte, zurückgenommene Thriller-Serie, die kaum Action braucht und trotzem einen Cliffhanger nach dem anderen produziert. Kritiker beschrieben sie als beste Serie, die je in Frankreich produziert wurde. Das kann man diskutieren, sie hat Schwächen, aber trotzdem: grandios. Als ich den generischen Trailer der amerikanischen Neuverfilmung sah, dachte ich, die haben das Original entweder nicht verstanden oder nicht gesehen.
Ich mochte das Pastewka/Engelke-Ding anfangs auch nicht recht, fand’s aber im Lauf der Staffel zunehmend sympathischer werdend. Empfehle dranzubleiben.
Perfekt verpasst: Einspruch. Wir wollten es lieben. Wir haben es in 2 Sessions gebinged. Und waren uns einig: mit jeder Folge wurde das noch schöner. Ist so ähnlich wie mit Kalkofe. Man denkt "Dem würde ich treu bleiben, auch wenn er zwischendurch mal weniger Qualität liefert". Passiert aber nicht.