Fantasy Filmfest 2024 (24): STRANGE DARLING
Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |USA 2023. Regie: JT Mollner. Darsteller: Willa Fitzgerald, Kyle Gallner, Barbara Hershey, Ed Begley Jr.
Offizielle Synopsis: Eine Wiese in der heißen Sommersonne. Eine blonde junge Frau taumelt aus dem angrenzenden Wald und rennt um ihr Leben. Hinter ihr ein Mann mit einem Gewehr. Wenig später flieht die Gejagte in einem roten Sportwagen und der Mann ist ihr immer noch auf den Fersen. Er schießt. Sie überschlägt sich, flüchtet ins Dickicht. Er folgt ihr. Die Frau stößt auf ein einsames Haus und trommelt verzweifelt gegen die Tür …
Kritik: Nur in der Welt der FFF-Programmheftschreiber ist die legendäre Gurke Ford Pinto ein “Sportwagen”. Und etwas mehr als die erste Szene hätte man hier durchaus auch beschreiben können.
Aber dafür habt ihr ja mich. RJ hat in der Bar eine junge Frau aufgerissen. Der Trip zum Motel endet allerdings nicht mit einem unverbindlichen Fick, sondern einem eskalierenden Powertrip zwischen den Beteiligten, der böse enden wird.
Erzählt wird STRANGE DARLING in sechs “Kapiteln”, die nicht chronologisch präsentiert werden (3, 5, 1, 4, 2, 6, wenn ich mich recht erinnere). Das ist der Gimmick und gleichzeitig das Problem. Anders als Filme wie MEMENTO und PEPPERMINT CANDY dient die Auflösung der Chronologie keinem höheren dramaturgischen Ziel, sie soll lediglich einen wichtigen Twist verschleiern. Das klappt nur so Mittel, denn ich habe Wortvogel-Stammkommentator Goran nach drei Minuten Laufzeit den Twist als “Arbeitshypothese” zugeflüstert.
Damit befindet man sich in einer Situation wie bei SIXTH SENSE: ahnt man, dass der Willis tot ist, lässt es dem Rest des Films die Luft ab und kastriert das Ende. Bei STRANGE DARLING ist das erfreulicherweise nicht so, denn der Twist ist zwar interessant, aber nicht Sinn und Zweck des ganzen Films. Die Spannung baut nicht darauf auf, dass man den Twist nicht kennt. Er ist nur ein Taschenspielertrick.
Und so wird STRANGE DARLING in der Folge auch immer spannender, eskaliert den Kampf zwischen “dem Dämon” und “der Lady” bis ins Absurde, aber auch immer Schmerzhafte. Weil es mehr ist als ein Kampf Mann gegen Frau – es ist ein Kampf Männlichkeit gegen Weiblichkeit, rohe Kraft gegen skrupellose Cleverness.
Das allein würde schon für satte 7 oder 8 Punkte reichen, aber einen Bonus-Punkt verdient sich STRANGE DARLING mit der Konfrontation der beiden Protagonisten auf dem Motel-Bett. Das ist ein exzellent beobachtetes “powerplay” zwischen Geilheit und Kontrollverlust, Consent und Missbrauch, Transgression und dem verzweifelten Versuch, über die Körperlichkeit einen menschlichen Kontakt herzustellen. Diese Sequenz alleine könnte ganze Doktorarbeiten füllen.
Never stick your dick in crazy – der Film.
Kleine Mäkelei: Das Ende hätte man um ein, zwei Minuten straffen können.
Fazit: Mehr als ein exzellent gespielter Jäger/Gejagter-Actionthriller – ein knalliger Krieg der Geschlechter. Bescheuert sind sie alle. 9 von 10 Punkten.
Wow, ok. Den hab ich leider verpasst – aber werde defninitiv die Augen nach ihm offen halten.
Lustigerweise haben sogar die Jungs von RedletterMedia dem Film eine gesonderte Besprechung bei HALF IN THE BAG gewidmet. Wahrscheinlich, weil sie Fans von Kyle Gallner sind.