Filmkritik zum Frühstück (6):
CRIME ZONE
Themen: Film, TV & Presse, Neues |
USA 1988. Regie: Luis Llosa. Darsteller: David Carradine, Peter Nelson, Sherilyn Fenn, Michael Shaner, Orlando Sacha u.a.
Story: In einer Zukunft, in der die Menschen von einem faschistoiden Polizeistaat geknechtet und in strenge Kasten unterteilt sind: Polizist Bone verliert seinen Job und verliebt sich in die Sexarbeiterin Helen, was eigentlich streng verboten ist. Im Auftrag des mysteriösen Jason sollen sie eine Diskette (eigentlich eine Platine) stehlen, um sich damit die Flucht in einen liberaleren Staat zu verdienen.
Kritik: CRIME ZONE (1988) ist für mich der direkte Vorläufer des "Future Crime"-Double Features FUTURE FORCE (1989) und FUTURE ZONE (1990) mit David Carradine. Elemente von BLADE RUNNER, ROBOCOP und TERMINATOR werden skrupellos gemopst und mit blinder Willkür durcheinander geworfen. Die Zukunft ist Nacht, Neonröhren und permanenter Regen. Das alles nimmt schon sehr deutlich die Zeit der "direct to video"-Actionkracher im Stil von CYBORG COP vorweg und hätte in den frühen 90ern vielleicht noch mehr abgeräumt.
Tatsächlich war ich während der ersten halben Stunde überzeugt, statt einer verdient vergessenen Gurke eine unfair diskreditierte Perle ausgebuddelt zu haben. CRIME ZONE nimmt sich (nach einem komplett überflüssigen Prolog, der womöglich nur wegen der notwendigen Action nachträglich gedreht wurde) ausreichend Zeit, eine spannende Dystopie zu entwickeln, in der die unteren Schichten begierig darum kämpfen, "hochgestuft" zu werden, um sich ein erträgliches Leben und das Recht auf Liebe und Fortpflanzung zu verdienen. Bone und Helen – das ist die klassische "wahre Liebe" auf der Flucht vor dem System, siehe auch 1984 und FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT.
Besonders zwei Aspekte heben CRIME ZONE dabei aus der Vielzahl ähnlicher Billigproduktionen heraus. Das ist zuerst einmal die visuelle Inszenierung, die uns erstaunlich plastische, farbsatte Bilder präsentiert, mit denen diese futuristische Welt kostengünstig illustriert wird. Ich habe ein paar Beispiele zusammen gestellt:
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Die Locations des in Peru gedrehten Films werden dabei immer wieder attraktiv in Szene gesetzt und lassen den Film größer wirken, als er ist. Hier kann man schon ahnen, dass Regisseur Llosa nicht ewig in der B-Movie-Hölle steckenbleiben würde – er drehte in den 90ern SNIPER, THE SPECIALIST und ANACONDA.
Das zweite Pfund, mit dem CRIME ZONE wuchern kann, wiegt nicht weniger:
Sherilynn Fenn, als "sexy bombshell" vor TWIN PEAKS noch zwischen Horror, Science Fiction und Erotik oszillierend, ist von der ersten Sekunde an der tatsächliche Star von CRIME ZONE mit erheblich mehr Charisma als der "Held" Peter Nelson oder der gelangweilt wirkende David Carradine. Sie strahlt Verletzlichkeit und Sinnlichkeit aus, die in den 90ern ihre Markenzeichen werden sollten. Sie ist besser als der Film und trägt ihn teilweise mit.
Es hilft aber alles nichts, denn CRIME ZONE baut in der zweiten Hälfte ziemlich ab – kein größeres Ziel wird gesetzt, kein Hindernis definiert, kein Bösewicht glaubwürdig motiviert. Der Film verkommt zu einer Abfolge von mageren Einbrüchen und Verfolgungsjagden, unterbrochen von Streitereien mit zu viel Exposition und Konflikten, die wir sehen möchten, statt sie erzählt zu bekommen. Ist die Beziehung von Bone und Helen einmal etabliert, fällt sie auch völlig aus dem Fokus. Statt zum Finale aufzudrehen, wird das Geschehen immer belangloser und beliebiger. Man wünscht sich einen Terminator oder ein Alien herbei.
Manchmal wirkt CRIME ZONE, als hätte der Drehbuchautor nach der Hälfte hingeworfen und die Beteiligten am Set hätten sich bemüht, den Film ohne Skript irgendwie zu Ende zu bringen. Vielleicht hat aber auch nur wieder Produzent Roger Corman nach drei Wochen das restliche Budget halbiert, um fix einen weiteren DEATH STALKER-Heuler in Argentinien zu drehen.
So verschenkt CRIME ZONE das Wohlwollen, das er sich der ersten Hälfte verdient hat und ist am Ende doch nur wieder austauschbares Videotheken-Futter – wenn auch ein "must see" für Fenn-Komplettisten.
Fazit: Ein zu Beginn netter B-Movie-Abklatsch von BLADE RUNNER und 1984, der in der zweiten Hälfte aber in Plotlosigkeit und mangelnder Motivation der Charaktere versumpft. Bonuspunkte für die gute Kameraarbeit und Sherilyn Fenn.
Ich bin mir sicher das VHS-Cover mehr als zweimal in der Hand gehalten zu haben. War das der wo eine Gang "The Fuckups" genannt wurde?
Genau.