Fantasy Filmfest 2024 (33): TWILIGHT OF THE WARRIORS: WALLED IN
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |Hongkong 2024. Regie: Soi Cheang. Darsteller: Louis Koo, Sammo Kam-Bo Hung, Richie Jen, Raymond Lam
Story: Chan Lok-kwan reist auf der Suche nach einem neuen Leben in den 80ern illegal nach Hongkong. Der exzellente Fighter gerät schnell mit dem Triaden-Boss Mr. Big aneinander. Er flüchtet in die “walled city” und wird ein Protegé des Gangsterbosses Cyclone. Doch das Geheimnis um Chan Lok-kwans Herkunft bringt das gesamte Machtgefüge der Stadt ins Wanken und bald kommt es zur entscheidenden Schlacht um die Zukunft der “walled city”…
Kritik: Das Programmheft verrät uns:
Actionfilm, der sich nicht nur auf das Hongkong-Kino dieser Ära, auf John Woo, Ringo Lam, Tsui Hark und Johnnie To bezieht, sondern das Beste des Actionfilmschaffens jener Zeit auf knapp zwei Stunden verdichtet: Im engen Rahmen des Schauplatzes spielt sich alles ab, was modernes heroisches Blutvergießen zu bieten hat. Freundschaft, Verrat, Loyalität, Rivalität, Ehre, Leben, Tod.
Den ist wenig hinzu zu fügen: TWILIGHT OF THE WARRIORS ist die volle Packung. Ein Gangster-Melodram vor einer sensationellen historischen Kulisse, Männerbund-Kitsch in bester HK-Tradition, Schaulaufen der alten und neuen Action-Elite, schmerzhafte und ausgiebige Klopperei durch Stockwerke und Fensterscheiben. Und zum Ende entpuppt sich einer der Fighter dank “spirit force” auch noch als unverwundbar. Weil’s dann auch schon egal ist.
Normalerweise hätte ich vorab gesagt “yay, vom Regisseur von LIMBO“. Aber das bedeutet ja auch “oh Gott, vom Regisseur von MAD FATE“. Bei Soi Cheang bin ich mittlerweile vorsichtig geworden.
Von der ersten Sekunde an ist TWILIGHT OF THE WARRIORS durchdrungen von einer tiefen Liebe zum klassischen Hongkong-Kino, zum blutspritzenden Melodrama des frühen John Woo und von Ringo Lam. Er versteht die Mechanismen – aber auch, wie sie zu modernisieren sind. Die CGI hilft dabei, die vor 30 Jahren abgerissene “walled city” zu neuem Leben zu erwecken – und den Altstars Fights zu ermöglichen, zu denen ihre malträtierten Knochen nicht mehr fähig sind (Sammo Hung ist 72).
Wer kritisiert, dass das alles schon sehr durchsuppt von Kitsch und Pathos ist, hat die Quintessenz des Hongkong-Kinos nicht verstanden. Die absurde Verherrlichung der kriminellen Enklave, die fast homoerotische Überzeichnung von Männerfreundschaften, die ständige Schließung und Aufkündigung irgendwelcher Pakte – das hat Tradition. Das muss so.
Dass dabei ein paar Nebenfiguren und Subplots unterentwickelt bleiben – geschenkt. Lieber zu viel als zu wenig, wie mein Opa immer sagte.
Wer noch nichts von der “walled city” gehört hat, kann sich hier weiterbilden:
Soll wohl der Beginn einer Trilogie sein. Ich bin dabei.
Fazit: Ein “best of” des klassischen und modernen HK-Kinos, das Altfans wie Neulinge zu begeistern weiß eher zu viel als zu wenig bietet. 9 von 10 Punkten.
Vielen Dank für die ganze Rutsche an Reviews!
Eventuell werde ich danke der Tipps für München noch das ein oder andere Ticket für mich nachlegen. Und schön, dass das Festival nach den ersten schwachen Tagen wohl doch noch in die Spur gefunden hat!
Wie immer danke für die Reviews. Musste ja leider die letzten Tage passsen.
Machst Du noch eine Nachbetrachtung des Festivals?
Ein knallhartes Gangster-Epos mit viel Drama und viel Fratzengeballer vor beeindruckender Kulisse. Es wirkt tatsächlich nicht nur wie eine Liebeserklärung an das 80er Hong Kong Action-Kino, sondern auch an den Slum selbst. Schon erstaunlich wie sich präsent die Kowloon Walled City über die Jahre in der Popkultur geblieben ist. Und auch wenn sie inzwischen nicht mehr existiert, bringt TWILIGHT OF THE WARRIORS sie so greifbar mit all der Schmutzigkeit und all den Details zurück.
Mal wieder ein würdiger Rausschmeißer für das FFF.
Ach ja: Auch von mir vielen Dank für all die Reviews in diesem Jahr wieder!